Undklbrrgtr Ztilung.
KreiSverkündigungsblatt fiir den Kreis Hciüelbcrg unb nintliches Berkündigungsblatt für üic Anits- und Anits-
Gerichtsbczirkc Heidelbcrg unü Wiesloch unü den Aintsgerichtsbczirk Neckargeittüno.
Mittwoch, 28 Zunr
* Polrtische Nmscha«.
* Jn Folge der schon besprochenen Schluß-
redc dks preuß. Ministerpräsidcnten, und noch
mehr des in seinem officiösen Organe erlasse-
nen Nachrufes — welchcr die crstere an weg-
werfender Jnfolenz womöglich noch übertrifft —
ift abcrmals das Gerücht von ciner Octroyi-
rung eines Wahlgesetzcs stark in Gang gekom-
men, und zwar soll diese dem Vernchmen nach
in folgender Weife in's Werk gesctzt werden:
Man will eine Art Volksabstimmung über die
Armcereorganisation in der Art veranstalten,
daß durch dic Beamten die Stimmen der Ur-
wähler in den Wohnungen derselben einzcln
entgegengenommen werden sollen, wobei es noch
unentschicden sei, ob man aus dicsen Stimmen
erst noch dic Wahlmänner hervorgehen oder
die Abgeordnetcn dircct wählen lasscn will.
Ein solches Verfahren sctzt natürlich die Auf-
stellung von Negierungscandidaten voraus, und
bei der Einschücktcrung durch dic mit der Ein-
sammlung der Stimmen beauftragten Bcamtcn,
die dem einzeluen Urwähler gegenüber fast selbst-
verständlich ist, mag man namentlich auf dem
plattcn Lande ein günstiges Resultat crwarten.
Diese Jdee scheiut schon lango in Regierungs-
kreisen bedacht wordcn zn scin; denn schon in
der vorigen LandtagSscssion wics der Kriegs-
minister auf die träge Masse hin, welche zu
Wahlen gar nicht kommel Jctzt scheint man
das Mittel gcfunden zu haben, diese trägc Masse
in Bcwegung zu setzen zu Gunsten der Regie-
rung, und auch die Gehässigkeit eincr Octroyi-
rung dadurch abzuwenden, daß man diese Art
der Wahl nicht als eine Aenderung der Ver-
fassung, sondern als eine Verordnung des Mi-
nisters des Jnncrn darzustellcn suchi.
Dic „Kreuzztg." verlegt sich auf maßloses
Schimpfen über die heimgescbickte Abgcordneten-
kammer. Der nencste Artikcl dieses Tons be-
giunt glcich mit Aufstclluug des folgenden Thc-
mas: „Die letztcn Sitzungen der Abgeordneten
haben in noch verstärktem Maße den Eindruck
eiuer gelungcnen Mischung von Tertianercon-
duite und Nabulistcrei gcmacht."
Die neueste in Berlin eingctroffene österrei-
chische Depesche bcautragt, daß die OccupationS-
truppen in Schlcswig-Holstcin auf eine öster-
reichische und eine preußische Brigade rcducirt
werden sollen.
Die zur Majorität gehörigen Mitglieder des
Schwurgerichtsverhandlungen.
Mannheim, 33. Junt. Seit gestern Mittag
wtrd die Anklage gegen 4 zu einer Diebsbande
ve"kinigte Personen und gegrn weitcre 4 der Be-
günstigung Angeklagte verhandelt. Der Sckauplatz,
auf welckem die 4 Hauptangeklagtcn ihre Tbätig-
teit entfalteten, waren stets die kleineren Märkte,
welche sie nach vorausgegangener Verabredung,
wobei si-L das Stehlen von selbii verstand, gemein-
schaftlich besuchtrn. Die Operation selbst wurde in
der Weise geleitet, daß Gtner sich mit dem Krämer
unterhielt uüd sich einen Gegenstand vorzeigea ließ,
diesen sodann einem seiner hinter ihm stkhknden
Genossen zeigte und inzwjschen ein Anderer sich
Das aneignetc, wozu er gerade Lust und Gelegen-
heit hatte. Doch der Krug gehs so lange znm
Brunnen, bis er entlich bricht. DieS sollte sich
auch bier wieder bewahrhkiten. Denn als eine der
Angrklagten auf dem.Markte zu Wiesloch am
1. Dec. v. I. sich gerade eine Quantität Strick-
wolle ohne Erlaubniß angeeignrt hatte, wurde fie
rrgriffen und vkrbaftet. Die 4 Hauptangrklagten
stnb: Katharina Reisinger Wittwe, Apollonia
prcußischeu Abgcorduetenhauscs sind, so weit
die Nachrichten bis jetzt reicheu, iu ihrer Hei-
math mit großem Jubcl empfangen worden.
