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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0059

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KreisllerküMguiigsblatt für den Kceis H.'idelberg und antlich:s Berkündiguigsblatt für die Aints- und Amts-
Gerichtsbezirle Heidelberg und Wicsloch und den Amtsgerichtsbezirk Ncikargemünü.


* Politiskhe ltiiischa».

Ocsterrcich hat scinen Beitritt zn den Be-
Wüssen des Genser Congresscs hinsicht-
Uch der Behandlnng der verwundetcn MilitarS
abgelchnt. die englische Rcgierung dagegen sich
zustimmcnd erklärt.

Dic preußische Bank hat de» DiSconto für
Wechsel und Waareu auf 5 pCt., für Lombard
aus st'/z pCt. herabgcsctzt.

Dic Wiencr „Gencralcorrcspondcnz- bezeich-
net eine Mitlheilung dcr „Vossischen Zeitung"
aus München, wouach zwischcu Bayern und
OestcrreichVcrhandlungen stattfinden, als durch-
aus unbegründet.

Die Clericalen iu Frankreich machen ihrem
Aerger gegen den srüher von ihnen erhobencn
Kaijer Napolcon auf alle Weisc Luft. So lege»
sie dem Papste die Aeußerung in den Mund:
„Der Kaiser zieht seine Truppen aus Rom
zurück, waS in seiner Macht steht; aber er sollte
zu gleichcr Zeit auch seine Truppcn auS PariS
zurückzichen, damit Europa cin unpartheiischcS
iirtheil über beide Throne fällcn könnte." Daß
WahreS in dieser Bemerkung a» sich liegt, be-
darf keiner Erörterung.

Z«r Echleswig-Hoifteiu'schen
Lache.

'Altona, 14. Jan. Das heutige Verord-
nungsblatt enthält eine Bekanntmachung der
Obercivilbehörde, datirt: Fleusburg, 12. Jan.,
welche besagt: Der Sitz dcr Obercivilbehörde
wird mit Beginn des Mvlrats Februar nach
Schleswig verlegt. Die Landesregierung in
Kiel wird mit dem 1. Februar .aufgelöst und
illit der Verwaltung für Schleswig zu einer
Regierungsbehörde unter dem Namen: Schles-
wig - holsteinische Landesregierung auf dem
Schlosse Gottorp vereinigt. Aus dem Geschafts-
kreise der Landesregierung sind ausgenommen
die den besonderen Behörden übertragene Ver-
waltung der Post, des Telegraphen, der Zölle,
oer Grenzzollinspection, der holsteinischenHaupt-
kasse und der schleswig'schen, welche in Rends-
burg vereinigt werden.

D e il t s ch l a n d.

Karlsruhe, 14. Jamiar. Durch Alterhöchste Ordre
vom 12. d. Mts. wird den nachgenanuten Officieren die

Dienstag, 17 Zanuar

Karlsruke, 14. Jan. Das heute erschie-
nene Regbl. Nr. 2 enthält (außer Personal-
nachrichten):

I. Verfügungen und Bekanntmachungen der
Ministerien. 1) Bekanntmachung des großh.
Miniftcrium des Jnnern: Die Staatsgeneh-
migung von Stiftungen betreffend. 2) Be-
kanntmachung deS großh. Handelsministeriums:
Die Prüfung der Ingenieurcandidaten betr.
Darnach wurben von 16 Jngenieurcandidaten,
welche sich im Iahr 1864 zur Staatsprüfung
gemeldet haben, die nachgenannten nach ord-
nungSmäßig bestandener Prüfung unter die
Zahl der Jngenieurpraktikanten aufgenommen:
M. Honsell von Constanz, K. Friedrich von
Mannheim, W. Hildeubrand von Karlsruhe,
O. Straub von Slockach, F. Wenner von Lör-
rach, R. Ruoff von Lörrach, H. Doxie von
Bühl, P. Altmann von Wertheim, K. Thron
von Karlsruhe, K. Gebhard von Möhringen,
V. Hausrath von Karlsruhe.

U. Diensterledigungen. Die Stelle eines
Oberarztes im großh. Armeecorps; die Bezirks-
arztstelle in Ettlingen.

HI. Todesfälle. Gestorben sind: Am 20.
v. M. der pensionirte Bezirksförster Hütten-
schmidt in Baden; am 22. v. M. Pfarrer I.
Mayer von Singen in Hausen; am 1. d. M.
der Bezirksarzt Medicinalrath Dr. Kuen in
Ettlingen.

Karlsruhe, 14. Zan. Das heute erschie-
nene Regbl. Nr. 3 e-nthält cine Bekanntmachung
des großh. Finanzministeriums: Den Vollzug
des Artikels 24 des Münzvertrags vom 24.
Januar 1857 betreffend.

** Heidelberg, 16. Jan. Die den wieder
einberufenen Landtag eröffnende preußische
Thronrede, welcher man unter anderen Ver-
hältnisse^ ohne Zweifel mit lcbhafter Span-
nung entgegengcsehen haben würde, konnte für
denjenigen, welcher die Entwicklung der preußi-
schen Zustände in dem abgelaufenen Iahre mit
Aufmerksamkeit beobachtet hatte, kein Gegen-


