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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Kunstausstellung in Amsterdam, [2]
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Verschiedenes und Inserate
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Nekrolog, — Kunstiinterricht niid Kunstpflege. — Sammlungen und AuSstellungen,

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'37

und eriniiern mchr an dic Bestrebiingen der dcnt-
Noniantiker; nur daß dic vollen salleu Farben
bclgischcn Meistcr älterer Zeit ihin zuin
'^"en Vorbilb dienen. Znhalt und Zcichnuiig isl ih»i
^,»»plsache; Kolorit, Licht nnd Schatten sollcn dienen,
^)t borherrschen. Es ist Rcaktion gcgen das koloristischc
^ "Ntiiiiingsbild und den modernen dramatischcn Realis-
. ^ Dieses nach neuer Gestaltung ringende Bcstrcben
) »ian niit Znlercsic und Frcube; nichts von eincr
^»khaften Umkehr* findet sich dariu. Es wird eine
»eiierung gesucht mit gesundeni Sinn und im Besitz
^her nialerischer Meisterschaft hinsichtlich aller Anfordc-
""gen dcr Tcchnik.

(Schlust solgt.)

Ntlu olog,

bes Hcß, 'l" ^on den drei kunstgewandtcn Söhncn

der »^micprosessors Carl Ernst Christof Heß iu Diisseldors,
dxx?» Jahre l8l)8 nach München überstedelte, ist nuu auch
»?te, Carl, heimgegaugen. Scine berühmteren Brüder
Dc/„»»b Heinrich sind schon früher aus dem Lebcn gcschiedcn,
Z^ater, eiu ehcdem hochgcachtcter Stccher, wünschte, dcr
teriix Sohn sclle gleich ihm Stichcl und Nadel sühren
a»,,^»' »»^ l»3te sich auch, wcnn auch ohne tiefere Nei-
Hs. tt- Willcn des Vaters. Ein hübsch radirtes Blatt nach

»>id w t»tckte schöne Hosinungen. Bald abcr lcgte Carl Stichcl
'eiii m Scite und griss nach dem Pinsel, wobci ihm

P^,,,hwuder Petcr und dcr trcssliche Thiermaler Wagenbancr
»ii churden, Jn der Schilderung des heiteren Lebens
»,,d , hirge stand er neben den bestcn Kiiiistlern sciner Zeit
Ns , tslue zahlreichcn Gcnre- und Thierbilder sind voll inncrcr
»kheit, Charakterfüllc und Poesie.

K»nli»»ttllicht »iid Kiuilipsitgr.

'ain,^ ^' Dcutsche Denkmälcr. Jn ber Abgcordnctcn Ber-
^ »ilung dcs Vcrbandcs Deutscher Archileklen- und Jngcniciir-
welche am 2l.und22, Scptbr. d. I. zu Berlin tagtc,
laim »»»» »» Fl'uga behandelt: „Was kann Scitens dcs Ber-
»Nd ii A^chahen, um die Jnvenlarisirung, Vcröffentlichung
kört, 'flterhaltung der Baudenkmäler im Deutsche» Rcichc zu
»ea,/»?" Nach cingehender Berathung wurde eine Kommisslon
rxgjUlagt, einc Dcnkschrift zu verfasscn, welche an dic Reichs-
djx ^Ulig mit der Bittc gcrichtet werdcn soll , „dieselbe wollc
h,s,^chafsung eincr Ccntralstellc für Jnvcntaijsirung nnd Er-
l»ng pxx Deutschen Denkmäler in's Auge sasscn."

Zllmmtl»lgeil nnd Änssirllungrn.

a„- ^ Münchcner Kunstverein. Unter dem Genre nabm
öevor » '^hsen Wochcnausstellungen das Rococo-Genre eine I
iiig,.:i»gte wtellung cin. Es wird hier von eincr Reihc
lger Künstler kultivirt, untcr denen wohl Koerle an erster
>e^»s,!» nennen wärc, Der treffliche Künstler, dessen „Blnmen-
veri» 'ch jlingst gebühreudes Lob spendete, war diesmal nicht
'o>vi- Z- Dagcgcn hatten C. M. Roß uud Heinr, Lossow,
br<>/. Horpser die Ausstellung gleichzeitig beschickt, Roß
»er x^"ne im Sosa lesende, weiß gekleidete Damc im Kostüme
o°c°v - » Kaiserzeit, grifs also elwas über die eigentliche Ro- ^
schL,N°de hinaus; er versteht es mit wenigen Zügen anf's !
»»riii', ^» charakterisiren und den Beschauer dadurch lebhaft
'orai"/.' ' Dabei ist seine Zeichuung klar nnd scin Vortrag

lvaz ,»P, phne Lngstlich zu erscheinen, Lossow's „Jch thue
»der »»"", eine junge schöne Dame, die ihrem Verehrer
gij^-,,^»tten entschiedenste Opposition macht, wllrde einen noch
8er s.^/eu Eindruck machen, ständen dic beiden Figuren weni-
Nabm '» gkeichmäßiger Entfernung von einander und vom
»nen, Jndividualisirullg und Technik aber licßcn nichts I