Ueberall beeilten sich die Wähler, ihnen die
Zuversicht zu verschaffen, daß das Volk mit
ihrer Haltung einverstandcn ist, und, so sehr
es auch dic Fortdauer des Conflictes beklagt,
dennoch die Schuld desselben nich't dem Abge-
ordnctenhause zur Last legt.
Der Ausschuß des dcutschen Nationalvereins
hat eine Glückwunschadresse an den Präsidenten
dcr Vereinigten Staatcn bejchloffen, welche die
Vereinigten Staaten als „die gewaltige Schutz-
macht gegen den abgelcbtcn, aber noch nicht
entwaffneten europäischen Despotismus" be-
zeichnet.
D e n 1 s ch l a n d
Karlsruhe, 23. Juni. Die Vertrerung
der Staatsanwaltschaft bei den Amtsgerichten
ist fast ausschließlich Neferendären übertragen,
welche zugleich. Gehüfen der Bezirksämter sind.
Staatsminister Stabel geht mit dem Plane
um, diefe Einnchtnng insofcrne zu ändern, als
die Staatsanwaltschaft in allen ihren Gliedern
lediglich unter das Justiz-Ministerium gestellt
werdcn soll. Die doppelte Eigcnschaft der Nc-
ferendäre als Gehilfen der Verwaltungsämter
und als Staatsanwälte hat schon öster zu Col-
lisioncn geführt, welche wcder im Jntereffe des
einen noch des andern Dienstes licgcn. Man
erwartet einc durchgreifende Aenderung.
(Oberr. C.)
Karlsruhe, 22. Zuni. Dic preußische Rc-
^giernng hat au Badcn und Würtembcrg je ein
Geschützrohr, dcm Systcm gezogcner 4-pfün-
diger Stahlkanonen neuer Constructiou für
Hinterladung augehörend, abgegcben und Baden
die Uebcrlaffung einer größeren Anzahl diescr
Geschützrohre in Aussicht gestellt. Zn Folge
deffen hat sich cine Commiffion von Artil-
lerieoffiziercn des 8. Armcccorps, welchcr sich
auch baycrische Artillericoffiziere angeschloffen,
dahier zu einer Ptüfung der in der Fabrik
der hiesigen Maschineugesellschaft gesertigten
Geschützrohre eingcfuuden.
h Heidelberg, 27. Juni. So eben ver-
nchmen wir, daß einer unscrcr verehrten Mit-
bürgcr, Herr K irchenrath Dr. Schenkel, cine
ehrende Anszcichnuug erhalten hat. Es erhielt
dcrselbe von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst
Johann Vogt und dessen Ehkfran, die Concubine
drs Abam Vogt, Rosina Hangg und die Tocbter
drr Wittwe Leisingrr, Katharina Habereich Ehe-
große Anzahl an dritte Personen theils" vrrschenkt,
thcils verkanft, theils versetzt wurde. Die Katha-
rina Reisinger Wittwe betreibt ihr Geschast schon
Das an sich, was fie eben gerade gebrauchte, wäh-
rend sie später dfrse Untrrscheidung für überflüssig
hielt. Sie soll es amb gewrsen sein, welcke die
jeweils die Marsckroute anwies und die gecigneten
Weisungrn rrthrilte. Dirse Vereinigung hatte tm
Iabre 1863 statt, sejt wklcher Zrit anch die Dieb-
stähle grmrinschastlich und in großartigerrm Maß-
stabe brtrieben wurden. Danrben hat jrder der
4 Angeklagten noch auf eigene Rechnung gesündigt
von Coburg das Ritterkreuz des Sachsen-
Ernestinischen HausordenS. Wie dicse Aner-
kennung den Fürstcn ehrt, so gcbührt sie aber
auch dem rastlosen Manne, der, wie Herzog
Ernst in scinem Schrciben crwähnt, zu den
Vorkämpfern des Protestantiömus zählt, und
dcr in scinem neuesten Buche, das eben die
Vcranlassung zu dieser Auszcichnnng geworden,
wieder eine mächtige Waffe für densclbcn ge-
schwungcn hat. — Dicse Auszeichnung wiegt
viel in dcm gcgenwärtigen Augcnblick, wir
freuen uns für den Träger, dcr dadurch eine
ncue Ermunterung auf der fonst dorncnvollen
Bahn empfangen hat.
