Kreisverkjiiidigimgsblatt fär den Kreis Heidelberg und aüüliches Berkiindigungsblatt für die Amts- und Amts-
Gerichtsbezirke Heidelberg mid Wiesloch Md dcn Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.
M- !<»<» Samstag, « Mai
Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
Mai und Iuni mit 42 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstalten, den Boten und Zeitungs-
tragern, sowie der Expedition (Schiffgasse Nr. 4).
* Politifche Nmfchau.
* An den großen weltgeschichtlichen Ereig-
nissen im transatlantischen Westen gebührt den
dortigen Deutschen ein nichr geringer Anthei^.
Sie baben sich nicht nur damit begnügt, ihr
zahlreiches Contingent bei den Wahlen zu stellcn,
und die Sclaverei im Princip zu verdammen;
sie haben auch, als der Süden sich losriß, be-
geistert zu den Wafscn gegriffen, uud auf dcn
zahlrcichen Schlachtfeldern eines 4jährigen Bür-
gerkriegs ihre Hingebung für die Union und
ihren Abscheu gegen die Sclaverei bcwahrt.
Dieser ihr Antheil am Befreiungswerke war
so bedeutend, daß es wphl nicht zu viel gesagt
ist, wenn man behauptet, daß ohne die Deut-
schen die Secession schwer zu bcwältigen war.
Zwar hat das englisch - amerikanische Element
in Bezug auf dic höheren Befchlshabersicllen
eifersüchlig sein Uebergewicht behaüptet; allein
General Grant wird, wenn er unpartheiisch sein
will, bezeugen können, wie schwer deutsche
Kriegstüchtigkeit auf den blütigen Gefilden bci
Richmond und Petcrsburg in's Gewicht fiel.
Ebenso war die tapfere Sheriüan'schc Armee
großentheils aus Deutschen zusammengesetzt.
Sie war hauptsächlich recrntirt aus den Nn-
siedlern jenseits des Mississippi, aus Männern,
« die im fortwährenden Kampfe mit der Natur
bereits abgehärtet waren. Deutschland hat da-
her auch dem Siegc der Union ein ganz an-
deres Verständniß, eine andere Sympathie und
Theilnahme entgegenzubringen, als man in
Frankreich oder England hiezu fähig ist.
Die Journalc Tcmps, Opinion nationale,
Avenir National und Siecle haben eine ge-
meinschaftliche Adresse abgefaßt, welche an den
amerikanischen Gesandten allhier, Hrn. Bigelow,
gcsandt und durch diesen dcm Hrn. Johnson
zugestellt werdcn soll.
D e u t s ch l a n d.
. -j-*Karlsruhe, 3. Mai. Oeffcntl. Sitznug
der 2. Kammer. Die Tagcsordnung sührt znr
Andrew Iohnson, präsident der Vereinigten
Staaten.
(Fortsetzung.)
Andrew Aohnson ist kein kom«, novus, er hat
seit 30 Jahren das eine oder andere öffentliche
Amt bekleic-et unr> isr vom kleineren strtig zum
größeren vorgerückt, bis ihm durch allgemeine
Volkswahl der zweithöchste Posten im Lande an-
vertraut wurde. Dreißig Iahrc unter dem Brenn-
glase der Ocffentlichkeit gelebt zu haben, ohne aller
- fieben Todsünden beschuldigt zu werden, ist immer-
hin etwas uno macht vaS Glas Cognac quitt, das
bei einer gcwissen Gclegenheit zu vlel getrunken
Jobnson ist in dem Südstaate Tenneffee geboren
und armer Leute Kind. Daraus rrklärt sich's, daß
er erst spät mit Mühe zum Erkenntniß des ABL
gelangte, denn in den Südstaaten war für allge-
meine Volkserziehung nicht so gut gesorgt, wie Lm
Norben der Union, der Schullehrer paßteHnicht in
die Politik der Cavaliere, und wenn rin amerika-
ntscher Bursche, wie Iohnson einer war, in die
Berathung des vom Abg. Kirsncr erstatteten
Commissivnsberichts über die zwischen der bad.
