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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Vermischte Nachrichten.

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Formen und hält im linken Arme das auf ihrem Schooße
nehende, mit einem rothen Rock bekleidete Christuskind und
>n der rechten Hand einen Lilienstengel. Zur linken Hand
der Maria kniet anbetend ein Bischof mit Bischofsmütze und
Bischofsstab, zur rechten eine weibliche Figur in langem
rothem Mantel. Jn dem breiten Mauerbogen über der
Thür befinden sich in grünem Rankenwerk auf großen kreis-
runden Scheiben die lebensgroßen Brustbilder von sechs Pro-
Pheten mit Spruchbändern in den Händen, auf denen aber
keine Schristzüge mehr zu erkennsn waren. An der westlichen
Seite des östlichen Fensters steht die heilige Katharina,
welche ein mit Mesiern besetztes kleines Richtrad in ver er-
hobenen rechten Hano trägt und ein gesenktes großes Schwert
von mittelalterlichen Formen mit der linken Hand hält. Da-
neben an der östlichen Seite des westlichen Fensters steht
der Evangelist Johannes im grünen Obergewande, in der
linken Hand den Kelch haltend, mit der rechten Hand den-
selben segnend oder auf denselben zeigend. Aus dem Kelch
ragt eine Hostie hervor. Gegenüber dem Evangelisten Jo-
hannes iieht man die Figur des Apostels Paulus, mit der
rechten Hand ein Schwert in die Höhe hebend. Wie Lisch
in einem Artikel „der Dom zu Schwerin" im demnächst zur
Ausgabe gelanaenden XI-. Jahrbuch des Vereins für meck-
lenburgische Geschichte näher ausfühN, find alle Wände mit
Heiliaenfiguren in Lebensgröße und mit Rankenwerk bemalt
gewesen, und es haben die vorzüglichsten Gemälde an der
südlichen Hauptwand gestanden. Die vorgefundenen Gemälde
sind durch den Maler Michaelsen aus Wismar mit großem
Geschick und strenger Achtung und Enthaltsamkeit unter Lei-
tung und Aufficht von Voß und Lisch so restaurirt, daß die
vor Kurzem vollendeten Malereien noch jetzt ein treues Bild
der ursprünglichen Darstellung geben. Der Sockel der Wände
ist nach Art eines Teppichs neu bemalt. Die Gewölbe der
Käpelle sind wahrscheinlich auch bemalt gewesen; da dieselben
im Bau und im Kalkputz ausgebessert werden mußten, so
haben sie nach Maßgabe der noch vorhandenen Farbenreste
»nter Zuhülfenahme der reichen Gewölbemalereien der
Schwarzen-Mönchs- oder Domimkaner-Kloster-Kirche zu Wis-
Mar, welche aus gleicher Zeit stammt, neu verziert werden
müssen. Die Rippen ffind grün und dunkelgrau oder schwarz
bemalt und von rothem Blattwerk begleitet; um die Schlutz-
steine sind in den Gewölbekappen größere rothe Lilien-Orna-
Mente gemalt. Ueber das Haupt-Gemälds über der Ein-
gangsthür bemerkt Lisch noch, daß der anbetende Bischof den
Bischos Friedrich II. von Bülow (1365—1375), unter welchem
die Domkirche in ihrer jetzigen Gestalt (1374) vollendet und
die Kapelle gebaut ward, darstellen solle. Die anbetende
Figur im rothen Mantel sei ohne Zweifel die Königin Ri-
chardis von Schweden, Gemahlin des Herzogs Albrecht
III. von Mecklenburg, welcher 1363—1389 auch König
von Schweden war. Richardis war der letzte Sproß des
Hauses der Grafen von Schwerin, und ihre Vorfahren lagen
alle im Dome zu Schwerin, in der heiligen Bluts-Kapelle'
begraben. Das Bild der Königin sei wohl das älteste Por-
trätbild in Mecklenburg und vielleicht in Norddeutschland.
Die Königin ist in Schweden begraben. Das ganze Gemälde,
welches um das Jahr 1375 gemalt sein wird, hält Lisch für
ein Denkmal auf die Vollendung des Domes. Jn der
Ostwand ist jetzt ein Fenster mit Glasmalerei angebracht,
welches von Michaelsen nach dem Muster eines alten dortigen
Kirchenfensters angefertigt ist. Unter dem Fenster steht ein
Altar, welcher sür 'die Zukunft zu Trauungen benutzt werden
soll. Die Sakristei in ihrer jetzigen Ausstattnng gereicht dem
altehrwürdigen Dome zur neuen Zierde und kann der Be-
achtung des Publikums, namentlich der Fremden nur em-
pfohlen werden. (Meckl. Zeitg.)

Vkimischte Nachrichtkii.