o Aus derrr vad. Unterlande, 26.
Juni. Wer Gelcgenheit hatte, ein nächtliches
Wandercasino zu beobachtcn, der konnte sich
in den jüngstcn Tagen überzcugen, daß in
dcmselbcn das ncue Schulgesctz nicht mchr den
Gegenstand des Angriffs abgibt. Dic Casino-
männer führcn andere Gespräche, d. h. Ge-
spräche über andere Dinge; das sind dic bevor-
stehendcn Wablen zu den Kreisversammlungen
und für den Landtag. Die Casinomänncr wer-
den von ihren Führern, die ja den Lesern die-
ses Blattcs nur zu gut bekannt sind, an ihre
Pflichten alS Katholiken erinncrt. Sie müsscn
— dicse Casinomänner — hiufüro sorgen, daß
lauter Alban-Stolz-Katholiken in die Kreisver-
sammlungen und in den Landtag kommen; das
ist sreilich keine kleine Arbeit. wcnn man sich
doch auch nicht auf Geheimkünste versteht. Wie
die Casillomänncr dies zu Slande bringen, kön-
nen wir uns noch nicht recht vorstellen; wir
müsscn es ebcn abwartcn. Werden sie die
sogen. „Auch-Katholiken", und das ist in Ba-
den die größere Zahl der gut kathol. Bürger,
abhalten davon, daß sie von ihrem Stimmrechte
Gcbrauch machcn? Wird man auch die Pro-
tdstanten dazu vermögen? Wenn diese alle
sammt und sonders zu Hause blieben, hübsch
nicht wählten, das wäre für die Casinomänner
enorm viel wcrth, dann könnten sie ihre Leute
durchsetzen. Abcr das ist eben nicht zu denken
und zu vcrmuthen; diese denkenden Katholiken
wcrden eben mit den gesinnungsverwandten
Protestantcn zusammenhalten und wackcre,
frcigesinnte, unabhängige Männer wählen,
die von Haß gegen Andersgläubige und von
confeff. Unduldsamkeit nichts, gar nichts wissen
wollen und denen das Wohl ihrer Mitbürger
und ihr deutsches Vaterland über Alles geht.
und sick kleinere Gntwendungen zu Schulden kom-
Abcnd zu Enbe grhen. (B. L.-Z.)
Um auch unsern Lrsern ein andrres Urtheil, als
das schon mitgetheiltr, über die Oper Tristan und
Isolde vorführen zu können, grbrn wir den nach-
chen, 31. Iuni, grschrieben wird: „Gestern ging die
Oper Tristan und Jsolde zum lrtzten Male über
unsere Bübne. Waren bisher alle Stimmen we-
Schnorr'schen Paarrs und drs OrchestrrS außer-
ordentlich und über allcs Lob rrhaben stien, so
m»ß constatirt wrrden, daß das Münchener Publi-
kum auck mit drr Oprr, mit Musik und Gesang
sich nicht nur befrrundrt hat, sondern daß k-er
übrrwiegende Tbeil t-rffrlben — und nicht bloß
biShrrize Wagnrrfreunde — vollkommen auf Seite
drs Eomponistrn ist. Der Beifall nahm mit jrdem
Abende zu und erreichte gestrrn bei dicht gefülltem
Hause den höchsten Grad. Die dret Abende waren
KreiSverkündigungsblatt fiir den Kreis Hciüelbcrg unb nintliches Berkündigungsblatt für üic Anits- und Anits-
Gerichtsbczirkc Heidelbcrg unü Wiesloch unü den Aintsgerichtsbczirk Neckargeittüno.
