Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

DOI Artikel:
Das deutsche Gewerbemuseum (Auszug aus dem Jahresberichte für 1874), [1]
DOI Artikel:
Verschiedenes und Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0387

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
763

Nekrologe. — Kunsthistorisches.

764


Der Gesamintbestand der Sammlung betrng
am Schlusse des Jahres 1874 ca. 11,670 Stnck. Hiezu
kvmmt noch: eine große Reihe von Doubletten, bestimmt
für Wanderausstellungen und Unterrichtszwecke, sowic
zum Austausch und zur Abgabe an Provinzial-Samm-
lungen.

Daneben gcht ein wechselnderBestand entliehener
Gegenstände (Leihgaben), der bei der immer zunehmenden
Bollständigkeit der eigcnen Sammlungen zwar an Be-
deutung verliert, jedoch dnrch besondcrs seltene und werth-
volle Stücke von großer Wichtigkeit sein kann.

(Fortsetzung folgt.) ,

Uekl ologc

6. Karl Albert Krüger, königlich prensüscher Geheimer
Regierungs- und Baurath und Mitglied des Kuratoriums
der königl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf, ist auf der Rück-
reise aus dem Secbad Norderney am l9. Juli d. I. in
Wesel gestorben. Die bedeutenden Bauwerke, die er wäh-
rend seiner amtlichen Stellung im Düsseldorfer Regierungs-
bezirk auszufüh«n hatte, und seine mannigfachen Beziehungen
zu den künstlerischen Verhältnissen Düsseldorfs, namentlich
soweit sie.die Akademie betreffen, lassen es nicht ungerecht-
sertigt erscheinen, ihm auch iu diesen Blättern einige
Worte ehrender Erinnerung zu uüdmen. — Krüger wurde
geboren den 23. Februar 1803 in Potsdam, wo sein Vater
Oberhofbaurath war. Seine Ausbrldung erhielt er aus der
Bau-Akademie in Berlin und restaurirte dort sodann uuter
Leitung des Geh. Ober-Bauraths Moser die Werder'sche
Kirche. Jm häufigen Verkehr mit der Familie Schiukel's
hatte Krüger das Glück, diesem bedeutenden Manne näher
zu treten, was auf seine ganze Entwicklung nicht ohne die
vortheilhafteste Einwirkung blieb. Nach zurückgelegtem Staats-
examen ging er im Sommer 1826 an die Merseburger Ne-
grerung, um sich praktisch im Wasser- und Wegebau auszu-
bilden und baute einige Jahre an oer Muldenbrücke in Eilen-
burg. 1828 wurds er nach Erfurt versetzt, wo er eine Bau-
Jnspektion verwaltete, bis er 1831 als königl. Wegebau- i
meister nach Oppeln in Oberschlesien kam. Drei Jahre später ^
zum Bau-Jnspektor daselbst ernannt, führte er achtzehn Jahre
in dieser Stellung ein thatenreiches, aber mühevolles Leben.
Mit seiner Beförderung zum Regierungs- und Baurath in
Düsseldorf, die 1852 erfolgte, beginnt für Krüger eine über-
aus vielseitige und erfolgreiche Thätigkeit. Er leitete den
großartigen Restaurationsbau des alten Doms in Lanten,
der zwölf Jahrc in Anspruch nahm, und führte die Iteubauten
der großen Postgebäude in Crefeld, Gladbach und Düssel-
dorf und die Landgerichtsgebäude in Düsseldorf, Essen und
Wesel aus, denen sich die Ausbauten des Gymnasiums in
Kempen, verschiedener kleiner Kirchen und des Flügels des
Akademiegebüudes in Düsseldorf, der für das Museum der
Gypsabgüsse uud die Landesbibliothck bestimmt war, so wie
verschiedene Restaurationsarbeiteu imSchlosse zuSignrariugen,
anschlossen. Als Mitglied des Kuratoriums der Düsseldorfer
Akademie war er gleichzeitig sortwährend bestrebt, deren Jn-
teressen zu fördern und zu vertreten, und auch als auSübender
Künstler bethätigte er sich durch einige vortreffliche Aquarelle,
Darstellungen von Rirchen-Jnterieurs. — Vom Jahre 1873 an
fühlte er seine Kräfte in auffallender Wcise schwinden, so
daß er noch einige Nionate vor seinem fünfzigjährigen Dienst-
jubiläum seinen Abschied nahm. Wiederholte Badereisen
hatten keinen günstigen Erfolg, und die letzte, die er im Juni
d. I. antrat/sollte ihm dsn Tod bringen. Bei der Abreise
von Norderney ereignete sich das Unglück, daß der Wagen,
in welchem er sich mit seiner Gattin befand, umgeworfen
wurde. Krüger fiel in's Wassxr und blieb in Folge seiner
aroßen Schwäche kurze Zeit darin liegen, ohne sich helfen zu
können. Nur mit Anstrengung verinochte er die Rückreise
fortzusetzen und erreichte äm Morgen des 10. Juli Wesel,
den Wohnort einer verheiratheten Tochter. Unterwegs hatte
er schon, durch einen Schlagfluß gelähmt, Sprache und Be-

