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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0255

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W-klberger Zeilung.

Krcisiicrküiiüigungsblatt sür den Kreis Heidelberg und aintliches Berlündigungsblutt für die Amts- nnd Aints-
Gerichtsbezirke Heidelbcrg und Wiesloch und öen Amtsgerichtsbezirk Neckargeinünü.

N» Zi«. Samstag. II Mär»

Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch sür den Monat
März mit 21 Kreuzern abonnircn bei allen
Postanstalten, dcn Boten und ZeitungSträgern,
sowie der Erpedition (Schiffgasse Nr. 4),

* Palitische lliiischa».

Bon Mannheim aus wird dic Mittheilung
des „Badischcn Beobachters", daß die dortigen
Schulen am Casino-Tage ohne besondere Ber-
anlassung geschlossen worden seien, für nichts
weniger als Erfindung und Lnge »om crsten
bis zum letzten Worte erklärt. Die Schulen
in Mannheim seien an dem gcnannten Casino-
Tage nicht geschlossen gewcsen, sondern es wurde
der Unterricht nngestört und unverkürzt, wie
an jedem anderen Tage, sortgesetzt; wie über-
haupt die Schulen uud Schulbehörden mit
der Casino--Agitation in Verbindung gebracht
werdcn wollen, ist nur dann begreiflich, wenn
inan weiß, daß den Gegncrn des Schulgesetzes
kein Mittel zu gering ist, um ihren Gift und
Geiser auszuleerein

Jn der BundeslagSsitzung vom 9. d, M. soll
eine neue Bewerbung um die Herrschaft über
Lauenburg zur Anzeige gekommen sein, und
zwar iin Namen der Herzogin von Nassau
(geb. Prinzeß von Anhalt.)

Die Berliner MontagSzeitnng meldet, die
Preußischen Kronsyiidici hätten stch zu Gunsten
der preußischen Erbansprüche auf dic Elbher-
zogthümer ausgesprochen.

Am 15. Zuni d. I. findet in Eisenach eine
Bersaminiung der Abgeordneten der cvangel.
Kirchenregierungen statt.

Die Unterzeichnung dcS Zollvertrags init
Oesterreich kann voraussichtlich vor acht Tagen
nicht erfolgen.

Mit Endc dieseS Ouartals wird die „Wochen-
schrift des Rationalvereins" zu erscheinen auf-
hören und dagegen ein neueS Blatt unter dem
Titel „Wochenblatt deS Nationalvercins" in
Fraiikfurt a. M. erscheinen.

Kaiser Napoleon erklärtc in dcm letzten Mi-
nisicrrathc, an einen Truppenabzng in Mexico
sci nicht zu denken, svlange daselbst die fran-
zösische Armee angagirt sei. Die uiigüiistigen
Nachrichten haben dic inexicanischc Anleihe auf
dcn Cours von Sl?/, herabgedrückt.

Die Telcgraphcnconferenz in Paris hat den
einhcitlichen Depeschentarif angenommen.

Die franzosische Bank hat den Disconto auf
N/r pEt. herabgesetzt.

" Mit der eben berichtcten Einnahme von
Charleston durch die Unionstruppen ist die
Wiege der Seccsston in die Hand des Nordcns
gekommen, und der Aufstand sclbst seinem Er-
löschen ein gutes Stück näher gerückt. Es sind
nun die Festungen und fast alle bedeutendere
Städte des Missijsippi und des SüdcnS über-
haupt nach einander gefallen, alle Häfen sind
blokirt, das Jnnere wird nach allen Richtungen
von unionistischen Armeecorps durchkreuzt und
aüe Flüsse sind den Kanonenbooten offen, auf
welchen daS Sternenbanner der Union flattert.
Richinond allcin wird nicht ewig widerstehen
können; dnrch jcden neuen Sieg der Bundcs-
truppen wird der Feuerkrels enger gezogen, der
diese Stadt einschließt. Eine von Lee gewon-
nene Schlacht kvnnte dem Norden noch weitcre
Opscr auferlegen, aber den Südcn könnte sie
aller menschlichen Boraussicht nach nicht mehr
retten. Zugleich gewinnen im Jnnern die Süd-
staaten, namentlich in Nordkarolina und Geor-
gien die Parteien, «clche den Frieden auf

Grundlage der Wiedcrhcrstellung der Nnion
wünschen, mit jedem Tage größrren Anhang.
Es ist bereits von eincm officiell ausgeschrie-
benen Convent die Redc, der nächstcns in Mil-
ladgeville in der offen auSgesprochencn Absicht
zusammentrcten soll, dcn Wiedereintritt von
Gcorgien in die Union zu Stande zu bringen.
Was unter allen diesen Uniständcn der angeb-
lich von Lee und Beauregard entworfene neue
Feldzugsplan: dic Knsten zu verlassen, die noch
übrigen größercn Städte preiSzugeben und die
jüdstaatlichen Truppcn im sreien Felde z» con-
centrircu, viel nützcn soll, ist schwer abzusehcn.