Mittwoch, 28 Zunr
* Polrtische Nmscha«.
* Jn Folge der schon besprochenen Schluß-
redc dks preuß. Ministerpräsidcnten, und noch
mehr des in seinem officiösen Organe erlasse-
nen Nachrufes — welchcr die crstere an weg-
werfender Jnfolenz womöglich noch übertrifft —
ift abcrmals das Gerücht von ciner Octroyi-
rung eines Wahlgesetzcs stark in Gang gekom-
men, und zwar soll diese dem Vernchmen nach
in folgender Weife in's Werk gesctzt werden:
Man will eine Art Volksabstimmung über die
Armcereorganisation in der Art veranstalten,
daß durch dic Beamten die Stimmen der Ur-
wähler in den Wohnungen derselben einzcln
entgegengenommen werden sollen, wobei es noch
unentschicden sei, ob man aus dicsen Stimmen
erst noch dic Wahlmänner hervorgehen oder
die Abgeordnetcn dircct wählen lasscn will.
Ein solches Verfahren sctzt natürlich die Auf-
stellung von Negierungscandidaten voraus, und
bei der Einschücktcrung durch dic mit der Ein-
sammlung der Stimmen beauftragten Bcamtcn,
die dem einzeluen Urwähler gegenüber fast selbst-
verständlich ist, mag man namentlich auf dem
plattcn Lande ein günstiges Resultat crwarten.
Diese Jdee scheiut schon lango in Regierungs-
kreisen bedacht wordcn zn scin; denn schon in
der vorigen LandtagSscssion wics der Kriegs-
minister auf die träge Masse hin, welche zu
Wahlen gar nicht kommel Jctzt scheint man
das Mittel gcfunden zu haben, diese trägc Masse
in Bcwegung zu setzen zu Gunsten der Regie-
rung, und auch die Gehässigkeit eincr Octroyi-
rung dadurch abzuwenden, daß man diese Art
der Wahl nicht als eine Aenderung der Ver-
fassung, sondern als eine Verordnung des Mi-
nisters des Jnncrn darzustellcn suchi.
Dic „Kreuzztg." verlegt sich auf maßloses
Schimpfen über die heimgescbickte Abgcordneten-
kammer. Der nencste Artikcl dieses Tons be-
giunt glcich mit Aufstclluug des folgenden Thc-
mas: „Die letztcn Sitzungen der Abgeordneten
haben in noch verstärktem Maße den Eindruck
eiuer gelungcnen Mischung von Tertianercon-
duite und Nabulistcrei gcmacht."
Die neueste in Berlin eingctroffene österrei-
chische Depesche bcautragt, daß die OccupationS-
truppen in Schlcswig-Holstcin auf eine öster-
reichische und eine preußische Brigade rcducirt
werden sollen.
Die zur Majorität gehörigen Mitglieder des
Schwurgerichtsverhandlungen.
Mannheim, 33. Junt. Seit gestern Mittag
wtrd die Anklage gegen 4 zu einer Diebsbande
ve"kinigte Personen und gegrn weitcre 4 der Be-
günstigung Angeklagte verhandelt. Der Sckauplatz,
auf welckem die 4 Hauptangeklagtcn ihre Tbätig-
teit entfalteten, waren stets die kleineren Märkte,
welche sie nach vorausgegangener Verabredung,
wobei si-L das Stehlen von selbii verstand, gemein-
schaftlich besuchtrn. Die Operation selbst wurde in
der Weise geleitet, daß Gtner sich mit dem Krämer
unterhielt uüd sich einen Gegenstand vorzeigea ließ,
diesen sodann einem seiner hinter ihm stkhknden
Genossen zeigte und inzwjschen ein Anderer sich
Das aneignetc, wozu er gerade Lust und Gelegen-
heit hatte. Doch der Krug gehs so lange znm
Brunnen, bis er entlich bricht. DieS sollte sich
auch bier wieder bewahrhkiten. Denn als eine der
Angrklagten auf dem.Markte zu Wiesloch am
1. Dec. v. I. sich gerade eine Quantität Strick-
wolle ohne Erlaubniß angeeignrt hatte, wurde fie
rrgriffen und vkrbaftet. Die 4 Hauptangrklagten
stnb: Katharina Reisinger Wittwe, Apollonia
prcußischeu Abgcorduetenhauscs sind, so weit
die Nachrichten bis jetzt reicheu, iu ihrer Hei-
math mit großem Jubcl empfangen worden.