Negierung und den von Würtcmberg und Preu-
ßen abgeschlvffenen StaatSverträge, verschiedene
Eisenbahnanschlüffe auf dem Schwarzwald und
im Seekreis betreffend.
Die allgemeinc Discussion wird durch den
Abg. Gerwig eröffnet. Die Verträge, bemerkt
derselbe, machten den Eindruck, daß der Große
unter den Contrahenten(Preußen) sich den Löwen-
antheil gesichert hak; denn die preußischen hohen-
zollern'schen Lande erhieltcn Eisenbahnen, ohne
daß Prcußen cincn Groschcn dafür ausgcbe.
Würtemberg erlange durch diese Verträgc das,
wonach es schon lange gestrebt, nämlich einc
Verbindung von Pforzheim durch das Nagold-
und obere Neckarthalhahn nach Jmmendingen.
Diese Lime sei 2 Stunden kürzer als unscre
Kinzigthalbahn, cröffne dieser also cine bedenk-
liche Concurrenz. Allerdings seicn die Schwie-
rigkeiten dcr würtembergischen Bahn, dic zwei
Wasscrscheiden zu überwindcn habe, groß; jeden-
fälls aber tretc an uns dic ernste Mahnung
heran, die Kinzigthal - Schwarzwaldbahn mög--
lichst rasch auszuführen, um Würtemberg den
Vorsprung im Betrieb abzugewinnen, sonst
würde Baden durch Gcstattung dieser Concur-
renzbahn einen Selbstmord an sich begehen.
Paravicini hofft, daß nun auch andere Be-
zirkc so rcichlich mit Eisenbahnen bedacht wür-
den, wie dies im Schwarzwald der Fall ist.
Moll: ein particularistischer Standpunkt sei
bei Eiscnbahnen nicht zuzugeben; man müffe
schon in nationalem Jnteresse das Eiscnbahn-
netz nach allcn Richtungen hin erweitern. Red-
ner beklagt bei dicser Gelegenheit die Belästi-
gungen des Mannheimer Handels, und dringt
auf schleunigen Ban der dortigen Eisenbahn-
brücke. Schaff: Verträge könne man nicht
dictiren, man müsfe auch etwas in Kauf neh-
men; invessen fürchtet er doch Nachtheile für
die badische Schwarzwaldbahn. Beck sindet
in der bisherigen Discussion eine Art innern
Widerspruch; man sage, Würtemberg habe sei-
nen Vortheil durchgesetzt, d. h. cs habe seinen
particularisiischen Standpunkt festgchalten, wir
aber sollen diesen aufgeben, und zwar zu Gun-
sten Würtembergs. Redncr wirft nun einen
Nückblick auf den Gang deS bisherigen Eiscn-
bahnbaues in Baven, namentlich auf die An-
schlüssc nnsercr Bahnen an auswärtige, wobci
wir lcider meist den Kürzern gefunden. Dies
wollte, mußte er es sich gar sauer werben laffen.
Desto größcr sein Verdienst.
Andrew Iohnson überwand mit Hülfe eines
freundlichen Nachbars, der ihm die Hälfte seiner
Bibliothek, nämlich zwei Bücher, zu Gebote stellte,
dte ersten Schwierigkeiten der Lecture, und Schrei-
in die gesetzgebende Versammlung des Staates und
im Iahre 1821 in den Staaten-Longrcß gewählt.
