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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Die Schleißheimer Galerie
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0305

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Korrespondenz.

609

lichkeitm dafür zu gewinnen. Zu einer Zeit, wo die
Berliner Galerie sich so vergrößert hat, wo Wiens
kaiserliche Sammlung einer Neuaufstellung und Ber-
mehrnng in einem glänzendcn Gebäude entgcgengcht,
sollte man in München nicht zurückbleiben. Iedenfalls
wäre der „Vermittlungsvorschlag", werthvollere Bilder
aus Schleißheim in die Pinakothek zu thun und
andere dafür hinaus, ein sehr geringfügiger und zwei-
schneidiger. Denn die Zahl der Bilder, welche unter
jeder Bedingnng nach München gebracht werden müßten,
beläuft sich auf viele Hunderte, und dann bleiben immer
noch viele übrig, deren Versetzung wenigstens wünschens-
werth ist. Jch gebe zwar zu, daß manche Pinakothek-
bilder, namentlich aus der Zahl derjenigen, welche man
in den lctzten Jahren hineingebracht hat, entfernt werden
müßten, aber die Zahl derselben ist viel zu beschränkt.
Es ist ja eine alte Klage, daß vie Galerieräumlichkeiten
bereits für die vorhandenen Bilder viel zu klein sind,
sodaß diesclben theilweise in einc Hvhe gchäugl werden
mußtcn, die ihr Vorhandensein beinahe illusorisch macht.
Wie soll man denn da noch in die überfüllten Säle
ncue Gemälde bringcn? So lange noch Werke vvn
Rnisdael, Rembrandt, Elzheimer, Rubens, van Dyck,
Snyders u. s. w. u. s. w. nicht genügend gesehen
werden können, so lange kann man von einer irgendwie
bedeutenden Bermehrung der Galerie gar nicht reden.
Eine Verleguug nach Eisenmann's Vorschlag wäre eine
halbe Maßregel, würde manches Odium mit sich fllhren
nnd dann doch nicht viel nützen. Entschließe man sich
lieber zu einer ganzen!

Lorrrspo»dr»j.

Rom, im Mai 1875.

Rom hat in politischer, soeialer und künstlcrischer
Hinsicht eine tiefgehende Umgestaltung erfahren. Vielerlei
konnte aber nicht so rasch nach und befindet sich ent-
weder noch in den alteu primitiven Zustäuden oder im
Stadium der Umgestaltung. Sv das Ausstellungswesen.
Während die modernc italienische Kunst in frischem Auf-
schwunge neben den Kunstbestrebungen des übrigen Eu-
ropa's Mien würdigeu Platz einnimmt, licgt ihre Rc-
präsentativn, das heißt die Ausstcllung von Kuustwerken
noch schr im Argcn.

Wie männigüch bekannt, ist es in Rom immer
Siite gcwesen, daß jcder Künstler seine Werke im eigenen
Studio ausstellte. Es hatte dies vielleicht manches Gute,
aber gewiß anch dic nachtheilige Folgc, daß das Atelier
znr Verkanfsbude, und der Künstler nur zu oft zum
Bilderkrämer herabsank. Es sind also die Bestrcbungen
des „Oiroolo intornnAonnlo" sehr erfreulich, welche
dahin gehen, mit Hilfe der Regierung eine große Jahres-
ausstellung, ähnlich dem Pariser „Salon" zu gründen,

welche nicht nur ein Bild römischer, sondern überhaupt
italienischer Kunstbestrebungen bieten soll.

Zu dicsem Zwecke fanden Versammlungen der
Künstler auf dem Kapitol statt; es wurde ein Komits
eingcsctzt, welches dafür thätig sein soll, und das Mim-
stcrium des Unterrichtes versprach allcs Möglichc.

Um es dem Letzteren auch anschaulich zu machen,
wie nothwmdig und wie schwierig dabei den Künstlern
jetzt das Arrangement einer Ausstellung sei, veranstaltete
der „Oiroolo intorimLioimls" in seinen Vereinslokali-
täten eine Abendausstellung bei Gaslicht, über die ich
mit wenigen Worten referiren will.

Bcschränkt durch den Raum und die übrigen un-
günstigen Umstände, hatte die ganze Ausstellung nur den
Charakter des Improvisirten; nichtsdestoweniger erfüllte
sie ihren Zwcck vollkommen. Der Besuch war ein
sehr lebhafter; die Ausstellung sehr anregend; endlich
wurde beinahe ein Drittel der ausgestellten Werke ver-
kauft. Am schönsten und hervorragendsten waren ent-
schieden die Aquarelle. Die Wiener Weltausstellung
hatte keine schönern anfzuweisen, als es die hier aus-
gestellten warcn.

Wenn sich auch die dargestellten Gegenstände auf
einfache malerische Genremotive beschränkten, so blieb
der Hanptreiz dieser Aqnarelle doch nicht allein die bis
zur nnglaublichen Vollkommenheit getriebene Technik,
sondern es erfreute an Liesen Kabinetsstücken besonders
die fein empfundene Zeichnung und die koloristische
Aieisterschaft. Die Oelmalerei präsentirte sich auch recht
stattlich, obwohl die bedeutendsten Namen der römischen
Kunstwelt beinahe ganz fehlten. Die Skulptur brachte
einige pikante Kleinigkeiten.

Entsprechend dem Charakter des Vereines war die
Ausstellung eine internationale; es waren alle Nationen
repräsentirt außer den Franzosen, die seit 1870 in kon-
sequenter Abgeschiedenheit wirken. Ein kleines Abbild
dieser Wirksamkeit bot die Ausstellung der französischcn
Akademie in der Villa Medici.

Wie alljährlich, stellten die Pensionäre aller Zweige
der bildenven Kunst aus, und wie alljährlich trugen die
Architekten die Palme davon. Die Rekonstruktion des
Apollo-Tempels in Didijmoi (Kleinasien) von Thomas
(im 4. Jahrgang) war eine Meisterleistung, die alles
Andere in Schatten stellte. Nächst dem Genannten ver-
dient noch Dupuis erwähnt zn werden, welcher sich
in der Medailleurkunst als vollendeter Meister zeigte
und eine sehr schöne Allegorie ausstcllte. Die Malcr
hatten, wie es beinahe schon traditionell ist, ein
akademisches, cin talentvolles, ein gutcs nnd ein schlcchtcs
Bilv gcbracht. Aus dieser Klassiftkation fchlte auch
diesmal keines; im Ganzen jedoch habe ich auf keine
hervorragenve Arbeit aufmerksam zu machen, die ein
aufgehendes Gestirn ersten Ranges am Kunsthimmel
 
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