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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0175

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Ueidrlbrrger Ieilung.

Kreiöverküiiaiguiigsblatt für üen Kreis Hcidelberg und amtliches LerkündigungSblatt für die Amts- und Amts-
Gerichtsbezirle Heidelbcrg unü Wicsloch und üen Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

Nl- «1.


Freitag, 17 Fcbruar


* Politische Ilrnfchair.

Nach dem „Dresdener Jounial" deschränken
sich die angeblichcn Verhandlnngen mit Paris
in Betreff der schleSwig-holstein'schcn Frage auf
ein Gespräch zwischcn Dcm französischen Ge-
fandten und Hrn. v. Beust, in Folge deffen
der Erstere einc Dcpcsche auö Paris erhalten
habe. Von eincm Nheinbund oder Aehnlichem
sei übcrall keine Nede gcwesen.

Nach einer soeben veröffentlichten „Expreß-
correspondenz" des ZeitungStelcgraphisten Feu-
ter hat Lord Nussell dcm allerneuesten griechi-
schcn Cabinet milgetheilt: „AngesichtS der rc-
publikanischen nnd mazzinistischcn Umtrieve in
Griechenland sehe er sich zu dcr Erklärung
veranlaßt, daß die drei Garanticmächtc nur die
Herstellung einer erblichen Monarchie im Auge
gehabt, England sich aller Berbindlichkeiten
gcgen die griechische Nation leoig erachten
würde, falls Griechenland cine Republik wer-
den sollte." Die Torypresse rügt dieses Schrift-
stück alS verfrüht und übertreibend, und geeig-
net, unnöthige Aufregung zu verursachen.

Nach einer Privatdcpesche der „Patrie" ist
der Frieden zwischen Spanien und Peru ab-
geschloffen. Der Lcrtrag wurde am Bord dcS
spanischen Kriegsschiffes „Stadl Madrid" von
Admiral Pareja und dem peruanischen General
Vivanco unterzeichnet. Peru bezahlt alS Kriegö-
entschädigung eine entsprechende Menge Guano,
welche die Madrider Negierung für ihre Rech-
nung veräußern wird.

Jm Congreß vou Washington ftellrc der
Repräsentant Cole folgende Motion: „Der
Congreß erblickt in der Wegnahme der Chin-
chaS-Jnseln durch Spanien einen Beleg für deu
von Oesterreich und Frankrcich vereinbarten
Plan, die spanisch-amerikanischen Republiken zu
vernichten." Die Angelegenheit wurdc an das
Comite der äußeren Angelegenheiten zur nähe-
rcn Untersuchung bcfördert.

^ur LchleSwig-Holstettt'scherr
Tache.

Nendsburg, 12. Febr. Heute traten einc
Rcihe Männer auS SchleSwig und Holstein
zusammen, um die brenncnde Fragc des Ver-
hältnisscö zu Prcnßen zn berathen. Sie kamen
darin übcrein, den Anschlu'ß an Prcußen alö
etwaS Wesentliches und unbedingtNothwendiges,

Paris, 12. Fcbr. Das Grspräch des heutigen
Tagrs bildct nach der „Köln. Ztg." der Ball,
welchcr heute Nackt in dem PalaiS Royal, der
Resitcnz deS Prinzen Napoleon, stattfand. Seit
dem Tove drs Prinzen Napoleon hatte im PalaiS
Royal kein Fcst mehr stattgefunden, und rs waren
die Aufwandsgelber, wclche dem Prinzen Napoleon
zugcwirscn sind, hock genug angrlaufen, um ein
prachtvollcs Fest bestreiten zu können. Die 22 Säle
des PalaiS Royal warcn aufs reichste mit Blumen
und den Kunslschätzrn geschmückt, welche der Prinz
nach und nach gesammelt, das Buffet war höckst
reichhaltig unb nichts war grspart worden, um daS
Beste, was in Tanzmufik in PariS vorhanden tst,
-u liefern. Strauß mit seiner Musikbande war an-
«esend, und man brwundrrte allgemrin diesen
Mann, der zugleich in drr Oper, wo gestern Mas-
kenball stattfand, und im PalaiS Royal, wo die
Maskerade ohne MaSken vor fich ging, Musikchöre
zu dirigirrn verstand. Um 9 Uhr Abends wurdrn
die Sale geöffnrt. Einige Minuten nach 10 Uhr
trafen dcr Kaiser und dir Kaisrrin im Palais
Royal ein; der Kaisrr im blaucn Krack mit wrißem
Futter und goldrnen Knöpfen, welcher jrtzt tn

als eine nationale Pflicht und durch das Interesse
deS Landes geboten auszusprechen.

