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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0199

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Kreisverküiidigililgsblatt fiir den Krris Hcidelberg imd amtliches Berkündignngsblatt für die Amts- und Amts-
Gcrichtsbezirke Heidelbcrg und Wiesloch nnd den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

Erscheiat, Montags ausgeaommen, i
^ . Prris vierteljährlich I ft. 3 kr.

* Politische Umfchan.

Die Angabe dcr Zeidler'schen Correspon-
denz, die Analyse der von Prcußen zu formu-
lircnden Bedingungen sei in Wien vorgelegt
worden und habe die kaiserliche Bewilligung
erhallen, ist adsolnt ersunden.

Der TempS bezcichnct den 6. Februar —
den Tag der Abreise Viktor Emanuels nach
Florenz — als den Zeitpunkt-, von welchem
an innerhalb zweier Jahre die Räumung Roms
durch die französischen Truppen vollzogen werde,
ohne daß jedoch irgendwie verhindert wäre,
diese Frist beliebig abzukürzen.

Die französischen Oppositionsdepntir-
ten haben sich nach längerer Verhandlung da-
hin geeinigt, die auswärtige Politik so lange
als möglich ruhen zu lassen, um ihre ganze
Kraft und die ganze Aufmerksamkeit der Kam-
mer auf die innern Reformfragcn zu con-
centriren.

Die Commission, welcher die Vorbereitung
und dic Oberleitung der neuen Pariser
Wc ltausstellung überlragen wird, besteht
außer ihrem Präsidenten und den krafl ihrer
Amtsbefugnisse dazu berufenen MinisterN aus
60 Personen. Von Ausländern sollen drei
Engländer unter die Zahl der Commissäre auf-
genommcn werden, „weil England die einzige
auswärtigc Nation ist, die bis jetzt derartige
UnternehmuNgen in Angriff genommen hat."
Präsident der Commission ist Prinz Napoleon,
in dcssen Verhinderungsfalle der Staatsmini-
stcr Rouher, der Handelsminister odcr der Mi-
nistcr des kaiserlichcn Hauses; Generalcommis-
sär der Staatsrath de Play; Secretär dcr
Oberiugenieur de Chancourtois.

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 22. Fcbr. Die Maßksig-
keiten der Blatter, welche der extremen Partci,
die sich als die wirklich katholische zu bezeichnen
beliebt, zu Willen sind, konntcn von der großh.
Negicrung bishcr unbeachtet gelassen wcrden.

Es war dersclbcn allzu werthvoll erschienen,
dem badischen Volk das kostbare politische Gut
einer völlig unbeschränkten Preßfreiheit zu be-
wahren. Jn dcm Strcben, zu dem Gebrauch
dieser Frecheit zu erziehen, hat sie die ausge-
dehnteste Duldung auch da geübt, wo sie die

Die Äusbrüche des Äetna und Vesuv.

Nachdem sich die Lava durch das Gebiet dieser Orte
einen Weg gebahnt hatte und in drei Tagen um
17 Kilometer vorgerückt war, verwüstete sie die
fruchtbaren Gefilde von MaScali und kam dieser
Ortschaft bis auf 6 Kilometer nahe. Am 2. Febr.
Nachmittags um 2 Uhr erneuerte der Ausbruch sich
mit verstärkter Gewalt und erfüllte die Bewohner
von Mascali und Botteghelle mit Entsetzen. Dock
der Lavastrom wandte sich nicht virect auf diese
Dörfer, und zablreiche Mannschaft von Mesfina
leistete gutc Dienste, um Vorräthe zu retten und
durch Austrocknen der Brunnen und Cisternen jenc
fürchterlichen Erplosionen zu verhindern, welche
häufig Häuser in ziemlicher Entfernung umgestürzt
haben. (Die neuesten telcgraphischen Nachrichten
lauten wieder schlimmer.) Ueber den Vesuv wird
der Köln. Ztg. aus Neapel Folgendes berichtet:

Freitag, 2L Februar

Tendenzen nicht mißkenucn konnte, die sich
kundgaben.

Die Motive diesev Nachsicht sind mißdeutct
worden.

Die großh. Regierung bedauert, daß die lei-
denschaftliche Verirrung eiuer gegen die freiheit-
liche Entwicklung des Landes feindlichen Partei
zu den Uebeln, welche sie dersclben bereits be-
reilet hal, auch die Veranlassung zu einer ge-
richtlichcn Verfolgung von Preßausschreitungen
gegeben hat.

Die Pflicht zu rücksichtslosestcm Einschreiten
ergab sich mil dem Augenblick, in welchem die
Bestrebungcn dieser Partei sich auf Ziele rich-
tetcn, welche mit jeder Staatsordnung unver-
einbar sind, nnd sowie dcren Organe sich nicht
scheuten, zu aufreizender Entstellung der Ab-
sichten der Regierung auch noch unwürdige An-
griffe gegen die allerhöchste Person des Landes-
herrn sclbst hinzuznfügen.

Je mehr die Rcgicrung die volle Freiheit der
Presse will, um so nachdrücklicher wird sie
fortan strafen müssen, wo die Schranken miß-
achtet werden, ohne welche keine Freiheit de-
fteht. (Karlsr. Z.)

