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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0367

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Ueiilellitrgkr Zeitung.

Krcisverkündigungsblatt für dcn Kreis Heidelberg und auitliches Verkiindigungsblatt fiir dic Amts^ nnd Amts-
Gerichtsbezirkc Heidclbcrg und Wiesloch und den Amtsgerichtsbczirk Neckargemünd.

Srschemk, Montngs ausgenommen, iäglich. 8 ÄVkit Jasertionsgebühren für die 3spallige Petit- H

Preis viertehahrltch l fl. 3 kr. zeile werdea mit 3 kr. berechaet.

Vesiellungen nuf die „Heidelberger
ZeLtung" nebft Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
April 1863 begonnene 2. Quartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition

* Politische Umschau.

Die zweite Kcrmmer des Herzogthums Nassau
hat beschlossen, keine Adresse aus die Thronrede
zu erlassen.

Das „Dresduer Journal" veröfsentlicht eine
königliche Berordnung, wodurch die Bundes-
beschlüsse vom 6. Juli 1854 und vom 13 Juli
desselben Jahres, betrefsend die Verhinderung
des Mißbrauchs der Presse, bez. über daS Ver-
einswesen. nebst allen dazu erlasscneu Aussüh-
rungsbestimmungen im Königreich außer Wirk-
samkeit gesetzt werden.

Der bayer. Abg. Dr. Edel hat bereits das
Referat über den Antrag der pfalzischen Abge-
ordneten, eim Amnestie betr., vollendet. Der
Reserent erklärt sich für Erlassung einer voll-
ständigen Amnestie, auch sür das Militär. (S.
München, 5. April.)

Das Programm der liberalen Mittelpartei
in der bayer. Abgeordnetenkammer stellt sür
die innere Pvlitik die „freiheitliche Entwichung
und Ausbilvung des Rechtsftaats" an die Spitze.
Ueber die deutsche Politik spricht es sich wie
solgt aus: „Wir halten fest an dem Glauben
und an dcr Hoffnnng aus eine Einigung Ge-
sammtdeutschländs in einem deutschen Parla-
mente, überzeugt, daß jeder deutsche Volksstamm
einer solchen Einigung bereitwillig die nöthigen
Opfer bringen wird. Jede Art von Hegemonie
eines Stammes oder Staates, gleichgiltig, in
welcher Form eine derartige Jnstitution geboten
würde, wollen wir sortan wie bisher mit aller
Entschiedenheit bekämpfen. Ieder' Act der Ver-
gewaltigung an einem deutschen Lllaate odcr
Stamme zu Guusten eines Einzelnstaates ist
ein Rechtsbruch, den die ganze deutsche Nalion
als einen Angriff auf ihre Existenz mit allen
ihr zil Hebote stehenden Mitteln bckämpfen
wird."

Die Berathungeik innerhalb dcr preußischen
Fortschrittspartei über die Frage, ob dic schles-
wig - holsteinische Angelcgenheit im Hause der
Abgeordueten zur Sprache zu bringen sei, haben

schließlich zu einem verncinenden Resultate ge-
führt. Zwischen denjenigen Mitgtiedern der
Forlschrittspartei, welche zum Nationalverein
gehören, ww Schulze-Delitzsch, Virchow, Löwe,
Hoverbeck, Duncker rc., und denjenigen ihrer
Mitglieder, welche nicht zur Nationalvereins-
partei gehören, sondcrn das eigentliche demokra-
tische Princip vertrelen, wie Waldeck, Kirch-
mann rc., ist eine Vereinignng in Bezug aus
das zu erstrebende Ziel abjolut nicht zu erreichen
gewesen. Hinter diesen letzteren aber sleht. in
dieser Frage, ohue Nückficht auf die sonstigen
Parteiunlerschiede, das Gros der Landesverlre-
tung, welches die preußischen Forderungen, wie
solche jüngft veröffentlicht woroen siud, nicht
als ein Maximum, sondcrn als ein Minimum
betrachletz von welchem unter keinen Umständen
abgegangen werden könne.

