Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 27-50 Februar
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0115

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
KrciSiicrkiiiidigiingsblatt fitr den Kreis Hcidclberg und amtliches IerküildigUilgsblatt für oie Amts-- und Auüs-
Gerichtsbezirke Heidelberg und Wicsloch uud dcn Amtsgcrichtsbezirk Neckargemüad.

RL 27. Mittwoch, t. Z-ebruar


18VL

Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
Lcbruar nnd Mäy mit 42 Kreuzern abonniren
bei allcu Postanftalten, den Boten und Zei-
tungSträgern, sowie der Expedition (L-chiss-
gasse Nr. 4).

* Politische Umscha«.

Die „Bayerische Zeitung" glaubt zu wissen,
daß die Zottverhanblungen zwischen Oesterreich
unb Preußen ohne Aussicht auf Ersolg seien:
Hr. v. Hock werde schwerlich mehr nach Berlin
zurückkehren.

Die Rhein. Ztg. veröffentlicht eine Uebersicht
der Mitglieder ber verschiedenen Fracrionen des
Abgeoronetenhauses. Danach zählen: Die
feudale Fractlvn 34, die katholijche (Centrum)
26, die Fraction Bockum-Dotffs (tinkes Cen-
trum) 108, die Fortschrittspartei 138, die Po-
len 26. Zu keiner Fraction gehören 13 Mit-
glieder. Außerdem sillb 2 Minister (v. Roon
und v. Setchow) Mitglieder des Abgeordneten-
hauseS.

Einem Telegramm der „P. Z." zufolge wäre
die preußische Anlwortdepesche in der schleswig-
hotsteinijchen Frage am 28.'Abends von Ber-
lin abgegangen.

Sogar die St. Petcrsburger Ztg. gibt.der
preußischen Regierung den wohlgcmeinten Rath,
der Bolksvertretung die „entscheidende Feststel-
lung des BudgetS" und „die zweijährige Dienft-
zeit" zuzugestehen, wodurch woht der Friede
hergestelll werden könnte. Däs russische Blatt
schtießt mit solgcnden Bemcrkungett: „Die Ge-
genwart erscheiut uns, wenn auch nicht beruhi-
gend, so doch sehr ernster Natur, und wenn
nicht ganz besonders günslige Umstände ein-
treten, so bleibt zu befürchten, daß die Zukunft
trübc werden wiro. Jn Zeiten der Noth und
Gefahr aber, das hat die Geschichte saltsam
erwiesen, genügt eine strenge Disciplinirung
von Heer und Beamlen nur selten. Es beruht
danil, wie im Allgemeincn immer, die wirkliche
Macht dcs Staates bei Weitcm mehr in der
Einigkeit von Regierung und Volk. Obgleich
wir nun die versöhnliche Form, in welcher die
Regicrung der Landesvertretung bei der dies-
jährigen Session entgcgcn kam, keineSwegö
unterschätzen, können wir doch in Rücksicht auf
das Gejagte den Wunsch nicht unterdrücken,

-s* Stadt-Theater in Heidelberg.

Heber in Carl Maria von Weber's „Frei-
schütz" so glänzend der Fall war.

Unser hiesiges Publikum hat bei Aufführung
diesrs herrlichen Tonwerkes gezeigt, daß es, wenn

überfüllt und bie Trägrr der Hauptpartien wurden
mit Beifallsbezeugungen wahrhaft übrrschüttet.

Die Herren Hofopern-Regtsseur Brouitlot und
Hofopern-Sänger Stolzenberg hatten — Ersterer
dir Rolle des Kaspar und Letzterer oie teS Max,
so wie die Gesangslehrerin Fräulein S tra u ß die
der Agathe auS Gcfälligkeit übernommen.

