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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0139

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Utidklbkrgkr Ieilung.

Kreisverküiidigmgsblatt für den Kreis Heidelberg und aintliches Lerkündigungsblatt für die Amts- unü Amts-
Gerichtsbczirkc Heidelberg und Wiesloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.


Mittw-ch, 8 8-«bruar


S8LL.

Auf diö „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für die Monate
Februar und März mit 42 Kreuzern abonniren
bei allen Postanstalten, dcn Boten Ulld Zei-
tungsträgern, sowie der Expedition (Schiff-
gasse Nr. 4).

^ Hur Lage Deutschlands.

Es galt sonst für cine ausgemachte Sache,
daß dic deutschcn Mittelstaaten, sobald Preußen
ihrer Selbstständigkeit zu nahe zu trcten schien,
zu Oesterreich flüchteten, und daß Oesterrcich
sie mit osfenen Armen empfing. Jetzt schciut
diese Politik wohl znm ersten Male aufgegeben
worden zu sein. Oesterreich hat in dem Streite
der Mittelstaaten mit Preußcn wegen Schleswig-
Holstein sich bisher immer mehr zu Prenßen,
als zu den Mittelstaaten gehalten; es hat seiner
Zeit die Verdräugung der Bundestrnppen aus
Holstein zngelassen, und nur in der Form etwas
gemildert; es hat gutem Vernchmen nach,
menerdings dem Andringen cinzelner mittel'-
staatlicher Negierungen auf eine Erklärung am
Bunde zu Gunsten dcr Einsetzung des HerzogS
Friedrichs VIII. immer nur dcn Rath des Ab-
wartens entgegengesetzt; Oesterreich will, wie
man deutlich sieht, es nicht mit Preußen ver-
derbcn; es scheint in der Bundcsgenossenschaft
der Mittelstaaten kciNcn ausreichenden Ersatz
für die preußischc Freundschaft zu fiuden, von
der cs sich wahrscheinlich doch für mögliche be<
drohliche Ereignisse in Jtalien odcr anderwärts
eine mögliche Hilfc und Rückendeckung ver-
spricht.

Jn den maßgebenden Kreiscn dcr Mittcl-
staaten hat dieses Verhalten Oesterreichs offcn-
bar großen Unmuth erzeugt. Das „Dresoner
Journal" hat diesem Unmuthe uulängst in
einem größern Artikcl, der großrS Aufjehen
erregte, cineu starken Ausdruck verliehen. An-
laß dazu war zunächst ein viclgcnannter Artikel
der Wiener „Pressc", dcr allerdings in etwas
unfreundlicher übcrhebender Weise von der Höhe
großstaatlichen Machtgefühls herab die Mittel-
staaten behandelte.

Der Artikel, worin das officielle „Dr. Jour."
dicsen Angriff der Wicner „Presse" zurückweist,
und mit der Erklärung schließt, daß dic Mittel-
staaten ferncrhin nur in sich selbst und in ihrer
engcn Verbindung untereinander den Schutz

ihrer Selbstständigkeit, nöthigeufalls gegcn beidc
Großmächle, snchen würdcn, — oieser Artikel
ist, ein förmlicher Absagebricf an Oesterreich,
zugleich aber muß man ihm, wenn er anders
mehr als leere Worte cnthalten soll, dic Be-
deutung cines Programmö beilcgcn, wonach
L>achsen und seine Verbündeten nunmehr auf
cigene Hand, mit der Bildung einer drittcn
Gruppe' neben Ocsterreich und Prenßen vor-
gehen wollen. — Von dicser Seite betrachtet,
hat der beivnßte Artikcl des „Dresd. Journ."
eine mchr als gewöhiüiche Bedeutung. WaS
sich hicr als Consequenz dcr neuen, von Oester-
reich sich abwendenoen nnd eine selbstständige
tLlellung der Äiiltelstaaten anstrebenden Politik
und einzelnen Audeutungen sich kundgibl, ver-
dient unserc höchste Beachtung, zumal d>: zu-
gleich den liberaleu Bestrcbungen der Neuzeit
das Wort geredet ist. Alles kömmt nalürlich
in der Folge noch darauf an, daß die sächsische
Negierung mit ihren Verbündetcn cs nicht bci
bloßen Worten bcwenden lgßt, vielmehr ihren
Systemwcchsel durch die That bekräftigt (wozu
sie übrigens durch ihren neuerlichen Antrag
beim Bunde in der Pretz- und Vercinssache be-
reits einen Anfang gcmacht hat). Wie immer
dic allgemcinen oeutschen Verfassungsverhält-
nissc fich gestallcn mögen, unter allen Umständcn
werden gerade diejenigen Negicrungen sich am
besten dabe.i bestnden und am ersten einen
mitenlscheioenden Einfluß darauf gewinnen kön-
nen, wclche am meisten mit dcm Geisl ihrer
cigenen Völkcr und der ganzen Nation cinig
gehen, was heut zu Tag aber nur bei der Ver-
folgung einer aufrichligen libcralcn und volks-
thümlichen Pol'tik möglich ist.

* Politischc Nnrschan.

Die Wiener „Generalcorrespondcnz" ist ge-
geuüber eincr Berliner Correspondenz der „Ost-
deulschen Post", worin hingewiesen wird, daß es
sich jetzt zwischen den Cabineten OesterreiehS
und PrenßenS um ein AnerbielcAi, beziehungs-
weise einer Annahme des Ersatzes dcr österrei- ^
chischcn Kriegskosten gegen Concessioncn, handle,
zu erklärcn ermächtigt, daß über den bezeichne-
ten Gegenstand niemals eine Vcrhandlung irgend
welcher Art geführt worden wäre.