Der italien. General Fanti (unter Cavour
uno Ricasoli Kriegsminister) ist gestorbcn.

Mazzini erwartet von den nächsten Wahlen
sür das Heil Jtaliens nichts; er empftehlt, die
Candidaten zur Kammer sür den unverzüg-
licheu Krieg mit Oefterreich wegen Veneiien zu
verpflichten.

Die Nachncht von einer Conserenz zwischen
dem päpstlichen Nuntius und dem spanijchen
Marschall Narvaez wird in Abreoe geslellt.

Die bezüglich der Prüsung des preußischen
Zünonadelgewehres niedergcsetzte Commission
hal dessen Einführung in der französijchen
Armee empsohlen.

D e u t s ch r a n d.

st Heidelberg, 4. April. Die gestrige
Nummer Jhrcr Zeitung brgchte von Mann-
heim aus einen Artikel über die Verhandlung
in der letzten hiesigen Kirchengemeindeversamm-
lung, betreffend die Wiederbesetzung erledigter
Pfarrstellen in der hiesigen evangel. Kirchen-
gemeinde und zwar zur Unterstützung bes vom
hiesigen Kirchengemeinderath gefaßlen und von
der Kirchengemeindeversammlung genehmigten
Beschlusses. Ref. ist weit entfernt, diesen Be-
schluß antasten zu wollen; allein da die Frage
als solche, ohne Rücksicht auf Persönlichkeiten,
auch sür andere Städte eine offene ift, und
sogar in dem Schlußsatz des besagten Beschlusscs
eine mögliche Acnderung in späterer Zeit auch
für hier im Ange behalten wurde. so vergön-
nen Sic mir wohl, auch einc gcgentheilige Au-

sicht auszusprechen, und zwar zu Gunsten des
von dem mehr genannten Redner ausgespro-
chenen Bedenkens; und während die, in der
Mannheimer Correspondenz ansgesprochene An-
sicht vom Siandpunkt der Gciftlichen ausgeht,
soll die unsrige den Standpunct der Gemeinde
einnehmen. Auch wir gehen davon aus, wie der
Maunheimer Correspondent, „daß die Grund-
lage des Wahlrechtes die Erwägung bildet, daß
das geistig religiöse Bedürfniß einer Gemeinde
nicht durch einen ihr ausgenöthigten, sondern
nur durch eincn von ihr srei gcwählten Geist-
lichett befriedigt werdcn könne und solle, oder
mit andern Worten, daß Letztercr d erMann
ihres Vertrauens sein müsse." Dieses
Recht kann allerdings unter Umständen durch
den Beschluß dcs Kirchengemeinderaths beein-
trächtigt werden. Bei oer Besetzung einer erle-
digten erften Pfarrstelle sind nämlich zwei Fälle
möglich: entweoer ift -der nächst dienstälteste
Stadtgeistliche bei seiner Gemeinde beliebt, oder
er ift eo nicht. Beide Fälle sind schon dagc-
wesen. Jst er eine beliebte Persönlichkeit, so
wird, bei sreiem Wahlrecht, die Gemeinde ihn
zweiselsohnc auf die erste Stelle wählen; er
ist dann auss Neue, auch in seiner neueu
Ltellung, der „Mann ihres Vertraucns", und
es bedars keiner Abweichung vom Wortlaute
der Verfassung. Das Wahlrecht ist dann für
die Gemeinde um so freier und voüständiger;
denn sie kann dann auf die zweite Stelle wieder
einen Mann ihres Vertrauens wählen; sic hat
somit das Necht zu zwci Wahlen. Jft dagegen
etwa ein zweiter oder drittcr rc. Geistlicher in
einer größereu Stadt (Mannheim, Heidelberg,
Karlsruhe, Pforzheim) keine beliebte Persön-
lichkeit, so wird er, wenn, wie in den meisten
Fällen, die Wahl auf eine jüngere, rüstigere
Kraft fällt, gegen die Wünsche der Gemeinde
vorrücken, und natürlich voräussichtlich diese
Stellung Zeitlcbeus behaltcn; die Gemeinde
hat dann an seine Stelle nur eine Wahl vor-
genommen. Man wird vielleicht mit dcr Mann-
heimer Correspondenz einwenden, dieß alterire
seine Stelle als Seelsorger nicht, da seine geist-
lichen Functionen vor wie nach diesclben blei- .
ben; dieses ist aber nur halb wahr; wenn er
zum ersten Geistlichen vorrückt, erweitern sich
gerade die Functionen, mit wclchen er am mei-
sten mit der Gemeindevertretung in Berührung
kommt; er wiro z. B. Vorsitzender des Kirchen-
gemeinderaths, und es hier noch in frischem