Die beiden Karlsruher Gäste zeigtrn unS zwei
vollendete Sänger, bei denen es unS schwrr fällt,
zu entscheiden, ob wir dem volltönenden, nmrkigen
Paß des Kaspar odrr dem gefühlvollen, schmelzen-

daß diese Bersöhnlichkeit auch in der That Platz
greifen möge und zwar wo möglich im Sinne
der unvergeßlichen Worle jenes deutschen Für-
sten, der allen Zerwürfnissen ein Ende machte,
indem er erklarte: „Jch will Frieden haven
mit meinem Volke!"

Jn Ztalien hat man eS bis heute noch zu
keiner italienischen Protestation wegen des Vcr-
bots einer officiellen Verkündigung der Ency-
clica gebracht. Es gibt im Königreich Jtalien
wenigstens 220 Bischöfe; bis jetzt haben wir
nicht mehr als drei nennen gehört, welche
gegen die ministerielle Verfügung, protestirt
hätten.

Französische ministerielle Blätter bestätigen
nunmehr, daß der Kaiscr von Mexico eiue
Acte unterzeichnete, durch welche die Kirchen-
güter sür Staalsdomänen crklärt werden. Man
erwarlete eine Prolestation von Seiten des
päpstlichen Nuntius, der vorerst crklärte, ohne
Znstruction zu sein.

Durch die Einnahme von Fort Fisher, wel-
ches von Gcncral Butler vergebeuS belagert
wurde, ist eine wichlige Aenverung der kriege-
rischen Situation eingetreten, da durch die Ein-
nahmc jenes Forts die Südstaaten den wichtig-
sten und letzten Hafen, welcher noch in ihren
Händen war, verloren haben. Die Südstaaten
wcrden gezwungen jein, sich in Unterhandlun-
gen einzulassen, und wenn man auch der Nach-
richt: der. Präsident Jefferson Davis sei zu
Friedensverhandlungen geneigt, noch so wenig
Glauben beimessen mag, so ist das sortwährenhe
Sinken des Goldagio's ein ziemlich sicherer
Barometer für die ungnnstige Gestaltung der
südstaatlichen Lage.

D e rr t f ch l a n

Karlsruhe, 30. Zan. Zhre Großherzogl.
Hoheit die Fürstin von Leiningen sind heute
Nachmiltag mit dem Schnellzug zum Besuch
Zhrer hohen Schwester, der Herzogin von
Sachsen-Koburg-Gotha, jn Begleilung Seiner
Großherz. Hoheit des Prinzen Wilhelm, nach
Golha avgereist.

Karlsruhe, 28. Zan. Sicherem Verneh-
men nach wurde die interimistische Leitung der
Zntendanz der Hofdomänen dem Oberstkammer-
herrn und Ches des Oberstkammerherrenamtes,
Frhrn. v. Reischach, vom 1. d. M. an über-
tragen. (K. Z.)

erkennrn sollcn; wir halten eS deshalb wie unser
Publikum, welches Beide unter ApplauS und Her-
vorrufen mit Lorbeerkranzeu schmückte, und zollen

Fräulein Strauß, welche über zwei Iahre von
der Bühne abgegangen, sang AnfangS etwas ängst-
lich, ließ aber, alS fie dirse Bangigkeit, die bei
einem nach längerer Zeit erneuten Auftreten na-
türlich ist, überwunden hatte, ihre starke und um-
fangreiche Stimme tn ganzer Kraft ertönen, wcs-
halb auch ihre Leistungcn sich gleicher Gunst zu
erfreuen hatten.

Kräul. L. Schwarzenberger überraschte uns
wahrhaft durch ihren eben so schönen Gesang alS

ditorium fühlte dieseS und lohnte deShalb die junge
Künstlerin mit stürmischem Bcifall.

