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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Abrest, Paul d': Der Salon, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0270

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^eipzjg, Köuigsstr. 3),

4. Zuiii

Nr. 34.

Znscratc

ir 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

I!!75.

Bciblatt znr Zcitschrist sür liildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Wochc am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenteii der „Zeitschrift für bildende Kunst" grati8; für sich allein bezogen
kostel der Zahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschcn und österreichischen Postanstaltcn.

^"halt: Der Salon. I — .itoriespondenz: Londou. — Der bayerisclic Landtag und die Kunstinteressen; Die rvmische lLhalkographie. — Philipp von Foltz;

Die Gesellschaft „si.rtj 6t amjeitiao" in Amsterdam. — Münchener Kunstverein; Der LurHnj;tow-b'in6-Xrt8-6lub in London. — Michelangelo-
Feier in Florenz: Schnaase's Leichenbegangniß; Karl Schnaase -s- (Sonett); Archäologische Gesellschaft in Berlin; Wiener Akademie der bilden-
den .Künste; Hildesheün; Vincenzo Consani. — Leopold Flameng; Zllustrationen zuin Ekkehard. — Neuigkeiten des Buch- und .Kunsthandels. —
Zeitschriften. Anktions-Kataloge. — Jnserate.

Der Lnlon.

i.

Die diesjährige Kunstausstellung in den Champs
^lhsses weist im Ganzen 3862 Nummern auf; davon
Üllen 2019 auf die Gemäldeabtheiluug, 828 auf Zeich-
^ungen, Aquarelle, Pastellgemälde, Miniaturcu, Glas-,
^Mail- und Porzellanarbeiten. Die Skulptur liefcrte 420
^tatucn und Büsten, der Rcst theilt sich zwischen Mc-
^uillen, Kupferstichen und Lithographien. Die Produktion
^er französischen Schule wäre daher quantitativ eher im
^orsprunge gegen die vergangenen Jahre und die Er-
icheinung des Katalogs rundet sich zu einem ganz re-
Ipcktablcn Volumen ab. Also alle Ehre und Anerken-
^ung dem Fleiße, dem guten Willen und dem Schaffungs-
t>ermögen der französischen Kunstwelt! Wenn man jedoch
der langwierigen und ermüdenden Promenade durch
^e Räume des Palais de l'Jndustrie einigen Genuß
I)aben will, darf man weder an das Louvre noch an
^ue Galerien Jtaliens denken, ja es wäre sogar eine
llnvorsichtigkeit, zwischen zwei Visiten im „Salon" einen
^usflug nach Versailles zu unternehmen. Der Vergleich,
^er sich im gegebenen Falle nothgcdrungen jedem kunst-
lwnigen Besucher aufdrängt, wäre für die moderne
^chule nicht schmeichelhaft. Wenn man ein Schlachten-
Üld von Beaucs oder Neuville betrachtet, muß man
^ugefseu, daß es je einen Horace Vernet gegeben. Und
historischen Bilder, dic man im sogenanntcn Ehren-
faale aufgehängt hat, damit sie den Blicken der Menge
)u nicht entgehen, sind keine Kinder, sondern Bastarde
kines Delaroche.

Es fehlt den Künstlern nicht an Fleiß, aber an
Schwung. Auch ihr Geschmack kann in den meisten
Fällen nicht geleugnet werden, aber geniale Auffassung
ist höchst selten. Die Bilder gefallen meistens, aber
wir finden mit wenigen Ausnahmen keines, welches un-
sere Sinne überwältigt, keines, welches neben dcm ma-
teriellen Blicke auch den Geist zu fesseln im Stande
wäre. Es ist cine ehrlichc Summe Durchschuittslalent
vorhanden, deren Quotient die „uurss. msckiooritus"
als das allgemein bezeichnende Merkmal der heutigen
Kunst ergiebt.

Diese Thatsache tritt übrigens in ihren vielen
Nuancen am besteu durch dic einzelne Betrachtung der-
jenigen Werke hervor, welche durch irgend eine Seite,
durch Originalität dcr Auffassung, malerisches Ber--
ständniß, Gewandheit im Technischen oder durch irgend
ein kulturhistorisches Jnteresse eine Haltestation recht-
ferligen. Treteu wir daher in den Gartenraum, der
den unteren Theil des Palais de l'Jndustrie cinnimmt;
hier herrscht eine angenehme Kühle, welche vurch die
inmitten der üppigen Anlagen und der exotischeu Ge-
wächse angebrachten Springbrunnen hervorgebracht wird.
Sparen wir uns für später die Schöpfungeu der Bild-
hauerkünst auf, welche inmitten des Gartens recht ge-
schmackvoll disponirt stnd und begeben uns die monu-
mentale Treppe hinauf, die zu der Bildergalerie führt.
Es lohnt sich da einen Momenl auszurasten; werthvolle
Tapeten hängen an den Wänden. Es sind diesmal
keine Pariser Gobelins, sondern Brüsseler Fabrikate.
Offenbar fehlt es denselben an jener Feinheit, welche
die Arbeiter der unter Mazarin's Protektion gegründeten
Manufaktur auszeichnet, der Gesammteindruck ist schwer-
 
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