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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0237

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Undelbtrglr Zeitimg.

KreisvcMndigungsblatt für deu Kreis Hcidclberg und auttlichcs Berküudigungsblatt für die Amts- und Amts-
Gerichtsbezirle Heidelbcrg und Wicsloch mid den AmtSgerichtsbezirk Neckargemünd.

Nk S«


Dicnstag, 7 März


-» Aus die „Heidelbergcr
» Zeitung" kanu man sich

§ ^uoch sür den Mvnat
März mit 21 Kreuzern abounircn bei allen
Postanstalten, den Boten und Zeitungsträgern,
jowie der Erpedition (Wchiffgasse Nr. 4).

Bekaiintniachung.

Die Adresss au das Großh Staatsministe-
rium, welchc in der gestern ftattgehabten Ver-
sammlung beschlossen wurde, liegt, obwohl be-
reits mit mehr als 1000 Unterschristen bedcckt,
auf vielseitigen Wunsch noch «ährend zwei
Tagcn aus dcm Rathhause zur Unterzeich-
nung aus.

Heidelberg, den k. März 1865.

Der Gemeinderath
Krauiinann.

Sievert.

* Politische ttinscha».

Die „H. Börscuhalle" schreibt über die Absicht
der Mittelstaaten in der SchleSwig-Holstein'schen
Sachc: Zn DreSden und andercn deutschen
Höfen hat die preußische Notc Mißstimmung
hervorgcrufen. Badcn soll erfolglos in Berlin
Vorstellungen erhoben haden und man erwartct
cinen Anlrag beim Bunde abseilen der Mittel-
staaten, seine Rechte gcgen Preußen zu wahren.
Jn München crwarlct man, daß Ocsterrcich
die preußischcn Vorichläge unbedingt verwerfc.

Die tclegraPhische Linie von England biS
Osiindien ist vollendet. Dic Linie geht von
Kurrachie an der Mündung des ZnduS nach
Fao, am Ende des Persischeu Golfs, dann durch
daS TrigriSthal (Bagdad, Bassora) nach Klein-
asien und KonstantinvPel, von da nach London.

Auch der „Times" gehen Nachrichten aus
Newyork zu, nach welchen der KaniPs im Jn-
neru von Mexico zwischen Juaristen und
Kaiserlichen mit aller Heftigkeit fortdaucrt. Der
Moniteur bcstätigt nachträglich die Vcrnichtung
eines französischen Detaschements.

Nach der „Köln. Ztg. ist die Unruhe, die in
den ofiiciellen Kreisen dcs französ. Kaiserrcichs
wegen Mexico herrscht, so groß, daß in dem
nächsten Ministerralhe darüber berathen werdcn
soll, ob nicht sofort ncue TrupPen nach Mexiko
abgejandt werden sollen.

Zu Galata (Konstantinopel) hat eine furcht-
bare FeucrSbrunst gewüthet. Es jollen gegen
150 Mcnschcn dabei umgekommen sein.

D e ii t s ch l a ii d.

^ Heidelberg, 5. März. Die Bersamm-
lung, welche auf Einladung der angesehensten
Einwohner aller Consessionen aus heute Nach-
mittag in die RLume deS großen Harmonie-
saaleS bcrufe» ivar, ist jo chen zu Endc, und
gehört zu den großartigsten, wie sie noch selten
hier statlgesundeu. Der Saal sowoshl wie dic
Gallerien waren dicht gedrängt, und -S mögen
wohl 1200—1500 Personen Theil genommen
haben Der große Ernst, dcr die Anwesenden
beseelte, war ein deutlichcr Beweis von der
Stiinmuug hiesiger Stadt, und dic VerfassungS-
seinde mögcn darauS dic Uebcrzeugung schöpsen,
daß Hcidelberg nicht der Ort sei, ihre fiustern
Pläne zum ÄuStrag zu bringen.

Hr. Oberbürgernieister Krausmann eröfi-
nete die Versammlung mit solgender Anfprache:

Meiuc Herren!

Zm Namen und Auftrag der Uuterzeichuer
deS an allc hiesigen Staatsbürger ergangeneu
AufrufS zu dieser auf gejetzlichem Wege statt-
findenden Versammlung habe ich die Ehre,
dicselbe hiermit zu cröffncn und begrüße alle
Anwesenden um so frcndiger, als die Betheili-
gung eine jo zahlreiche ist.

Gestatten Sie inir als Einleitung einige
Worte üb-r den Zweck der Bersainmlung.

Angesichts der von einer exircmcn Partei
stattfindenden planmäßig organisirten Agitativ-
iien gegcu daS auf verfafiungSmäßigem Wege
zu Stande gekommene Gesetz üder die Auf-
sichtsbehörden der Volksschulen ist cS gcwiß sür
allc StaatSbürger, die cs mit Aufrcchthaltung
von Gesetz und LandeSversafsung wohl meinen,
nicht sowohl Pslicht als Bednrfniß, sich ihre
Stellung in dieser wichtigen Sache klar zu
inachen und gegcn solche Agitationcn, die den
Frieden unler den Confessionen in Familic
und Gemeinde stören, auf gejetzliche Wcise
sich frei und offen auszujprechcn.

