Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 102-126 Mai
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0471

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nkidelbkrger Zkilung.

Kreisverkündigungsblatt für üen Kreis Hcidelberg und aaitliches Nerkiindigungsblatt fiic die Aints^ und Aints-
Gerichtsbezirkc Hcidclbcrg und Wiesloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemiind.

N 1«7


Sonntag, 7 Mai


» Auf die „Heidelbergcr
Zcitimg" kami man sich
noch für die Monati
Mai und Iuni mit 42 Kreuzern aiwniiiren bei
allen Postaiistalten. den Boten und ZeitungS-
trägern, fowic der Expedition(SchiffgasseNr.4).

* Politische llnischau.

Jn Gotha wird am 7. und 8. Znni d. I.
die Generaisynode der sämmtlichen freircligiösen
Gemcinden DentschlandS abgehalten werden.

Dic Bcrliner ininistcriellen Blätter bestätigen,
daß Oestcrrcich den preichijchen Vorschlag der
Bcrusiuig der Bcvölkernng dcr Herzogthümer
zu Besragnng über die Erbfolge augcnommen
hat. Die Verhandlungen über dic Art des
WahlmoduS daucrn fort.

Die „Krcuzzeitnng" crklärt: „Preichen muß
allc« Andcrc versuchen, chc cs OesterreichS
Fordernng, dic Einjctzung dcr dcfinitivcn
StaatSgcwalt in dcn Herzogthümern betrcffend,
bewilligt."

Lavalette hat in cincm Rnndschrciben dcn
Präfectcn nencrdingS in Erinncrung gebracht,
daß dic Kirchhöfe FrankreichS dcn Angehörigen
allcr ancrkannten Bekenntnisse offen sind.

Kaiscr Napolcon ist nach eincm Tklcgrainme
deS „Monitcur" aus Algier v. 3. Mai NNI l.1/2
Ahr gelandct und hat cinen cnthiisiastischcn
Empfang gcfundcn.

Die englische Bank hat den DiSconto aus
4i/z Prpccvt erhöht.

Die Königin von Englaud hat den Prinzen
von Wales, den Grafcn von Granville und
den Herzog von Sutherland als Vcrtretcr
GroßbritannicnS bei der Weltausstellnng iis
Paris bezeichnct.

Kardinal Antonclli hat mit Genchmigung
deS PapsteS den merikanischen Adlerordeu an-
genommen.

Die Tnriner „Opinionc" aus Rom meldet,
daß daS Gelingen der in Rom angeknüpftcn
Unterhandlnngcn unwahrscheinlich sei, weil die
ultramontanc Partei entgcgenarbeite.

Dcr Senat in Mexico hat heute einstiinmig
eine Adressc votirt, worin cr seinc Entrüstnng
über die Ermordung Lincoln's nnd seine Sym-
pathien für die Vercin. Staaten ausspricht.

D e u t ch l a n d

1-* Korlsruhe, 4. Mai. Wir tragen zu
unserem Berichte über dic Sitzung der zweiten

Kammer vom 3. d. M. noch einiges nach,
waS zum Verständniß und zur Beurthcilnng
der neucn Eisenbahnvorlagcn dient, und über-
haupt ein allgemeineres Jnteresse bietet. Baden
hat bci diesen verschiedenen Verbindungsbahnen
die Pflicht zu bauen übernommen für Strecken,
die im Ganzen etwa 7 Stundcn ausmachen;
hiervon entfallen dcm Bau auf fremdem Ge-
biet (würtembergisches und hohenzollern'sches)
etwa auf das eigene badische ^/g. Hierzu
kommen nun noch weitere 10 Stunden theils
auf eigenem, theils auf fremdcn Territorium,
für welche Längecrstreckung Badcn nur das
Recht, nicht aber einc Verpfiichtung zum Bau
durch dic Verträge auferlegt ist. Die von Wür-
temberg übernommene Baupflicht ist weit größer;
sie beträgt auf fremdem Gebiet (badischem und
hohenzollern'schen) allein etwas über 20
Stunden.

