Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51-77 März
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0247

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
eidtlbtrgkr Irilung.

Kreisverküilüigungsblatt für den Kreis Hcidclberg und amtlichcs Berkündigungsblatt für die Aints- nnd Amts-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg und Wicsloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.



Donnerstag, S M,ir;


» Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für dcn Monat
März mit 21 Kreuzern abonniren bei allen
Postanstalten, den Boten und Zeitungsträgern,
sowie der Expedition (Schiffgasse Nr. 4).

* Politiscl>e Nmscharr.

Das allgemeine d.eutsche Handelsgesetzbuch
ist in diesem Jahre in folgenden Staatew einge-
führt: in Preußcn, Bayern, Sachsen, Nassau,
Waldeck/ Coburg-Gotha, Reuß ältere Linie,
Schwarzburg-Sondershausen, Sachsen-Meiuiu-
gen, Anhalt, Großherzogthum Hessen, Baden,
SachseN"Weimar, Frankfurt, deutschc Bundes-
länder Oesterreichs. Galizien, Bukowina, Dal-
matien, Venedig, Militärgränze, Ncuß süngere
Linie, Hessen-Homburg, Braunschweig, Lübeck,
Altenbnrg, beide Mecklenburg, Oldenburg,
Lippe-Detmold, Schwarzburg-Nudolstadt, Bre-
men, Hannovcr und Würtembcrg. Ausstehen
demnach noch: Hamburg, Holstein, Kurhessen,
Lauenburg, Liechtenstein, Lippe - Schaumburg,
Luxemburg und Limburg.

Wie die „Norddcutsche Allgemeine Zeitung"
meldet, ist die Antwort OesterreichS auf die
preußischc Depesche, welchc die Forderungen
Preußens in der Herzoglhümerfrage aufstellte,
in Berlin eingetroffen.

Nach dem Vorgange der in Altona liegen-
den preußischen Truppen haben nun auch die
1n ben Herzogthümern garnisonirenden Oester-
reicher ihre Schilderhäuser mit ihren Landes-
farben anzustreichcn begonnen

Die „Wochcnschrift deS Nationalvereins"
wird, wie man vernimmt, vom 1. April an
in Frankfurt bci Adelmann erscheinen.

Das Danziger katholische Kirchenblatt ent-
hält die Notiz, daß die Wahl des Hrn. Dr. Pell-
dram zum Bischofe von Trier vom Papste
„summoper«" gebilligt worden. Das Consi-
storium zur Präconisation desselben wird im ,
März stattfinden.

Der französ. Unterrichtsminister schlägt in
seinem Berichte an den Kaiser über den Volks-
unterricht folgende Principien vor: 1) der
Volkunterricht ist ein großer öffentlicher Dienst;
2) dieser Dienst muß, wie alle übrigen, welche
dem Gemeinwesen nützen, von dem ganzen
Gemeinwesen bezahlt wcrden; 3) das Necht zu
wählen erfordert nothwendig die Pflicht sich zu

unterrichten, und jeder Bürger muß ebenso gut
lesen köunen, wie er die Waffen tragen und
Stcuern bezahlen muß. Allein da Ew. Maj.
an dem andern großen Principe festhält, die
Erziehung des Landes durch däs Land selbst
vorzunehmen, so wäre es geeignet. den Gemein-
deräthen das Recht zu verleihcu, die Ausführ-
ung des neuen GesetzeS zu beschließen, indem
man den Gemeinden, welche die Reform an-
nehmen, ohne zn deren Vollziehung die aus-
reichenden Mittel zu besitzen, die Staatshilfe
verspricht. — Zu den theoretischen Grüuden fügt
Herr Duruy noch praktische Belege bei, vor
Allcm daS Großherzogthum Baden, das uoch
vor 100 Zahren eines der am meisten zurück-
gestandenen Länder DeutschlandS gewesen fei,
und heutzutage, zunächst durch dic allgemeine
Schulpflichtigkcit, in Bezug auf Wohlstand und
Bildung eines der vorgeschrittenften sei.

