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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-151 Juni
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UMllmgrr Zriliing.

KreiStierküiidigungsblatt für den Krcis Heidelberg unü amtliches Äerkündigungsblatt für dic Aints- und Amts-
Gerichtsbczirkc Heidclbcrg und Wicsloch uuü den Amtsgerichtsbezirk Ncckargemüna.

d!-- 1.31. Areitag, ktt Jimi 188«>»

* Politischc ltmschau.

Die „B. B.-Z" schreibt: Der preuß. Justiz-
minister soll bereits die Generalstaats-Auwalt-
schaft aufgeforvert haben, die entsprechenden
Vorarbeiten Behufs strafrechtlicher Verfolgung
einer Anzahl von Abgcordneten wegen ihrcr
in der Kammer gehaltenen Neden zu bewirken.

Die Wiener Abendblätter vom 28. Juni be-
stätigen die bereits bekannt gewordenen Nach-
richten über die Ministercrisis. Sichcr ist, daß
der Personenwechsel einen vollständigen System-
wechsel im reactionären Sinne mit sich führt,
worauf auch der „Botschaftcr" hindeutet, indem
er der Opposition in letzter Stunde verzwei-
felnd zuruft: „Vcrbindet Euch in Gottes Namcn
mit dem Grafcn Leo Thun, dessen jüngst ange-
priesene „Radicalcur" ja vom „Vaterland" als
der „Ausgangspunkt jedes ernsten Versuchs,
unserm Staatselend entgegenzutreten und es
zu besscrn", angcpriesen wurde. Aber Eines
können wir sclbst in dieser Hinsicht nicht uncr-
wähnt lassen. Jhr schafft eine Oligarchie, welche
jene Monarchie, die das Reich gleichcr Gercch-
tigkeit für den Herrn, den Bürger und den
Bauer ist, unterwühlen würdc."

Die Erwählung des OppositionSdeputirten
Girod-Pouzol an die Stelle des Herzogö von
Morny ist ein sehr bedenkliches Zeichen. Mit
zweitauscnd Stimmen Mehrheit siegte die Oppo-
sition da, wo sie sich sonst nicht einmal zu
zeigcn wagte! Bei der Wahl im Mai 1863
vereinigte H. Morny 21,421 Stimmen auf sich
— während alle übrigen Candidaten zusammcn
nur 499 Stimmen erhiclten. Napoleon lll.
kann in solchen Vorgangcn eine Lchre und eine
Warnung sehen. Selbst innerhalb dcr bisher
so gehorsamen Mehrbeit des gesetzgebenden Kör-
srers gewinnt dic Opposition Boden.

Die Auflösung des englischen ParlamentS
wird am 6. Juli erfolgen.

Man schreibt dem Pungolo von Caprera
unterm 14. Juni: „Garibaldi ist k.rank. Dcr
Mangcl an Beschäfligung ist es, der ihn krank
macht. Die Aerzte haben ihm zu wiederholten
Malen gcrathen, scine Jnsel zu verlassen, aber
Garibaldi zcigt sich wenig gencigt, diesem Rathe
zu folgen. Neulich sagte er zu cinem Frennde:
„Was wollt Jhr da machcn? Jch will nichts
mehr von zwcidcutigen Sachen wisscn. Darum
blcibe ich auch zu Hause, selbst um den Preis
meiner Schmerzcn."

** Heidelberg, 27. Iunt. Die Gemäldeaus-
stellung des Vereins badiscker Künstler im Mnseum
umfaßt 60 Nummern, untrr dcnen sich 20 Oel-
gemälke befinden. Die übrigen Stiicke sind theilS
Aquarclle, theils Hankzeichnungen. Wenn sonack
die Zahl der Bilder auch keine große zu nenncn
ift, so fehlt es doch nickt an Gutem, selbst Bedeu-
tendem. Die Geschichtsmalerri ist leider, wie auf
drn mristen kletnrren Auestellungen, auch hier nicht
vertreten. dasur birtet namentlich das Landsckafts-
fach reckt anerkcnnrnswrrthe Lristungrn. Von be-
sondcrer Wirkung ist Roux's „Pfls.ger am Morgrn".
Bri einer tm besten Sinne dcs Wortrs realistisckcn
Behanelung des Stoffcs hat drr Künstler wahr-
haft magiscke Licktrffrcte zu rrzielen gewußt, indem
der erste Srrahl drr am Horizonte noch nickt sicht-
baren Sonne den Landmann und sein Pferd kn
eigenthümlichcm Dämmrrglanz brleuchtet. Das
alte Dammwerk in Sckleöwig", rbrnfalls von Rour
imponirt durck die edle Einfachhrit der Scenrrie
und ch^raktcristisches Colorit. Sein drittrs Bild