Das österrcichische Ultimatum in der Zoll-
frage ist erfolglos geblieben, nnd dcr Abbruch
der Zollverhandlnngen somit höchst wahrschein-

lich. Es werden dann aber die Verhandlungen
mit den Westmächtcn sosort beginnen. Die
Haltung der letzleren ist sehr cntgegenkommend.
— Nach einer telegraphischen 'Nachricht dcr
„Frkf. Postztg." seien die Zollverhandlungen
endlich abgcbrochen. Hock's Abberufung sei
höchsl wahrscheinlich, weniger wegeu der Wein-
. frage, alö wcgen der Schlachtvieh« uno Mehl.
produklen-Frage.

Man versichert, der Kaiser Napoleon habe
beschlossen, einc Commijsion, bestehend aus dem
Prinzen Napoleon, den HH. Pcrstgny, Vail-
lant nnd Durny, solle die Frage wegen des
unentgeltlichen Unterrichts grstndticher prüfen.

Der drohende Krieg zwischen Spanicn und
Peru isl nach ven ncuesten Nachrichtcn glück-
lich abgewendct. Peru hat im Wesentlichen

Ueber die übrigens sehr der Bestätigung be-
dürfenoe Nachricht von einer mexicanischen Ge-
bielsabtrelung an Napoleon lescn wir in nord-
ameritanischen Blättern folgende Notiz: „Der
Kaiser Maximilian hat den M^-. Givin, Er-
senator von Californien, zum Vicekönig der
Provinzen Sonora, Chihuahna, Sinola, Du-
rango nnd Unter-California ernannt, welche
Provinzen dem Kaiser Napoleon alö Geschenk
für die Hilfe gegeben werocn, welche seine
Truppen für Errichtung des neuen Kaiscrreichs
gcleistet. Givin erhielt zugleich den Herzogs-
litel. Das abzutretcnde Gebiet reicht vom Golf
von Mcxico bis ans stille Meer." Die Nach-
richt wird neucrdings für vollständig falsch er-
klärt.

Jn Genf gährt es ncuerdings ziemlich stark.
Ein ncuer Ausbruch steht bei nächstcr Veran-
lassung zu gewärtigen. Dann wird es an der
Bundesversammlung sein, in diesem, auö höchst
heterogcncn Bestandtheilen gebildeten und scit
langcn Jahren zudem wohl noch von answä rts
aufgewühltcn Kanton Ruhe zu schaffen.

Hrrr- Scl- l cSwig-H ol stc r. z 'scheri
SucHe,

Schleswig, 2. Febr. An dic Stelle des
durch die Verordnung der Bundescommiffäre
für die Herzogthümer Holstein und Lanenburg
vom 29. Dcc. 1863 gegründeten „Gesctz- und
Verordnungsblattcs für die Herzogthümcr Hol-
stein und Lauenburg" und des „Verordnungs-
blattes für das Herzogthum Schleswig" tritt

Frankfnrt, 21. Ian. Dcr gkstern im Museum
gehaltene Vortrag dcs Prof. Köcbly ans Hcidel-
berg ist für die Heimath Sckiller'S besondcrs in-
teressant. Unter dem Titel: Homer und Schiller,
behandelte er daö Verhältniß Schiller's zum Grir-
chenlhnm in deu versckiedenen Periodcn seincs Le-
bens, ankiüipfknd an die vor 83 Iahren und 7
Tagcn erfolgtk crstc Ausführnng dcr Räubcr in
Mannhcim. Der Redncr wics nack, wie in der
Iugendbildung Sckiller's keine Stelle war für das
Vcrstänvniß der Griechen, wie er aus Uebrrsctzun.
gen Plntarcks, aus Ovid und Virgil seine Kennt-
nissc scköpfte, unv daß HcktorS Abschied in der
Fassung, wic bicscs Gedicht den Räubern einver-
lcibt fft, zu bcr betr.ffenden Stelle in der Ilias
fich verbält, wie sentimentüle zur naiven Poefie,
in dersclben Weise, wic später SckiUcr diesrn Gc-
gensatz cntwickclt hat. Er wies dann dcn Wendc-
punkt aus in Sckiller's Bckanntschast mik der Voß'-
schen Odyssce von 17tzl während des Volkstädter
Anscnthalts 1788, mit der Vertiesung bicftr Kennt-
niß dcs Griechcnthnms durch den Umgang mit
Wilh. v. Huinbvldt, mit Göthc und F. A. Wolf,
mit den Frii^scn dcrftlben in dcn Göttern Gric-

und Inhalt rccht eigentlich ein Muster, wie in ^
den kann. (S. M.)

füns wcißen, eckt englischen, rauhhaarigen Natten-
fänger (Lilly, Poy, Rose, Ioy, Doukey) fünfzig
Ratten in sünfzehn Minuten tödtet. Die Bedin-

wird auf eine Estrade von fünftehalb F»ß Höhe
gestellt. Einer Pcrson ist cs erlaubt, währcnd des
Kampfes mit bcm Hunde in dem Käfig zu setn,

dige Natte ansaffen. Während dcs Kampfes ist
dem Hunde eine Pause von drei Minuten zur Er-
holung gewährt. Die Wctte muß bis zum 1. Iuli
1865 entschiedcn ftin.

(Eine türkisckcUebersetzung des„Leben
Cäi'arS" von Napoleo«) wird auf Gebeiß des
Großsultans angesertigt. Die italicnisckeu und
deutschen Uebcrsetzer haben sich schon auf die Arbeit
gestürzt — nur das stolze Albion sckeint keine Lust
zu haben, das kaiserliche Elaborat in englischer
Sprache zu lesen.

-s An E. A. Damm.

Drci Wecken stahlst du aus Weckesser's Laden,
bcfiugen,

Der soll em Dichter scin und soll was Eignes
bringen!
 
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