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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Verschleppung der Kunstwerke aus Italien
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0363

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715

Nekrologe. — Sammlungen und Ausstellungen.

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vieser das Original zu entdecken, aber es gelang mir
nicht einmal den Photographen zu erfahren, der das
Lichtbild aufgenommen hatte. Dies ist nun ganz und
gar italienische Art, jeden, auch den einfachsten That-
bestand in solchen Dingen möglichst zu verwirren und
zu verdunkeln. Möglich, daß die Statue sich wirklich
noch in Rom befindet; doch scheint es mir weit wahr-
scheinlicher, daß dieselbe bereits ihren Weg in's Ansland
angetreten hat, wenn sie nicht gar schon seit Monaten
in irgend einem ausländischen Museum aufgestcllt ist;
denn unser patriotischer Antiquitätenhändler dürfte sich
ein solches Kunstwerk kaum haben cntgehen lassen."

Nkkiologe.

l(. William H. Baker, amerikanischer Porträt- und Genre-
maler, starb den 29. Mai 1875, zu Brooklyn, im Staat
New-Iork, im Alter von einundfünfzig Jahren. Baker war
seit mehreren Jahren Direktor der Zeichenschulen der „Lrook-
I)'n ^rt-tlssooistivu".

L. Gilbert Burling, amerikanischer Maler und Mitglied
der „H.msi'jos.n 8ooiot)- ok ksintsr8 in >Vstor-6oloi8", starb
am 8. Febr. 1875, zweiunddreißig Jahre alt, zu Riverdale,
am Hudson. Er malte hauptsächlich Vögel und war in diesem
Fache auch als Jllustrator thätig. Als Schriftsteller hat er
ebenfalls über Vögel geschrieben.

L Ioseph O. Eaton, amerikanischer Porträt- und Fi-
gurenmaler, starb am 7. Febr. 1875, im Alter won sechsund-
vierzig Jahren, zu Donkers, am Hudson. Eaton war Genosse
der „biational ^oaäem)' ok OssiAn". Europa besuchte er
vor nicht langer Zeit.

Sllmml»»>ieli i»id Aiibstrlliiiiiie».

Holzschnitt-Ausstellung in Berlin. Ueber diese am 12.
Juli im Uhrsaale der Berliner Akademie erösfnete Ausstellung
schreibt ein Berichterstatter der „Post": „Zst die Ausstellung
auch nicht besonders reich beschickt, so aenügen doch die aus-
gestellten Arbeiten, um ein charakteristisches Bild von dem
Stande der Holzschnitttechnik — oder wie man nach Maß-
gabe der gegenwärtig fast ausschlicßlich nngewendeten Werk-
zeuge sagen sollte — der Holzstichtechnik in Deutschland
zu geben. Während bisher die Lylographen in Stuttgart
die erste Rolle spielten, wird ihnen nunmehr die Palme von
München und Leipzig streitig gemacht. Die zahlreichen
illustrirten Verlagsartike'l der Stuttgarter Buchhändler, meh-
rsre dort herausgegebene illustrirte Zeitschriften haben dre
Kräfte der dortigen Holzschneider dermaßen in Anspruch ge-
nommen, daß ihre Thätigkeit, die doch, wie die Kupferstecher-
kunst, immerhin eine gewisse Kunststufe einnehmen will, zur
reinen Handwerksarbeit herabgesunken' ist. Nur der Lylo-
graph Lresch macht eine rühmliche Ausnahme. Von den
Münchsner Holzschneidern verdient Herr W. Hecht den
ersten Preis. Einige seiner Arbeiten erinnern in der Fein-
heit der Aussührung und in der Zartheit und Tiefe des
malerischen Tons geradezu an Rembrandt'sche Radirungen.
Seine Jmitationen der bizarren Gemälde von Gabriel Max
dürfen sich den besten französischen Arbeiten dieses Genre's
an die Seite stellen. Auch die Herren M. Mrchael und
Zennek, der die Zeichnungen A. v. Werner's in den Ge-
dichten Scheffel's geschnitten hat, verdienen eine ehrenvolle
Erwähnung. Die Arbeiten des Herrn H. Kaeseb erg nehmen
unter den ausgestellten Holzschnitten den ersten Rang ein.
Einige Skizzen aus dem Kriege nach Zeichnunqen von Burger
sind den Arbeiten der Franzosen, deren Holzschnitttechnik rm
Allgemeinen die unsrige weit überragt, vollkommen eben-
bürtig. Seine Nachbildung des bekaiinten Leiermanns von
Knaus ist ein in Ton und Manier durchaus vollendetes
Werk. Die ältere Berliner Schule — vertreten durch A.
Vogel, Fr. Müller, A. v. Steindel — leidet an großer