Das neue Ministerium in Portugal ist fol-
gendermaßen gebildet: Herzog v. Loule Präsi-
dent und Aenßeres, Marqnis Sabugosa Jn-
neres, von Gouvera Justiz, Brameame Marine.
Marq. Bandeira Krieg, Math. Carvalho Fi-
nanzcn.

Ntach einem Turiner Blatte haben einige
reiche Engländer die Absicht, die der Regierung
gehörenden drei Viertheile der Jnsel Caprera
zu kaufen und Garibaldi zum Geschenk zu
machen. Der Aukaufspreis würde 60—80,000
Lire nicht übersteigen.

Endlich sind über England direkte Nach-
richten aus Peru über den Friedensbeschluß
dieser Republik mit Spanien eingetroffen. Die
vom Aomiral Pareja gestellten und von der
Rcgierung zu Lima angenommenen Bedingun-
gcn lauten im Wesentlichen: Peru bezahlt an
Spanien als KriegSkoftcn die Summe von 3
Mill. Dollars. Dagegen tritt es sofort in den
Besitz der Chinchas-Jnseln. Peru anerkennt
die Zinsen der spanischen Schuld.

D e u t s ch l a ,r d.

Karlsruhe, 7. März. Se. Königl. Hoh.
derGroßherzog haben Sich unterm 4. l. M.
gnädigst bewogen gefunden, den Postofficialen
Karl Körber dahier der Direction der Ver-
kehrsanstalten zur Verwendung bei der Rcch-
nungSrevision zuzutheilen und den Postofficialen
Karl Bayer iu Heidelberg in gleicher Eigen-
schaft zum Postamt Kärlsruhe zu versetzen.

<5 Heidelberg, 8. MLrz. Durch eincn Zu-
fall ist das liberale Wiener Blatt „Neue freie
Presse" vor dem festgesetzten Zeitpunkte in den
Besitz deS crsten Bandes des napolconischen
Werkes „Julius Cäsar" gelangt. Dcr kaiser-
liche Schriftsteller hatte mit jeinen Verlegern
in Paris und den Verlegern der vcrschiedenen
Uebersctzungen in den auswärtigen Ländern
ausgemacht, daß alle Exemplare scines BuchcS
an einem und dcmselben Tage vom Stapel ge-
lassen werden sollteu. Da nun aber — wie
die „frcie Preffe" meint — das Worthalten
großen Männern, nach Napoleons eigener, in
der Vorrede ausgesprochcnen Ansicht, nicht zuge-
muthet werden kann, so hat der französische
Kaiser einige Dutzend Prachtexemplarc schon
vor dem festgesetzten Zeitpunkte verschiedencn
fürstlichen und andcren distinguirten Pcrsonen
zugeschickt. Von einer dieser bevorzugten Per-
sonen in Wien hat die Redaction jenes Blat-
tes das betreffende Excmplar zur Einsicht er-
halten, und ist daher in der Lage, vor allcn
andern künftigen Lesern dieses Werkcs eine
Kritik desselben zu liefern. Diese fällt nun
geradc nicht günstig aus. DaS ganze Werk
beruht so ziemlich auf denselben gewagten Maxi-
men, welche der erlauchte Schriftsteller in seiner
(allgemein veröffcntlichten) Vorrede sich zur
Richtschnur genommen hat. Daß Julius Cäsar,
dersiegreiche Feldherr u. Abgott seiner Soldaten,
an der Spitze der hispanischen und gallischen
Legionen, seincm Versprechen zuwider, den
Rubikon überschritt, Rom überfiel, und die alt-
römische Republik stürzte, wird als eine ganz .
selbstverständliche -Sache angenommen, die kaum
der Vertheidigung bedarf, ebenso selbstverständ-
lich, wie jener „llies des 2. Dezember,

