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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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187

Kunstliteratur.

iB

sich fügcnd, cin in sichcren Strichcn skizzirtes Bild des
persönlichen Charakters wie des Künstlers geben wollen.
Auf plastisches Herausarbeiten der ganzen Gestzlt karn
es ihm au. Anfbau und Oekonomic des Vortrags
zeigen den Meister in dieser Form der Darstellung.
Nur dem Schlußwort fehlt der harmonische Vollklang.
Jm ästhetischen Urtheil, das fein darauf berechnet ist,
dem Publikum diesen Künstler nahe zu bringen, ihn so
zu belcuchten, wie es ihm zukvmmt, nichts zu vcr-
schweigen, aber Alles zu erklären, ist uns nur ein Punkt
aufgefallen, in welchem wir mit dem Autor nicht ein-
verstanden sind. Von Rubens als Landschaftsmaler
sagt Kinkel: „Zwar die stark bewegte Scenerie, Sturm
und Unwetter, verstand er meisterlich; aber für die
ruhige, stille Stinuuung der nordischen Ebene, die ihn
umgab, hatte er wohl den Sinn nicht." Dem möchte
ich entschiedcn widersprcchcn. Abgesehen von mauchen
anderen Beispielen, steht mir namentlich als Beleg eine
große Landschaft aus dem Palazzo Pitti vor Augen.
Frieden iu der Natur athmet nicht nur die südliche,
offenbar von der Erinnerung an Genua inspirirte
Landschaft mit Odhsseus und Nausikaa, sondern auch
das Gegenstück, die heimatliche Landschaft mit der Hcim-
kehr der Schnittcr. Es mag mir erlaubt seiu, ihrcu
Eindruck auf mcin Gefühl, wie ich ihn mir kürzlich
vor dem Gemälde selbst notirte, mitzutheilen: „Friede,
Glück in der Stimmuiig der abendlichcn Landschaft, die
zur frohen HeiinEehr von der Arbeit paßt. Der andern
Landschaft noch Lberlegen. Bortreffliche Charakteristik
der niedKländischen Ebene mit Bäumen, Bach, vielfach
koupirtem Terrain. Schöner Mittelgrund. Reflex der
Abendsonne auf dem stehenven Wasser."*)

Jn deu Anmerkungen spendet Kinkel den betreffenden
Particn dcr „Ickistoiro ckv lu pviukurs lluiuunäv" von
Michiels, der „von den deutschen Künsthistorikern sehr
ungerccht ucgligirt" werde, warmes Lob. Gewiß, man
muß das Buch benutzen, für ininder bekannte Meister
findet man hier das Materiäl zusammengestellt, auch
für Rubens sind mehrere brauchbare Notizen gegeben.
Wie tief aber dic Arbeil im DilettautisuiuS steckt, läßt
sich nicht übersehen. Wo bleibt das Arbeitcn „aus deu
Quellen", sobald die eigene Anschauung der Werke
so wenig ausrcicheud ist? Für manche Partien, iu deneu
Michiels Thatsächliches, von deni die deutsche Literatur
noch nicht hinrcicheud Nvtiz genoiumen hat, behandelt,
muß man sich uicht auf ihn berufen, sondern auf die
Quellen, aus denen er geschöpft hat: für die Schicksale
von Rubens' Eltern auf Backhuisen, van den Briuk
und Spieß, für die Iahre in Jtalien auf Baschet in
der lü-Ettv ävs Lsuux-^rts. Auch die Darstellung

Ueber deu Gegmsatz des Dramatischen nnd Jdyllischcn
in Rubens' Landschaften vergl. auch Waagen, Handb. II,
20 ff. Anm. d. Herausg.

der Dinge auf Grund des neuen Materials ist
diesen Autoren eine bessere. Den „fatalen Ton",
auch Kinkel als gelegentliche Eigenschaft von M>ch^
zngicbt, die tendenziösen Folgcrungen hat man bei ftln^
nicht zu befürchtcn. Nicht Michicls aber hat „wcit va
Bcste geleistet, was wir über den Meister besitz^ '
sondcrn Waagen in dem Text zu einem Schancr'sch^
Album, welcher dem Publikum bald in einer Sani^"
lung sciner kleincn Schriften wieder vorgeführt wer^
wird. — Jn den Noten ist ferncr ein Druckfehler
bcrichtigeu. Der Herausgeber von Rubens' KorresP^"
denz ist Gachet zu lesen statt Gawet. Neben lhl»
wäre wohl noch Saiusbury ausdrücklich zu nennen-

