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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Bergau, R.: Fr. Fischbach's Ornamentik der Gewebe
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Verschiedenes und Inserate
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Kuiistlüeratur.

166


^chdem vorher schon Schinkel, Boettichcr unb Gropius
^ Vcrbesserung dcr Muster in Gcwebcn und Tapctcn
Aearbeitet hatten — kopirte er mit Vorliebe dic Orna-
^uiik der Gewänder und Hintergrnnde, wclchc gelcgent-

lich

lUlden

uuf allcn italicnischen unb dcutschen Bilvern sich

. —, zcichnete dann dic altcn Orginalstofse im Ber-
uer Mnseum, im Dom zu Halberstadt, im Museum
" ^öln uud enblich ber Bock'schcn Sammlung im k. k.
esterr. Muscnm für Kunst unb ^Jndustric zu Wien
öervollständigte seine reiche Sammlung von guten
su Mustcrn fortwährend durch gclegentliches Sammcln
wiederholten Reisen durch ganz Mitteleuropa.
Uf diese Weise enlstand einc Sammlnng von Gewebe-
unaiueuten, wie sie vollständiqer käum sonst noch vor-
^den sein dürfte?)

Es lag der Wunsch nahe, diese Saminlung zu publi-
^'-'u und auf diese Weise der Wissenschaft — die Publi-
uUvnen eines Bock, Essenwein, Viollet-lc-Duc, Linas u. A.

' inei, gegen die Fischbach'schc verschwindend ktein —
u»d der Jndustrie zugänglich zu machcn. Fischbach be-
^un „lit der Beröffentlichung seiner gesammeltcn Zeich-
'"Ugen schon im Jahre 1866. Sein Werk sollte nicht
Ttosfmuster, sondern stilistischc Flach-Ornamente
' ^haupt^ nls Borlagen für Schulen und Gewerbe-
oibende, cnthalten. Es waren davon bereits drei Liefe-
^"3^i in groß Folio crschienen, als Fischbach burch
^U Buchhandler Morel in Paris veranlaßt wurde, das
^^°uiiene Werk nicht fortzusetzen, dafür aber ein neucs,
leinein Verlage erschcinendes, umfassendes, nur Bkuster
Gewcbe enthaltendes Werk hcrauSzugeben. Fischbach
^ svitete noch eifrigst daran, als der dcuisch-französische
und ber Tod Morcl's dem Unternehmcn ein
^ Z sttzten, bcvor auch nur eiu kleiner Theil an bic
^lleiitlichkeit getretcn war. Ilachdem Fischbach im
uh>e Parjs wenigstens cincn Theil seiner

Aeniachtcn Arbeiten gerctret, ging er mit neuen
^usten an die Arbeir, nnd eü ist ihm unter der thätigen
dcr trefflichen lithographischen Kunst-Anstalt
Dondorf in Frankfnrt gelungen, endlich daö erste
^Pniel st-ines aus l20 Tafeln in groß Folio angelegten
stat^^ Zu publieiren. Es licgt nun in eleganter Aus-
iring nnd solivcster Durchführung vor, enthält auf

drnE,

ufeln 78 Stoffmuster in vortrefflichem Farben-

dM« Farben stnd den Originalstoffen nicht immer
in ^""uen gctreu Die Herstellung'von Farbendrncken
^iesimilx ist mit sehr grvßen tcchnischcn Schwierig-

»el, ^ Uiäre sehr verdiensttich, weiin Jemand cs mitcr-
^Ee, die meist sehr schöiien Teppichm ustcr, wclche
Uiiild^^"^ italienischcii, deutscheu, uicderläiidischeii rc. Gc-
"lle» Museen Europa's sich finden, zu sammcln und in
"''Udruck z„ publiciren.

ü'OL- Nachstehende nur sllr dic strengeii Kritilcx,

'üsse ^ genng, ohne Riicksicht auf die praktischen Vcrhalt-
' das Unmögliche vcriaugen

keiten verbunden, verursacht also sehr bedcutende Kosten
und känn doch nie vollkommcn gelingen, denn der Lustre
bcr Scibe unb beS Sainmcts z. B. läßt sich durch Far-
bcndruck doch nie gctreu imitiren Außerdem sehen die
meisteu älteren, zum großen Theil mchrere Iahrhunderte
alten Stoffe heutc ganz anders aus als zu jencr Zcit,
da sie neu waren. Völlig richtig ist natürlich nnr die
Farbenwirküng, wie sie der altc Fahrikant beabsichtigt
oder wirklich hergestellt hatte, nicht wie sic uns heute,
nach den unzähligen Unbilvcn, welche über den Stofs bahin-
gcgangen, zufällig erhalten ist. Aber einc völlig gctreuc
Reproduklion der Farben scheint auch nicht nothwendig,
dcnn der Zwcck dicscr Publikation ist, ben Ornaineiitisten
unb Jndustriellen möglichst brauchbares Material in
praktischer (also nicht zu thcurer) Weisc zu bietcn. Zu-
glcich sollen die einzelnen Blätter als Vorlagen beim
Zeichen-Unterricht dienen. Zn alten FLllen konimt es
wcsenttich auf die Fo r m an. Die Farben werden von
ben Fabrikanten ihrcm Zweck und ihren Mitteln cnt-
sprcchend in den mcisten FLllen doch wesentlich geänbert.
Solttc aber in einzelnen Fällcn der Fabrikant ein Faesi-
milc cines alten Stoffes herstellen wollen, so muß er
boch auf den Originalstoff, der ja häufig nicht unschwer
zn crlangen ist, zurückgeheu. Auch für wisscnschafiliche
Zwecke kommt es vorzüglich auf die Form au. Für ganz
gründliche wissenschaftlichc Untersiichiingen aber kann der
Archäologe sich auf keine, selbst nicht auf die genaueste
Publikation vcrlassen, sondern muß die Originalc selbst
untersuchen. Für die allcrmcisten Fälle also wird diese
Publikation, obwohl dic Farben nicht iininer vollkonimcn
getreu sind, den Jndustriellen, den Gelehrten und den
Kirnstfreuiiven genügen, denn sie giebt Anregungen und
verschafft die Kenntniß eines sehr reichen Materials. —
Neben bem praktischen Zwecke, den das Werk verfolgt, hat
es zugleich die Absicht, eine Geschichte der älteren
Webe-Ornamentik bis in die Zeit der Renaissance
hinein in sorgfältig ausgewLhltcn Mnstern zu geben.
Jnteressant ist z. B. auch zu verfolgen, wie dasselbe Mo-
tiv von verschiedenen Künstlern und im Laufe der Zeit
in mannigfaltigster Weise modificirt worden ist.

Ein ausführlicher historischer Text mit genauer Be-
schreibung der einzelnen Stoffe soll das große Werk schon
im nächsten Jahrc abschließen. Vorerst ist nnr das Vor-
wort und ein kurzer Abriß der Geschichte der Weberei
gegeben.

Der Preis ist mii Nücksicht auf bas, was geboten
wird, ein sehr mäßiger. Berga».

Aunstliteratm'.

Ucber die Agonaltempcl dcr Gricchen. Bon Leopold

Äulius. München 1874. 8.

Für vie griechischen Tcmpelgebänve hat bekanntlich
Karl Börticher die Theorie aufgestellt, baß dieselben
 
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