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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 Januar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0107

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Kreisnerkiiildigimgsblatt fiir den Kreis Heidelberg und amtliches Berkündigungsblatt fiir die Amts- und Antts-
Gerichtsbezirke Heidelberg und Wiesloch Lld dcn Amtsgerichtsbezirl Neckargemüud.

2S. Tmmtag, 2S Iau«ar 18SL.'

- - A«f die „HeidelLerger

Zeitung" kann man sich
noch fnr die Monate
Februar nnd Mäy mit 42 Kreuzern abonniren
dei allcn Postanstaltcn, den Boten und Zei-
tungSträgern, iowre der Expeditivn (Schiff-
gasfe Str. 4).

* Politische Uutschaii.

Der ' Wiener Correspondent der „Karlsri
Ztg." fchreibt, daß übcr den Znhalt der Ber-
iiner Änlwortsdepesche soviel verlaute, Prcusien
würde einwilligen, „ach Maßgabe dcs von
Oestcrreich gcmachten Vorschlag«, vorbehaltlich
unb uubejchadel dcr spälcrn Prnfung dcr Rechts-
frage, den faclischen Besitz an den Herzog von
Auguftenbuig zu übcrtragen, abcr unbedingt
darauf bcstehcn, daß vor der Bejitzübertragung
die vo» ihm (Preußeu) in dcn Herzogthümern
einzunehmcnoe Stellung vollständig geregett
wcroe, Es ist abzuwartcn, ob sich dieje Lcsart
bcstätigt, — Gleich Baycr» und Sachsen, »ur
i» noch stärkcren Ansdrücken des Vcrtranens,
hat jetzt auch Würtemberg sich nrucriichst mit
der Politik Oesterreichs in der schleSw,-holst.
Frage cinverstanden erklärt.

Dcr „Botschaftcr" vom 2S. bestätigt, daß
n. A. auch die würtembergische Regierung sich
neuestcnS veranlaßt gejehen habe, ihre Zustim-
mung zu der Haiiuug Oesterreichs iu dcr Her-
zogthümcrfrage zu erkennen zn gebcn, und daß
anch daS östcrreichijche Cabinet in der jüngsten
Zeil Vcraniassung gefunden habe, seine Besrie-
digung übcr dic Haltung der mittelstaatlichen
Cabinette auszusprechen.

Ein von Hrn. Prcdiger Hiepe in Wies-
baden angekündigter Vortrag übcr die pgpst-
liche Encyclica ist von herzogl. Poiizeidircction,
resp. herzoglichcn LandeSregierung, verboten
wordcn.

Die allgemeine deutsche Lehrerversamnilung
wird VVIN s. bis 8 Znni in Leipzig abge-
haltcn.

An Paris errcgt ein Artikel deS „Zouriial
des DebatS" übcr die kirchtiche Frage^großeS
Ausfehen. Das Blatt gelangt zu dem Schlnsse,
daß die Trennung der Kirchc und dcs SkaatS
eine Rothwendigkcit sei. Das officiöse Blatt
„Pays" vertritt im Sinne deS GallikaniSuiuS
die Ucberzeugungen dcr össcntlichcn Meinung
und die gcscllschaftlichcn Nothivendigkciten gegen
die Docirinen des der Encyclica zuneigenden
Theiles des französtschen Episcopats.

D e ii t s ch l a ii S.

Karisruhe, 27. Zan. DaS hcutc erschie-
ncne Rcgbl. Nr. s enthält eine Bekanntmachung
des großh. MinisteriumS des großh. Haujes
nnd der ausivärtigen Ängclegenheiten: den
StaatSvertrag zwischcn Baden und den Nicder-
landen über gegenseilige AuSlieserung von Ver-
brcchcrn bctrcfsend.

StUttgarr, 25. Zan. Nachdem schon s-it
einiger Zeit daS Gerücht von einer jchweren
Erkrankung des früheren MinisterS v. Linden
in der Stadt verbrcitet war, hören wir aus
sicherer Quellc, daß derselbc g-stcru ivegcn
Geistesstörung in die Heitanstalt Kemieburg
gebracht werden inußte.

Stuttgart, 25. Jan. I» dcr hcntigcn
Kammerjitzuiig wurdc mit der Berathung dcs
PciisionSgesetzeS bcgonneii. Rach dem Arl. 2
dcsselben. der erledigt wurdc, beträgt im Falle
der Pensioiiirung der Ruhegehalt bei angetre-
tenem zehnlen Dienstjahr 40 Prvz. der Besol-

4".

duug. Mit jedem Dienstjahr, bis zu dem 40.
einschliehlich, steigt derjetbe 1) um l?/, Proz.
auS dem Betrag dcr Besoldung bis cinschlicß-
lich 1200 fl., 2) nm l'/z Proz. auS dem Be-
träg der Besoldmig, welche 1200 fl. übersteigt.
Der höchste Betrag ciner Penston wird auf die
Summe von 3000 fl festgesetzt. — Jn der
gleichen Sitzung bcantwortete Hr. Minister
Varnbülcr die Zntcrpellation über dcn Bau dcr
Schwarzwakobahn dahin, daß er jetzt nur auf
dic demnächst erfvlgenden Eisenbahnbau-Vor-
lägen hinweifen könne. So viel könne er indeß
jetzt schon sägen, daß er die Oberneckarbahn im
Tyalweg fortzuführen beabsichtigc, daß er abcr
über die im Zngc befindlichcn und ihren W-
schlüsscn nahcn Verhandluiigcii mit den Rach-
barstaaten kcine AuSkunsl geben könne, um
ihnen nichl zu schaden.

