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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-126 Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0451

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Utidtlbtrger Ztilung.

Kreisverkündigungsblatt für dcn Kreis Hciöclberg und aintliches Berkündigungsblatt für die Autts- und AintS-
Gerichtsbczirkc Heidelbcrg und Wicsloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

M L«3


Mittwoch, 3 Mai


2» Auf die „Heidelberger
Zeitung" kaun man sich
noch für die Monate
Mai und Iuni mit 42 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstaltcn, den Boten und Zeitungs-
trägern, sowie der Expcdition(SchiffgasseNr.4).

* Politksche Urrrscharr.

Giradin macht es in der Prcsse dem Präsid.
Zefferson Davis zur Ehrenpflicht, auf Grund
des schcußlichen Verbrechcns hin sich sofort zu
unterwerfen und freiwillig in die Verbannung
zu bezcben. „Wenn Jeffcrson Davis und seine
Frcunde nur einen Augenblick zögern, dies zu
thun (sagt die Presse), so sind sie verloren, ja
geradczu entehrt, und cs wird alsdann auf sie
mit vollem Recht die Verantwortlichkeit für alle
Ausschreitungen fallen, welche eine von Grimm
und Verzweiflung geblendete Bcvölkerung und
Heer begchen könnten, aber hoffentlich nicht
begehen werden. Wenn Jefferson DaviS nicht
schleunigst diesen Beweis seineS politischen
Schamgefühls gibt, so darf er auf keine der
Sympathien mehr hoffen, die man in Europa
für seine Person und seine Sache empfand.
Er wird alödann nür noch ein Uebelthäter
sein, der tiefer gesunken ist, als seine Spicß-
gesellen, die Mörder Abrahant Lincoln's und
Frcderick Seward's und alS sein eigener Vor-
gänger, der Henker John Brown's."

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben
die schleswig-holfteinische JnterimSflagge aner-
kannt.

Der Streit zwischen den Arbeitern und Arbeit-
gebern in Burg ist endlich gcschlichtet. Die
Fabrikanten haben die Verpflichtung übernom-
men, die Arbeitcr für diejenige Arbeitszeit zu
entschädigen. die sie innerhalb der regelmäßigen
Fabrikstunden ohnc ihre Schuld einbüßten. Äls
Gcgenconcession haben sich die Arbeiter derje-
nigen Bestimmung der Fabrikordnungen gefügt,
durch welche ihnen für Zuspätkommen, resp.
für Versäumniß und Unregelmäßigkeit bei der
Arbeit Ordnungsstrafen auferlegt werden. Seit
dem 27. April sind nun in Folge dieser Ver-
siändigung in sämmtlichen Tuchfabriken die
Spinnmaschinen und Webstühle nach sechs-
wöchentlichem Stillstande wieder in Betrieb
gesetzt.

Während der Abwesenheit des Kaisers Na-
poleon wird die Kaiserin in) Tuilerienpalast

den Sitzungen des Ministerraths vorsitzen. Da
der Kaiser den französischen Boden nicht ver-
läßt, ist eine Uebertragung der Regentschaft
nicht nöchig.

Die „Jtalia" verfichert, daß die Unterhand-
lungen mit Rom lcdiglich kirchliche Aygelegen-
hciten betreffen, aber noch nicht zu einem Ziele
geführt haben. Es sei unrichtig, daß die italie«
nische Regierung bezüglich der Bedingungen
der Wiedereinsetzung früherer und der Eides-
leistung neuer Bischöfe Vcrpflichtungen einge-
gangen sei.

Deutschland

Karlsruhe, 1. Mai. Vorigen Samstag
den 29. April d. I. ist Seine Königl. Hohcit
der Großherzog nach einem mehrtägigen Jagd-
ausfluge hieher zurückgekehrt. — Seine Großh
Hoheit der Prinz Wilhelm ist gestern Vormit-
tag von Seiner Reise nach Nizza dahier wieder
eingetroffen. — Jhre Majestäten der Kaiser
von Rußland kamen heute Nachmittag 3^4 Uhr
auf der Rückreise von Nizza mit einem Son-
derzug hier durch. Jhre Königlichen Hoheiten
der Großherzog und die Großherzogin, sowie
Seine Großherzogliche Hohcit der Prinz Wil-
helm mit Seiner hohen Gemahlin begrühten
die Russischen Majestäten aus dem Bahnhofe.
Dic hohcn Neisenden setzten nach einem Auf«
enthalt von fünfzehn Minuten Jhre Reise nach
Darmstadt fort.