stand besonderer Neugierde scin. Die Tcndenz
und der wesentliche Juhalr derjelben ließen sich
mil ziemlicher Gewißheit voraus errathen, und
die dcsfallsigen Vermuthungen haben sich in der
Hauptsache bestätigt. Jn erster Neihe wird der
Heeresorganisation Erwähnung gethan, welche
der Zankapfel des vorigen Landtagcs war und
zu einem Bruch dcffelben mit der Regierung
führte. Von dem neuen Landlage wird eine
versöhnlichere Gesinnung und ein nachgiebigeres
Entgcgenkommen erwartet; denn dic Regierung
wird selbstverständlich' kein Jota von ihren
Forderungen aufgeben, sondern es um so mehr
für ihre Pflicht halten, „die beftehenden Ein-
richtungen aufrecht zu erhaltcn" und auf die-
selben noch weitere Ansprüchc zu gründen. als
sie sich in dem schleswig - holsteinischen Kriege
so glänzend bewährt haben. Ja es wird sogar
die Aufrechthaltung der angebahnten Armee-
reform als „für die Wehrhaftigkeit und Sicher-
heit des Vaterlandes unumgänglich nothwendig"
erklärt, und der Landesvertretung wird bedeutet,
daß sie „mit dem gleichen Ziel vor Augen den
Weg zur Verständigung mit der Regierung zu
finden wiffen werde; und dieser Weg bcsteht
natürlich in unbedingter Willfährigkeit gegen
den königlichen Willen. — Einen anderen
Hauptpunkt der Thronrede bildet die zu tra-
gende Sorge „für eine ents^rechende Ausbil-
düng der Seemacht" durch Erweiterung der
Flotte, wofür selbft „bcdeutende Opfer nicht
gescheut wcrden dürfen." Wir würden diesen
Theil der Thronredc mit Freude begrüßen,
wenn der königlich preußische „Plan," welcher
dem Landtage vyrgelegt werden soll, sich mit
den Hoffnungen und Forderungen dcs Ge-
sammtvaterlandes im Einklang befände, und
wenn aus diesen verblümten Andeutungen nicht
das Gelüsten nach spezifisch preußischer Macht-
erweiterung, die unter der jetzigen politischen
Constellation der zu erstrebenden Freiheit, Ein-
heit und Größe Deutschlands höchft gefährlich
werden kann, hervorschauen würde. — Was
sonst noch die Thronrede erwähnt, ift von kei-
nem allgemein deutschen Jntereffe. Wenn hier-
nach aber die königlichen Worte wenig geeignet
sind, freudige Hoffnungen zu erwecken, so wür-
den wir mit um so größcrcr Sehnsucht und
Zuversicht der künftigen Haltung des Landtags,
welcher früher so kräftig die deutsche Sache
verfochten hat, entgegensehen, wenn wir nicht
Grund zu der Besorgniß hätten, daß die

Auf dem Heidelberger Schloß.
Bon Emil Alfrcd Damm.

Du unaufhaltsam schneUe Zeit!

Dem „Heute" möcht' ich Kränze wtnden,
Dem „Ietzt" verlcihen Ewigkeit!

Und mit dem Flug der schnellen Horcn
Auch hemmen meiner Iugend Glück —
DoL AUeS — waS die Zeit geboren —,
Kehrt wieder in baS Nicdts zurück!

O sehet hier im Abendschimmer
Dies Niesenwerk aus graucr Zeit!

Wie wehen um die stolzen Trümmer
Die Schaner der Vcrgängllchkeit.

Die Zahre sind so schneU zerronnen, —
Gkschlcchler bluhen auf und ab
Unb bie den kühnrn Plan ersonnen,

— Sie modkrn längst iin kühlen Grab.
Jedoch beS Geistcs Blicke schwclfen
Heut' in das alte Zauberland,

DaS Bild der Vorzeit zu ergreifen,

DaS thatenkräftig vor Dir fiand.

Du sah'll der Ritter kübnes Streben,
Vernahmst das rausckknde Tonrnier,

Du dörtest das bewegte Leben
Jm «aldbrkränzten Aagbrevtrr.

Die trunkne Wuth der wilden Krieger
Bedrängte Dick mit hartem Loos —
Dann nahmst Du die beglückten Sieger
In Deiner Räume weiten Sckooß.

Und wieder in gemess'nen Sprüngen
Dreht Freude sick im srohen Tanz,

U»d aus der Asche neu verjüngen
Die Dörfer sich im Friedenskranz.

Hier schauten große Fürsten nieder
Zum wunberschönen^Neckarstrand,

Da waren, ach! nöch an^re Zeiten
Jn Reinbeit, Zucht und beil'ger Scheu,
DaS Leben schwamm in Seligkeiten,

Im Zugendflor der drutschen Treu.

Einst kretste hier der volle Becber,

Bei deren Druck der Blick der Zecher
In einem böbern Licht gcglänzt.

DaS Auge glüht in hkUern Strahlen,
Wenn hobör Lirbe F'amme winkt,

Znbeß in schäumenden Pokalcn
Das Purpurblut der Berge bltnkt.

Einst spannte bier drn starken Bogen
DeS freien Rittrrarmes Kraft,

UnS tst der kühne Muth entflogen, —

UnS blieb nur noch die Letdenfchaft.

O kräft'ge Zeit, mit tiefem Leiden
Besinget Dick mein trüber Harm!

Denn unsre la u tg ep r i e s'n e n Zeiten
Sind wortrekck, aber thatenarm.
Auf Erden herrsckt der Wcchsel immer
Und alleS Sein verweht wie Duft,

Bald werdkn diese stolzen Trümmer
Auch niedrrschau'n auf unsre Gruft.

WaS Menschen Großes thun und bauen,
Vkrwisckt der Parzen crnste Spnr,

Und rings dürch der Zcrstörnng Grauen
Strahlt ewig jung nur die Ratur.

(Ein Bonmot) wird eknem israekitischen
Gesckäftsmann in folgrnder Weise nackerzablt.
Derselbe brfand sick nämlick mit einem Standes-
^enossen als^Paffagie^ auf^ ni^cr Station ^der^ nas-

was for'n Unnrrscbitt? — Hie hosie Händel, unn
dort hofie Kämpi!" Die Dirrctoren betder Bahnen
hetßen bekanntlich Händel und Kempf.
 
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