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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die k. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zu Dresden
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0097

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183

Kilnstliteratur.

18-t

stein'schen Vasensannnlung von 112 Stück. Jn dieser
den Archäologen wohlbekannten SaiÄnlung sind die
Hauptepochen der Technik und des Styls in meist trefflich
erhaltenen Exemplaren vertrcten. Verhältnißmäßig sehr
reich ist dieselbe an orientalisirenden Vasen; den Haupt-
bestandtheil aber bildet eine Folge von schwarz auf
roth und roth auf schwarz gemalten Nolaner und Ca-
puaner Pasen des strengen und schönen Sthls. Die
Sammlung umfaßt die hauptsächlichsten Gefäßformen
und hat einige in Bezug auf Form sehr seltene und
merkwürdige Stücke. Außerdem erwarb das Cabinet
zwei aus den Ausgrabungen von Corneto und Calvi
stamniende etruskische Bronzespiegel. Für die ange-
niessene Aufstellung der neuerworbenen Vasensammlung
machte sich eine Erweiterung der Räumlichkeiten des
Museums nöthig.

Auch der Bestand der übrigen Sammlungen wurde
mehr oder weniger durch Geschenke und Ankäufe ver-
mehrt. Durch eiu dem Münzkabinet zugcfallenes Ver-
mächtniß des Herrn v. Römer dürfte das genannte
Kabinet bezüglich mittelalterlicher Münzen unter den
deutschen Sammlungen jetzt den ersten Rang einnehmen.
Für die bequemere Benutzung des Grünen Gewölbes,
der Porzellan- und Gefäßsammlung, wie der Gewehr-
galerie wurden Kataloge beschafft, mit deren Bearbeitung
für die beiden erstgenannten Sammlungen Hofrath Or.
Grässe, für dic letztgenannte Jnspektor Clauß beauftragt
wurden. Was die Sammlungen rein wissenschaftlichen
Jnhalts betrifft, so müssen wir auf den Bericht selbst
verweisen,»der, bei dem Ruf und der Bedeutung der
Sammlungen, für weite Kreise von Jnteresse sein wird.

kiiiistliteratiir.

Petcr von Cornelius. Ein Gedenkbuch aus seinem Leben
und Wirken. Von Ernst Förster. II. Theil. Ber-
lin, G. Reimcr. 1874. 8.

Der eben erschiencne zweite Theil (Schluß) des
Förster'schen Buches umfaßt in zwei Abtheilungen:
München, 1829 bis 1841, und Berlin, 1841 bis 1867,
die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben des Meisters.
Er beginnt mit deni Reifen des ersten Planes eines
großen christlichen Epos in Cornelius und schließt mit
dem Tode desselben. Jm Anhang theilt der Verfasser
eine Reihe interessanter Aktenstücke mit.

Es ist hier nicht der Platz, das Leben des Meisters
in diesen beiden Perioden Schritt für Schritt zu ver-
folgen; aber es mag erlanbt sein, darauf hinzudeuten,
wie es kani, daß Cornelius der Stadt den Rücken
kehrte, die er mit so weitgehenden Hoffnungen betreten
und in welcher er so viele derselben verwirklicht gesehcn
hatte.

Cornelius hatte das Glück gehabt, einen Theil

jenes Planes durchführen zu können, der nichts
ringeres umfaßte als die Gestaltung eines die ewige"
Wahrheiten der christlichen Religion verherrlichend"'
Gemälde-Cyklus. Er hatte dafür die durch Klenze ei'
littene Niederlage im Kampfe um die Ausführung dsd
kunstgeschichtlichen Fresken in der Pinakothek und
Zerlrümmerung seiner Schule ohne Klage hingenomnicw
Während er mit seinen Gehilfen in der Ludwigskirch^
arbeitete, begannen sich zwischen ihm und König Ludwb!
schwere Gewitterwolken aufzuthürnien. Cornelius hat^
vordem Gärtner dem Könige wärmstens empfohlen; de>v
verdankte es Gärtner, daß ihm der Bau der Ludwigs'
kirche übertragen worden, woran sich andere weitgehendc
architektonische Aufträge knüpften, die Gärtner schließli^
hinderten, sich seinem Lehramt an der Akademie so ch
widmen, wie er selber wünschte. Als in der Akadenvc
die Rede davon war, ihm einen Stellvertreter zu gebcn,
brach der Sturm los. Ein eigenhändiges SchreibeN
des Königs zeugte von einer durch nichts gerechtfertigtcv
Gereiztheit desselben gegen die Akademie und deren
rektor Cornelius, dem darin selbst das vom Könige in
eigener Person verliehene Adelsprädikat in demonstE
tivster Weise vorenthalten wurde. Das ganze Hand-
schreiben athmet einen wahrhaft absolutistischen Geist.

Aber es sollte nicht bei dieser Demüthigung des
Künstlcrs bleiben. Man brachte dem König allmälig
die Ucberzeugung bei, daß Cornelius in der That nicht
der große Künstler sei, für den er galt: er hielt nach
seiner Weise mit dem Tadel der Fresken in der Lud-
wigskirche nicht zurück, und es kam zu peinlichen Er-
örterungen. An der Absicht, Cornelius zu schaden, wad
nicht zu zweifeln, als Gärtner dessen jüngstes Gericht
mit einer buntfarbigen Einfassung umgcben und diesc
trotz des Meisters Einspruch vollenden ließ, und als
sich Gärtner weigerte, vor dem bevorstehenden Besuche
des Königs das die Gesammtwirkung des riesigen Bildes
störende doppelte Gerüst zu beseitigen und während der
Anwesenheit des Königs in der Kirche Cornelius voin
Thürsteher „auf Befehl des Herrn Oberbauraths (Gärtner)
und Sr. Maj. des Königs" der Eintritt verwehrt
wurde.

Damals sprach der tief erschütterte Meister: „Äch
bin nicht für immer an Bayern gebunden" und folgte
dem Rufe Friedrich Wilhelms IV. nach Berlin. König
Ludwig aber meinte: „Nicht an Cornelius ist die Kunst
in München gebunden! Jch, Jch der König bin die
Kunst von München!" Später aber, zu spät freilich,
kam er zur Besinnung und klagte, als auch Schnorr
weggegangcn, Schwanthaler und Rottmann gestorben
waren und Kaulbach nur für Berlin arbeitete: '„Alle
meine guten Künstler verlassen mich oder sterben, mw

mir bleiben nur die L." Und so schwer lastete

die Furcht vor der Allerhöchsten Ungnade auf den Ge-
 
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