Alfred WoltmanN'

k. L. Zur gricchischcn Architckturgeschichtc. Das v>c
unddrcißigstc Programm der archäologischen Gesellschaft »
Berlin zum letzten WinkelmannSfeste enthält eine Abha>>
liing des Bauraihs Professor F. Adler iiber „die Stoa h
Königs Attalvs zu Athen." Jn diescr schaifsininß
Untersnchung stellt der Verfasser alle ihm zngänglichen ÄtachsiA
tcn ans alter nnd ncuer Zeit nber diescS intcressante Bauwe
ziisammeii, welchcs cine Liicke in der Geschichke der griechljän
Architektnr aussiillt und als ReprLselltalit eincr ganzen De»^
mLlerklasse der griechischen Architektur von Wichtigkeit ist, Uh
entwickelt dann aus den noch erhaltenen, leider sehr ftagnü .
tirten Resten des Gebändes, wetche er zweimal an
und Stclle uiiteisncht hat, und auf Gruiid ciniger älterer Av.
bitdniigen der Rninc nnd einiger Bemerkungen älterer
senden, eine wohtbcgründete Restauration desselben. Zu
Schlnst giebt er cine kritische Wiirdigung der Tloa in pw
tischer, struktiver, Lsthetischer und baugejchichlticher BeziehnUw
Jm Anschluß daran ergeben sich noch einige BemerkungsUs
welche fiir die antikc Topographie der Stadt Athen von WiaM
kcit sind. Wenn auch einzelne Folgernngen, wie z. B. ds '
„dast die Kleinheit der Eintrittsthür sowie die an DürftigUb
streifcnde Auordnuug dcr Treppc" dafür sprechen soll, ,,d'w
dic Oberstoa nicht dem täglichen Gebrauch, sondern nnr u
besondern Festtagen geöffnet war", anscchtbar sein dürftcn, >
kann die Abhandlung im Allgemeineii, wegen der auf u>.
fassendster Dciikinäler-Keiiiltiiiß beruhenden Grüudlichkeit i>u
Sorgfalt der Arbeit, sowie wegen der umsichtigen und logft«c
Benutznng aller für den beabsichtigten Zweck brauchbaren
toren doch als eine Leistung bezeichnet werden, welche als
zugerichteter Baustein sllr das Gebäudc ciner wisscnschaftllaft
Geschichte der Llrchitektur von grostem Werthe ist.

ll. ö. Pctcr Mscher's Sebaldusgrab. Es ist bekanlü'
daß der Kupserstecher A. Reindel, welchen wir in cincl
großen ansgeführtcn, sehr geachtcten Kupferstiche die bc>l
Gesainmtansicht des Sebaldusgrabes Peter Vischer's
dcr Sebalduskirche zu Nürnberg verdanken, auch die grölftu
Statuen ft2 Apostel, St. Scbald und Peter Bischer) und d
vier Reliess gezeichnet und vorttcsitich in Kupfer gestochen hgn
und dast dicse !8 Kupferstiche in einem besondern Werke l
Qnart nnter dem Titel: „Die wichtigstcn Bitdwerke am
baldusgrabe zu Nllrnbcrg von Peter Vischer", nebst einem kmru
erläuternden Texte, die Statuen allein auch in eineni Okta
heftchen nnter dem Titel: „Vierzehn der vorzüglichsten Figurc
des von Peter Bischer gegossenen Grabmats des heitigen «s
baldns", bei Säirag in Niirnberg erschsenen sind. Aber >
ist sehr wenig, fast gar nicht bekannt, daß zu diesem Wcrkwe
eine zweite Abtheilung mit 42 nicht minder vortrefftilvc
Kupserstichen von H. Petersen nach Zeichnungen von I.
Wolsf erschienen ist. Dicse zwcite Abtheilung enthält anl
Blatt die 12 Propheten, auf 4 Blatt die acht allegorischen
stalten an der Basis, auf 29 Blatt alle architektonischen, °rn«s
mentalen und figürlichen Einzelheiten des sehr reich durw
geführten Denkmals in außerordentlich sorgfältiger und charakte
 
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