Er vertrat Tenneffce im Congreffe zq Washiiigton
.von 1843 bis 1853, wurde im Laufe des letzt-
genannten Jahres zum Gouverneur scines Geburts-
staateS gewählt, im Iahre t855 als solcher aber-
mals und im Jahre 1857 als Senator in den
Longreß der Verrinigten Staaten gewäblt. Binnen
sechszeHn Iahren war er somit von Stufe zu Stufe
gestiegen. Daß er bies als Kind armer Eltern ver-
mochte, soll hier nicht besonderS betont werden,
denn dergleichen geschieht in Amerika alle Tage,
wird namentlich an dem Neckarübergang bei
Friedrichsscld und an dem Btuchsaler Anschluß
nachgewiesen. Beidc seien fast unersetzliche Be-
schädigungen der badischen Jnteressen, und doch
hätten wir den Schlüffel zu diesen Aus- und
Eingängen in Händen gehabt. Jn Fragen der
materiellen Jntereffen höre bekanntlich die Ge-
müthlichkeit auf, und Niemand verstünde dies
besser als nnsere klugcn Nachbarn im Laude
Würtemberg, die von AlterS her ihre Unter-
handlungskunst nicht selten zu unsercm Nach-
theil geltend zu machen gewußt hätten, wie
^ Beispiele genug vorlägen. Redner will sich in
einc Beurtheilung der vorgelegten Vcrlräge
übrigens nicht einlassen, sondern sic hinnchmen,
jedoch untcr den vom Abg. Gerwig gcmachten
Voraussetzungcn.
Die Kammer geht hierauf zur Specialdis-
cussiou über, die Staatsrath Mathy mit fol-
gendcn Bemerkungen eröffnet:
Die Nagoldbahn sei allerdings bedenklich.
Würtemberg habc übrigens dcn Anschluß bei
Pfotzhesin nicht gewollt; eö wollte bei Jllingen
.(Station dcr' Brnchsalkr Bahn) anschließen,
waS für BabeN nachthcilig wäre; den Anschluß
bei Zmmendingen hckbe man zu verwerthen ge-
wußt, indcm Badcn nun cine kürzcre Linie nach
Ulm erhaltc, dic für Vie Zukunft höchst wichtig
werdrn könne.
RegicrungScvmmiffär Muth spricht sich in
ähnlicher Weise aus, und betont, daß man bei
diesen Eisenbahnprojectcn überhaupt sich nicht
auf ängstlichen finanziellen Standpunkt stcllcn
dürfe, da Würtcmberg die Hauptlast zufalle.
Noch sprcchen bei dcr Specialdebattc Lamey
von Pforzheim, Fridcrich, v. Roggcnbach,
Kirsner, Prestinari u. a. über cinzelne
Bestimmnngen der Vcrträge.
Auf Anlrag mehrerer Abgeordneter crklärt
die Kammcr zu Protocoll: die Negierung mögc
allc Mittel'anwendcn, damit nicht Sigmarin-
gen, wie der prcußische Vertrag will, sondern
das viel günstiger gelegene Krauchcnwies als
gemeinschaftlichcr Knotenpunkt bezeichnct werdc.
Hierauf werdeu die Verträge selbst in unver-
Lnderter Faffung bei namentlicher Abstimmung
mit allen Stimmen gcnchmigt, und die Sitzung
nach 1 Uhr geschloffcn. Nächste Sitznng noch
unbestimmt.
Aus Baden, 28. April. Jn manchen
Landesgegenden und insbcsondere im Seekreis
bestehen fehr reiche mit ihrem Vermögen bis
aber daß es einem ganz unbedeutenden Menschen
gclingen follte, mitten unter einem Volke, wo
jever Einzelne schlau, ebrgeizig, gewinnsüchtig, ja,
fieberhaft nach vorwärts dringt, daS glaube, wer
da will.
(Fortseyung folgt.)
Zu dem Präsidenten Lincoln trat cinst ein
armcr Stellesuchender und empfahl fich für den
englischen Gesandtschaftsposten. Nachdem der Prä»
fident das Gesuch dteses Menschen lächelnd ablehntr,
gin^der Bittsteller stufcnweise mit feinen Ansprüchen
zurück und bcgnügte sich zuletzt mit etncm Paar
Beinkleidcr.
Die wahre alleinige Religion enthält nichts als
Gesetze, d. i. solche prakttscke Principien, deren
unbedingter Nothwendigkeit wir unS bewußt werden
können, die wir also, alS durch reine Vernunft
(nicht empirisch) geoffenbart, anerkennen. Kant.
DiogeneS gab einst, da er einen Knaben allzu
gierig Fleisch effen sah, dem Hofmeister desselbrn
eine derbe Ohrfeige, und rr that recht daran, daß
er diesen Fehler nickt dem Lehrling, sondern dem
Lehrer zurechnete. Plutarch.