U. Der Bau der Kunsthallc in Düsseldorf ist wesentlich
gefördert durch die überaus glückliche Lösung der Platzfrage.
Mit freundlichstem Entgegenkommen gegen die in Künstler-
kreisen geäußerten Wünsche hat die Versammlung der Stadt-
verordneten einstimmig den Friedrichsplatz als Baustelle be-
willigt und damit dem neuen Gebäude die günstigste Lage
angewiesen, die nur zu denken ist. Der „Verein Düssel-
borfer Künstler zu gegenseitiger Unterstützung und Hülfe"

hat dies in der Generalversammlung vom 18. August bei
der einstimmigen Annahme des Platzes dankbar aiierkannt
und den Vorstand beauftragt, die städtischen Behörden davon
in Kenntniß zu setzen. Es soll nun eine Konkurrenz aus-
geschrieben werden zur Einreichung von Bauplänen, die ein
i um so günstigeres Ergebniß verspricht, als sich der Platz
^ durch seine abschüssige Lage ganz vorzüglich zur Anlage eines
geschmackvollen Gebäudes mit hoher Freitreppe eignet. Die
; nähern Bedingungen sollen demnächst bekannt gemacht werden.
Der fernere Verlauf der Angelegenheit wird dem glücklichen
Anfang hoffentlich in jeder Beziehung entsprechen.

II. Das Kuratorium der königlichen Kunstakademie zu
Düffcldorf, welches seit dem Tode der Geheimen Regierungs-
rüthe Altgelt und Krüger nur noch aus dem Regierungs-
präsidenten Freiherrn von Ende bestand, ist durch die Er-
nennung der Negierungsräthe Wettendorf und Lieber zu
Mitgliedern wieder vervollständigt worden, was nicht ohne
vortheilhaften Einfluß auf die akademischen Angelegenheiten
bleiben dürfte, da die genannten Räthe als künstlerisch ge-
bildete Männer bestens bekannt sind.

Reuterdenkmal in Eisenach. Die Köln. Ztg. berichtet:
„Am 17. August ist das Denkmal von Fritz Reuter fertig
geworden, ein Werk, welches in liebevoller Pietät die vor-
treffliche Gattin des vor einem Jahr verstorbenen Dichters
seinem Anoenken in Eisenach hat errichten lnssen. Nuf dem
nenen Kirchhofe jenseit der Hörsel und der Bahn erhebt sich
auf Stufen von Granit das Podium, dessen Mitte der rings-
um von profilirten Granitstufen umgebene, mit Blumen
reich geschmückte Grabhügel einnimmt. Er lehnt sich an
einen schön gegliederten, von toskanischen Säulen getragenen
und mit einer Giebelverdachung gekrönten Nischenaiisbau
von ausgesucht feinem und reinem schlesischem Sandstein.
Jn der halbkreisförmigen Nische wächst ein schlankes Posta-
ment von polirtem schwedischem Granit auf, welches die in
sleckenlosem weißem Carraramarmor gearbeitete Kolossalbüste
Reuter's trägt. Die in Goldbuchstaben auf das Postament
eingehauene Jnschrift lautet einfach: „Fritz Reuter." Rechts
und links an den Aufbau schließen sich architektonisch durch-
gebildet im Halbkreis geformte Bankanlagen mit hohen Rück-
wänden an, welche nach vorn ihre Auflösung in zierlichen
Postamenten finden. Kränze in Reliefarbeit schmücken den
unteren Theil, nach oben endigen sie in feingeformte Kan-
delaber. Die ganze Anlage, die eine liebende Hand reich
mit sorglich geordneten Coniferen, Blattpflanzen und Blumen
umgeben hat, ist eine äußerst harmonische und hebt sich in
sehr wirksamer Weise von dem Hintergrunde ab, den das
frcundliche Eisenach und die malerischen Formen der die
Thüringer Berge krönenden Wartburg bilden. Eisenach hat
durch Lieses Denkmal einen neuen Anziehungspunkt erhalten,
welcher die vielen Verehrer des nnvergeßlichen Dichters mit
Freude ersüllen wird, mit Freude und mit Dank für den
hochherzigen Sinn derjenigen, die in thätiger Stills dem An-
denkeii Fritz Reuter's in so edler und würdiger Weise die
Weihestätte bereitet hat. Der Bildhauer Afinger in
Berlin, ein treuer Freund des Verstorbenen, dessen Hand
wir die nieisterhafte Büste Reuter's verdanken, und die Bau-
meister Kyllmann und Heyden in Berlin hatten gemein-
schaftlich die Ausführung des Monumentes übernommen.
Plastik und Architektur haben in harmonischer Weise eine
Anlage ersonnen, die in reizvollen edlen Formen die Ruhe-
stätte des Dichters in würdigster Weise schmückt. Die Aus-
führung der Arbeiten an dem Monumente ist den bewährten
Händen des Bildhauers Roessemann in Berlin anvertraut
worden."

Aus Paris wird geschrieben: Die Arbeiten zur Errich-
tung des Denkmals H. Regnault's und der anderen im
letzten französischen Kriege gefallenen Schüler der bleole äea
Lsaux-^.rts haben am 14. August in Gegenwart des Direk-
tors, sämmtlicher Professoren und der Mitglieder dieses Jn-
stituts im Hofe äss mürisrs ihren Anfang genommen. Das
Monument, ganz aus weißem Marmor, der vom Ministerium
der schönen Künste geliefert wurde, ist ein Werk von Coquart
und Pascal. Es besteht aus zwei Säulen mit Gebälk, auf
dem sich ein krönender Abschluß mit goldenen Lorbeerzw'eiqen
erhebt, aus deren Mitte in goldenen Lettern das Wort
„katrie" hervorleuchtet. Die Säulen sind mit den Namen
der gefallenen Künstler versehen; zwischen beiden Säulen er-
 
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