^ Heidelberg, 22. Fcbr. Unter den mit
dem Schwerte zerhauenen, aber nicht gelösten
Fragen, von welchen die Napoleonische Thron-
redc spricht, mag so gut die schleswig - holstei-
nische, wie die polnische Frage verftanden wer-
den. Jn ersterer Beziehung mögcn dieS die
deutschen Großmächte als cinen Wiuk betrach-
ten. mit der Organisation der Herzoglhümer
sich zu beeilen. — Was die polnische Frage
betrifft, so ist mit den neuestcn russischen Er-
lassen, wic der Einthcilung Polcns in einc
größere Zahl russischer Gouvernements der lctzte
Schcin dcr in der Wiener Congreßacte stipu-
lirten, und von den europäischen Mächten ga-
rantirten Selbstständigkeit dieses unglücklichen
Ländes ausgetilgt wordcn. Hiezu kommt noch,
daß der Hauptsitz der Rcgierung von Warschau
hinweg verlegt, nnd diese Stadt ein bloßer
Waffenplatz werden soll. Diese Maßregeln
Rußlands sind der Anfang der vollständigen
Einverleibung Polens, Maßregeln, welche das
alte Wort: .Fiiis erst zur Wahr-

heit machcn werden. Der Nachfolgcr dcs
Staatssecretärs für Polen, Platakoff, wird mit
einem hierauf bezüglichen Ukase, der das Nähcre
bringen soll, erwartet. Und alles dieses ge-
schah unmittelbar vor Eröffnung der franzö-

„Kaum hatte der Aetna seine Fcuerschlünde geöff-

l spiel fteht uns daher in Kurzem bevor, welches
^ vorausfichtlich aus allcn Welttheilen Frcmde zu-
! führcn wird. Wir wollen jedoch hoffen, daß jenes
, großartige Schauspiel nicht zugleich ein verderb-
j liches sein wird, indcm sich die Einwohner der
j umliegenden Ortschaften kaum erst von den schrcck-
j lichen Folgen des letzten Ausbrucbes erholt haben."


sischen Kammer in Paris! Jn dcn Tuilericn
ist dieses Zusammentreffcn auch nicht als ein
zufälligcs betrachtet worden. Man hat sich
gcrächt: Der russische Gcsandte ist nicht auf
den Ball des Prinzen Napolcon eingeladen
worden ü — Den verlassenen Polen wird dicses
sreilich sehr wenig nützen.

Druchsal, 20. Fcbr. Dic B. L. Ztg. schreibt
von hier: Wenn man die Kanzel so unge-
nirt zur Aufreizung benützt, wic es hier ge-
schieht, so ist c§ keine Kunst, einige Dutzende
beschränkter Köpfc zu Kasino und Abordnung
zn trciben. „Was stehet Jhr müßig da? Ja,
stehel Jhr nicht auch müßig da, während Tau-
sende von katholischen Männern dieser Tage in
Kalsruhe waren, um die lüderliche Schnlreform
zu stürzen? Was habt Jhr gethan? Nichts
u. s. w.", und dies ist noch die gelindeste
Form. Eben so geht cs in den Schulen. Jn
der einen fragte der Pfarrer: „Wie viel haben
wir Götter?" und gleich darauf sagte er als
Antwort: „Kreisschulrath A. sagt, wir haben
gar keinen Gott." Dutzendc solcher Aeußerun-
gen werden täglich erzählt. Allgemeine Heiter-
keit errcgte die Zusammensetzung der hiesigen
Abordnung, welche der Kraichgaubote zum gros-
sen Aergerniß der Klerikalen mit gespcrrter
Schrift namentlich aufführte. Kennt Niemand
die Anserlesenen der Muscnstadt Heidelberg?

DZnldsbut, 18. Febr. (Albbote.) Gestern
fand eine Versammlung hiesiger kath. Ein-
wohner statt, um über das ultramontane Trci-
ben der wandernden Kasinos eine Besprechung
zu halten. Nachdem verschicdene Ansichten cr-
örtert worden. einigte man sich übcr folgendc
Punkte: 1) Wir erkcnnen in dcr gegenwärti-
gen Agitalion nicht nur eincn Kampf gcgen
das bestehende Schulgesetz, sondcrn die ultra-
montane Partei hat es auf den Sturz des
jetzigen Ministeriums abgesehcn. 2) Nicht die
Rcligion ist in Gefahr, auch kämpft der Klerus
in Wahrheit nicht um das cinzelne Lehrfach
der Neligion in der Schulc, sondcrn um die
ganzc Schule, um die Herrschaft über die Volks-
schullehrer, um die Gcsammtbildung der heran-
wachsenden Generation, um die Rückwirkung
durch die Kinder quf die Mütter und Fami-
lien, auf das ganze elterliche Haus. 3) Die
Bewegung wird scheinbar um geistlichc, in
Wahrheit aber um cine sehr weltlichc Herr-
schast, um das Otsschulvermögen rc. belrieben.
(Daß sich die Stiftungskommisfionsmitglieder

Bingerbrück, 19.ZiFcbr. Gestern Abcnd cr-
eignete sich hier ein mcrkwürdiger Fall glücklicher
Lebensrettung. Ein Bahnbeamter war nämlich mit
dem cinen Fuß zwischen zwei Diehlen der Brücke
gerathcn und konnte weder vor- noch rückwärts,
als ein Zug heranbrauste, der ihn unfehlbar ge-
tödtet haben würde, wäre er nicht noch rechtzcitig
vom Maschinenführer bemrrkt worden, der sofort

man bedenkt, daß er von der Maschine bereits be-
rührt wurde, als es gelang, dieselbe zum Stehen
zu bringen.

PqriS, 19. Febr. Jn Havre und Umgegend
fanden diese Nacht schwere Gewitter ftatt. Jn
Paris selbst hatten wir ein starkcs Wetterleuchten
mit Sturm und Regen. Im Bois de Boulogne
wurden mehrere Bäume entwurzelt.
 
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