Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 78-101 April
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0393

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Utidtlberger Ztilung.

Krcisuerkündigmlgsblatt für üen Kreis Hcidelberg und aintliches Verkündignngsblatt für die Amts-- und Amts-
Gerichtsbezirke Heidelberg und Wiesloch Md den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

CKFN Lrscheiat, Montags ausgenommen, täglich. H tr Jusertionsgebühren für die 3,'paltige Petit-

Preis viertkljahrlich 1 fl. 3 kr. ^vIIIIklllH, LUF. 44^^11- zeile werden mit 3 kr. berechnet.

Befiellungen auf die „Heidelberger
Ieirung" nebfi Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit
April 186S begonnene 2. Quartal
werden fottwährend angenommen.

Die Expedition

* Pylitische Umschan.

Die beidcn Kammern des Großherzogthums
Hessen sind auf den 26. April wieder ein-
berufen.

Die Einberufung des ungarischen Landtages
ist, wie mehrfach versichert wird, nun definitiv
auf den Monat September in Aussicht ge-
nommen.

D.ie Köln. Ztg. bringt eine Nachricht aus
London, wonach Frankreich fester als je ent-
schlossen sei, die Convention vom 15. Septbr.
zur Ausführung zrr bringen; auch Oesterreich
dränge die Curie, ein Truppencorps zu werben
und die finanziellen Anerbietungen der Con-
vention anzunehmen. Antonelli habe daraufhin
sich bereit erklart, die französischcn Vorschläge
anzunehmen, wenn ihm sein gegcnwärtiger
Besitzstand durch alle katholischen MLchte garan-
tirt würde; Oesterreich habe aber geantwortet,
daß cs nur Bayern bereit gefunden habe darauf
einzugehen; Spanien mache seine Zusage von
der Einwilligung Frankrcichs abhängig, und
an diese sei nicht zu denken; Oesterreich müsse
daher der Curie ernstlich zu einer Verständi-
gung mit Frankreich und Jtalien rathen, und
sei nicht im Stande, beim Eintr'ltt gewisser
Eventualitäten irgendwelche Hilfe zu ver-
sprechen.

Auf Sicilien regt sich neben den Räuber-
banden nun auch die geheime Verbindung der
Camorra; sie erhebt wahre Brandschatzun-
gen und vertheuert das Brod um mehr als
das Doppelte; ein Bürger, der aus Wohl-
thätigkeitssinn einen Verein stiftete, um den
Armen wohlfeileres Brod zu liefern, wurde um
die Mittagszeit in der Tolcdostraße in seinem
Wagen erdolcht; der Mörder ging dann ruhig
seines Weges, denn Niemand wagt sich an die
Camorra heran. Vicrzehn Belastungszeugen in
einem Prozesse wurden sämmtlich ermordet.
General Raccagni berichtete neulich, daß zwei
Domherren sich vor der Kathedrale zankten,
der eine den andern niederschoß und dann ruhig

Qsterfeier in der Natur!

Icsus Christus ist erstandcn!

Iubelt laut die Christenheit
Hepte dir in allen Landen
Christus lebt in Ewigkeit!

Froh erwacht zu neuem Leben
Iauchzet deine Schöpfung dir,

Deine Hcrrlichkcit erheben
Wald und Au'n in schönster Zier.
Selbst die Vöglein auf den Zweigen
Rühmen, Heiland, deine Macht,
Preisen dick, den Siegesreichen,

Der durchbrach des Todes Nacht.
Preis dem Todesüberwinder!

Ruft der blaue Himmel aus,

Freuet euch, ihr Menschenkinder,
Droben tst ein VaterhauS,

Wo auch thr nach diesem Leben
Gehet ein zur Herrlichkeit.

Weg deshalb mit Furckt und Beben,
Die ihr Christi Iünger seid!