Hcrr Hage n alS Ottokar sang seine kleine Par-
tie zur vollen Zufrirdenheit und fpielte dirselbe

cs Heidelberg, 29. Januar. Eine bald
eben so traurige lliolle, wie in Berlin, sängl
der Constitutionalismus an, in Wien zu spielen.
Dort scheint das Ministerimn ebenfalls der
Ansicht zu sein, der NeichSrath solle auf eine
seiner wichtigsten Rechte, auf die Kritik des
Budgets verzichten; er solle sich die Neduclion
desselben nach dem Willen des Ministeriums
gefallen laffeu, solle eS viclleicht hinnehmen,
daß die Regierung nach solchen Positionen
greift und sie vcrkürzt, die das Haus nimmer-
mehr antasten darf; es solle dicseS zusehen,
wenn das Ministerium sich oder Anderu zu
lieb da mit geschloffeuen Augcn vornbergeht,
wo für die Abgeoroncten cin „Zuviel" auf
flachcr Hand liegt. Mit einem Wörte, die
Volksvertrctung soll sich vcrgebcn, das Budget
nach ihrer Wcise zu formircn. Fast widerlicher
aber, als das Auflrelcn solchcr absolutistischer
Bestrebungen der Ministericn (in Wien wie in
Bcrlin) ift die Schadenfreude, mit wclcher man
sich in den livcralen Lageru der beiden Slaaten
die Ohnmacht gcgcnseitig vorhält. Namentlich
arg treiven es in dieser Beziehuug die preu-
ßischen Blätter, die bereits darüber triumphiren,
daß in Oesterrcich die Vcrfassung nichl zur
Wahrheit werde. Es ist dics gew'ß cin klag-
licher Trost für die Demüthigung dcs preußi-
schcn Abgcordnetenhauses, das nach der be-
kanntcn (ueulich beregten) Nede dcs Ministers
v. Eulenburg nur dazu da sein soll, um zu
den Liebhabcreien des KönigS Za oder Amen

-j-^Aus dem Neckartliale, 26. Zan.
Die Schöffengerichtssitzungen scheinen im AÜ-
gemeinen die wohlthäti'ge Wirkung zu äußern,
daß sie eine gewisse Scheu vor öffentlicher
BlosstcllUng hcrvorrufen, so daß viele Frevler
und Uebertreter des GesetzeS sich sehr geneigt
zeigen, Allcs anzuwendcn, um einer öffcutlichen
Verhandlung und Aburtheilung aus dem Wege
zu gehen. Dazu gibt frcilich das Gesetz uur
bei den geringfügigsten, namentlich bei polizei-
lich strafbaren Fällen, die Miktel an die Haud,
und wegen eines solchen untergeordneten Ver-
gehens ist schon manche öffentliche Verhandlung
auögcfallcn zum nicht geringen Verdrusse neu-
gieriger Leute, die am Scandal ihre Freude
haben. — Der Wunsch dcs Hcrrn DecanS
Zittel in Heidelberg, es möge während des
Winters jeden Monat eine Sitzung des Pro-
testantenvereins stattfinden, ist bis jetzt nicht in

auch mit fürstltchem Anstande. Den Erbförster
Kuno stellte Herr Steinbeck würdig dar, und
den Eremtten sang unser alter lieber Freund.
Auch der böse Geist Samiel war so feurig, daß
er beinahe in der Wolfsschlucht in Flammen auf-
gegangen wäre.

Die Chöre waren gut einstudirt. Scbließlich set
uns noch vergönnt, der ausgezeichneten Leistung des

fachc Weise anerkannte, indem Herr Kapellmctster
Heber als Beneficiant mit Applaus empfangen
und nach dem ersten Act mit einem Lorbeerkranz
überrascht wurde; ebenso gab daS Publikum dem
Orckester nach dkm Vortrage der herrlichen Ouver-
türe durch einen wahrhaft stürmischen ApplauS seine
Anerkennung kund.

Möcktc rs unserer Theater-Direction gelingen,
uns bald wieder einen derartigen Genuß zu be-
reiten, und wtr sind überzeugt, daß daS Publikum
solckes Bemühen der Direction durch zahlreichen
Theaterbrsuch belohnen wird.
 
Annotationen