Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

DOI Artikel:
Abrest, Paul d': Aus Barbizon
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0182

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
X. IalManq.
Scüräge

Ü»dl>»vr.L.V.LÜÜ0>v
^ie>,Ahnest-nmn>gl>ist
^od.andikVcrlastSÜ.
^'ivn«, Königsstr. L>.
zn richte».

Mär;

Nr 23.
Inscrate

L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
und Kuusthaudluug au-
genouttneu.

t!!75.

Beiblatt znr Zcitschrist sür Lildendc Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abouneuten der „Zeitschrift für bildeude Kunst" grLt>8; für sich allein bezogen
kostel der Iahrgang 9 Mark sowohl im Buchhaudel wie auch bei den deutschen und österreichischeu Postaustalteu.

t: Aus Barbizou. — Die kaiserliche Kupferstichsannnlung und die Hofbibliothek in Wien. — Jean-Frauyois Millet f. — Preustisches Kuust-Budget.
— Französtsches Jnstitut in Rom. — Müucheuer Knustvereiu.- Kuust-Ausstelluug iu Düsseldorf. — Prof. Wittig's Standbilv (§arsteus'. — Drei
Berliner Kunst-Auktionen. — Zeilschrifteu. — Juserate.

Äus Sartiizim.

2m Walvc von Fontaineblean liegt in einer rei-
^nden, von dem Gewiihle entfernten Umgebung, mit der
^'igen Welt nnr durch einen spärlichen Rnmpelkasteii-

^ist verkehrend, das primitive Dörfchen Barbizon.

di^

Walb in seiner ganzcn Pracht nmschattet diese kleine
"Nse, oeren rothe Dächer scho» von fern bem Wanderer
^Ntgbgenlachen, der frohcn Muthes an eineni heitern
^winernachmittage, wie Schreiber dieser Zeilen, von
^clnn des Weges daher zieht- Das ganze Dorf besteht
Straße, die sich von der Departemental-
^»le bis an die Felsen der Steinbrüche hinerstreckt,
denen Paris seinen Bedarf an Quadern bezieht.
u dieser Straße wechseln Villen im großen Stile mit
uubern, behäbig aussehenden Bauerngehöften wohlge-
^^ig ab. Zwei Schenken, und ani Schlusse der Straße,
^u Waldeingange zu, ein recht artiger Gasthof, der
^"gleich nach der guten alten Sitte alö Postrelai dicnt,
^'gen für das leibliche Wohl. Dicser Gasthof, In
uunoacks", wenn mich mein Gedächtniß nicht täuscht,
uut sejne Eigenlhümlichkciteii. Die Wände der grvßen
^uststube sinb mil allerhand Fignren und Gruppen,
i'resten und Zeichnungen bedeckt, die offenbar nicht von
^»> ersten besten gelangweiligten Solv-Trinkcr herrühren,
dnrch nnberufenes Hantieren mil Stift unv Pinsel
Zeit zn verlreiben suchte und dabei fremdes
^llenihuni besudelte. Jm Gegentheil, diese improvi-
biten Fresken verdanken ciner kundigen Hand ihr Ent-
u^'u, unv fragc man den dicken Wirth, waö für Namen
u»ier Fjgnren zu setzen sind, so nennt er solchc,
tünstlerischer Rnf weit und breit erklingt, »nd

fügt selbstbewußt hinzu: „Alles meine Stammgästc!"
Und in der That: Barbizon ist eine wirkliche Künstler-
kvlonie. Dem Beispiele Theodor Ronssean's folgend,
der sich hier zuerst ansiedelte, nnd dessen bescheidenes
Grab in einem romantischen Winkel des Walves liegt,
haben sich hier eine Anzahl Landschaftsmaler fern vom
Getümmel der Stadt angesiedelt. Sie führen da ein
ruhiges, arbeitsames, patriarchalisches Leben.

Das Atelier liegt vor ihnen, so hoch gewölbt nnd
breit, wie sie sich's in Paris mit dem schwersten Gelde
nicht miethen, erbauen oder erkausen könnten. Es ist
der Wald selbst mit seinem poetischen Reize und scinen
hundert und aberhnndert Schätzen, die am allerbesten
geeignet sind, die Eingebnng des Künstlers zn beflügeln
und seinen Eifer anznspornen Und wenn das Tage-
werk verrichtet ist, wenn der Malcr der Beute froh den
Fnß über die Schwelle des Heim setzt, eilen ihm Hans-
fran und Kinder entgegen, und der Abend vergeht wie
im Hause des spießbürgerlichsten Kaufmanns. Den rei-
chern nnter den Kolonisten von Barbizon gehören die
Billen, wo zuweiten reges Leben herrscht, wenn an
Sonntagen Besuch aus Paris anlangt, oder wcnn wäh-
rend dcr Jagdsaison die Hasen- und Rebhühner-Ver-
derber ihrem Appetit freien Lanf lassen. Die übrigen
minder bevorzugten Künstler nehmen mit den Bauern-
häusern vvrlieb, wo es sich nicht weniger glücktich nnd
zufrieden lebt, als in den Lnstschlössern ver Aristvkraten
des Pinsels.

Eines dieser Häuschen, es stehl ungefähr in der
Mitte ver Hauptstraße, zeichnet sich dnrch seinen viel-
leicht übertriebenen ländlichen Anstrich aus. Das Dach
ist nüt Slroh bedeck't, welches bis an den Boden herumer-
 
Annotationen