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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Bergau, R.: Carl von Haller's Selbstbiographie
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Arthur Fitger, der Jüngste der Maler-Dichter, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0161

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311

Arthur Fitger, der Jüngste der Maler-Dichter.

stige Wendung meines Geschickes ahnen ließ, wodurch
ich in den Stand gesetzt wnrde, meinem Vaterlande in
der Kunst zu nützen.

Jm Anfange des Jahres 1812 ging ich nach
Zante, um die Versendung der aeginetischen Marmore
zu besorgen, da diescs Geschäft wegeu Abwesenheit mei-
ner Freunde allein mir auszufnhren blieb.

Als Veli-Pascha nach der Morea zurückgekommen
war, erhielten wir von ihm durch Vermittlung unsers
Freundes Gropius die Erlaubniß, unsere im Apollo-
tempel von Phigalia im vorigen Jahre angefangenen
Untersuchungen zu beendigen, und auch die Bildhauer-
werke, von denen wir schon einen Theil bei unserer
ersten Untersuchung entdeckt hatten, hinwegzunehmen und
zur Hälfte in unserm Besitz zu behalten. Dieses Ge-
schäft führtcn wir im Sommer 1812 glücklich aus, wo-
bei ich für mein und Cockerell's Jnteresse, der noch ab-
wesend war, ausschließlich der Architektur vieses Tem-
pels mit glücklichem Erfolge mich widmete.

Nach diesem Geschäfte, womit ich für meine Person
bis zu Ende des Iahres zuerst an Ort und Stelle, dann
zu Zante beschäftigt war, ging ich nach Athen zurück.
Auf dieser Reise hatte ich das Unglück, beinahe Alles,
was ich bei mir hatte, im Meeressturm zu verlieren.
Der Verlust an baarem Geld und Effekten war nür
weniger schmerzhaft als jener einer großen Parthie auf
der Reise gesammelter Zeichnungen.

Das Jahr 1813 brachte ich beinahe ganz in Athen
hin. Ter Verkauf der aeginetischen Statuen, schwere
Krankheiten meiner Freunde und Stackelberg's Gefangen-
schaft haben daffelbe mit zu einer der merkwürdigsten
Perioden meiner Reise gemacht.

Jm Frühjahr 1814 ging ich in Gesellschaft meh-
rerer Freunde wegen Bersteigerung der Phigalischen
Marmore nach Zante, dann, um Grabungen für den
Kronprinzen zu machen, nach Ithaka.

Als ich nach Athen von diesen Geschäften zurück-
kam, sah ich mich bald darauf genöthigt, nach Con-
stantinopel zu reisen, um das Jnteresse meines Krvn-
prinzen bei dem banquerotten Hause Hübsch und Timoni
in Person zu vertheidigen. Leider habe ich nach zwei
Jahren Zeitaufwand beinahe nichts für dasselbe erhal-
ten können.

Jch hatte zu Constantinopel das erste Mal in ver
geraumen Zeit meiner Reise eine schwere Krankheit aus-
zustehen, und theilte übrigens meine Zeit in die Be-
sorgung jenes Geschäfts und die Ausarbeitung der .von
Sr. kgl. Hoheit früher gcgebenen architektonischen Preis-
aufgaben und in Einsammlung mehrerer intereffanter
Gegenstände Constantinopels und seiner Architektur.

Jm Juli 1816 verließ ich diese Stadt, nachdem
ich überzeugt war, daß meine persönliche Gegenwart
durchaus nichts mehr für jenes Geldgeschäft leisten konnte.

312

Jch besuchte Troja und wurde durch Fieberkrankh^
verhindert, meine Reise weiter auszudehnen. Als ' ^
hergestellt war, unternahm ich die Untersuchung ci«c
alten Theaters zu Milo, unv ging, ohne sie vollend^
zu können, nach Athen zurück, wo ich den Winter üb^
mit Vollendung mehrerer früher angefangenen Arbeit^
hinbrachte, bis die Witterung und meine Wiederhci'
stellung vom Fieber mir es erlaubten, in Milo irici^
Untersuchungen wieder zu beginnen. Doch auch di^
mal nöthigten mich die Umstände, sie wieder a»p
zuschieben unv abermal nach Athen zurückzukchren.
große Hitze dieses Sommers hatte auf meine Gesu«^
heit nicht ganz guten Einfluß und hielt mich bis vicst"
Augcnblick noch hier zurück."

Nachdem Haller zum zweiten Male in Milo lp''
wesen und sich daselbst eine große Menge interessantci
Benierkungen über das dort befindliche Theater gesa'«^
melt hatte, ging er wiedcr nach Alhen und beschäftig^
sich daselbst mit Ausarbcitung seiner gesammelten Datc«
bis zum 1. October 1817. An diesem Tage trat ci
scine Reise nach Thessalien an.

Er ging über Theben durch den Paß von Thei"
mopylae nach Zeitoun, einem bedeuteuden Hafen, vv«
da nach Larissa, wo er den 2l. Oktober ankau«
Auch auf dieser Reise, welche er unternahm, um de«
von dem Pascha beabsichtigten Bau einer Brücke übci'
den Pcneus zu leiten, hat er ungeachtet der niühsanic«
Tagewerke und der Anstrengungen d.er Fußreise nväj
viele und zwar die bedeutendsten und besten seiner Zeich"
nungen nach ver Natur gemacht. Die letzte fertigte ci'
am 29. Oktober in Laspochorio, am Fuße des Bergc^
Ossa, denn hier, in dem Dorfe Ampelaki, am Fuße des
Olhmpos, erlag er am 5. November 1817 einer Krank-
heit, nachdem er noch mit zitternder Hand selbst sei«c
Grabschrift geschrieben hatte. Dieselbe lautet:
„Wanderer, sage in Deutschland, daß ich hier ruhc,
weil ich nach Vervollkommnung rang."

^rlhur Mger, der Iünglie der Maler-Nchter-

(Schluß.)

Verwandterweise reihen sich an die obigen Elegie«
dann die epigrammatischen Distichen, unter denen manchc
wieder der Kunst gewidmet unb an Form wie an 2«-
halt den Goethe'schen ruhig zur Seite gestcllt wcrdc«
dürfen. Von ihrer geistvollen Tiefe und schlagendc«
Kraft mögcn wiederum einige Proben zeugen, die sichci
willkommen sein werden.

G e g e n s e i t i g.

Das Publikum.

Ach, die Künstler siud Schuld, wenn unsere Kunst so ver-

fallen i

Keiuer führet uns hoch über uns selber hinauf.
 
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