Gerichtsbezirke Heidelberg mid Wiesloch Md dcn Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.
M- !<»<» Samstag, « Mai
Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
Mai und Iuni mit 42 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstalten, den Boten und Zeitungs-
tragern, sowie der Expedition (Schiffgasse Nr. 4).
* Politifche Nmfchau.
* An den großen weltgeschichtlichen Ereig-
nissen im transatlantischen Westen gebührt den
dortigen Deutschen ein nichr geringer Anthei^.
Sie baben sich nicht nur damit begnügt, ihr
zahlreiches Contingent bei den Wahlen zu stellcn,
und die Sclaverei im Princip zu verdammen;
sie haben auch, als der Süden sich losriß, be-
geistert zu den Wafscn gegriffen, uud auf dcn
zahlrcichen Schlachtfeldern eines 4jährigen Bür-
gerkriegs ihre Hingebung für die Union und
ihren Abscheu gegen die Sclaverei bcwahrt.
Dieser ihr Antheil am Befreiungswerke war
so bedeutend, daß es wphl nicht zu viel gesagt
ist, wenn man behauptet, daß ohne die Deut-
schen die Secession schwer zu bcwältigen war.
Zwar hat das englisch - amerikanische Element
in Bezug auf dic höheren Befchlshabersicllen
eifersüchlig sein Uebergewicht behaüptet; allein
General Grant wird, wenn er unpartheiisch sein
will, bezeugen können, wie schwer deutsche
Kriegstüchtigkeit auf den blütigen Gefilden bci
Richmond und Petcrsburg in's Gewicht fiel.
Ebenso war die tapfere Sheriüan'schc Armee
großentheils aus Deutschen zusammengesetzt.
Sie war hauptsächlich recrntirt aus den Nn-
siedlern jenseits des Mississippi, aus Männern,
« die im fortwährenden Kampfe mit der Natur
bereits abgehärtet waren. Deutschland hat da-
her auch dem Siegc der Union ein ganz an-
deres Verständniß, eine andere Sympathie und
Theilnahme entgegenzubringen, als man in
Frankreich oder England hiezu fähig ist.
Die Journalc Tcmps, Opinion nationale,
Avenir National und Siecle haben eine ge-
meinschaftliche Adresse abgefaßt, welche an den
amerikanischen Gesandten allhier, Hrn. Bigelow,
gcsandt und durch diesen dcm Hrn. Johnson
zugestellt werdcn soll.
D e u t s ch l a n d.
. -j-*Karlsruhe, 3. Mai. Oeffcntl. Sitznug
der 2. Kammer. Die Tagcsordnung sührt znr
Andrew Iohnson, präsident der Vereinigten
Staaten.
(Fortsetzung.)
Andrew Aohnson ist kein kom«, novus, er hat
seit 30 Jahren das eine oder andere öffentliche
Amt bekleic-et unr> isr vom kleineren strtig zum
größeren vorgerückt, bis ihm durch allgemeine
Volkswahl der zweithöchste Posten im Lande an-
vertraut wurde. Dreißig Iahrc unter dem Brenn-
glase der Ocffentlichkeit gelebt zu haben, ohne aller
- fieben Todsünden beschuldigt zu werden, ist immer-
hin etwas uno macht vaS Glas Cognac quitt, das
bei einer gcwissen Gclegenheit zu vlel getrunken
Jobnson ist in dem Südstaate Tenneffee geboren
und armer Leute Kind. Daraus rrklärt sich's, daß
er erst spät mit Mühe zum Erkenntniß des ABL
gelangte, denn in den Südstaaten war für allge-
meine Volkserziehung nicht so gut gesorgt, wie Lm
Norben der Union, der Schullehrer paßteHnicht in
die Politik der Cavaliere, und wenn rin amerika-
ntscher Bursche, wie Iohnson einer war, in die
Berathung des vom Abg. Kirsncr erstatteten
Commissivnsberichts über die zwischen der bad.