Es ist aber auch für Viele Pfiicht und Be-
dürsniß, dem ofseneii Wort unjercs edlcn ver-
fassungstreuen Fürsten, das er in einer Zu-
jchrist an Staatsrath Lamcy gerichtet und
worin er seine seste Entjchlofienhcit diesen
Agitationen gegenüber kund gegebcn, cin ofse-
neS Wort des Dankcs zu widmen, stch aber
auch frei und offen für cine Regierung zu
bekennen, welche nicht haarbrcit vom Boden
der Verfassung weicht, und ste der sesten lln-
terstützung bei Durchführung deS Gesetzes anch
von Seiten der hieflgeu Staatsbürger zu ver-
sichcrn.

BcreitS stnd andere Städte darin voran-
gegangen. Heidelbcrg, der Sitz der Wissen-
schäst, der Sitz eincr intelligenten Einwohner-
schaft, kann und wird darin nicht zurückbleiben
und eS svll daher durch eine Adresse an d»S
Gr. Staatsministerium aüch hier Gclegenheit
gegeben werdcn, den Gestnnungen in dieser
Richtung Ausdruck geben zu könncn.

Herr KrauSmann ersuchte hierauf dcn Hrn.
Geh. Rath Blnntjchli, dic Adreffe vorzulcsen,
und übernahm derielbe gleichzeitig in ausführ-
lichcr Rede deren Begründung.

Die Adresse lautet:

Großberzogliches

Höchstprcisliches Ltaats-Ministerium!

crönnet, zu mißbrauchen. "

Wir Bewshner der Psalz halten, durch dic bitlereu
Erfahrungen unserer Landesgeschichte b-lihrl, d-u -ndlich
gewährleisteleu Frieden uuler den Conscssionen und die
Gl-ichb-rechligimg d-r v-rschi-d-u-n Kircheu für -in un-
anluftbares H-illglhnm nnd stnd nich! g-willl, uns-r-
sriedliche r-b-nsgem-inschast durch -men -ngh-rzig-n und
fanatischen R-ligionshad-r stören zn laffen. Wir billigen

I d-r Polksjchnli -in-rs-iis di- Pflicht des Slaales -rfülst,
i sür die z-stgcmäß- Bildnng der g-samml-n Jugend zn
^ ^orgen,

, ganzen HandlungSweise der StaalSbchörden muß dem-
nach zu der Ueberzeugung fiihren, welche in dcn gebil-

Einfluß auf iue Schule auszuüben, bringt sie^tneselben
in eine schiefe, anf die Dauer unhaltbare Stellung zu
den Schulge nieinden, nntergräbt das Vertrauen der
Bürger zu ihrer Geistlichkeit und schadet dem Ansehen
der Religion bei dem Volke.

Es ist daher die höchste Zeit, daß diese frevelhaft«
^gitatwn ^ beeMgl werd^und^ daß die ^ath^lische

Bildung der Volksjugend erwirbt, ivird auch die Auto-
rität des geistlichen Standes und die Ehre der Religion
Merer^ gefördert werden als^ durch einen erfolglosen

terstützung des Badischen Volke^ rechnen darf.

Heidelberg, 5. März 1865.

Der Hr. Rcdner geht hierauf zur Begrün-
dung der an vielen Stellen, namentlich am
Schlusse unter lebhaftem Beifall aufgenomme-
nen Adresse übcr, und äußert:

DaS Bcdürfniß, daß diese Stadt sich als solche
gegenüber der gegenwärtigen Agitation auS-
spreche, ist allgemein empfunden worden, und
die zahlreiche Versammlnng ist der beste BeweiS,
daß die Unterzeichncr mit ihrer Einladung Necht
hatten. Die Stadt Heidelberg kann in fhrer
Gcsinnung der Staatsregierung gegenüber nicht
vertretcn werden durch dic zwölf MLnner, welcke
sich angemaßt haben, im Namen dcr katholischen
Bevölkcrung Heidelberg's in Karlsruhe daS
Wort zu führen. (Schallendes Gelächter.)
VorauS war es das Bedürfniß, auch daS
Dankgefühl auSzusprechen, das uns beseelt
gegenüber Sr. Kgl. Hoh. unserm Großherzog.
Meine Herren! erinnern Sie sich an die Zcit,
bevor das Handschreiben desielben an den
StaatSrath Lamey erschienen ist, damals herrschte
im Lande eine etwas sonderbare Gemüthsstim-
mung. Man wußte nicht mehr recht, woran
man sei. Noch im Sommer vorigen Jahres
war Baden einträchtig in sich, stolz aus selne
Nechte und seine Freiheit, gcachtet im Zn- und
Ausland. Von da an schcn wir allmälig eine
künftliche, planmäßig hervorgerufcne Agitation
sich erheben nnd verbreiten nnter dem Nuf:
die Religion ist in Gefahr! Die Presic jener
Partei, welche die Preßsreiheit verwirft im
 
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