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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0127

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Kreisverkündiguilgsblatt für üen Kreis Heidelberg und NlNtliches Äerkündigungsblalt sür die Amts- und AmtS-
Gerichtsbezirke Heidelberg und Wiesloch uuü ücn Amtsgerichtsbezirk Neckargemünd.

RL 3«. Samstag, 4- Kebruar L8KS.

Auf dic „Heidelbergcr
Zeitung" kann mgu sich
noch für die Monate
Fedruar und Mär, nnt 42 Kreuzern abonnireu
bei allen Postanstalteu, dcu Boten und Zei-
lungsträgern, fowie der Expedition (Schiff-
gasse Nr, 4),

* Palitische Umschau.

Die „Kreuzzeitung" schreibt gegenüber einer
Angabe der Augsb, „Allg, Ztg,: Es darf oer-
sichert werden, daß zwischen dem xäpstlichen
L-Iuhle und der prentzischen Regierung durch-
auS keine Disterenzen über die weitere Behand-
lung der Kölner Erzbischofswahl eristiren; anch
steht zn hoffcn, daß solchc »icht eintreten
werdeu,

Iiach der „Mainz, Ztg." ist wegen in der
„Narhälla" gehaltcner Reden eine Rntersuchnng
eingeleitet worden, Das erste Mal jcit Be-
stehcn der „Narhalla",

Pivatmitlheilungen aus Mexico zufolge
schcint sich die Nachricht von der Ablretung
der Provinz Sonora an Fränkreich, unter dem
Titel einer Garantie für die Frankreich zn-
stehcnden Geldsorderungen, zu bestätigcn, Es'
wird vcrsichert, daß die Existenz eineS solchen
Arrangements nicht mehr in Zweifel gezogen
werden könne.

Jm Scnate zu Wäshington handelte es sich
kürzlich um BewiMgnng der Besoldungen für
Gesandte bei Grosjbritannicn, Frankreich,
Spanien, den übrigen europäijchcn Mächten
und Mexico. Der Antrag sollte ohne Verhand-
lang gcnehmigt «erdcn, als der Senator Wade
von Ohio plötzlich ricf: vvr „Mexico" seien die
Wbrtc einziifchalten: „Bei der Repnblik" »on
Mcxico, Dieses Amendement ward nicht nur
ohne Widersprnch, sondern unter lautem Bei-
fall und einftimmig genehmigt, FallS anderS
der Senat nicht sein Votum Lndcrt, so ist es
damit unmöglich gemacht, eincn amerikanischcn
Gesandten an den Kaiser Maximilian zn sen-
den. Die Monroe - Doctrine wird ebcn doch
ctwas früher oder jpäter zur Gcltung gelangen I

Zur Tchleöwig-Holstein'scheii
«ache.

Fiensburg, 30. Jan. Die „Fl, N, Z."
schreibt: Hcute ist der Frhr. v. Halbhubcr be-

h Äm It. Slastnstage.

In des Krühroths hcit'rem Glanze
Mit dcr Rebe grünem Kranze
St-igt aus PhöbuS'« gvldncm Wagen,

Heut' tn Lust bcl uns zu tagen,

Baccchus's Sohn, Sanct Blafius,

Auf, thr frommen Bläs-r alle
Jn g-w-iht-r BacchuShalle!

Heute müßt ihr ernst «edrnken,

Wa« «s helfit, die Seele tränken
Mit des LebenS F-uergeist,

D-r im Traubenblutc kretst,

AuS dcm vollen Freudengfase
Zart und gründltch jeder blase,

Rach den fein gesctztcn Noten
Jm Gesicht' aus Purpurboden,

Daß es klingt im rcchten Ton:

„Hoch der Bläser Schutzpatron!"

Heidrtbrrg, st, F-br. 1865.

_ V. :

reits nach SchleSwig gereist; morgcn folg! ihm
Herx von.Zedlitz. Die Beamten der obersren
Civilbehörde und der schlcswig - holstcinischen
Regiernng siedcln größtcnlheils heule über. —
Hiex sind die Beamlen des ZolldirccloratS von
Kiel eingetroffen.' — Von den verschiedenen
Vcrcinen (Gesaiigvcreinen, Turiivercincn,
Kampsgrnosscnverciiieii) wird hier für den 7.
Februar, als den Zahrestag deS EinrnckenS der
deusschen Truppen in Flensburg, eine Feier
vorbcreitet.