dnrck die Naturwahrheit drr landwirthschaftlicken
Staffage und der Hauptfiguren auf vaS Wohl-

Ein italien. Blatt veröffentlicht ein Schreiben
Kossuth's, worin er sich sehr energisch gegen
die Verständignng mil Oestcrreich ausspricht
und diejcnigen seiner Landsleute, welche dem
Kaiser in Pesth gehuldigt haben, bitter tadelt.
— Die unler österreichischer Herrschaft befind-
lichen italienischen Provinzen haben sich beim
Nationalschießen in Florenz duxch Abgeordnete
vertrcten lasscn.

Marschall Bazaine hat vom Kaiser Maxi-
milian eiucn Palast zum Gcschenke bckommen,
dcn er verliert, wenn cr das Land verläßt;
die Regierung hat sich aber zugleich verpflich-
tet, ihm deuselben für den PreiS von 100,000
Doll. abzukaufen.

Deutschland

Karlsruhe, 27. Juni., Der „Schw. M."
glaubt die Gerüchte von einer Veränderung in
der Direction des Oberschulraths als vollkom-
men grundlos bezeichncn zu können. Es sind
dicS in der Regcl Sondirungsversuche für die
Gesinnung der Negierung und dcßhalb insofern
berechtigt, alS diese bis vor wenigen Tagen die
Bevölkcruug über ihre Absichten im Unklaren
ließ. Jetzt ist das Vertrauen wieder sehr ge-
stiegen. — Große Gemeindereformen sind in
der künftigen Landtagsscssion nicht zu erwarten.

^Bom Neckar, 27. Juni. An die in
der Pfälzer Zeitung zuerst enlhaltene Minister-
Ente Häusser nnd Bluntschli hat in Baden
selbst kein vernünftiger Mcnsch geglaubt- Allem
Anschein nach war auch diese Mystification le-
diglich ein Schreckschuß der ultramontaneu Par-
tei, welche ohnchin jene beiden Männer fort-
währcnd als Mitgliedcr einer badischen Geheim-
regierung (die durchaus nicht besteht!) darzu-
stellen bemüht ist. Alle diese Machinationen
sind jedoch verlorne Mühe. Das Schulauf-
sichtsgesctz ist aufrecht erhalten und die Be-
mühungcn dcr Curie, große grundsätzliche Zu-
geständniffe außerhalb dcr Grenze dcssclben zu
crhalten, sind bisher dcsinitiv gcscheitcrt. Eö
bleibt dahcr, will man nicht in den Personen-
verhältnissen dcS OberschulrathS Zugeständ-
nissc machen — und das wäre gcrade jetzt nicht
ungcfährlich, und nach der ncuesten Erkläruug
der Karlsruher Zeitung auch nicht dcnkbar,
fast nur dcr eine Ausweg in der Schulfrage,
soweit die Bcthciligung der Kirche
gesetzlich rcicht, Bcirälhe zuzulassen. Diese
organische Betheiliguug der Kirche könnte sich

thuendste an. Zu den bedeutenden Stücken der

Vorzug ist auch an Canon's„Fischbändlerin", einem
faibenreicken DecorationSstück für einen Speiscsaal,
zu rühmen. Von Sckick sind drei mrhr im Cha-