-f* Karlsruhe, 29. April. Sitzung der
2. Kammer. Fortsetzung des Berichts über die
Zoll- und HandelSverträge. Was die einzelnen
Verträge selbst betrifft, erklärt der Berichter-
statter Moll ein nähereS Eingehen in ihre
Specialitäten bei dem gegenwärtigen Standc
der Sache für unthunlich, jedenfalls für un-
praktisch, da die Aufnahme der Verträge durch
die Nothwendigkeit geboten und als eine na-
tionale Pfiicht erscheine. Der Berichterstatter
geht nun auf eine kurze Besprechung der ein-
zelnen Vorlagen über, und bemerkt im Wesent-
lichen Folgcndes:

1) hinsichtlich deS frgnzösischen Zoll-, Han-
dels- und SchifffahrtSvertrageS, der bekanntlich
in Deutschland eine so äußerst verschiedenc Be-
urtheilung gefunden habe, werde die Erfahrung
selbst zu Gunsten dieser Verträge entschciden;
denn wie viel sic auch im Einzelnen zu wün-
schen übrig lassen, so seien sie doch auf rich-

tigen handelspolitischen Grundsätzcn basirt, und
ließen eine FortbilKung zu. Bezüglich des zwi-
schen Preußen und Frankreich abgeschlossenen
literarischen Vertrages, der die Rechte an gei-
stige und künstlerische Erzeugniffe schützen soll,
habe die badische Regierung eine besondere Ver-
einbarung mit der französischen Regierung sich
vorbehalten. Jener Vertrag sei daher den Stän-
den vorläufig nur zur Kcnntnißnahme, mcht
zur Genehmigung vorgelegt.

2) Der neue österreichische Vertrag gebe zu
manchen gegründetcn Bcdenken Anlaß; der Be-
richt sucht dies an einzelnen Tarifansätzen nach«
zuweisen, die für den Zollverein weit ungün-
stiger seien alS die bisherigen. Jndcssen sei
auch hier von der Zcit eine weitere Entwicke-
lung und Besserung zu erwarten.

3) Bezüglich der verschiedenen von Preußen
mit den deutschen VereinSstaaten zum Zweck
der Erneuerung des Zollvereins abgeschlossenen
Separatverträge, drückt der Bericht daö lebhafte
Bedaucrn aus, daß die sogen. Uebergangssteuer
und Nückvergütung auch in dem wiederherge-
stellten Zollverein fortdauere. Die Forterhebung
solcher Zwischensteucrn sci mit den handclSpoli-
tischen Principien, auf denen der erneuerte Zoll-
verein beruhe, nicht zu vereinen; warum wolle
man im Jnnern deö Vereinsgebiets allerlei
Schranken crrichlen, die man doch nach Außen
hin mehr und mehr zu entfernen strebe? jene
UebergangSsteuer laste inSbcsondere auf einem
Hauptprodukt SüddeutschlandS, auf Tabak, waS
nameutlich für die volköwirthschaftlichen Jnter-
essen Badens sehr nachtheilig sei. Eö wird
darum beantragt, zu Protocoll dcn Wunsch zu
erklären, daß die großh. Regierung alle Mittel
aufbieten möge, damit jene Uebergangsabgaben
auf Rohtabak und fabricirten Tabak ver-
schwinden.

4) WaS den vorgelegten neuen Vereinstaris
bctrifft, so bemerkt der Bericht, daß über die
Richtigkeit der einzelnen Ansätze, worüber man
je nach drr Verschiedenheit des StandpunkteS
und der Jntercssen viel hin und hcrrcden könne,
endgiltig -nur die Erfahrung selbst entscheiden
könne. — Der Antrag der Commission, übcr
sämmtliche Vorlagcn in abgekürzter Form zu
berathen, wird von der Kammer genehmigt.
Der Abg. Gerbel spricht gegen die Regierung
seinen Dank aus, daß sie von Anfang an durch
ihre Hanvelspolitik für Erhaltung deS Zollver-
einS thätig gewesen set.