Ueberall beeilten sich die Wähler, ihnen die
Zuversicht zu verschaffen, daß das Volk mit
ihrer Haltung einverstandcn ist, und, so sehr
es auch dic Fortdauer des Conflictes beklagt,
dennoch die Schuld desselben nich't dem Abge-
ordnctenhause zur Last legt.
Der Ausschuß des dcutschen Nationalvereins
hat eine Glückwunschadresse an den Präsidenten
dcr Vereinigten Staatcn bejchloffen, welche die
Vereinigten Staaten als „die gewaltige Schutz-
macht gegen den abgelcbtcn, aber noch nicht
entwaffneten europäischen Despotismus" be-
zeichnet.
D e n 1 s ch l a n d
Karlsruhe, 23. Juni. Die Vertrerung
der Staatsanwaltschaft bei den Amtsgerichten
ist fast ausschließlich Neferendären übertragen,
welche zugleich. Gehüfen der Bezirksämter sind.
Staatsminister Stabel geht mit dem Plane
um, diefe Einnchtnng insofcrne zu ändern, als
die Staatsanwaltschaft in allen ihren Gliedern
lediglich unter das Justiz-Ministerium gestellt
werdcn soll. Die doppelte Eigcnschaft der Nc-
ferendäre als Gehilfen der Verwaltungsämter
und als Staatsanwälte hat schon öster zu Col-
lisioncn geführt, welche wcder im Jntereffe des
einen noch des andern Dienstes licgcn. Man
erwartet einc durchgreifende Aenderung.
(Oberr. C.)
Karlsruhe, 22. Zuni. Dic preußische Rc-
^giernng hat au Badcn und Würtembcrg je ein
Geschützrohr, dcm Systcm gezogcner 4-pfün-
diger Stahlkanonen neuer Constructiou für
Hinterladung augehörend, abgegcben und Baden
die Uebcrlaffung einer größeren Anzahl diescr
Geschützrohre in Aussicht gestellt. Zn Folge
deffen hat sich cine Commiffion von Artil-
lerieoffiziercn des 8. Armcccorps, welchcr sich
auch baycrische Artillericoffiziere angeschloffen,
dahier zu einer Ptüfung der in der Fabrik
der hiesigen Maschineugesellschaft gesertigten
Geschützrohre eingcfuuden.
h Heidelberg, 27. Juni. So eben ver-
nchmen wir, daß einer unscrcr verehrten Mit-
bürgcr, Herr K irchenrath Dr. Schenkel, cine
ehrende Anszcichnuug erhalten hat. Es erhielt
dcrselbe von Sr. Hoheit dem Herzog Ernst
Johann Vogt und dessen Ehkfran, die Concubine
drs Abam Vogt, Rosina Hangg und die Tocbter
drr Wittwe Leisingrr, Katharina Habereich Ehe-
große Anzahl an dritte Personen theils" vrrschenkt,
thcils verkanft, theils versetzt wurde. Die Katha-
rina Reisinger Wittwe betreibt ihr Geschast schon
Das an sich, was fie eben gerade gebrauchte, wäh-
rend sie später dfrse Untrrscheidung für überflüssig
hielt. Sie soll es amb gewrsen sein, welcke die
jeweils die Marsckroute anwies und die gecigneten
Weisungrn rrthrilte. Dirse Vereinigung hatte tm
Iabre 1863 statt, sejt wklcher Zrit anch die Dieb-
stähle grmrinschastlich und in großartigerrm Maß-
stabe brtrieben wurden. Danrben hat jrder der
4 Angeklagten noch auf eigene Rechnung gesündigt
von Coburg das Ritterkreuz des Sachsen-
Ernestinischen HausordenS. Wie dicse Aner-
kennung den Fürstcn ehrt, so gcbührt sie aber
auch dem rastlosen Manne, der, wie Herzog
Ernst in scinem Schrciben crwähnt, zu den
Vorkämpfern des Protestantiömus zählt, und
dcr in scinem neuesten Buche, das eben die
Vcranlassung zu dieser Auszcichnnng geworden,
wieder eine mächtige Waffe für densclbcn ge-
schwungcn hat. — Dicse Auszeichnung wiegt
viel in dcm gcgenwärtigen Augcnblick, wir
freuen uns für den Träger, dcr dadurch eine
ncue Ermunterung auf der fonst dorncnvollen
Bahn empfangen hat.
