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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Kunstausstellung in Amsterdam, [1]
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0058

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Kunstmtterricht uud Kunstpflege. — Sammlungen und Ausstellungen.

106

W5

^ Stillleblm sein kann, so klar ist es doch auch, wohin
wcnn die Phantasie und Darstellung durch
tt>ge Grundanschauungcn vom krastvoll Belebten,
^ ^Kergeivith^^jch^ u,w Flüchtig-Gcwaltsamcn ab und
^ Lauen, Gemüthlichen, Gewöhnlichen hingedrängt
War man denn in der guten großen Zeit nicht
tdcker, kraftvoller, bewegter als jetzt? Das betreffcudc
gcgm Gcnre gesctzt, hätte man damals sagen
^ttien, was ein Recenscnt der Wiencr Ausstellung im
ogensatz zum Blutdurst dcr Franzvscn über die Gc-
/"hllchkcit der Holländer bemerkte, daß man auf jerem
»iveii^, »^ritten Bilde dcr Holländcr cssen sähe? Nun,
mn sgh diesmal nicht so viel, aber der Aufwand
n Erfindung war nicht groß. Verfolgen wir das
^iagte auch iu's Thicrbild. Ruhe ist sehr nützlich für
^/kkkichl- und Hausvieh überhaupt. Aber in der Malc-
"'E eher davon zu viel des Guten sehen.
ar hj,-,. xj,^ Zlction bei all dcn Thicren? Schoben
^ Ochscn schnaubend den Pflug durch die Brache,
^agcn hicr die Pferde in's Gcschirr, stob hier Roß
^ Hund Lbcr die Haide, war hier Flucht, Kampf,
"kh, Muth, List u. s. w. repräsentirt? Wäre nicht
schwachcs nicht-holländisches Bild dagcwcscn, so
^ke nian, wenn ich nicht irre, in der ganzcn Aus-
cllung ltin cinzigcs galoppircndes Pfcrd geschcn. Dic
^chschniltlich trcfflichcn Kuhbilder zeigten uns, wie die
) ^hc zum Mclken odcr nach Hausc gehen; die Schaf-
^ — uud es gab Schafbilder, um die HLnde vor

kttldcx

crivunberung darübcr zusammenzuschlagen, welcher Geist
^ttn eigentlich riese Vorlicbe für das Wollvieh für diese
usstellung inspirirt habe —. nun dic Schafbilder zcig-
nur eine Ausnahme von der gewöhnlichen Ord-
2^3, die sich für wohl behütete Schafe ziemt. Einc
. ^Uie hatte wirklich Schafe in Angst barzustcllen unter-
c>nmen, so wcit die Düstcrniß dcs abendlichcn Vor-
^ugs das erkenuen ließ. Wir schmeichcln uns, schließ-
> auch in dieser kühnen Ausnahme von der Regel
tt Grund erkannt zu haben, warum die Kommission
'cs Bild mit dcr goldncn Medaillc gekröut hat. Bis
^ dieser etwaige Grund nicht einficl, blieb uns das
der Kommission so räthselhaft, wie allen Andcrn,
c wir sprachcu. Dicselbe Dame hatte auch eincn Hund
eine Katze in Aufregung gegen einander gemalt
2^ 6nnz gutes Bildchen, nach dem wir uns mit der
^c>l etwas von der Malerin versprechen und in dem wir
^ kr Talent als in dem Schafbilde wahrnehmen), auch
^ Pnicum hinsichtlich der Darstellung von thierischcr

^ ) Jn der holländischeu Poesie steht einer ähnlichen Strö-

k>>e das sogenamite Verstaudesmäßige, für andere Völ-
d»s-^ irivial Erscheinende liebt, noch daS Pathos gegenüber,
ksen fremde Macht aber die holländische Malerei abgeschüttelt
' Es handelt stch hier natürlich nicht um die Ausnahmen,
c Nochaials bcmerkt werdeu mag.

Aufregung. Erfrculiche Friedfertigkeit herrschte selbst bis
zu den jungen Hühnchen hcrunter. O all ihr großen
Maler des Thieres, auch in der Kraft und Erregung,
wie sehr ward euer Vorbild vermißt; wie gut wäre ein
Gegcugewicht gegen all diese Gemächlichkeit gewesen!