D e »> t s ch l » n d.

Karlsruhe, 9. März. Se. Kgl. Hohcit
der Großherzog habcn mit höchstcr Ent-
schließung auS großh. Staatsministerium vom
4. d. M. gnädigst geruht: der auf den Pro-
sessor Dr. von Babo gcsallcncn Wahl zum
Prorector der Universität Freiburg für daS
Studienjahr von Ostern 1865 bis dahin 1866
dic Höchste Bestätigung zn crtheilcn; dcn Me-
dicinalrath Fuchs in Heidelberg, ordcntlicheS
Mitglicd des Obermedicinalraths, nach KarlS-
ruhe zu verjetzen, mit der Obliegenheit, zu-
gleich an der landwirthschaftlichen Schule dcs
Polytechniknms vetcrinärwisscnjchaftliche Vor-
lesungen zu halten; dem Assistenz- und Bade-
arzt Fricdrich Feyerlin in Rippoldsau dcn
Charakter als Mcdicinalrath zu verleihcn.

Karlsruhe, 6. MLrz. Nach Znhalt des
Polizeistrafgesetzbuchs müssen die jetzt bestehcn-
de» Verordnungen für die einschlägigen
Gebiete binnen zwei Jahren wiederveröf-
fentlicht wcrden, sonst verliercn sie ihrc ver-
bindliche Kraft. Die dadurch nothwendig ge-
wordene Durchsicht der alten Bestimmungen ist
ein sehr weitläufigcs und schwierigeS, aber auch
sehr lohnendes Gcschäft, indcm dadurch cndlich
in dem unglaublichen Wust unserer bis in den
ersten Anfang dcs ZahrhundcrtS zurückreichen-
dcn Verwaltuiigsvorschriftcn Ordnung geschaf-
fen wird. l S. M.)

Karlsruhe, 8. März. Die „Karlsr. Z."
schreibt: Ein hochgeachteter StaatSmann un-
scrcs Landes wird auf eine Weise, sür wklche
sich nicht entfernt eine thatsächliche Nrsache fin-
den läßt, mit der Partei in Verbindung ge-
bracht, welche cine lärmende Agitation gcgen
dic Gesktze nnseres LandeS versucht hat. Der
frühere Präsident dcs Ministeriums des Jn-
nern hat zu vicle Ansprüche auf di- Achtung
und Dankbarkeit des LandeS sich in langjähri-
gem Wirken erworben, und sein Character liegt
zu offen da, als daß sich das Hereinziehen
seines Ramens für etwas Anderes als für eine
böswillige Erfindung halten läßt. WaS gcrade
die Stellung deS Frhrn. »on Stengel in der
Schulfrage bctrifft, so darf als bekannt ange-
nommen werden, daß sein festes Austreten in
dicser Frage bei dcn ConcordatSverhandlungen
bewirkt hat, daß zu Rom der rcin staatliche.
Character der VolkSschule nnd die Beschrän-
kung des geistlichen Regiments auf die Lcitung
des ReligionSunterrichts anerkannt wurde.

Karlsruhe, 9. MSrz. Dcr Vcrfaffer der
Corrcspondenzcn der Augsburger „Allgemeinen
Zeitung", welche wir in diesen Blättcrn wie-
derholt zu besprechen uns veranlaßt fanden,
kommt in ihrer Numnier vom 6. d. M. auf
unscre Erwiederung vom 1. zurück und führt
Bedingungen an*), unter dencn derselbe sein Jn-

«) D-r dliitgiertg- Eorrespendmt der AugSb. .Allg.
Zlg.- -rwiederl- nämtich in d-rs-lb-ni ,Jch -rklär-


! cognito einem Mitglied dcS großh. Staatsmini-
steriums gegcnüber, daS er für unsere Artikel
verankwortlich machen zu wollen scheiut, ab-
legen will.