Was nun dcn eventuell'.'n Kostenanfwand
ftär Baden bctrifft, so läßt sich derselbe etwa
in folgender Weise wenigstens annähernd be-
rechnen, da spezielle Terrainaufnahmen, Pläne
u. s. w. nicht vorliegen. Die Kosten für die
Anlage einer Eifenbahn in unserem Lande be-
rechnen sich durchschnittlich für die Stunde anf
circa 350,000 fl., was jedenfalls eher zu nieder
als zu hoch gegriffen ist. Die Summe, die
nnserer Staatskasse durck den effcctuirten Bau
diescr Verbindungsbahnen in :'iussicht steht,
würde demnach --betragen, -,) für 7 Stunden
Bahnstrecken, deren Ban vertragsmäßig fest-
steht, 1r) 2,450,000 fl., für die 10 Stunden, deren
Bau dcm Ermeffen Badens freigestellt ist,
3,500,000 fl. Die Gesammtsumme würde dem-
nach im Ganzen rund 6 Millionen ausmachen.
Nach den bisherigen Erfahrungen, und da
einigc dieser Verbindungsbahnen nicht ohne
Schwierigkeiten hergestellt werden können, muß
und darf aber wohl ein beträchtliches Mehr
des erforderlichen Baaraufwandes in Aussicht
gestellt, und immerhin 8—9 Mill. erforderlich
werden. . Unsere ohnehin bereits hohe Eisen-
bahnschuld geht also einer nicht unbeträchtlichen
Vermehrung entgegen. Hoffen wir, daß durch
diesen bedeutenden Staatsaufwand die wirth-
schaftlichen Jntereffen der Bewohner jener Ge-
gend entsprechend gchoben, nud daß, wie man
erwarten will, auch die Rentabilität unserer
übrigen Bahnen vermehrt werde. Wcnn eS
überhaupt zur Förderung und Bclebung des
Verkehrs. dient, möglichst vicle Zugänge zu be-

sitzen, so ift Baden in dieser Beziehung ganz
besonders gesegnet'; kein andercs deutsches Land
erhält im Verhältniß zu seinem Umfang eine
solche Anzahl voll Anschlußbahnen, wie unser
langgestrecktes Baden.

Wiesbaden, 4. Mai. Nachdem sich durch
das Ausbleiben der Minorität aus der zweiten
Kammer die Fortführung der Geschäfte dort
und durch das Ausscheiden von 20 Mitgliedcrn
aus der Ständeversammlung die Bewilligung
der Steuern als unmöglich erwiescn, hat der
Herzog die Auflösung der Ständeverfammlung
versügt.

Köln, 1. Mai. Hier und in der Umge-
bung ist ein Flugblatt: „Ein Wort an das
preußische Volk zur Jubelfeier der Wiedergc-
burt Deutschlands. Gegen die Kölner Loyali-
täts-Deputation". verbreitet. Jn Folge desien
wurden bei dcm Stadtverordneten Klaffen-
Kappelmann und Litcrat H. Bürgers Hans-
suchungen vorgenommen, in der Absicht, den
Versaffer zu cntdccken. Die Nachsorschungen
blieben jedoch erfolglos.

Wien, 3. Mai. Jm Unterhaus sindet die
Verhandlung über das Kriegsbudget statt. Be-
richterstatter Giskra beendet den gestern be-
gonnenen Vortrag des Kriegsbudgets. Taschek
beantragt, für die Landarmee nur 80 Mill.
zu bcwrlligcn. Morgen Fortsetznng. Dcr Kriegs-
minlstcr hat noch nicht gefprochen.

Landshur, 29. April. Hier steht eine
Excommunication bevor. Der Sachverhalt ist
folgender: Der bekannte Literat Wittmann hatte
bei Gelegenhcit der Vcrhandlung eineS Preß-
proceffcs vor dem Schwurgerichte in Straubing
(wo er bekanntÜch freigesprochen wurde) gesagt,
„er sei weder Katholik noch Protestant, son-
dern geradeweg Christ." Das Pfarramt St.
Martin fordert hierüber (auf Veranlaffung
einer Conferenz sämmtlicher Gcistlichen der
Stadt Landshut, welcher der geistlichc Rath
Seelos von Sr. Jodok präsidirte) L. Wittmann
auf, einc Erklärung abzugeben, wie seine Worte
zu verstchen seien. Wittmann verweigerte alle
Auskunft mit dem Bemerken, er laffe sich aus
kein religiöses Examen .ein, sondern stelle es
dem Ordinariat München anheim, sich den
Sinn dcr Wortc nach Belicben auszulcgen.
Auf diese Erklärung beauftragt das Ordinariat
den bischöflichen Commiffär Seelos, Hrn. Witt-
mann eine Entschließung des Ordinariats Mün-
chen vorzulegen, welche dahin lautet, daß Witt-