D e u t s cy l a n d.

0 Bom Neckar, 12. Febr. Der nordame-
rikautschc Bürgerkrieg isl nächst den Verhand-
lungen des preußischen Abgeordnctcnhauses zur
Zeil dao hervorragendste Ereigniß der Tages-
Politik. Bekanntlich war jchon mit ver Wie-
derwahl Lincoln's zum Präsidsnten der nord-
amerikanijchen Union eine heilsame Wendung
in dem StaalS- und Parteiwesen dxr Nord-
staalen eingetreten; durch die günstige Kriegs-
wendung in ven jüngsten Monaten ist diese
noch vermchrt worden. Jn Georgien, in Ten-
nessee und in Virginien habeu die Unionisten
mit Glück gekämpst, und der Kreis, in lvclchem
sich die Südstaallichen bewegen, zieht sich immer
enger zusammen. Nur Süd- und Noro-Caro-
lina und ein Theil von Virginien besindcn sich
noch unberührl in ihrem Bcsitz. Und je kleiner
bas Gebict wird, über welcheö sie versügen, in
dem sie recrutiren können, vcsto mehr wird die
Krafr ihres Widerstandes gebrochen, dcsto wahr-
schcinlicher ihr endliches, vielleichl nicht mehr
allzu sernes Unterliegcn. Ohne Frage verdient
unter den siegreichen Unionsfcldherren General
Sherman die erste Stelle: Sein Unternehmen,
ein Heerzug mitten durch feindlicheS Gebicl
hindurch bis an die Meeresküste, seine elrdlichc
Ankunst bei Savannah und se:ne Eroberung
diescr Stadl erlangt eine besondere Bedeutung
dadurch, daß dasselbe offenbar nicht ein plan-
loscr Einsall, oder sclbst cin vereinzelnder ge-
nialer Coup, sondcrn eine wohlüberlegtc und
vvn dcr Hauptarmee unterstützte strategische
'Operation war. Der Einfall in Virginien
verbreitete Schrecken bis nach Michmond;
uno Ost - Tenneffec wurde ganz vom Feinde
gesäubert in Folge des entschcidenden Sieges,
den der UnionSgeneral Thomas über die
Conföderirten dortsclbst erfocht. Und nach den
neuesten Nachrichten isl Sherman auf einer
'wieverholten Expedition (dieSmal in Süd-Ca-
rolina) begriffen — und der Fall dcr Festung
Wilmington, deS besten Punklcs, wodurch die
Südstaatlichen mit dem Meere in Verbindung
stehen, ist nur noch eine Frage der Zeit. Diese
Dchläge zu verschmerzeu, wird dem Süden sehr
schwer fallen. Der Mangel au Menschcn und
Lebensmitteln wird immer fühlbarer, je mchr

Terrain in die Hände des Nordens fällt, oder
von der Verbindung mit dem Centralpunkte der
Sccession. dcm östlichen Virgimen und den
beidcn Carolina's abgeschnitten wird. Es ist
gcwiffermaßen schon ein Anzeichen von Ver-
zweiflnng, wenn die schon einmal in Anregung
gcbrachtc, aber zurückgewiesene Bewaffnung der
Neger abermals in Vorschlag gebracht wird, um
der im Norden neuerdingö versügten Ausheb-
ung von 300.000 Mann ein Aeqnivaleut zu
bicten. Es dürfte übrigenö zu bezweiseln sein,
ob die von ihrcn Herren bisber so verachtcten
Neger des Südens mit derselben Hingebung
für dicjelben kämpfcu wcrdcn, wie einst die
Vcndeer Leibeigenen für "ihre Edelleute. —
Unter oen jetzigen Umständen wird dem süd-
staatlichcn Obergcneral Lee bald Nichts übrig
bleiben. als sich schließlich mit der Hauptmachl
nach Richmond zurückzuzichen, oder die allge-
meine Entscheidungsschlacht zu liefcrn,' die er
bis jetzl immer zu vermeiden gesucht hat.