Bilder da. Unter den Lanvsckaften im engerrn Wort-
sinn verdirnen Vosberg's „Landickaft aus drm Lü-
nrburgisckcn", Vollwrider's „GewtttrrländsLaft",
Ador's „Staubbach" und seine „Landsckaft auS der
Umgcgend von Nizza", sowie auch Hörter'S „Wald-

von Handzeicknungrn und Aquarrllcn find vorzugs-
wrisr, Arllrr, Wryßer, Thoma und Rour rrpräsen-
tirt, nrbrn ihnen find auch Stücke von Sckick,
Vollweider und Lugo da. Wir finden hirr vtel
sinnig GrdacktrS und trcknisch gut Gelungenes.
Zch erwähne nur Rour's Skizzen auS dem lrtzten

aber nur auf den Religionsunterricht erstrecken.
Ob Etwas der Art im Verlaufe der Verhand-
lungen der Staatsregierung mit der Curie —
die nach Angabe der Karlsr. Ztg. nicht für alle
Folge abgebrochen sind — erzielt wird, muß
der Zukunft überlassen bleiben.

ö' Heidelberg, 26. Juni. Nach den neuesten
Nachrichten ist in Polcn eine merkwürdige Um-
stimmung zu Gunsten Rußlands vor sich ge-
gangen. Dieselben Stimmen, welche noch un-
längst die Nussen nur als moskowitische Bar-
baren bezcichneten, schwärmen heute für sie
und cmpfehlen ihrer Nation den engsten An-
fchluß an dieselben. Die Worte des Kaisers,
die er neulich zu der polnischen Deputation in
St. Petersburg gesprochen, werden — auffal-
lend genug — zum Anknüpfungspunkte für
neue Sympäthien benützt; die Civilisation, die
Nußlaud jetzt anstrebt, wird freudig begrüßt,
und das innige Zusammengehen mit dieser
Macht wird als nothwendig für den Bestand
Poleus empfohlen. Die mittelalterlichen feuda-
listischen Principien des polnischen Adels aber
werden als die Quclle alles Unglücks, das
übcr Polen gekommen ist, verdammt, und dieje-
nigen adeligen Herren, die am alten Systeme
noch festhalten wollen, die Mamelukcn des Nor-
dens genannt. Polen hat allerdingS genug ge--
litten und man kann nur erfreut sein über
das Vertrauen zu dem jetzigen Kaiser und die
Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Nach dem
alten, etwas trivial gewordenen, aber doch im-
mer wahren Satze:

ist nur zu beklagcn, daß man in Polen gar
spät zu so mancher Sclbsterkenntniß und einer
befferen Einsicht in die Lage der Dinge über-
haupt gelangt. Dic letzte Ncvolution, die nie-
malS irgend eine AuSsicht auf Erfolg gehabt
hat, hätte dann füglich vermieden werden kön-
nen. Jndessen: „Durch Schaden wird man
klug." — Wir wollen den Polen hierbei keine
Hintcrgedankcn zutrauen und nur wünschen,
daß Nußland dicse jetzt günstige Stimmung
zum wahren Vortheile des polnischcn Landes
und Volkcs benutzen werde. Lcider muß man
abcr bei dem sanguinischcn Temperament der
Polen, die, wenigstens bisher in polit. Dingen,
nie kalt zu rechnen verstunden, befürchtcn. daß
über kurz oder lang Enttäuschungen nicht aus-
bleibcn werden. Daß dieselbcn in ihren poli-

Schlcswig-Holsttin'schen Kriege und die Zeicknun-
gen von Thoma, der tn dcr Wahl scinrr Stoffe

darthuti Die Wcyßcr'schen Stücke sind meist Archi-
tekturbildcr, und wir begegnen da mancher Dar-
stellung, dercn Objecte uns Badensern aus cigener
Anschauuug bekannt find. Unter den Kellcr'schen
Zeicknungen sind außer zwei lebendig aufgefaßten
Srestücken mehrere Skizzen aus Brasilien der Beach-
tung werth. Jch wiederhole schließlich, daß, so ge-

arich der Verkauf der Loosei deren Gewinnste ja
eben die Bilder sind, erfolgreich von Statten gehen
möge.

Bern. Eine Nickte deS Earl Granville und
Tochter des Lord Rivers hat, wie der Familie
telcgraphisch gemeldet wird, in der Schweiz einen
plötzlicken Tod grfunden. Vor Kurzem vermahlt,
war fic mtt ibrem Gatten, Hrn. Arbuthnot, auf
der HochzcitSreise nach Jnterlaken gckommen, von
wo auS die Brtden, von einrm Führer begleitet.
 
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