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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0335

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Vtidtlbrrgrr Zrilung.

KreisiierkündigungSblntt fnr üen Kreis Heidclberg und amtliches Berkiindigungsblatt siir üie Ainls- unü Aints-
Gcrichtsbezirle Heidelbcrg unü Gicsloch unü dcn Amtsgerichtsbezirk Neckargeittiinü.

Nk- 77.

Freitag, »1 März


* Politische Umscha».

Vo» dk» AmendementS, welche die Opposi-
tion znr Adrefle beantragen wird, habcn nur
zwci für das Ausland größeres Jntcrefle; sie
lauten: „Wcnn dcn Confllctcn gegenübcr,
wclchc Enropa in Anfregung bersctztc», auf
daS Wort FrankreichS »icht gehört wurde,
wenn seinc Sympathicn für Däucmark und
Polcn fruchtlos gebliebcn siud, so kommt dieS
daher, daß Frankreich im AuSlandc nur dann
eincn überwiegenden Elnfluß hat, wenn eS,
frei im Jnnern, als Richtschnur scincs Aus-
tretenS scste und bestimnite Principien aufstellt.
— Wir habcn von Ansang an unsere Sym-
pathien fnr Nordamerika proclamirt. Dank
d-n cdclmüthigen Bcmühungen ist die Sclaverei
abgeschafst. Wir werdcn glücklich sein, die mäch-
tige Republik dcr Vercinigten Staaten, dieseS
natürlichen Verbündcten FrankreichS, wieder
hergestellt zu sehen, und wir bcgrißen mit
Freuden einen Triumph, wclcher die Freiheit
nichts gekostet habcn wird.

Der „Great Eastcrn" wird am 1. Mai mit
dcm tranSatlantischcn Kabel in See gehcn;
seinc Länge beträgt 2300 cngl. Meilen. Man
erwartet die telcgraphische Verbindung zwischcn
Jrland unch Ncufundland »or dcm 20. Juli
hergestellt zu haben.

Die Correspondeucia crklärt die Gcrüchte in
Betreff ciner Convcntion zwijchcn Spanien
und dem Papste wegcn cincS Asyl«, wcnn cr
Rom verließc, für unwahr.

Die Pctersburger Zcitung entgegnct der
MvSkauer Zeitung, «elche cin encrgischeS Auf-
treten RußlandS in der schlcSwig-holsteinischen
Angelegenhcit wünscht, mit den bcdentungs-
vollen Wortcn: „Hcutzutage entschlicßt man
sich nicht so leichr zum Kriegc; der Stcuer-
zahlcnde hat ein Wort mitzusprcchen und weiß
waS ein Krieg kostet. Selbst Frankreich, für
das der Krieg cine Tradition, eine Gewohn-
heit, beinahe eine Nothwcndigkeit ist, schreckt
heute vor den Lasten zurück, wclchc eiu Krieg
auserlcgt. Rußland kann wahrlich von seinem
Gelde und seinen Kräften einen bcffcren Gc-
brauch machen, alS diesclben in einem aus-
wärtigcn Kriege zu vergeuden."

Dcr Warschaucr Dziennik erklärt alle Ge-
rüchte in Betreff der bcvorftehcndcn Einverlei-
bung PolenS für erstinden und nur zu dem
Zwecke verbreitet, um den Aufrui der Regie-

rung an die flüchtigen Polen zur strasfreieu
Rickkehr unwirksam zu machen.

Deutschland.

Karlsruhe, 29. März. Dienstnachrichten.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben
mit höchster Entschließung aus großh. Staats-
ministerium vom 25. d. M. gnädigst geruht:
Den Oberamtmann Waag in Schwetzingen in
den Nuhestand zu versetzen; dem Oberamtmann
Weiß in Villingen die Amtsvorstandsstelle in
Gengenbach, dem Kreisgerichtsrath Wilhelm
Heinrich Lang bei dem Kreis- und Hofgcricht
Ereiburg, unter Ernennung zum Oberamtmann,
die Amtsvorstandöstelle in Villingen, dem Amt-
mann Moritz Frey in Heidelberg die Amts-
vorstandssteüe in Schwetzingen zu übertragen;
den Nechtsanwalt Baaderin WaldShut, nnter
Ernennung zum Amlmann, dem Bczirksamt
WaldShut als Beamten zuzutheilen; ferncr die
erledigte Stelle eines Bezirksarztes in Ettlingen
dem Bczirksarzt Or. Saur in Villingen zu
übertragen.

