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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Clauß, C.: Die Ausstellung älterer kunstgewerblicher Arbeiten in Dresden
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0350

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X. Jahrglmg.

Nr. 44.

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Li>od.llndieVerlaiisü.
ILeipzig, Königsstr. S),
zu richten.

13. Äugust

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a 25 Pf- für die drei
Mal gespaltene Petitzeile

und Kunfthandlung a»t-
genommen.

1875.

Beililatt zur Zcitschrist sür bildcndc Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheineud, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grati8; für sich allein bezogen
tostel der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Inhalt: Die Ausstellung älterer kunstgewerblicher Arbeiten in Dresden. — Neue Bilder von Makart. — Zur schweizerischen Kunstgeschichte. Nekrologe:

Josef Fay; L. A. Barye; W. J.'Hays; F. R. Spencer. — Diesjähriae Preisvertheilung an der Wiener Akademie. — Prof. Chr. Böttcher; Prof.
Jul. Röting in DüsseldorfH. von Angeli's Thätigkeit am englischen Hofe; Graf Usedom; Ausgrabungen in Olympia ; Der Wormser Dom vom Blitz
getroffen; Der sogenannte Thurm von Acciaiuoli. — Zeitschriften. - Jnserate.

Die Äusstellung älterer kunstgewerblicher
Arbeiten in Dresden.

Auch in dem gewerbereichen Sachsen sckließt man
sich allmählig der Geschmacksreform der Zeit an. Man
ist neuerdings darauf bedacht, durch Museen, Ausstellungen
und Schulen auf den Schönheitssinn und die Geschmacks-
bildung des großen Publikums, wie zugleich auf die
Heranbildung tüchtiger industrieller Künstler einzuwirken.
Regierung und Privatkreise betheiligen sich an diesen
Bestrebungen- So ist die Leipziger Kunstakademie zu
einem vorherrschend den kunstgewerblichen Studien ge-
widmeten Institut umgewandelt worden; auch in Dresden
wird eine mit Sammlungen verbundene k. Kunstgewerbe-
schule gegründet; Leipzig hat sich hauptsächlich aus Pri-
vatmitteln ein Museum für Kunstindustrie geschaffen,
und ebenso ist gegenwärtig in Dresden, unter dem Pro-
tektorate II. MM. des Kvnigs Albert und der Königin
Carola, von einem Kreise kunstsinniger Männer, an
deren Spitze Prof. vr. Hettner und Maler. Andreä
stehen, eine Ausstellung eröffnet worden, welche ältere
kunstgewerbliche Arbeiten, vom Mittelalter bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts, vorführt.

Jn Sachsen pulsirte einst ein reges Kunstleben.
Seit dem 16. Jahrhunvert wurden italienische Archi-
tekten, Bildhauer, Erzgießer, flandrische Elfenbeinarbeiter
u. s. w. in das Land gerufen. Die reichen Städte des
Erzgebirges, Schneeberg, Annaberg, Zwickau standen
nicht nur mit Nürnberg und Augsburg in Verbindung,
sondern beschäftigten auch zahlreiche einheimische Künstler.
Künstlerfamilien, wie die Krodel, Böhme u. A. blühten
durch fünf, sechs Generationen in jenen Bergstädten.

Die Thätigkeit dieser Künstler war eng mit dem Hand-
werk verknüpft. Auch der Kunstsinn August des Starken
und seines Nachfolgers, welcher sich in der Gründung
und Bereicherung der Dresdener Kunstsammlungen ein
so schönes Denkmal setzte, kam dem Kunstgewerbe zu
Gute. Namhafte französische Dekorateurs, wie u. A.
Jean Baptiste Berain, wurden in die sächsische Haupt-
stadt berufen, und blieben auf einheimische Talente, wie
auf Kändler, den Schöpfer des „Visux 8uxs" nicht
ohne Einfluß. Mit dem vorigen Jahrhundert erstarb,
wie überall, so auch in Sachsen, der Sinn für die
Kleinkünste, wie überhaupt für die Kunst. 3n jenen
oben genannten Städten, welche mit dem Stocken des
Bergsegens und unter Krieg und anderem Drangsal
verarmten, war schon früher jede Kunstregung erloschen.
Vieles ging unter; von zahlreichen sächsischen Künstlern,
welchc mit Auszeichnung von den Zeitgenossen genannt
und selbst vom Auslande viel beschäftigt worden, findet
sich in ihrem Vaterlande keine Spur ihrer Thätigkeit
mehr. Aber so viel anch durch die Ungunst der Zeit-
verhältnisse, durch Pietätlosigkeit und Jndolenz, von den
künstlerischen Reichthümern jcner Vergangenheit verloren
ging, werthvolle Reste blieben doch in Kirchcn, Schlös-
sern, Rathhänsern und einzelnen Bürgerfamilien crhaltcn.
Zudem wurde, bei dem auch in Privatkreisen neu er-
wachten Sammeleifer, manche interessante ältere Arbeit
der Kunstindustrie wicder nach Sachsen gebracht. Das
oben genannte Komits hat keine Mühe gescheut, diesen
zerstreuten, theilweise unbekannten und nur schwer zu-
gänglichen Werken im Lande nachzuspüren und sie in
sorgfältiger, belchrender Auswahl der Ausstellung ein-
zuverleiben. Mit vankenswerther Bereitwilligkeit haben
 
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