Negierung und den von Würtcmberg und Preu-
ßen abgeschlvffenen StaatSverträge, verschiedene
Eisenbahnanschlüffe auf dem Schwarzwald und
im Seekreis betreffend.
Die allgemeinc Discussion wird durch den
Abg. Gerwig eröffnet. Die Verträge, bemerkt
derselbe, machten den Eindruck, daß der Große
unter den Contrahenten(Preußen) sich den Löwen-
antheil gesichert hak; denn die preußischen hohen-
zollern'schen Lande erhieltcn Eisenbahnen, ohne
daß Prcußen cincn Groschcn dafür ausgcbe.
Würtemberg erlange durch diese Verträgc das,
wonach es schon lange gestrebt, nämlich einc
Verbindung von Pforzheim durch das Nagold-
und obere Neckarthalhahn nach Jmmendingen.
Diese Lime sei 2 Stunden kürzer als unscre
Kinzigthalbahn, cröffne dieser also cine bedenk-
liche Concurrenz. Allerdings seicn die Schwie-
rigkeiten dcr würtembergischen Bahn, dic zwei
Wasscrscheiden zu überwindcn habe, groß; jeden-
fälls aber tretc an uns dic ernste Mahnung
heran, die Kinzigthal - Schwarzwaldbahn mög--
lichst rasch auszuführen, um Würtemberg den
Vorsprung im Betrieb abzugewinnen, sonst
würde Baden durch Gcstattung dieser Concur-
renzbahn einen Selbstmord an sich begehen.
Paravicini hofft, daß nun auch andere Be-
zirkc so rcichlich mit Eisenbahnen bedacht wür-
den, wie dies im Schwarzwald der Fall ist.
Moll: ein particularistischer Standpunkt sei
bei Eiscnbahnen nicht zuzugeben; man müffe
schon in nationalem Jnteresse das Eiscnbahn-
netz nach allcn Richtungen hin erweitern. Red-
ner beklagt bei dicser Gelegenheit die Belästi-
gungen des Mannheimer Handels, und dringt
auf schleunigen Ban der dortigen Eisenbahn-
brücke. Schaff: Verträge könne man nicht
dictiren, man müsfe auch etwas in Kauf neh-
men; invessen fürchtet er doch Nachtheile für
die badische Schwarzwaldbahn. Beck sindet
in der bisherigen Discussion eine Art innern
Widerspruch; man sage, Würtemberg habe sei-
nen Vortheil durchgesetzt, d. h. cs habe seinen
particularisiischen Standpunkt festgchalten, wir
aber sollen diesen aufgeben, und zwar zu Gun-
sten Würtembergs. Redncr wirft nun einen
Nückblick auf den Gang deS bisherigen Eiscn-
bahnbaues in Baven, namentlich auf die An-
schlüssc nnsercr Bahnen an auswärtige, wobci
wir lcider meist den Kürzern gefunden. Dies
wollte, mußte er es sich gar sauer werben laffen.
Desto größcr sein Verdienst.
Andrew Iohnson überwand mit Hülfe eines
freundlichen Nachbars, der ihm die Hälfte seiner
Bibliothek, nämlich zwei Bücher, zu Gebote stellte,
dte ersten Schwierigkeiten der Lecture, und Schrei-
in die gesetzgebende Versammlung des Staates und
im Iahre 1821 in den Staaten-Longrcß gewählt.
Er vertrat Tenneffce im Congreffe zq Washiiigton
.von 1843 bis 1853, wurde im Laufe des letzt-
genannten Jahres zum Gouverneur scines Geburts-
staateS gewählt, im Iahre t855 als solcher aber-
mals und im Jahre 1857 als Senator in den
Longreß der Verrinigten Staaten gewäblt. Binnen
sechszeHn Iahren war er somit von Stufe zu Stufe
gestiegen. Daß er bies als Kind armer Eltern ver-
mochte, soll hier nicht besonderS betont werden,
denn dergleichen geschieht in Amerika alle Tage,
wird namentlich an dem Neckarübergang bei
Friedrichsscld und an dem Btuchsaler Anschluß
nachgewiesen. Beidc seien fast unersetzliche Be-
schädigungen der badischen Jnteressen, und doch
hätten wir den Schlüffel zu diesen Aus- und
Eingängen in Händen gehabt. Jn Fragen der
materiellen Jntereffen höre bekanntlich die Ge-
müthlichkeit auf, und Niemand verstünde dies
besser als nnsere klugcn Nachbarn im Laude
Würtemberg, die von AlterS her ihre Unter-
handlungskunst nicht selten zu unsercm Nach-
theil geltend zu machen gewußt hätten, wie
^ Beispiele genug vorlägen. Redner will sich in
einc Beurtheilung der vorgelegten Vcrlräge
übrigens nicht einlassen, sondern sic hinnchmen,
jedoch untcr den vom Abg. Gerwig gcmachten
Voraussetzungcn.