Jn der Historienmalerei sind für ganze Zeiten
und Schuleu dic schädlichen Wirkungcn des Ghps-
modells und der steifen Aktzeichnung bekannt. Jm
holländischcn Genrcbild z. B. bewirkt die Lchrc und
Auffassung von der Naturwahrheit eine große Be-
schränkung. Die große niederländische Kunst kannte eine
solche nicht. Sie studirte fleißig. Dann schaltcte und
waltete sie freier und zeigte sich somit kühner und
lebeudiger. Eiu Hauplgebvt dcs künstlcrischcn Katcchis-
1 mus, behauptcn wir, ist in Holland zu sehr zum einzigen
Gcbole gemacht wordcn. Nubcns, Jordaens, Snhders,
Brouwer, Hals, Rembrandt, Dow, Jan Stcen,
Wouverman, Hondekoeter, oder wohin wir nun unter
die Großcn greifen wollen, bis zu den jetzigen Meistern,
sie könncn alle dazu dicncn, um die „nicdcrländischc"
Tradilion zu reguliren, wenn sie der Art ist, wie wir
sie in dicser Ausslellung fanden. 0. I,.

K»iistil»trrncht mit> Kinistpflegr.

Dic Borlcsungeu im Oesterreichischen Museum haben am
29. Okwber unter großem Andrange des Pubtikums wieder
ihreu Aufang geiiommcii. DaS diesjährige Programm lautct:
Custos Bucher über Mosaik, Prof. Conze über die Aus-
grabuugen auf Samothrake, Custos Jlg über die österreichische
Malerei bis zur Rcuaissance, Prof. Bäumer über römische
BLder, Reg.-Rath v. Falke über das englische Haus, Reg.-
Rath Neumanu über die Edelmetalle iu Kuust, Jndustrie
und Verkehr, Reg.-Rath Exner über die technische Seite des
uordeuropäischen Gewerbewesens, Pros. v. Lützow über Cor-
nelius, Prof. Frisch über die anatomischen Lehreu des BiÄtts.to
äöllu xitturu von Lionardo da Vinci, Custos Lippmaun
über die Eiitwicklung und Gestaltung der Buch-Jllustration
vom 15. Jahrhuiidert bis zur Gegenwart, Prof. Hauser über
die wohnliche Einrichtung des antiken Hauses. Die Vorträge
finden jeden Donnerstag Abend 7—8 Uhr statt.

Sammliiiigeil imd Äiisstelliiilgeii.

eit Fleischmann's pcrmancnte Ausstellung im Odeon zu
München bot schou eine Anzahl von Kunstwerken von theil-
weise eminenter Bedeulung. So Defregger's vielbe-
sprochenen Auszug des Landsturms, ein prächtiges Thierbild
von Friedrich Voltz, eine sehr bedeutende Landschaft aus dem
Nachlasse von Eduard Schleich, Kurzbauer's Ländliches
Fest in Schwaben, einen Amtstag in Schwaben von unserm
Kleiumeister Anton Seitz, ein sehr bedeutendes Bild von
Ludw. Hartmann, nebst vielen anderen Werken bekannter
Münchener Lüeister wie Bolanachi, Benczur, Gysis,
Grützner, Max Schmid, Gabr. Max, Wilh. Dietz,
Natter rc. Später kamen ein paar ausgezeichnete Bilder
von Braith uud Christian Mali, von denen namentlich das
erstere, Schafe an einer vom Witdwasser abgerissenen Brücke,
zu dern Bcsten gezählt werden muß, waS der treffliche Künst-
ler geschaffcn, eine Regenlandschaft von wunderbarer koloristi-
scher Wirkung von Stademann, ganz treffliche Marinen von
Xylander 'und A. Achenbach, eine köstliche Sceuc aus
Victor Scheffel's Ekkehard von Grützner rc., und dermal sind
es namentlich zwei Bilder von E. Mayer aus Graz und von
Bolanachi, welche die Aufmerksamkeit der Besucher besonders
in Anspruch nehmen. Der Erstere, dem Vortrage nach ein
Schüler von Wilh. Dietz, brachte eine Gruppe von drej
 
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