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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Kunstlüeratur.

186

l^5

^lhern vcr Künstler, daß nnr wcnig fchlte, daß sie
°hue Sang und Klang aus München ziehcn

ivjx ^Zerlin harrten des Meisters ebenso umfassende
al'cx ^^lbedeutsame Aufträge; er stand in hohen Ehren,
rv "uch König Ludwig nannte sich in cinem zwei
tz.v? Cornelins' Weggang an diesen gerichteten
wieder dessen „wohlgewogenen" König, ihn seiner

"TnLdi

^lius

gen Gesinnungen" versichernd. Und als Cor-
März 1845 wieder durch Münchcn kam,
er Seite dcs Königs dcr hcrzlichste Empfang

^ ^"eil, und Cornelius seinerseits folgte dem Zuge
wu ^ ^erzcns nnd seiner Ueberzeugung, als er bei dcm
^O. Mui 1855 dcm Könige von dcn deutschen
^"^lern in dcr Villa Albani gegebencn Fcste von dem
eri, ^ sitzenden Fürsten in hochgestimmten Lobes-
^ iebungxn sprach. „Was er mir auch im Leben zu
eiu^ llethan, er ist doch derjenigc, der der neucn Kunst
leiu bereitet, ohnc welchen wir in Deutschland

>e>? ^^^^leben hätten, und vor diesem Vcrdicnstc schweigt
es pcrsönliche Jntercsse!" Jn diesen spätercn Worten
^eifters liegt dcr Schlüssel zu jenem Verhalten.

^ Aber auch noch eine andere Genngthuung, als die
^Ueuerung der Frcundschaft dcs Königs, sollte Cor-
^ Uis werdcn: derselbe Klenze, der sich Gärtner's be-
si^' ihm die Gunst des Königs zn rauben, wendcte
l u>n ejuen Orden bcttelnd an ihn — und Cornclius
>^^^eltc feurige Kohlen auf scines altcn Feindes Haupt
Uerschafste ihni, um was er gebeten.

, lLon hohem Jnteressc sind einigc in Förster's Buch
°Sedruckn

^lchne

'te Briefe von Cornelius und Schwind. Sie

^ Standpunkt der beidcn Künstler dcn mv-

Uvn Kunstbestrebungen gegenüber.

"Sieben

°»für

hole.

^chwind hatte Cornclius eine Photographie seiner

Raben" geschickt und Cornelius dankte ihm
wit den anerkennendsten Worten: „Jch wieder-
was ich Jhnen schon einmal in München aus-
^ ^uchen habe, daß dieses Ihr Werk mir bei Weitem
es^ ^ösle ist, was niir damals zu Gesicht kam. Ja,
.lrösww mich für so viclen Vcrdruß, den mir andcr-
^ uge Arbeiten vernrsachten. Sie erschiencn mir als
up^ ^'Ozige, ver das von uns Aelteren so schwer und
. s° vielen Opfern Errungene auf Ihre Weisc und
0 der Jhum eigencn Gabe der Natur noch festhielt.
Sie nur muthig fort, Jhren Weg zu wandcln.

. E haben jctzt schon zum Herzen der Nation gesprochen,
fatt Nimbus, der nni das Haupt nianches

r Prophcten der Kunst geleuchtct, schon ange-
Ugen hg^ stark ^ erbleichen."

^ 4. Dezember 1865 schrcibt Schwind an Cor-

„Von hiesigen Zuständen zu crzählen, ist kaum
°Sl>ch; denn das Unbeschreibliche ist an der Tages-

«rdi,

ung

Die ganze Kunst nmß neu aufgerichtet

werden: Theater neu! Musik neu! Gesang neu! und
was das Entscheidende: das Garstige ift jetzt schön, das
Langweilige ernst, und das Triviale naiv."

Drei Wochen später sagt Schwind in Beantwortung
eines andern Briefes von Cornelius: „Jhr Schreiben,
verehrter Herr Direktor, hat in seiner biblischen Kürze
etwas Erschütterndes. Sie haben Recht! es ist ein
Jammer, die jetzigen Zustände mit denen vor 30 oder
40 Jahren zu vergleichen; und ich kann Sie leider
versichern, daß die allgemeine Sudelkocherei noch viel
ärger ist, als Sie sich's vorstellen können. Da ich aber
einmal darin leben muß, und noch obendrein svll, so
bin ich zu entschulvigen, wenn ich die ganze Wirthschaft
nebenbei außerordentlich lächerlich sinde. Etwas Ko-
mischeres, als unsere alte Majestät, die mit Cornelius

anfängt und mit.aufhört, kann ich mir kaum

denken. Jhr guter.Genius wird Sie abgehalten haben,
die Neue Pinakothek zu besuchen, sonst würden Sie dop-
pelt staunen, daß man sich höchsten Orts mit diesen
Dingen nicht nur begnügt, sondern prahlt und von da

anf alles andere herabsieht. Periodcn höchsten

Glanzes haben nie länger als 40 bis 50 Jahre ge-
dauert, und so lang ist die Zeit auch, die nach Jhnen
genannt werden wird, so lange noch ein Paar Menschen
bei Verstande sind."

Was Förster's Buch neben anderen trefflichen
Eigenschaften ganz besonders schätzbar macht, ist die
Leidenschaftslosigkeit, mit der es geschrieben ist. Es
erscheint das um so rühmlicher, als Förster dcm Meister
seit langen Jahren befreundet war. So möge das Werk
denn allerwärts bestcns empfohlcn scin! —s—

Petcr Paul Rubens. Vortrag, gehalten im Rathhaus-
saale zu Zürich von Gottfried Kinkel, Pro-
fessor der Archäologie und Kunstgeschichte am Eid-
genössischen Polytechnikum. Basel, Schweighau-
serische Berlagsbnchhandlung. 1874. 8.

Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß
ungefähr um die gleiche Zeit drei unserer hervorragenden
Kunsthistoriker Rubens znni Gegenstande eines öffent-
lichen Bortrages vor gebildetem Publikum gewählt
haben. Springer hat über diesen Gegenstand in Straß-
burg, kurz vor seinem Weggange von dort, gesprochen,
etwa gleichzeitig Lübke in Stuttgart und Kinkel in
Zürich. Nnr die Rede des Letztgcnannten liegt ge-
druckt vor. Könnte man alle drei mit einander ver-
gleichen, so würden sie offenbar sich keineswegs einander
überflüssig machen, sondcrn im knappen Rahmen das
Bild des Künstlers jedesmal von einer besonderen und
darstellenswerthen Seite zeigen. Kinkel, ohne irgend
auf Schilderung von Rubens' Schöpfungen im Ein-
zelnen einzugehen, hat, genau der vorgeschriebenen Zeit
 
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