H. Nadler.

in die Kirche ging und sein geistliches Amt
verrichtete. — So sieht es, bemerkt die „N. Fr.
Ztg." bei einem Volke aus, das unter dem
frommen Bourbonenregiment nach den Grund-
sätzen des Syllabus erzogen worden.

Auf den öffentlichen Plätzen in Petersberg
brennen auf sanitätspolizeiliche Anordnung
Holzstöße zur Reilligung der Luft. — Groß-
fürst Konstantin soll vom Kaiser Amnestic für
Polen verlangt haben. Auch wird gemeldet, die
Durchberathung der polnischen Vorlagen sei in
den Sectionen und im Plenum des Reichsraths
geschlossen. Jn Folge dessen seien Gen. Mura-
wieff aus Wilna und Fürst Czarkaski aus
Warschau nach Petersburg geeeill, um die
schließliche kaiserliche Sanction der Beschlüsse zu
hintcrtreiben. Wie man hört, wollen beide, im
Falle der Verwerfung ihres Protestes, ihrc
Entlassung verlangen.

Die Nachrichten aus Griechenland werden
mil jedem Tag bedenklicher für den jungen
K önig Georg. Die Umgebung des Königs macht
ihrem Haß gegen die Griechen in den heftig-
sten Ausdrücken Luft, und die Griechen schla-
gen denselben Ton über den König an, dcr
seinen Palast nicht mehr verläßt. JÜ offiziellen
Mittheilungen, die nach Paris gelangt sind, ist
die Ueberzeugung ausgedrückt, daß das Werk
Englands nicht lange mehr vorhalten und daß
die Verjagung König Georg's nur noch eine
Frage der Zeit sei.

D e n t s ch l a n d.

Karlsruhe, 8. April. Der „Berl. Nat.-
Ztg. wird geschrieben: Von Seiten des Han-
delsministeriums geht man damit um, einen
wichtigcn Verkchrsmoment finanziell gänzlich
umzugestaltcn. Wie man hört, soll nämlich die
Absicht bestehen, alle Portobefreiungen der
Dienststellen aufzuheben und den Etat der Post-
verwaltung ganz selbstständig zn stellen. Der
Prozentsatz der Dienstpoststücke zu den übrigen
ist ein sehr beträchtlicher.

Karlsruhe, 12. April. Wenn da und
dort es den ultramontanen Wühlern gelingt,
die Eltern davon abzuhalten, ihre Kinder bei
Schulprüfungen in die Schule zu schicken,
so müssen Eltern und Kinder eben auch den
Schaden davon tragen. Solche nicht erschie-
nencn Kindcr können z. B. weder in eine höhere
Klasse vorrücken, noch die Schulentlassung er-

General Sherman.

Einer biographischen Skizze, die der Richmonder
Correspondent der „Times" über den tn kurzer
Zeit so berühmt gewordenen General gibt, ent-

der topographischen Abtheilung des Ingenieurcorps
angestellt. Er verließ darauf die Armee unb etablirte
sich tn Californien als Bankter oder Maklcr, doch
ohne günstigen Erfolg. Nicht mehr Glück hatte er
später als Advokat im Staate Kansas. Einige
Aahre vor dem Ausbruche deS Krieges kam er nach

und wurde auf Empfehlung der Generale Beaure-
gard und Bragg zum Präsidenten der Militär-
Akademie des Staates Louifiana ernannt. Dieses
Amt bekleidete er bis zum Ianuar 1861. In Vor-

Norden. Bei Bull Run kämpfte er als Brigade-
general. Lange Zeit hindurch und besonderS in
.seinen Operationen gegen Vicksburg Ende 1862,
hatte er wenig Glück und war eben so wenig be-

halten. Liegt das im Jnteresse von Eltern und
Kindern? Dic Regierung und die Schulbe-
hörden werden den Vollzug bestehender Gesetze
durchzuführen wissen; die kinderlosen Priester
laufen bei ihren Aufhetzereien in dieser Hinsicht
kcinc Gefahr: aber wir bedauern die bethörten
Landleute, die auch hicr wieder die ganze Zeche
zahlen müssem (B. Ldsztg.)