Deutschtand.

Karlsruhe, 2. Febr. Se. Königl. Hoh.
der Großherzog haben Sich gnädigst be-
wogcn gefundeii, unterm 26. v. M. den Zagd-
junker Frhrn. Richard Böcklin von BöckUnsan
zn Orschweier, den Hofjunker Franz Frhrn.
v. Bodmann zu Bodmann, den Hofjnnkcr Au-
gust Frhrn. Gölcr von Raveusbnrg, zu Sulz-
feld, den Hofjnnker Emil Frhrn, v. Allhaus,
Legalionssecrelär zu ParlS, den Hojjnnker
Eduard von Gnlat-Welleilbiirg, Slaatsanwall
zn Baden, zu Kaimnerjuiikcrii, und den Frhrn.
Alfred Huber von Glcichenftein zu Rothweil
zum Hoijunker zu erncnnen.

Heidelberg, 2. Fcbr. Die anschei-
iiendc Verjöhnlichtert der Minister v. BiSmarck
und v, Eulenburg ift dcr eigenllichen feudalen
Pabtei iii Preußen zu weit gegailgcn (wie aus
deren Organe „dcr lllundschaner" und der „N.
Pr, (Kreuz-) Zeitung" hervorgeyl), Diese
halten in jeder Beziehung den alten feudalen
Standpnnkt fest, nder wclchen die Milltärpar-
tei, wenigsteiis in der deulichen Polilik, hinaus-
gcgängeii ist, Um dieje zunächst in Bezng äuf
die Elbherzogthümer auszuführcn, wurde die
Herstellüiig des innern Friedens eine Nvlh-
wendigkeil für das Ministerium. Diese Con-
sequenz aber weist die eigenlliche feudale Parlei
zurück; jie will die vorthcilyafte Stellnng,
wclche ste mit dcr Frage über die Armeereor-
ganijation gcwoniien, vollständig bis zur Ver-
nichtung der libcralen PMei ausbeutcn, Da
das Ministerium somit kiin Enlgegenkommen
gcsuiiden, jo wird ihm nichts nbrig bleiben,
als stch wieder ganz der KrenzzeitungSpartei
in die Arme zu werfen, Eine solche, Politik,
mi! welcher Hr, v, Bismarck allen seinen hoch-
fliegeuden Planen entsagen, und in die Politik
von Ollmütz einlenken möchte, hat um so

x vortesnngen im Mnstum,
(Fvrtsetznng,)

D-r Wahnfinn de« HerenaberglaiibcnS hat dem
stuchwürdigcn Versahren dcsJnqulsitionspro-
crsseS, d-S amtlichen SinschreiienS auf bloße
Vcrdächtigungcn und vagc Gerüchte hin Lhor und
Thür geöffnet. Gcistliche Jnquifitoren nahmen
ihren durch Branbpfähle bczeichneteu Wcg durch
das Land, und die Dcutschen, die cinst die rö-
mischen Ketzerrichter gar unfanft aus dcm Lande
getrieben, nahmcn fie als Hercnrichter mit offncn
Armen wicder auf.

EineS Bewelses der Hereret bedurfte man !
ntcht, weil, wtc dte Iurtstcn mtt lhrem ln solchen I
Dingen unfehlbarcn Sckarfsinn dcducirten, rin !
sokcher bet der Ungehcuerltchkelt deö VerbrechenS !
ganz unMögltch s-l. s

Hie und da that man cln Uebrlges, lndem man !
eine Hereuprobc anstcllte und z. B. die Angcfchul- !
digle ins Waffcr warf; blieb ffe mit Hilsc dcr
Henker über Wasscr, so war sie schulbig, denn daS
rctne Elcment des WafferS stieß sie von sich, sank
fie aber unter, so war das cin Zeichen der Un-

größere Wahrscheinlichkelt fnr stch, als 'die
Pnrtei, auf die er stch stützen muß, sür große
Nengcstqltnngen in der innern und äußern
Lage des Staats gleich unfähig ist.

