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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Mosaiken der Façade von St. Paul vor den Mauern Roms
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0326

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X. Jlilirganli.
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^Vien.Theresianumgasse
25) od.andieVerlalisü.
^Leipzig, Königsstr. 3),

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und Kunsthandlung an-

1375.

Beililatt znr Zeitschrist sür liildende Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratiL; für sich allein bezogen
kosrel der Jayrgang 9 Marr sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutscl)en und österreichischen Posianstalten.

-^nhalt: Die Mosaiken der Fa^ade von St. Paul vor den Mauern Roms. — Der Salon. V. — Jllustrationswerke. — Düsseldorf; Die Ausstellung des
Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf. — Ausgrabungeu in Samothrake. — Zeitschriften. — Jnserate.

^ie Mosaiken der Fayade von St. paul vor
den Mauern lloms.

.1. k. D.. Am letzten Tage des Juni fand zu dem
8este des Apostels Paulus die Enthüllung des Mosaiks
katt, welches die obere Hälfte der dem Tiber zugekehrten
8nyade der neuen Paulskirche an der ostiensischen Straße
^or Rom bildet. Die unter.e Hälfte, an welche sich der
Portikus des Atrium anlehnen wird, so wie einige Mo-
saikmedaillons, Brustbilder von Päpsten darstellend, an
^en Wänden des Jnnenraumes sind demnach die ein-
ä'gen Theile, deren Bollendung in dem Neubau dieser
Arößten Basilika der Welt noch erübrigt. Wenn es
k>ahr ist, daß von der ursprünglichen Erhabenheit dicses
^ebäudes nichts wiedererstanden ist, als die Größe der
Verhältnisse, daß der Prunk der inneren Ausstattung
äu der monumentalen Bedeutung der Stätte in unver-
löhnlichem Widerspruche steht, daß auch die kalten Flächen
Aeußeren, vor allem der in Rundtempelform aus-
laufende Glockenthurm alles Geschmackes bar erscheinen,
lo nehmen doch unfraglich die neuen Mosaikgemälde
Hauptfayade eine rühmenswerthe Anerkennung in
Änspruch, und das um so mehr, als sie ähnliche unter
dein Pontifikat Pius IX. ausgeführte Arbeiten, z. B.
^e Mosaiken der Fayade von S. Maria in Trastevere,
Lorenzo fuori le Mura und S. Pudenziana, in
^omposition sowohl als in Ausführung weit hinter sich
^nssen. Die ersten Entwürfe rühren von Filippo Agri-
^ola her, nach dessen Tode Consoni die Kartons aus-
^hrte. Die Arbcit selbst ist in der verhältnißmäßig
^rzen Zeit von zehn Jahren zu Ende geführt, in ihrer
^orgsalt ein neuer Beweis von der Tüchtigkeit der

päpstlichen Mosaikfabrik im Batikan, die Kostcn der
Ausführung indeß sind in friedlicher Theilung sowohl
von der italienischen Regierung als von der Kurie ge-
tragen worden.

Die Bildfläche selbst ist durch zwei horizontale
Streifen in drei Abtheilungen getheilt. Die Ornamen-
tation dieser Trennungsbänder ist eine gefällige und
schöne Wiedergabe der mit Symbolen durchwobenen
Fruchtguirlanden, wie sie bei den Mosaicisten des sechsten
bis zwölften Jahrhunderts üblich waren. Aus dem
gleichmäßigen, in der Mattheit seines Tones wohl-
thuenden Goldgrunde heben sich die buntfarbigen Gc-
staltcn der drei Abtheilungen ab. Die Mitte des oberen
Dreiecks zeigt den thronenden Christus, die Rechte er-
hebend, in der Linken das Buch mit der lateinischen
Schrift: „Meinc Schafe hören mcine Stimme, und ich
gebe ihnen das ewige Lebcn." Während das Haupt von
dem kreuzförmigen Nimbus umgeben ist, umkreist die
ganze Gestalt die regenbogenfarbige Aureola, deren Jn-
nenraum sich in gelben Lichtton auflöst. Auf den Enden
der breiten Fußbank sitzen zur Rechten Petrus mit dcn
Schlüsseln, zur Linken Paulus mit dem Schwert, bcidc
das Haupt nach Christus emporrichtend, in ihrer Ein-
fachheit erhabene, besonders in der Anordnung der Ge-
wänder großartig gedachte Gestalten.

Ein eigenthümliches Gemisch altchristlicher Motive
und moderner Auffassung bildet die Darstellung des
darunter licgenden Streifens. Jn der Mitte ein auf
einem Hügel, dem vier Quellen, die Symbole der Para-
diesesströme, entspringen, ruhendes Lamm mit dem Nim-
bus, das Abbild Christi. Beiderseits nähern sich mit
schwermüthigem KopfhLngen zwölf Lämmer, in vier
 
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