Mit höchster Entschließung vom gleichen Tage
haben Se. Königl. Hoheit der Großherzog
geruht, den Nevidenten Karl Plank zum Re-
visor bei dcm VerwaltungShof zu ernennen.

Karlsruhe, 29. März. Das heute erschie-
nene RegierungSblatt Nr. 13 enthält eine Be-
kanntmachung des großh. Ministeriums des
Jnnern: das Statut für die Heil- und Pflege-
anstalt Jllenau betr.

Heidelberg, 22. März. Folgende Adresse
ging nach dem „B. B." heute von Seiten der
kirchlich-gesinnten Katholiken hiesigcr Stadt an
Se. Erc. den hochwürdigsten Erzbischof ab:

-j-* Sehnsucht nach dem Frühling.

Glaubst du, daß der Wintcr flieht?
Zn dcn grauen Wolkenhöhen
Tönt noch nicht der Lerche Lted.

Durch die winterlichen Räume
Wcht noch nicht des Lenzes Hauch,
Kahl noch stehen alle Bäume,

Kahl noch Busch und Rosenstrauch.

Nahc, Sonne, warm und mtlde
Und belebe die Natur!

Blick' auf blühende Gefilde,

Auf die unbegrünte Flur!

Nahe, unv es wird im Herzen
Frühltngshell und frühlingswarm,
Und cs flieh'n dte alten Schmerzen,
Unmuth, Leid und düstrer Harm!

Brtnge uns des Lenzes Wonne,
Bringe uns des Frühlings Lust!

Komme, Helios, und strahle
An die Berge, auf die Wiesen,

Dann im schönen Ncckarthale
Wird man Frühlingslust genießen!

Auö drr Fernc tönt ein Klingen,

Aus dem Wald und Klingenteich;

Linde Abendlüfte bringen

Uns den Frühling schön und reich!

Und die alten frohen Lteder
Und dte alte Seltgkeit
Regcn fich im Herzen wieder;

Sci gegrüßt, Vergangenheit!
Heidelberg, 30. März.

(SeiimBesitzeundDuwohnstimRecht.)
Das finde tch nun nicht. Ach bin im Befitze etnrr
hüdschen Frau, aber sie behält immer Recht.

Heidelberg, 20. Mcirz 1865.

Heidelberg, 28. März. Die würtem-
bergischc Abgeordnetenkammer ist mit eincr fast
mit Einstimmigkeit beschlossenen Erklärung der
prcußischen AnnexionS - Politik in Bezug auf
Schlcswig - H olstein entgegengetreten. Diese
Kundgebung einer deutschen Volksvertretung
ist nicht zu unterschätzen. Ebenso ist der von
Baycrn und Sachsen in der schleswig-holstei-
nischen Frage formulirte Antrag (auf den wir
neulich schon hingedeutct haben) noch vor dem
30. d. M. in einer außcrordentlichen Bundcs-
tagssitzung eingebracht worden. Soweit dessen
Jnhalt bekannt geworden ist, enthält derselbe
sich allerdings jeder Schroffheit nach irgend
einer Seite, nimmt aber doch einen Bundes-
beschluß in Aussicht, welcher, der Absicht und
dem Zwecke des Antrags zufolge, in den AuS-
druck der vertraueusvollen „Erwartung" sich
kleidet, daß Oesterreich und Preußen die Hcr-
zogthümer Schleswig und Holstein dem Herzog
Friedrich „in eigene Verwaltung« übergeben.
Die Motive heben die unbedingte Nothwendig-
keit eincs cndlichen AbschlusseS dcr schwebenden
Frage hervor. Die Majorität für den Antrag
ist gesichert. Aber mit der bloßcn Abstimmung
und der eiufachen Competenz einer Majorität
wird noch wenig auszurichten sein; ebenso we-
Nig wie mit dcm Beschluß deS eben jetzt in
Berlin versammelten Scchsunddreißiger-Aus-
schusses, denn Prenßen wird ganz einfach sich
wieder nicht majorisiren lassen, und auch um
die Volksvertretungen der Mittel- und Klein-
staaten sich nicht viel kümmern. So lange nicht
die Berufung einer, wenigstenS alle Mittel-
und Kleinstaaten umfassenden Abgeordnetenver-
sammlung möglich ist, — die einen wirklichen
Volkswillen repräsentirt, — wird Preußen keine
öffentliche Meinung in Deuschland anerkennen.
 
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