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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Zur Universitätsfeier der Stadt Leyden
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0194

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377

Kunstliteratur,

378

nicht an Fenstern mit gcradem Sturz. Der un-
steheure Triumphbogen, welcher die beiden Stockwerke
Mittelbaues überspaunt, bildet in der crsten Etage
^Ne offene Loggia; wozu diese eigentlich dienen soll,
^ill uns bei einem Universitätsgebäude nicht einleuchten.
^nter diesem Bogen gelangt man in ein ungeheures
^hrenvestibül, über welches das Louvredach gcspannt ist
'"ll dem Minervenkoloß auf der Spitze: wohl eine Nach-
^hniung der Viktoriastatue über der Kuppel dcö Palais
^vor Volksvlijt in Amsterdam.

Da das Louvredach nicht mit Glas gedeckt ist, so
^ll pas Licht durch die Dachluken dem Ehrenvestibül
^"geführt werden, die zwar so groß wie Scheuernthore
^b, aber trotzdem nur die Obermauern des Vestibüls
^leuchten können, so daß dieses stch größtentheils mit
^stcklirtem und sekundärem Licht begnügen muß. Um
^c Zweckmäßigkeit der Eintheilnng dcs Grundrisses be-
^UHcilen zu können, müßte man zucrst das Programm
Neubaues studiren; immerhin ist es auffallend,
^/z dcs bebauten Platzcs durch Gänge, Vcstibüle
Treppen eingenommen sind, eine wohl durch nichts
Uwtivirte Verschwcndung.

Daß man in einem Lande, in welchem man soviel
Lcsunden Menschenvcrstand findet, wie in Holland, in
b'clchem man die schönsten architektonischen Vorbilder
hc>t, die ja gerade als Muster für den Universitätsneubau
^Pfohlen worden waren, daß man in einer Stadt wie
h'chden, wo man den regstcn Eifer zeigte, um bei dieser
^clegenheit seinen Sinn nicht blos für Wissenschaft,
^ndern auch für Kunst zu bethätigen, dem genanntcn
^Mwurf Geschmack abgewinnen und ihn für die Aus-
^hrung bcstimmen konnte, ist uns unverständlich. Wir
hätten der Sladt Leyden gewünscht, daß sie sich bei
b>cser Gelegenheit ein besseres Ehrendenkmal setzen würde,
Und een Stiftern der Universität können wir nur em-
bschlen, bei ihrem schönen Gedanken zu verharren, daß
^cr Bau die Formen des prächtigen und doch so ernsten
"icderländischcn Baustilcs des 16. Jahrhundcrts zeigc.

II. 0.

Kmistlitrratilr.

I'rklnLöu Ur.: T'osuvro äo IVillonr
oobsnoou 1)6111. Amsterdam, C. M. van
Gogh. 87 S. 8°.

Das Hervortreten kräftiger Persönlichkeiten in dem
hundertjährigen Freiheits- und Glaubenskampfe der Nie-
^rlande und die Begcistcrung dcs Volkes für jene
^treiter dcs Schwcrtes und der Wissenschaft bewirktc
^ch das Aufblühen der Bildnißkunst in Farbe und
^tich. Porträttnaler wie Van Dyck beschäftigten und
^^°gen ganze Stecherschulen, andere setzten sich bloß
^it einzelncn Meistern des Stichs in innige Verbindung.

Solch lctzterer Art war das künstlerische Berhältniß
zwischcn Miercvclt und Delff, dessen aus 104 BlLttcrn
bestehendes Werk nun Frankeu verzeichnet und beschrieben
hat. Jn der Einleitung seines Buches schildert er die
allgemeine Zeitlage und die geistige Atmosphäre, unter
welcher Willem Jacvbszoon Delff am 16. November
1580 zu Delft geboren ward. Er stammte aus einer
alten Künstlerfamilie, und wir erhalten durch Franken
zahlreiche schätzenswerthe Angaben über deren einzelne
Mitglieder, sowie auch über Mierevelt. Dieser trat
im Jahre 1618 mit Delff in Geschäfts- und Familien-
verbindung, als er demselben seine Tochter Gertrud zur
Frau gab. Bon diesem Zeitpunkte an bis zu Delff's
Tode 1638 ist alles geschichtlich Thatsächliche aus desscn
Leben ziemlich klar gelegt; aber gerade der künstlerischen
Ausbildung unseres Meisters ist eine zu geringe Auf-
merksamkeit zugcwendet. Nur in der Note zu No. 29,
dem Bildnisse Christian's van der Goes, ist nebenbei
erwähnt, daß anfangs wohl Jan Wierix, bald aber
nach diesem Hendrik Goltzius des Delff Lehrmeister im
Kupferstich gewescn sein dürfte. Von einer Begrün-
dung dieser Ansicht, von Delff's Stellung zn der Nubens-
Van Dyck'schen Stecherschule und seinem etwaigen Ein-
flussc auf französische Meister, wie Massvn (vgl. Franken
No. 28 und 32), erfahren wir gar nichts.

Der Einleitung schließt sich ein chronologisches
Verzeichniß von Delff's Stichen an mit Anführung der
Meister, nach dcnen dieselben gcfertigt sind, recht zweck-
mäßig, um den Ueberblick über seine Leistungen und
seine künstlerischen Verbindungen zu erleichtern.

Bei dem hierauf folgeuden Theile wäre ein größeres
Festhalten an des alten Bartsch mustergiltiger, typischer
Form in der Bcschreibung der einzelnen BlLtter er-
wünscht gewesen. Herrn Franken's Katalog kommt uns
wie ein zu weites Kleid vor, seine Angaben sitzen nir-
gends ganz fest und lassen noch einein Zweifel an der
sichern Bestimmung der Plattenzustände Raum. Vor
allem ist hier eine leidige Jnkonsequenz in der Bedeu-
tung der Ausdrücke „links" und „rechts" zu bemerken.
Man vergleiche die Nummern 10 und 11, die beide
entschieden nach links in der Kupferstichsprache gewandt
sind, und bei No. 92 sind die Bezcichnungen L äroits
und L xunotio gerade umzusetzen.

Ergänzende Zusätze können wir zu folgenden Num-
mern liefern: Von No. 5 ist in der Hofbibliothek zu
Wien ein zweiter Zustand mit der Adresse 0. Ousxuri
sxouä6tzg.t. Bei No. 35 ist als erster Zustaud ein
Abdruck ohne die Jnschrift auf der ovalen Umrahmung
zu verzeichnen, wie sich ein solcher in der Albertina vor-
findet. Ebendaselbst ist auch die auf S. 52 erwähnte
Wiederholung von No. 54, bedeutend kleiner als das
Original (h. 0'160, br. 0'121). Dic Jahreszahl 1617
bei Franken ist vffcnbar ein Druckfchler für 1618,
 
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