/ Freiburg, 14. Febr. Hcute Nachmit-
tag wurde das wanderude Casino in der
St. Martins-Stadtpfarrkirche dahier in Scene
gesctzt. Schon azu Vormittag zogen eine An-
zahl, meist jüngere Geistlichc, mit ihren Fähn-
lein fanatistrter Bauern hier ein. Dicse harm-
losen Männlein crregtcn unser tiefftcs Mitge-
sühl. als wir sie durchfroren und allein dem
Besehle ihrer Seelsorger folgend, einziehen
sahen. Um 2 Uhr eröffnetc Frhr. v. Andlaw
die Versammlung mit dem Gruße: „Gclobt
sei Iesus ChristuS" und einer Ansprachc an
die Versammlung, worin er u. a. ausdrücklich
bemerkte, daß Niemand, das Wort er-
greiseu dürse, der nicht katholisch sei
und nicht die gleichcn Ansichten hege,
wie die Veranstalter der Versamm-
lung. Vorgänge, wie sie neulich in Nadolf-
zell stattgefunden hätten, seicn dic Vcranlassung
zu dieser Beschränkung. Auch bei den Frci-
maurcrn gelte dieselbe Regel. Gegen unberufene
Nedner werde, falls die Polizci den Dicnst
vcrsage, die Versammlung sclbst das Hausrccht
üben (d. h. die Pctreffenden hinauswcrfcn).
Auf den Dorschlag dcs Sprechers wurde
Baurath Bader zum Vorsitzendcn gcwählt.
Dersclbe veranlaßte sodann die Verlcsung der
Statuten durch Pfarrer Fördercr von Lahr,
in welchen die eben angesührten Grundsätze der
Nichtduldung von Aeußerungcn entgegcngesetz-
1er Ansichten festgestellt waren. Hierauf ver-

Ahrcr Majestäten nahm der ganze Hof auf einer
Art Estrade Platz. Die Kaiserin, die zwar sehr
schön, aber etwaS angegriffen aussah, unterhielt
fich auf'S Angelegentlichste mit dem Prinzrn Na-
poleon. Sie war so äußrrst frcundlich gegen ihn,

Es war ein eigenthümlicher Anblick, alS er fich mit
dem Prinzcn Napoleon unterhielt. Letzterer sprach
sehr frst und energisch, der Kaiser sprach sehr wenig !
und zuckte oft mit den Achsrln. Der Prtnz und die

großer Grschicklichkeit vor, und die Prinzessin Elo-
tilde, die hekanntlich ntcht fchön ist, entwickelte so
viel Grazie, daß sic schr für fich einnahm. Fürst !
Metternich, der fich, wie auch dic Fürstin Mctter- '
nich, wclche sich alS junges Mädchrn verkleidet !
hatte, in der Nähe deS sog- ThroneS hiclt, schten

ga»K entzückt stber die Tockter dcS KönigS Victor
Emanuel zu scin. Der Kaiser und die Kaiserin
machten mehrere Male die Runde durch die Säle,
wobei der Etiquette jedoch nur wenig Rechnung

Wrg durch die Menge hindurch zu finden. Von
einer steifen Etiauette konnte übcrhaupt nicht die
Rcde sein. Da man hirr einmal ohne Hofkleid
einen Ball besuchen durfte, so hattrn fich kaum
hundert Perssnen den Zwang angethan, fich in
Uniform zu stecken. Ueberhaupt hatte das ganze
Feft einen imperiLllstisch-demokratischrn Lharakter,
unb eS schirn alles darauf berechnet zu sein, dem
Feste einen 1789er Anstrich zu verleihen. So war
auch kcin brsonderes Buffet sür den Kaiscr, die
Kaiserin und ihr Grfolge hergerichtet, und alS eS
um 12 Uhr zum Souper ging, erschicnrn die Ma-
jestäteiz an den briden Buffcts, bie für Alle her-
gerichtet waren. Diese waren reichltch auSgestattet,

Bordeaur und anderen feinen Weinrn; auch die
Speisen warrn trefflich, besonders cin neuer Salat,
„Sslscke impeeisle," gcnannt, der auS Spargeln
und Trüffeln brstand.
 
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