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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Rosenberg, Adolf: Georg Brew
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0200

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Georg Brew.

390

38g

herzoglich bayrische Wappen und dic Buchstaben
Man deutct lctzterc auf den im Jahre 1514
T^storbenen Hcrzog Wolfgang. Ferncr ist noch auf dem
^stde ein Monogramni in Gestalt eines kleinen go-
^ischen b angebracht. Eben dasselbe Monograinm —
Hals des b ist noch mit einem Querstrich versehen,
^ daß die Forni eines Kreuzes entsteht — findet sich
^vch auf vier Gcinälden, welchc die Jahreszahlen 1501,
^^12, 1518 und 1523 tragen. Weiter bcgegnet man
^stsem Monogramme auf drei Holzschnitten, von denen
eine spätestens um 1500 entstanden ist, die anderen
^st 1515 1540 bezeichnet sind.

Daß diese Werke sämmtlich von einem Künstler
^errührcn, ist in Anbetracht des weiten Zeitraums,
d>elchen die Jahreszahlen umspannen, nicht wahrscheinlich,
stlbst wenn nicht merkliche Stilunterschiede dagegen
!strächen.

Betrachten wir znnächst die Holzschnitte. — Der
^ste dersclbcn (Passavant III, S. 294, 2) stcllt dcn
gekreuzigten Heiland zwischcn Maria und Johannes
Das im Bcrliner Kupferstichkabinct befindliche
^iemplar ist alt kolorirt, auf Pergament gedruckt und
^us einem lateinischen Gebetbuche entlehnt, wie die be-
l>euckte Rückseite und die Unterschrift beweisen. Die
8'vrm der Bnchstaben, wie dcr rohe und unbchilfliche
^til des Holzschnittes setzen seine Entstehung etwa um
lüOO fest. Der zweite Hvlzschnitt — Christi Verspot-
tiing — befindet sich gleichfalls in einem Buche (Bartsch
S. 448). Es trägt den Titel: Das leiden Jesu
^hristi vnnscrs erlösers. Sonders andächtigcr lcre Nutz-
sterlicher betrachtung auß den vier Euangelisten entliehen
burch Wolffgang von Man. in gesatzwciß bezwungen.
^uni gratia et Priuilegio. Am Schluß: Gedruckt vnd
!Äigklich volendt Jn der kayserlichen stat Augspurg durch
^u Juungen Hansen schönnsperger Anno dni. d- M.
^>ud in dem 15 Jar. Von den dreißig Holzschnitten
Buches tragen mehrere die Jahreszahl 1515. Vier
Uon ihnen sind mit II. L., dcm Zeichcn des Hans Burck-
uiair, und vier andere mit dem Monogramme des
Scheuffelein bezeichnet. Von den übrigen sind einige
Uiit Sicherheit Burckniair zuzuschreiben, bei den andern
^uird man zwischen Scheuffelein und Brew schwanken.
Dieser Brew hat mit jenem von ca. 1500 nichts gemein.

jst ein gewandter, wenn auch nicht korrekter Zeichner,
ber sichtlich unter dem Einftusse Dürcr's steht, namentlich
Ui der scharfen Profilirung der Köpfe und in der Energie
^er Bewegnngen, der aber noch genug von der schwä-
bischen Schule hat, so daß man in ihm vielleicht einen
Dchüler Burckmair's vermuthen darf. Wenn wir diesem
^rew das Gemälde der Pinakothek und drei andere Ge-
uiälde, die wir sogleich nenncn werden, zuschreiben dürfcn,
so ist die Schülerschaft, wenigstens in weiterem Sinne,
uußer allem Zweifel. Das erste derselben stellt die Ma-

donna mit dem Kinde, die heilige Katharina und Bar-
bara im Freien von Engeln umgeben dar und trägt
neben dem Monogramme die Jahreszahl 1512. Es
gcht, ebenso wie das Münchener Bild, im Berliner
Museum unter dem Namen des Burckmair. Eine An-
betung der Könige vom Jahre 1518 befindet sich in der
Hospitalkirche zu Coblenz, und das dritte, cine Ma-
donna mit dcm Kinde vom Jahre 1523, in der Am-
braser Sammlung in Wien. Allc drei tragen das ge-
kreuzte b. Dieser Brcw würde alsdann derjenige sein,
der nach dem Augsburger Malerbnche im Iahre 1536
starb.

Jm Augustinerchorherrenstift zu Herzogenbusch im
österreichischen Viertel ober dem Wienerwalde befindet
sich nach einer Notiz Naglers (Monogr. I, S. 707)
ein auf beiden Seiten bemaltcs Bild mit der Geburt
Christi und dcr Dornenkronung. Am Unterkleide der
Maria steht: Jeorg Prcw von Ane 1501. Ist diese
Nachricht authentisch, so habcn wir vielleicht in diesem
Maler den Autor des zuerst beschriebenen Holzschnittes
und den Vater desjenigen Brew zu sehen, dessen Thätig-
kcit sich von 1512 — 1523 verfolgen läßt.

Der dritte von Passavant beschriebene Holzschnitt:
Susanna im Bade und die Steinigung der Greise, eine
große Komposition mit reicher Architektur und vielen
Figuren, führt uns auf die Existenz eines zweiten, resp.
dritten Brew- Auch das Augsburger Malerbuch giebt
an, daß ein anderer Brew daselbst im Iahre 1547
starb. Ein ferneres Zeugniß bietet von Stetten (Kunst- rc.
Geschichte der Neichsstadt Augsburg, S. 271), welcher
gelegentlich der Wandmalereien in der Amlöstube des
Weberhauses vic über der Thür bcfindliche Jnschrift
wiedergiebt:

Amio Dei 1457 was es,

Daß man die Stube malen ließ.

Peter Kaltenhof der Maler hies.

Anno Dni 1538. Da malt der jung Jörg Breu

Das alt GemLld wider neu.

Die Schlußverse berichten von einer zweiten Restau-
ration im Jahre 1600. Da Jörg Brew der ältcre
1537 bereits gestorben war, muß der mit >540 uiid
dem Monogramme bezeichnete große Holzschnitt von
Jörg Brew dem jüngeren, deni Restaurator der Kalten-
hof'schen Malereien, herrühren. Der Stil des Holz-
schuittes zeigt bereits den starken Einftuß der Italiener.
Die üppigeren, volleren Formen und die Weichheit der
Umrisse, die Neigung zu reicher Komposition und die
Verwendung der italienischen Nenaissancearchitektur in
großem Umfange lassen einen Künstler erkennen, welcher
sich während der lctzten Lebcnsjahre Burckmair's ge-
bildet hat.

Zu diesen bereits bekannten Werken der Brew's
kommt eine Zeichnung des Berliner Kupferstichkabinets,
 
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