Ändrew Iohnson, präfldent der Vereinigten
Staaten.

(Fortsetzung.)

Zumeist bemerkbar machte Iohnson sich in den
Debatten, welche durch den beabsichtigten Abfall
bes Südens angeregt wordcn warcn. Danlals schon
trat er, selbst Bürger des Südens und Senator
eines südlichcn Staates, mit Eifer für die Untheil-
barkctt der Union auf und wurde darob von seinen
südstaatlichen Collcgen aufs heftigste angefeindet.
Unter diesen von-keinem geringeren, als vvn Ief-
ferson Davis, dcm settherigen Präfidenten der Con-
föderation. Iohnson hatte tn einer setner Reden
von der „Schlacht" (bsttle) zwischen Nord und Süd
gesprochen. Davis griff das Wort auf und — wie
merkwürdig klingt bies doch heute! — erwiedrrte
u- A.: „Ich begreife, wie Menschen von Schlachten
reden, die etne feinblichc Stellung gegen einander
einnehmen; daß aber Leute einander be^mpfen
wollen, die als Brüder zusammenstehen, faffe ich
nicht." Und darauf erwiedertc Ivhnson: „Was ich
nnter dem Ausdrucke: eine Schlacht in der Union

! ander gesetzt, und wenn der Herr Senator diese
^ ihrem ganzen Inhalte nach zusammenfassen will,

! wird er ihren Sinn nimmer mißverstehen können.

crhalten rvürdkn. Unser richtiger Standpunkt'zur
Wahrung der Verfaffung und ihrer Bürgschaften
ist in d5r Union, und innerhalb dieser müffen wir
unserc Schlachten ausfechten. Mit welchen Waffen?
Mit Bcweisgründen, mit Berufung auf den Pa-
triotismus, den gesunden Verstand und das rich-
tige Urtheil des ganzen Landrs; indem wir dem !
Volke zeigen, daß alle ihre Bürgschaften nicht er-
füllt worden find. Und die Hoffnung trage ich in
mir, daß, wenn dem Volkc erst dtcse Thatsachen
klar gemacht find, sich genug VaterlandSltebe und
Ehrlichkeit in der großen Maffe desselben finden

teien drS Staates zugcstanven wcrden wirb, was
rcckt und billig ist. Was ich meinte, war, daß das
richtigc Mittel, den Kampf auszufeckten, sei, hirr
! zu bleiben auf den Plätzen, bie uns von dcr Ver-
! faffung angewiesen find. Und weßhalb that ich
! diese Aeußerung? Weil wir am 4. März im Se-
nate 6 Stimmen Mäjorität haben werden; und
sollte, wie Einige befürchten, die neue Regierung
trgendwie Neigung verrathen, das Institut der
Sclaverei, die Rechte der Einzelstaatcn oder der
Verfassung in irgend rtner Weise anzugreifen, dann
werden wir durch unser Verbleiben in der Union
s und auf unseren Plätzen die Macht besitzen, diesen
Angriffen entgegen zu treten. Wodurck? Uns steht
ja die Macht zu, sogar die Ernennung der vom
neuen Präsidenten angestellten Eabinetsbeamten zu
verwerfen. Wir würden nicht dcn Kampf inner-
dalb der Union ausfechten, indem wir auf ver-
faffungsmäßigem Wege sogar das Zustandekommen
deS EabinetS hindcrn und dadurch gleich beim Be-
gtnne der Regierung unschädlich machen, dte eS
auf eine Verletzung unserer Rechte und der Con-
ftitution abgesehen hätte? Verlassen wir unsere
 
Annotationen