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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Ein Stadtbild von Hobbema
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0102

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I. Jahrgany.
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st^a^vr.C.V.LÜtzow
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°d. »n dre VerWSst».
irei,vy, KömgSstr. S)
zu richten.

^ 2a„„ar.

Nr. 13.
Inscrate

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kunsthandlung an-
genommen.

Il!75.

Bcililatt zur Zcitschrist sür bildcnde Kanst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalren die Abonnenlen oer „Zeitschrift für bildende Kunst" xraHs; für sich aNein bezoaen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

Anh»,,.

Ein Stadtbild von Hobbema. — Zum Titelholzschnitt der „Neuen Nürnberger Reformation" vom Jahre 1522. — Wessely, Die Kupferstich-
Sammlung der Königl. Museen in Berlin: Naue, Die Geschichte der Völkerwanderung. — Personalnachrichten von der Wiener Akademie. —
Weihtlachtsausstellung im Wiener Künstlerhause: Kunstverein in Kassel; Kullstausstellung in Düsseldorf. — Eine neue Komposition von A. Feuer-
bach: Gypsabgüsse nach einem Modell der Jgel-Säule; Rudols Alt; Ausstellung in Paris. — Ein Portrait Fritz Neuter's. — Londoner Kunst-
auktion. — Zeitschriften. — Korrespoudenz. — Jnserate.

Ein Ztadtbild von Hobbema.

2n der Kunsthandlung des Herrn Miethke in Wicn
b Z^genwärtig ein großes Bild von Mcindert Hob-
ausgestellt, welchcs durch scine außerordentlicheu
^Ualitätxn die Aufmerksamkeit der kunstverwandten Kreise
ungewöhnlichem Maße beschäftigt und werth ist,
auswärts der allgcmeinen Beachtung emvfohlen zu
>verden.

veber seine Provenicnz verlautet nichts Bestimmtes.
wird man schwerlich fehl greifen, wenn man sic
^gendwo im cnglischcn Privatbesitze sucht, in dieser
'^eiten Heimath des auf dem Kontinent lange Zcit
/udurch unterschätzten Meisters, dcssen Werke deßhalb
,vst jn unseren bedcutendsten Galerien heute noch vcr-
/mtnißinäßig selten und durchaus nicht immer in beson-
^ guten Exemplarcn angetroffcn werden.

Das Miethke'schc Bild ist schon seines Gegenstandes

^ogen interessant: es bchandelt nicht einc jcner flacken
Mr '

Aü,


^usichtcn des Gelderlandes mit Baumgruppen oder
^en, mit einzelnen Häusern und Mühlen, wie sie sich
so zahlreichen Landschaften Hobbema's finden, son-
^u eine Stadt, in Holland oder Norddeutschland, wie
^ be in ckieser Weisc weit seltener gcmalt hat. Den
^Utelgrund dcr Komposition bildet ein großes, mit
^Uem hölzernen Dachrcitcr ausgestattetcs Gebäude —
^uhrscheinlich eine Mühle — in dessen Jnneres wir
^°u der Rückseite hincinblickcn. Dcn Vordergrund
^Uunit ein stilles Gewässer cin, in wclchem links ein
^ann sich in cincm Boot mittclst ciner Stangc fort-
^wegt. Zu beiden Seiten der Mühle reihen sich die
^Udern Häuscr an. Links ziehen sic )ich gegcn den

Vordergrund hin und schließen hier das Bild ab. Rechts
öffnet sich ein Platz mit anstoßenden Straßen, in denen
mehrere Leute (ein Mann im rothcn Mantel und zwei
andere mit einem Hunde) sich herumbewegen. Alle diese
Staffagen sind offenbar auch von Hobbema's Hand.
Ueber die abgetreppten Giebeldächer der Häuser schauen
einige wenige Baumwipfel herüber, leicht gegen den
zartblauen, mäßig bewölkten Himmel sich absetzend,
wclcher sich über dem Ganzen ausspannt.

Der klare Silberton des Himmels bildet mit dem
frischen Brannroth der Häuscrmasscn einen der wohl-
thuendsten Farbenakkorde, die sich das Augc wünschcn
mag. Was aber diesen äußeren Reiz noch überbietet
und bei längerer und wicderholter Betrachtung dcs Bildes
dem kunstgeübten Beschaucr cine immcr wachsende innere
Bcfriedigung gewährt, ist die Freiheit und Natürlichkeit
des malerischen Bortrags, dieses meisterhafte Handhaben
der höchsten Kunstmittel ohne jede Anstrengung, jede
Absicht, jeden auch nur leisesten Anflug eines Etwas,
das nicht Natur, nicht die volle Natur wäre.

Es ist wahr, Hobbema ist kein Poet, wie Jakob
Nuisdael. Er steht neben diesem, wic Frans Hals
neben Rembrandt. Aber damit eben erkennen wir dem
Hobbema jenen echten Realismus, jene völlige Unmittel-
barkeit der Naturanschauung zu, welchc wir au Frans
Hals, dem ebenfalls lange Herabgewürdigten, wieder so
hoch haben schätzen lerncn. Man kvnntc auch die Mal-
weisc dcs Miethke'schen Hobbema nicht lcicht besser cha-
rakterisiren, als wenn man sie mit der des Frans Hals
vergliche. Mit den einfachstcn Mitteln — in der gan-
zen unteren Partie des Bildes nur mit einigen wenigen
Abstufungen von Braun — ist hier die ganze Skala
 
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