wußtsein verloren. Ohne seine Lage zu verändern, verbrachte
er den letzten Tag und entschlief kampf-und schmerzlos gegen
Mitternacht. Krüger war ein höchst verdienstvoller Architekt,
der künstlerische Einsicht, feinen Geschmack und vielssitige
Kenntnisse besaß. Er erfreute sich in allen Kreisen der auf-
richtigsten Hochachtung und Beliebtheit und hat sich in jeder
Beziehung ein ehrenvolles Andenken gesichert. Sein erfolg-
reiches Wirken wurde von den Künigen von Preußen und
der Niederlande, vom Fürsten von Hohenzollern u. A. durch
die Verleihung von Titeln und Orden ausgezeichnet und trug
ihm die Anerkennung von Künstlern und Fachkennern ein.
Er hinterläßt eine Wittwe und zwei verheirathete Töchter.

8u. An I)r. Hcrmann Härtcl, dem am 4. August d. I. im
hohen Alter verstorbenen Theilhaber der alten berühmten
Firma Breitkopf u. Härtel, hat die Stadt Leipzig einen ihrer
eifrigsten Kunstfreunde, einen warmen Verehrer und Förderer
alles Schönen und Trefflichen verloren. Mit der jüngeren
Baugeschichte der Stadt ist der Name Härtel's durch das für
ihn und nach seinen Angaben erbaute sogenannte „Römische
Haus"" auf's Engste verknüpft. Zur malerischen Ausschmückung
dieses Hauses, das sich wie eine prachtvolle exotische Pflanze
unter gemeinem Unkraut Platz geschaffen, war bekanntlich
zuerst Genelli berufen zu einer Zeit, als der Meister noch
jung und die Bedeutung seines Talentes nur erst von Wenigen
geahnt war (1830). Die Umstände, welche den Mäcen und
den Künstler von einander schieden, gehören der Geschichte
des letzteren an. Da die gegenseitigen Ansprüche nicht in
Einklang zu bringen waren, blieb das kaum angefangene
Werk liegen. (Vgl. Ztschr. f. b. K. V, S. l l.) Größeren
Reiz verliehen dem Härtel'schen Hause die ein Zimmer des-
selben schmückenden sieben Odysseelandschaften, die Friedrich
Preller hier vom Jahre 1834—36 a tompera ausführte.
(Vgl. Ztschr. f. b. K. Bd. I, S. 18.) Jn neuerer Zeit wech-
selte das Haus seinen Besitzer, jedoch ohne daß ihm dre
Musen abhold geworden wären. Nach einander waren W i s -
licenus und Julius Naus berufen, die von Genelli ab-
qebrochene Arbeit weiterzusühren. Von seinem lebendigen
Znteresse für öffsntliche Kunstpflege hat Hürtel auch in seinem
Testamente Zeugniß abgelegt, indem er dem Museum der
Stadt Leipzig aus seinen Sammlungen eine altitalienische
Marmorgruppe, eine Madonna mit dem Kinde, sodann zwei
Temperagemälde, das eine dem Sebastiano Mainardi,
das nndere dem Sandro Botticelli zugeschrieben, endlich
zwei Aquarelle, zwei Feder- und eine Bleistiftzeichnung von
B. Genelli, außerdem aber noch 3000 Mark zum Ankaufe
von Kartons zu bedeutenden Freskogemälden vermachte.

ünnstlMorischks.

Die zweite Sakristei im Dome zu Schwerin. Jm Früh-
jahr dieses Jahres sollte die an der Südseite des Chores
des Domes gelegene Kapelle, welche nach Archiv-Nachrichten
unter dem Brschofe Friedrich II. v. Bülow (1365—1375) bei
dem Bau des polygonen Chorschlusses, also während der
Vollendung des Domes, im gothischen Baustil von zwei Ge-
wölben Länge und in beiden Stockwerken gewölbt, angebaut
wurde, zu einer zweitsn Sakristei hergerichtet werden. Bei
Abnahme des schadhaften Putzes und der Tünche im April
d. I. entdeckte man, daß die ganze Kapelle nicht nur mit
Ranken, sondern auch mit Figuren bemalt sei. Leider waren
die letzteren durch Wegnahme des Putzes beschädigt, jedoch
gelang es unter Leitung des Domkirchenvorstehers Georg
Voß und des Geh. Archivraths 0r. Lisch, einen großen
Theil der Malereien frei zu legen, welche Zeugniß von einer
hohen Kunstausbildung ablegen, zu den bedeutendsten alten
Denkmälern im Lande zählen und nach den Forschungen
von Lisch der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts ange-
hören. Der letztgenannte Alterthumsforscher hält die Ge-
mälde für die schönsten alten in Mecklenburg, ja vielleicht in
Norddeutschland. Von den figürlichen Darstellungen stellt
das Hauptgemälde in dem gothischen Bogenfelde über der
Eingangsthür dar: die Anbetung der Jungfrau Maria, der
Schutzpatronin und Lokalheiligen des Domes durch die Do-
natoren (Gründer und Wohlthäter der Kapelle). Die ge-
krönte heilige Jungsrau, in blauem Untergewande und rothem
Obergewande, sitzt auf einem Throne von mittelalterlichen
 
Annotationen