Dem Correspondenten der „Allgem. Ztg."
konnte nicht entgehen, daß dem Verlangcn nach
vorgängigen Zusagen und Garanticn, wie cr
cS stellt, nichl entsprochen werdcn tann. Viel-
mehr dürste es die unzweideutige Pflicht jedes
öffentlichen Beamten sein, vorkommenden FallcS
die Verfolgung der Verfasser ähnlicher Angriffe
auf dic Ehre des Staats und der Regierung
dcm Gesetz und dcn Gerichtcn anheiinzugebcn.

Nach dcr Aufstellung unmöglich zu ersüllen-
der Ansinnen muß wohl darauf »crzichtet wer-
den, der öffentlichcn Beurtheilung einen Namen
überwiesen zu schcn, welcher den tranrigcn
Vorzug genicßen würde, mit dcr gröbsten Ent-
stcllung dcr Zuständc unseres Landes verbun-
den zn sein.

Wa« die Bezugnahme der fraglichen Corre-
spond-nz auf einen Vorgang in Betreff des
Prof. Schäffle angeht, so hat Letzterer bereits
in dcr „Allgem. Ztg." selbst dagcgen fich ver-
wahrt. Unseres Wisscns ist das gelehrte Mit-
glicd der würtcmbergischen Kammer wedcr mit
der Rcdactron der „Karlsruher Zeilung", noch
mit der badischen Regicrung jc in einen Con-
flict gerathen. (Karlsr. Z.)

* Hcidelberg, 8. März. (Proceß Lin-
d äu*) Forts. der Rede dcs H.Rcchtsanw. Mays.
Die Katholikcn, welchc die Psalz bewohnten,
erkaiinteii diesc Duldung an, sie fingen an,
sich übcr confessionellc Dinge zu vertragen und
zu vcrständigen. Ebcn sie bilden eincn be-
trächtlichen Theil deS Elcments iu unsercm
Landc, daS jede Störung dcs confeffivncllen
Friedens mit allem Nachdruck zurückweisen ge>
lernt hat, und so können wir sagen, die Jc-
suiten deS vor. JahrhundertS haben cs schlecht
mit uns gemeint, aber ein höherer Wille hat
ihren bösen Willen zum Gulen'gewendet.

Der Redner schildert nun die seit dcm Zu-
iaminciitritt dcr Bischöfc dcr obcrrh. Kirchcn-
provinz bcginnende Agitation dcr Hierarchie
gegcn den Slaat, dcren Ziel kein anderes sein
könne, als eine Superiorität katholisch - kirch-
licher Satzungen über die Gesetze dc« Staats
und jeden auderen Cultus. Als drastische Bei-
spiclc führt er aus dcr Encyclica und dem
Syllabus solgende Sätze an: im WidersWmch
mit welll. uiid kirchl. Gcsetz ist daS crfterc un-
gültig, dee Staat hat kein Recht auf die
Schule. Die Civilche ist als Vertrag nichtig.

DaS zeigt, waS es heißcn würdc, wenu eiu
Staat auf die Aiisprüchc diescr Hicrarchie ein-
gehcn wollte, wer daS gut heißt, der mag sich,
wie daS kürzlich auSgcsprochen wurde, sür einen
guten Katholiken halten, aber gewiß ist er ein
jchlcchtcr Bürger. (Bravo).

Dic Bcwegung ging weiler. Am 7. Novbr.
1853 mnßte die Regierung gegeu den Erz-
dischof eiiischreitcn und gewisse Maßregeln Ircf-
fen gegen „versllchte thatsächliche ElNgriffe in
die landeSH. Hoheitsrechte, und zur Sichernng
der dadurch gefährdelen StaalSordnung." Die

Jhncn ausdrücklich: ivcnn sich iür Frhrn. v. Noggen-
bach zwei -hrenhasl- MLmtrr vcrbürgen, daß er dem
Verfafser sür diescn beschimpsenden officiösen Arükel eine
Genuglhuung mil dcn Wassen in der Hand geben werde,
ohne ihn vorder dnrch einen polirischen Procetz unge-
sährlich zu machen. 1° wrrd ihm d-r V-rfasi-r s-in-n
Namen nennen. BlS dahin habr rch nicht Lust, ein
Prvsesiar Schäfst- il, v-rb-ff-r!ir Auflage zu werden."

") Wir müsien zunächst ein Versehen des SetzerS be-
richligcir, da -s iu Z-il- 7 der 2. Spalle d-S gisirigen
Arükels Parieistimmung st-n -insach Parlei h-iß-n
svll.
 
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