zu wünschcu übrig. Breling, ohue Zweifel ein Schüler dcs
trcfflichen Wilh. Dietz, führt iu seinem „Spion" den Beschauer
in die Zeil dcs drcißigjährigen Kriegcs zurück nnd ahmt seiuen
Meister auch darin nach, daß er sich bci aller Frciheit des
Vvrtrages eines ungewöhnlich spitzen Pinsels bedicnt, Viel
gcsunden Humor entwickelte Pocckh iu seinem „Dai'ilni keiue
Feindschaft nichl!" bezeichneten, recht sauber ailsgcsührten Bilde,
auf dem eiu zu Arrest gebrachter Herumtreiber dem Polizei-
diencr beim Eintritt in's Hastlokäl noch gutniüthig eine Prise
anbietet. Ludw, Thi e rsch hat für die „glücklichen Stitiideu"
eines jungen Paares, wie mir scheint, etwas gar zu große Maß-
verhältnisse gewählt. Für diese großc Lciiicwand ist der Ge-
danke weitaus nicht bedeutend genug. I. Brandt'S
„Vedctte", polnische leichte Kavallerie des 17, Jahrhundcrls,
zeigt alle Vorzllge dieses reich begabteu KUnstlers, doch ist die
Lilstperspektive im Mitlclgcnnde des Bildes in dcr Weise miß-
ralhen, daß man nicht weiß, ob dcr Soldat dort übcr odcr
hinterdein imVordergruiidebefindlichen steht, Math. Schmidt's
„Gratnlant" möchte ich nicht gerade den besten Arbeitcn dicses
Künstlers beizählen, doch verleugnet sich auch hier das eminenle
Talent nicht, das ihm so vicle Freunde erworben hat. Jch
batte dieser Tage Gclegenheit, ein nahcm vollcndctcs größerc«
Bild Schmidt's zu schen, desscn Stoff wieder dcm Baiiernlcbcii
sciner Heimath entnommen ist. Es verspricht nach alleu Sei-
ten hin ein Kapitalbild zu werden, — Das Thiergenre war
dnrch „Hiind nnd Katze" von Schm itzbcrger glänzcnd vcr-
trelen, und von den ausgestellten Landschasten möchte ich Will-
roider's krästig bchandcltes, koloristisch werthvollcs „Motiv
aus Kärnten", G. Ullick's lieblichc „Partie bci Ruhpolding
mit dcin Sonntagshorn" und die „Mühle am esonnwcndjoch"
vo» Köhnholz ncnncn. wcnngleich letzteres Bild an eincr gc-
wisscn Uiiruhe leidct.— Das Porträt war durch das von Gugel
charakteristisch gemalte Bildniß deS Erchischofts k)r. Goold vou
.Melbourne in Austiälien würdig vertreten. — Auch die Plastik
bot Namhaftcs. Zllnächst cine mit vollendeKm Rhtzthmils
ausgebaute Bruiinengiuppe von Vk, Wiese in Berlin,
Der Hauptstadt des deutschen Rciches gebürt der Bortritt in
dcr Plastik, wic München iu der Malerci und Wicn in der
Architektnr. Gleichwvhl bleiben die bedcutendstcn Weikc der
Berliner Bildhaucr in SUddeulschland unbekannt. Um so cr-
fi'cnlicher ist es, wenu ein solcher ausnahmsweise eiuc süd-
deutsche Ausstellung und noch dazu mit einem so tllchtigcn
Werke beschickt. Max Wiese scheint zu dcn noch jüngeren
Kllnstlern zu zählen, und das abfällige Urtheil, das die Bcrliner
Kritik vor ein paar Jahren über seine Theilnahme an dcr
Koiikurreiiz zurn dortigen Goethe-Dcnkinal fällte, erwcckte kcines-
wegs gllnstige Hoffnungeii, Jndcß schcint Wiese seine Zeit
gul benutzt ;u habe». Seine auf der Muschcl schwebcnde Göltiu
der Schönheit verdient diesen Naincn nicht blos durch dcn
Adcl ihrcr Züge, sonderu auch durch dic idcale Aninuth ihrer
weichcn Körperformen. Zu ihreu Füßen sitzen köstlichc Amo-
retten, Die lebensgroße Gruppe biclet von keiner Scitc eine
auffällige Schwäche uud zeigt eiue Sorgfalt und Gewandtheit
in der Durchbildung, die jedem vielgenannten Künstler Ehre
machte. Auch die Ausführung in Erz, wenn ich nicht irre
broncirtes Zink, läßt nichts zu wünschen übrig, Unler den
moderilen Porträtplastikern wird es jetzt Sitte, den Griliid-
sätzen ihrer Kunst zuwider, den Glanzpuiikt der Augen plastisch
durch eine stiftähnliche Erhöhung in der vcrtiefteu Jris anzu-
deuten. Zu diesem Mißgriff ließ sich auch Strackovsky
in seiner sonst gauz gutcii Büste des Königs Ludwig II, ver-
leiten, die dadurch nur verliert.

L, Düffeldorf. Die Ausstellung von Ed, Schulie ent-
bielt jüngst ein vortresfliches Gemälde von Rudols Jordan,
welches sich den bekannlen Darstellungcn dieses Kllnstlers aus
dem Seemannsleben würdig anreiht. Es betitelt sich „Nach
durchwachter Nacht" und zeigt die junge Gattin eines Schisscrs,
die am geöffnelen Fenster am Lehnstuhl sitzt und thränendeu
Auges hlnausschaut aus das wcite Meer, ob dcun noch iminer
nicht das ersehnte Boot sichtbar werden will, welcheS ihr deu
gelicbteu Maun zurückbringen soll, Sorglos schläft das Kind
nebeu ihr in der Wiege, und das Licht de« erwachenden Tages
kontrastirt in wirksamer Weise mit dem Schein der herunter-
gebrannten Kerze, wodurch die poelische Stimmung des Ganzeu
iioch wescntlich gchobcn wird, So einsach das Motiv im
Gaiizen auch isb, so fessclnd erschcint es durch die siuurciche
Anffassnug und trcffliche Behandlung, die bci jedem Beschaucr die
 
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