an welchem Napoleons Rcgimenter die neu-
französischc Republik zertrümmerten. Die dem
römischen Freistaat zugewandten bedeutcnden
Männer, wie Cicero, Cato u. s. w. werden
als Sonderlinge oder Schwachköpfe geschildert.
Aber nicht einmal in äußerer rhetorischer Be-
ziehung gibt sich die Krilik mit dem kaiserlichen
Buche zufricden: dasselbe soll in Bezug auf
die bei französischen Schriftstellern sonst ge-
wohnte Eleganz des Styles den in dieser Be-
ziehung auch von der napoleonischen Schrift
gehegten Erwartungen nicht entsprechen.

Constanz, 5. März. Heute fand in
Stockach cine berathende Versammlung libe-
raler Katholiken aus dem Seekreisc statt,

Dem Heidelberger Liederkranz.

„ltnd lausche ihrer vollen Harmonie'n,

„Die wack'rer Männer starker Brust entsproffen."

„So „fest und rein" — wie Silber hingegoffen,
„So „voll und rund" — wie Iugendwangen
glüh'n,

„So „zart und sa nft" — wie Maienrosen blüh'n,
„Sind fie erhebend in das Herz gefioffen."

„„Gesang, du Sohn auS lichten Himmelshöhen,
„„Mit deinrm Wogendrang und FrühlingSwehen
„„Machst du gesund, was müd und matt und
krank!""

„„Eucki, muntern Sängern von dcm Liederkranze,
„„Bring' jch — wenn erst im späten Abendglanze —
„„DeS Herzens warmen, tief gefühlten Dank!""
Ziegelhausen, 6. März 1865.

Friedrich Knauf, zum Adler.

* Kunstnotiz.

Heidelberg, 8. März. Wir glauben nicht un-
terlaffen zu dürfen, das Intereffe deS kunstlieben-
! den Pubtikums auf das am Donnerstag den 9. d.

^ im Saale drs Museums statthabende Concert des
j Clavier-Virtuosen Mortier de Fontaine zu
j lenkrn. In Uebereinstimmung wird in verschiede-
nen Blättern berichtet, daß dieser Künstler in Aus-
^ führung und Verständniß der classischen Tonwerke

zu bringen; eS waren daher auch seine historiscken
Eoncerte, mit welchen er seit einer Reibe von Iah-
ren vor das Publikum der ersten Städte des Con-
tinents trat, stets der Sammelplatz der Kunstnota-
bilitäten. Sein Gedächtniß tst Staunen erregend.
Er sptelt mit höchster Vollendung alles Bedeutende,
was sett zweihundert Iahren auf dem Gebiete der !
classischen Clavicrmusik erschienen ist, auswcndig. j
Von den zahlreichen Berichten über sein öffentliches !
Auftrrten laffen wtr yier nur einen folgen. Mor- °

Gewandhauses zu Lcipzig und sagt hierüber die
musikalische Zettschrift„Signale", nachdem die übri-
gen Aufführungen und die glänzenden GrfangS-
leistungen der berühmten Fischer-Achten be-
sprochen sind, wie folgt: „Enthusiastisch war der
Beifall, wclchen Herr Mortier de Fontaine
beim Vortrage des Concerts für Pianoforte in
6-moII von Felir MendelSsohn-Bartholdy errang,
nachdem rr zuvor durch das von ihm herausgege-
bene Concert für Pianoforte von Händel, und
namentlich durch die eingelegte herrliche Cadenz von
seiner Composition, die grspannteste Aufmerksam-
keit errcgt hatte. Mortier de Fontaine, der erste,
welcher dem Auslande, namentlich Frankreich, den
Ruhm älterer deutscher Musik zur Ehre unsereS
Volkcs verkündigt hat, ist einer der geistvollsten
Pianisten, die uns vorgekommen; und deren Zahl
 
Annotationen