N ÄUS Nsrddeurschland, 27. Jan.
Die beiden freien Slädie Hamburg und Bremen
werden in diesem Jahre Veranlassung nehmen,
den 1000jährigen TodeStag desjeuigen Glau-
benSboien zn begehen, welcher in ihren Mauern
und in der nordischcn Gegend überhaupl dem
Chrislcnthum von Deutschland aus Eingang
verjchaffte. Diejer „Apostel des Nordens" war
Ansgar. Der verlriebene König Haraid Klak
von Dänemark hatte sich zn Mainz taufen
lasscn nnd bei der Rnckkehr in seiff Land von
Kaiser Ludwig dem Frommen diesen Hrilsbolen
erhaltcn. Harald slarb, ohnc zur Regiernng
geiangt zu scin, und AnSgar kehrle zurück.
Anf schwedische Bitten um rhristiiche Lehren
sandte Ludwig 832 den Ansgär, «elcher abcr-
mals srenbig folgte. Zn Birca erhob jich die
erste nordische -Kirche, und Lndwig ernannte
AnSgar mil päpstlichcr Zustimmung zum Lijchos
von Hamburg und bestimmte dcn gLnzknstlordcu
zn seinem Sprcngel. Ansgar bcgann hicranf
wieder in Dänemark die Ausbreilung des
CristcnthnmS, Sein Sitz wurde von dem
srindjcligeii König Horik und, seincn wilden.
Schaaren übdrfallen und ansgeplnnderi. Lud-
wig der Fromme setzte ihn in jein ErzbiSthum
cin und nbcrtrug ihm noch dazu Bremen.
AnSgar gewann in der Folge noch daS Ver-
trauen Horil'S und auch in SchleSwig cntftand
eine Kirche. Zn Hamburg und Brcmen machte
daS Christenthum dnrch Allsgar bedentende,
Fortjchritte. AlS in Schweden Stillstand, ja
iiiückgang nnd Widerstanv ciiitrat, ging cr sclbst
wieder dahin und erhielt von König Oiav
schonende Aufnahine, jcdoch bei der Niißsiim-
mung des LolkeS gegen daS Christenihum, erst
nachdem das LooS zu Gnnsten dessclbcn ent-
schieden hatte, die Erlaiibniß zn freier Verkün-
dung dcsselben. Er starb im Zahr 8bü, aljo
vor tansend Zahren nach reich gesegneter Thä-
tigkeit unter den Bölkcrn deS NordenS, welche
sein Andenken s-giien.

Stuttgart, 31. Zan. Die dringenden
Vorlagen der zweiten Kammer nach Reorgani-
sation der Verwaitnng im Sinne einer Ver-
einfachung fanden gestern am Ministertisch eine
gnnstige Ansnahine, indem Zustizminisier von
Neuralh für sich und im Namm jeiner Col-

schuld. Eine audere Prvbe ging vvn der Anstcht
auS, dic Hercn ftien tcichter als cin gewöhnlichrr
Mensch. N°ch ini 18. Iahrbunderl v-rsich-rt- man
in Sicbcnbürgcu steif und sest, einc solche Frau
habe — 1 '/r Ouentchen g-w-gen. Es gab etne
besonder« berühmtc Herenwage, zu d-r nvch 17b4
Leute gcschickt wurden.

Unter den V-rdachtSgründm, aus dte hili esn
Versahrcn möglich war, genügt anzuführen: wcnn
Etne lang in deu Tag hiü-inschltes, fo war fie
vvn Hercntänzen crmüdet, wenn fle fl-ißig zur
Kirche ging, so war das eben so verdächttg, als
wrnn sie diesclbe gar nicht oder schl-cht bcsuchte,
denn ver Leufcl vcrlangte steißigcn Kirchcnbrsuch,
damit kein Verdacht -ntliehe!

FurchtsamcS Auftreten vor Gcricht überführte das
bösk Gcwiffcn, kine muthige Haltung bewteS Ber-
trauen auf die Hilfc dcs Tcuftlss

Der cntsrtzliche Mißbrauch der Folter hat wte
der ganzc Inquisiiionsproceß ers, in K-lze d-r
Hcrenproccsse fo surchtbar um sich gegriffen; denn
diese haben zur gcwchnhcUSmäßigrn Nichtachtung
dcr cinschränkenden Gesetze gksührt. Die Rcichs-
g-setzg-bung von 1LW und dtc peinltche HalS-
 
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