* Karlsruhe, 13. April. Jn verflossener
Nacht ist Hr. Ministerialrath A m mann — nach-
dem er noch gestern einer Sitzung beigewohnt
und sich AbendS unwohl fühlte — plötzlich ver-
schieden. Er erreichte ein Alter von 49 Jahren.

Heidelberg, 12. April. Auch in Bayern,
dem größten der deutschen Mittelstaalen, tritt
die Regierung mit immer größerer Entschieden-
hcit in die Bahn der innern Reformen ein.
Kürzlich erst ist eine vollständige Amnestie für
die frühcren politischen Vergehen erlassen, und
dadurch das alte königliche Wort: „Frieden mit
dem Volke", zur unumschränkten Wahrheit ge-
worden. Ein durchaus wohlwollender und ver-
söhnlicher Geist ist aber nur die eine lichivolle
Seite im Charakter des jungen Monarchen in
Bayern: eine andere, nicht minder trefflich-
Seite desselben ist das sichtliche Bemühen, di-
von seinem königlichen Vater theilweise abgee
schlossene Bahn der Reformen von Neuem wiee
der aufgenommen zu haben. Die'Herabsetzung
der 6jährigen Finanzperiode auf eine 2jährige
ist der königlichen Jnitiative selbst und aus-
schließlich zu verdanken; auch die Amncstievor-
lage entsprang denselben Quellen, dcßglcichen
ein weitercr Entwurf hinsichtlich des auch in
Bayern noch vorhandenen Mißstandes der pri-
vilegirten Militärgerichtsbarkeit. An diese neue
Staatsaction des Königs Ludwig tl. knüpft sich
die zuversichtliche Hoffnung, daß der Bau der
staatlichen Entwicklung in Bayern über kurz
oder lang mit allen seinen Reformen gekrönt
werde, deren Verwirklichung der Geist der Zeit,
sowie die nationale und politischen Verhältnisse
des deutschen und bayerischen Bolkes erheischen.
Jedenfalls beobachtet der König damit zugleich
den richtigen Weg, den die Politik der Mittel-
staaten in Deutschland jetzt überhaupt einzu-

Aus dem Seekreis, 12. April. Jn
Nr. 14 der sogenannten „freien (sollte heißen
„frechen") Stimme vom See", welches kleine
Blättchen in Kreuzlingen erscheint, unter Lei-
tung von Geistlichcn in Constanz herausgegeben

rühmt, bis er nach der Schlacht bei Chickamanga
gegen Ende 1863 zu Rosenkranz' Nachfolger er-
nannt wurde. Seit der Eröffnung seiner Cam-
pagne von Dalton aus, im Mai 1864, welche jetzt
noch nicht geschloffen ist, ist seine Laufbahn unun-
terbrochen eine des Ruhmes und Erfolges gewesen,
obwohl er seit dem Kampfe bei Jonesborough,
welcher das Vorspiel zu dem Falle Atlanta's war,
im August des vorigen Iahres, keine Feldschlacht
mehr gefchlagen hat, bis er nach Carolina kommt.
Während des ganzen Krieges ist kein Mann auf-
getreten, der so viel von dem Charakter Cromwell'S
zu befitzen scheint, wie Sherman. Rühmsüchtig,
etfrig) enthufiastisch, fanatisch, zu Zeiten düster
und verschlossen, zu Zeiten überlebhaft und ge-
sprächig, von Einigen für halb verrückt gehalten,
wenn er in aufgeregte Stimmung geräth, beweist
Sherman einen Charakter, wie ihn nur solcke
Männer kundgeben, bie groß und fast geheimniß-
voll auf dem Sckauplatze der Weltgeschichte auf-
treten und verhängnißvoll in den Gang der Er-
eigniffe eingreifen.
 
Annotationen