o Aus derrr vad. Unterlande, 26.
Juni. Wer Gelcgenheit hatte, ein nächtliches
Wandercasino zu beobachtcn, der konnte sich
in den jüngstcn Tagen überzcugen, daß in
dcmselbcn das ncue Schulgesctz nicht mchr den
Gegenstand des Angriffs abgibt. Dic Casino-
männer führcn andere Gespräche, d. h. Ge-
spräche über andere Dinge; das sind dic bevor-
stehendcn Wablen zu den Kreisversammlungen
und für den Landtag. Die Casinomänncr wer-
den von ihren Führern, die ja den Lesern die-
ses Blattcs nur zu gut bekannt sind, an ihre
Pflichten alS Katholiken erinncrt. Sie müsscn
— dicse Casinomänner — hiufüro sorgen, daß
lauter Alban-Stolz-Katholiken in die Kreisver-
sammlungen und in den Landtag kommen; das
ist sreilich keine kleine Arbeit. wcnn man sich
doch auch nicht auf Geheimkünste versteht. Wie
die Casillomänncr dies zu Slande bringen, kön-
nen wir uns noch nicht recht vorstellen; wir
müsscn es ebcn abwartcn. Werden sie die
sogen. „Auch-Katholiken", und das ist in Ba-
den die größere Zahl der gut kathol. Bürger,
abhalten davon, daß sie von ihrem Stimmrechte
Gcbrauch machcn? Wird man auch die Pro-
tdstanten dazu vermögen? Wenn diese alle
sammt und sonders zu Hause blieben, hübsch
nicht wählten, das wäre für die Casinomänner
enorm viel wcrth, dann könnten sie ihre Leute
durchsetzen. Abcr das ist eben nicht zu denken
und zu vcrmuthen; diese denkenden Katholiken
wcrden eben mit den gesinnungsverwandten
Protestantcn zusammenhalten und wackcre,
frcigesinnte, unabhängige Männer wählen,
die von Haß gegen Andersgläubige und von
confeff. Unduldsamkeit nichts, gar nichts wissen
wollen und denen das Wohl ihrer Mitbürger
und ihr deutsches Vaterland über Alles geht.
und sick kleinere Gntwendungen zu Schulden kom-
Abcnd zu Enbe grhen. (B. L.-Z.)
Um auch unsern Lrsern ein andrres Urtheil, als
das schon mitgetheiltr, über die Oper Tristan und
Isolde vorführen zu können, grbrn wir den nach-
chen, 31. Iuni, grschrieben wird: „Gestern ging die
Oper Tristan und Jsolde zum lrtzten Male über
unsere Bübne. Waren bisher alle Stimmen we-
Schnorr'schen Paarrs und drs OrchestrrS außer-
ordentlich und über allcs Lob rrhaben stien, so
m»ß constatirt wrrden, daß das Münchener Publi-
kum auck mit drr Oprr, mit Musik und Gesang
sich nicht nur befrrundrt hat, sondern daß k-er
übrrwiegende Tbeil t-rffrlben — und nicht bloß
biShrrize Wagnrrfreunde — vollkommen auf Seite
drs Eomponistrn ist. Der Beifall nahm mit jrdem
Abende zu und erreichte gestrrn bei dicht gefülltem
Hause den höchsten Grad. Die dret Abende waren