AUgemeine Sestimmungen sür das zweite
deutsche Sundesschießen.

Das Centralcomite für das zweite deutsche Bun-

AuSmarscke der Schützen nach dem Festplatze, und
envigt Sonntag, 23. Juli, mit Vertheilung von
Siegeszeichen an kie bis dahin zu ermittelnden
besten Schützen. 2) Dte Anmeldungen müssen wir
so früh wie möglick, wenn tbunlich, vor dem
15. Iuni, zu erhalten wünschen. 3) Den Schützen,
welche vor dem 15. Iuni genaue Ausgabe ihres

macken, werden wir die mit einer Controlnummer
versehene Festkartc, welchc nur für dte darauf be-
merkte Prrson Giltigkeit hat, sowie die Wohnungs-
/arte und Gepäckkarte (mit Bezeichnung der Woh-
nung) zusenden. 4) Für Untcrbringung der Gäste,

belegt werden. Besondere Wüttsche in dieser Be-
ziehung werdcn nach Möglichkeit berückfichtigt.
5) Schützen, welche, von hiesigen Einwohnern ein-
geladen, bereits feste Quartiere haben, werden !
ersucht, nickts destoweniger (Nr. 3) sich Fcst-, Woh- !

tag oder jedenfalls im Laufe dcs Samstags,
15. Juli, hier einzutreffcn, auch darauf hinwir-
ken zu wollen, daß von passenden Centralstellen
aus Ertrazüge zu gcmeinsamer Herfahrt eingerichtet
werden, resp. fich solcken Zügen anzusckließen.

7) Es werden Vorkebrungen getroffen zur Erleich-
terung des Besuchs der Hafenstädte Bremerhaven
und Geestemünde und zu Dampfbootfahrten nach
der Mündung der Weser (dem Leucktthurm), nach
Hclgoland rc. 8) Auf dem Festplatze wird ein
Postbureau eingerichtet für die „Festplatz Bremen"
adresfirten Briefe, sowie auch auf Errichtung einer

Tclkgraphenftation daselbst Bedacht genommen wird.
9) Es wird Sorge getragen wcrdcn, auch für Nicht-
schützen, welchc zum Besucke v.es Festes hierhex kom-

Paris, 4. April. Vorgestern, Morgens um
6 Uhr, fand im Boulogner Gehölze ein Pistolen-
Duell zwischen bem englischen Major B. Benjamin
und dem polnischen Obersten v. Potrowski statt.
Der Oberst erhielt einen Schuß in die rechte Brust.
Sein Zustand ist gcfährlich, doch hat man nicht
alle Hoffnung aufgcgeben, ihn am Leben zu er-
halten. Anlaß zu dirsem bedauernswerthen Vor-
falle gab eine Unterhaltung, die am 1. April gegen
Mitternacht im Caf« Napolitain (Boulevard des
CapucineS) in englischer Sprache stattfand. Meh-
rere Officiere, dic mit bem Major Benjamin in
der chinefischen Armee gedient hatten, sprachen Ȋm-
llch etwaS scharf über den „Helden MieroSlawSki",
als sich plötzlich der neben ihnen fitzende Oberst
Potrowski, der ein Freund des bekannten Polen
 
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