Wir klagten tang, getrrnnt vom Vatcrlande. *)

Wir klagten lang, getrennt vom Vaterlande,

Doch Eins mit thm in unserS HerzenS Schlag,
Unwillig trugen wir die fremden Bande,
Sehnsüchtig harrend auf der Freiheit Tag.
Versunken lag der Deutschen Macht und Ehre
Zm Ottensund mit ihreS KaiserS Speere.

Wir klagten lang; ein kalter HauL vom Norden
Hat jäh entblättert uns'rer Eichrn Pracht.

Die Wipfel waren kahl uud stumm geworden,

DaS Lied erstarb in sternenleerer Nacht.

Wtr hörten nur in dumpfer Wogen Rollen
DaS Herrschervolk am stolzen Sunde grollen.

Da rauscht es plötzlich wie mit AdlerSflügeln,
NichtWort, niLtLied, eS flammt des SchwerteS Blitz
Dom Horst drr Alpen zu den Buchenhügeln,

AnS Seegestad von Friedrich'S Herrscherfitz.

Und ebern zieht auf off'nen SiegrSbahnen
Die That einher vor den verrtnten Fahnen.

*) Das von un« in Nr. 100 d. Ztg. unter Kiel
rrwähnte PreiSgcdicht.

Du Doppelaar! mit ftolzem Klügelschlage
Sprühst du dem Feind den Tod ins Angeficht.

Die Dänen steh'n ein Wall am beißen Tage;

Der KnechtsLaft Wall, ihr Dannewerk, zrrbricht.
Sie flieh'n! Mit Winterfiürmen um die Wette
Bedrängt die Flucht der Sturm der Bajonnete.

Doch Friedrich'S Aar schwebt über DüppelS Hügeln.
Da braust drr Kampf, da sinkt drr Dannebrog!
Und immer weiter auf deS SiegeS Klügeln!

JnS Boot! Den Eäsar trägt'S mit seinrm Glücke!
Der Sund gehorcht, eS wird die Fluth zur Brückc.

Und tönt eS nicht wie Klang versunk'ner Glocken?
RausLt nicht der Meergrbieterin Panier?

Irtzt sei drr SLilfkranz auS V'neta'S Locken
Der nsuen Flagge hoffnungSgrüne Zier!

NiLt mehr drn Dreizack kann der Danr wahren,
Dies Meer grhört dem Rrich und PreußenS Aaren!

Hoch Oesterreich, daS fieg- und rhrenreiche!

HoL Preußrn, daS der Znkunft Banner sLwingt!
DeS OfienS Buchten und drS WrstenS Driche,

Und Nvrd und Süd, die jetzt Ein Band umschlingt, -

DaS ganze Land jauchzt dankend drn Befreiern,
GesLmückt drn AuferstehungStag zu fetern.

Wir klagtrn lang. — Irtzt enden uns're Klagen,
Der deutsche Geist ist frri von schwrrrr Haft.

Zetzt kann die EiLe wirder Wurzeln schlagen
Im heimotblichen Bodcn ibrrr Kraft;

Und alle Biüthen, die zum Lichte dringen,

Sie mögen fich in euern Lor-eer schlingen!

R. Gottschall.

In dcn „Münchrner Reursten NachriLten" Nr.91
ist KolgendeS zu lrsrn:

„Magistratsfitzung. Ansäsfig werden Mufiker A.
KuchS, der daS Kr. FuchS'skde Stadtmnfikerrrcht um »
200 fl-, SLubmacher D'ffner von Münfter, der
daS Empl'sche Schubmacberrecht um 200 fl., und
Anton VorauS von Unterdürg, der daS
Bayersche KüLeldäckerrecht um 1000 fl.
rrworben; letzterer darf dasselbe alS

(Der Wallerfee) näLst Seekirchen, zwei
Me,l. n von Salrburg, ist noL fest zugrfroren.
Es ist dieS eine Erswri"ung, welche seü Mrnschen-
grdenkrn nicht vorgekommen.
 
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