Die Kammer geht hierauf zur Specialdis-
cussiou über, die Staatsrath Mathy mit fol-
gendcn Bemerkungen eröffnet:
Die Nagoldbahn sei allerdings bedenklich.
Würtemberg habc übrigens dcn Anschluß bei
Pfotzhesin nicht gewollt; eö wollte bei Jllingen
.(Station dcr' Brnchsalkr Bahn) anschließen,
waS für BabeN nachthcilig wäre; den Anschluß
bei Zmmendingen hckbe man zu verwerthen ge-
wußt, indcm Badcn nun cine kürzcre Linie nach
Ulm erhaltc, dic für Vie Zukunft höchst wichtig
werdrn könne.
RegicrungScvmmiffär Muth spricht sich in
ähnlicher Weise aus, und betont, daß man bei
diesen Eisenbahnprojectcn überhaupt sich nicht
auf ängstlichen finanziellen Standpunkt stcllcn
dürfe, da Würtcmberg die Hauptlast zufalle.
Noch sprcchen bei dcr Specialdebattc Lamey
von Pforzheim, Fridcrich, v. Roggcnbach,
Kirsner, Prestinari u. a. über cinzelne
Bestimmnngen der Vcrträge.
Auf Anlrag mehrerer Abgeordneter crklärt
die Kammcr zu Protocoll: die Negierung mögc
allc Mittel'anwendcn, damit nicht Sigmarin-
gen, wie der prcußische Vertrag will, sondern
das viel günstiger gelegene Krauchcnwies als
gemeinschaftlichcr Knotenpunkt bezeichnct werdc.
Hierauf werdeu die Verträge selbst in unver-
Lnderter Faffung bei namentlicher Abstimmung
mit allen Stimmen gcnchmigt, und die Sitzung
nach 1 Uhr geschloffcn. Nächste Sitznng noch
unbestimmt.
Aus Baden, 28. April. Jn manchen
Landesgegenden und insbcsondere im Seekreis
bestehen fehr reiche mit ihrem Vermögen bis
aber daß es einem ganz unbedeutenden Menschen
gclingen follte, mitten unter einem Volke, wo
jever Einzelne schlau, ebrgeizig, gewinnsüchtig, ja,
fieberhaft nach vorwärts dringt, daS glaube, wer
da will.
(Fortseyung folgt.)
Zu dem Präsidenten Lincoln trat cinst ein
armcr Stellesuchender und empfahl fich für den
englischen Gesandtschaftsposten. Nachdem der Prä»
fident das Gesuch dteses Menschen lächelnd ablehntr,
gin^der Bittsteller stufcnweise mit feinen Ansprüchen
zurück und bcgnügte sich zuletzt mit etncm Paar
Beinkleidcr.
Die wahre alleinige Religion enthält nichts als
Gesetze, d. i. solche prakttscke Principien, deren
unbedingter Nothwendigkeit wir unS bewußt werden
können, die wir also, alS durch reine Vernunft
(nicht empirisch) geoffenbart, anerkennen. Kant.
DiogeneS gab einst, da er einen Knaben allzu
gierig Fleisch effen sah, dem Hofmeister desselbrn
eine derbe Ohrfeige, und rr that recht daran, daß
er diesen Fehler nickt dem Lehrling, sondern dem
Lehrer zurechnete. Plutarch.