Trockenheit und Nüchternheit, wenngleich sie in der Sauber-
keit und Akkuratesse der technischen Durchführung vielleicht
alle übrigsn Schulen übertrifft. Herr Vogel hat einen großen
^ Holzschnitt nach Kaulbach ausgestellt, der noch mit dem Meffer
I geschnitten ist, eine Technik, die, wie bemerkt, jetzt wegen
ihrer Schwierigkeit und Langsamkeit ganz außer Gebrauch
gekommen ist. Herr von Steindel bildet bereits den Ueber-
gang zu der jüngeren Generation, in welche durch die Thätig-
keit der talentvollen Zeichner Burger, Skarbina, Pietsch, Röh-
ling, Brausewetter u. A. und durch die Maler A. v. Werner,
A. v. Heyden, Menzel u. A. ein frischerer Geist eingedrungen
ist. Von vielversprechenden jüngeren Tylographen ist beson-
ders Herr R. Bong hervorzuheben, der mit großem Ver-
ständnitz Zeichnungeii alter Meister stilgetreu zu reproduciren
versteht und namentlich für Anfertigung von Architektur-
schnitten ein großes Geschick zeigt. Ein bei den meisten un-
serer Lylographen herrschender Uebelstand ist der, daß die
wenigsten von ihnen zeichnen könnsn. Die meisten ziehen es
vor, in irgend einem Atelier ihre Lehrzeit wohl oder übel
! zu absolviren, um möglichst schnell selbständig zu werden.
Einen akademischen Kursus machen die wenigsten von ihnen
durch, obwohl ihre Kunst an unserer Akadeinie gegenwärtig
' durch Herrn Vogel, der die Stelle des Prof. Gubitz einge-
nommen hat, würdig vertreten ist. Jn Düsseldorf schemt
! die dortige Malerschule keinen hebenden Einfluß auf die Lylo-
graphen zu üben. Nur Herr Hahn zeigt eine in Ton und
Manier selbstständige Auffassung. Die Hamburger Lylo-
graphen sind am ivenigsten günstig repräsentirt. — Möge
die Ausstellung von gutem Einfluß auf die Hebung dieses
gegenwärtig ziemlich arg daniederliegenden Zweiges der re-
producirenden Künste sein!"

8. Düsseldorf. Seit langer Zeit haben wir kein Gemälde
gesehen, dessen wir mit so unbedingter Anerkennung gedenken
inüssen, wie des neuesten Bildes von G. von Bochmann,
„An der Schleuse" betitelt, welches kürzlich bei Bismeyer
^ und Kraus ausgestellt war. Daffelbe zeigte eine Meister-
s fchast in charakteristischer Auffassung, stimmungsvoller Farbe
^ und geistreicher Behandlung, datz wir von dem an und für
sich ziemlich interesselosen Gegenstand auf's Höchste gesesfelt
wurden. Wenn sich die natüralistische Darstellung bis zu
solcher Vollendung erhebt, dann gewinnt sie unsere aufrich-
tige Theilnahme, wenn sie aber, wie dies leider nur zu oft
der Fall ist, sich auf einen möglichst oberflächlichen Abklatsch
der Natur beschränkt, dann können wir uns nur mit Be-
dauern oder Mißbilligung davon abwenden. Bochmann,
dessen großes-Talent wir schon mehrfach zu rühmen hatten,
führt uns das bunte Leben und Treiben an einer Schleuse
in.holland vor und bringt dabei wieder, wie gewöhnlich, Land-
schaft, Menschen und Thiere in gleich vortrefflicher Wieder-
gabe zur Anschauung. Alles ist von größter Naturtreue und
doch von der höchsten künstlerischen Originalität, und die
liebevolle Durchführung könnte gar Manchem zum Muster
dienen! Das schöne Bild wird gewiß überall Bewunderung
erregen, die es um so mehr verdient, als es äußerst schlicht
und anspruchslos auftritt. Von den übrigen Neuheiien in
dieser Ausstellung sind noch schätzbare Landschaften von Ja-
cobsen, Oeder und B. Schneider zu erwähnen, denen
sich eine Reihe höchst virtuos, theilweise etwas dekorativ ae-
malter Bilder der Weimarischen Schule anschließt. — Bei
Ed. Schulte sahen wir drei Genrebilder von Karl Hüb ner,
die uns weit besser gesielen, als die sämmtlichen Gemälde
dieses Künstlers aus den letzten Jahren. Es scheint, daß
die glänzende Aufnahme und die ehrenvollen Auszeichnungen,
die dem Meister bei seiner Reise in Amerika überall zu Theil
aeworden, nicht ohne vortheilhasten Einfluß auf seine Lei-
stungsfähigkeit geblieben sind, da es die ersten Bilder waren,
oie er nach seiner Rückkehr gemalt nnd ausgestellt hat. Die
Motive „Trost im Gebet", „An der Klosterthüre" und „Eine
Wittwe auf der Brandstäite" hat Hübner in ähnlicher Weise
alleroings schon früher mit Glück mehrmals verwerthet, ohne
daß sie dadurch diesmal an Anziehungskraft eingebüßt hätten.
Die Porträts von C. Lasch, Lauenstein und Graß müsseN
ebenfalls mit vieler Anerkennung genannt werden. Ebenso
drei Bildnisse von Frl. Pockels, die ein erfolgreiches Streben
nach lsbensvoller Charakteristik und künstlerischer Behandlung
bekunden. Von den Landschaften sind noch ein großes Bild
von H. Deiters, schön komponirt und liebevoll durchge-
 
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