Stuttgart, 28. Zanuar. Zn der ganzen
freisinnigen Presse unscrcs Landes habcn die
Redensarten, welche der sonst belieble CuituS-
minister v. Gvlther gegen die badische Regie-
rung glaubte führen zn dürfen, Anlaß zu
Widerlcgnngcn gegeben, wetche nicht sellcn
schlagend genug waren u»d daS Flickwerk des
ucucn Volksschulgejetzes i„ seiner gauzen Prin-
zipienlvsigkeil darstellten. Die badischen Re-
sormwcrke haben die ganze öffcnkliche Bieinung
in Würtemberg für sich.

Wiesbaden, 23. Jan. DaS Hof- und
AppellatioiiSgericht dahier hat den Procnrator
Dr. Braun von der Seitens der h. Landes-
rcgiernng erhobenen Anklage wegen Schmähmig
dieser Behördc sreigejprochen. Mit diesem frci-
sprechenden Erkenntniß endigt nunmchr der
zweite Feldzug gcgen dcn Procurator Dr. Braun,
»on welchem die schwarzen Blätter schon scit
ciniger Zeit berichteten, daß derselbc jichertich
die Unsähigkeit deS Angcklagtcn zum Wiedcr-
cintritt >n den Landtag zum Ergebniß haben
wcrde.

Kaffel, 25. Jan. Premierlieutenant von
Loßberg vom Zägerdataillon, welchcr den Slurm
aus Alscn »ütgcmacht, hat seinc ihm dasür vvm
KriegSgericht zucrkannte Strafe von 4 Wochcn
Arrest verbüß! und unmittelbar nach d-r Ver-
büßung scine» Abschicd cingereicht. (F. Z.)

Berli«, 24. Jan. (Schl.) Abg. Wagcner
(Neustrien) erhält daS Wort. Derjclbc beginnt
mit dcr Erklärung, daß er, da der Referent
leidenschaftSlos sich auSgelassen habe, in eben
jolcher Weisc anch seinerseitS sprechcn werde.
Dcr Adrcß-Antrag der Conservaliven sci kein
Schachzug ciner Partei, svndern cr gche hcrvor
LUS dcm loyalen Gcfühle, daß die von dem
Könige dem Abgeordnetenhauje gebotene Hand
nicht zurückgcwiesen werden dürfe. Der vom
Rcsercnten aiigejochtene Satz der Adrcssc jei
nichl eine Berufimg auf daS sachverftändigc
llriheil des KönigS, sondern auf dessen AuS-
spruch, welchcr allerdings wichtig, ja maßgebend
sei, da der König dcr oberstc KriegShcrr jei.
Es sei von nicht gering anzuschlagendcr Bedcn-
tung, daß der König in Perjon dcn Landkag
cröffnet habe, und dem gegenübcr geziemc sich
ciiie chrcrbietige Aeußcrung des HauscS. DaS
verfiosseue Jahr sei im Jnnern und nach Außen
so reich an erfrculichen Thatsachcn, daß Anlaß
genug vorliege für die VolkSvertretung, sich dar-
übcr der Krone gegenüber zu äußern. Wcnn daS
Abgeordnetenhaus den Wunsch hege, daß die
ärgsteu Ausläiifcr deS ConfiictS beseitigt wür-
dcn, dann sei eS j-tzt seine Sache, einen geeig-
neteii Schritt zu ihun, dcnn der König sci so
weit entgegcngekommen, wie -s übcrhaupt cinem
sonveräncn Fürsten, uiibejchadct seincr eigencn
Rcchte und Machtstellung. möglich sei. Ei»

s Pact, vermöge dessen die Reorganisation von
dem Hause, dagegen von der Regicrung daS
Budgctrccht deS HanseS in der von dicsem ge-
gebenen Znterpretation anerkannt würde, fci
nnthunlich, denn eine späier folgendc Majorität
könnte vielleicht wieder einen audcrn Standpunkl
einnchmen und vcrmöge eines solchen Budgct-
rechts auf's Ncue die H-ereseinrichtnngcn in
Frage stellen. Der Adreßentwurs dcr Kalho-
liken sei sehr würdig gehalten, und er, der
Redner, erkenne den Slandpunkt der Conscr-
vativen als keineSwegS von dem der Katholiken
jo schr wcik entfcrnt (Heiterkeit), indeß sei in
der Adrejse der Katholiken cin Wunsch dcr
Krone gegcnüber auSgesprochen, desscn UnanS-
sührbarkcit doch eben crst in der Thronredc
betont worden. Die Anschauuiigen der Ma-
jorität bcruhten auf dem Mißocrstehen deS
Staatsrechts, sowohl deS prcußischen, alS des-
jenigen andcrer Länder. DaS AbgeordnetenhauS
könne die Hand zur Berständigung bielen, ohne
scinen Rechten sür die Zukunst ein verhäng-
»itzvolleS Präjudiz ausgestcllt zu jehen, wohl
aber habe DerarligeS die Rcgierung zn besürch-
ten; das HauS könne lhatsächliche Concessionen
machen, während die Regierung. wenn sic mit
jolchcn zuvorkoinme, sich principiell sür alle Zcit
in'S Unrecht setzc. DaS HauS habe aber um so
mehr Anlaß, der Regicrung sich zu nähcrn, da
cs auf sinanzikllem Gebicle, wie aus dem der
äußeren Politik alle jeine Besürchltingen durch
die Umsichi der Rcgieruiig gehobcn sehe. Durch
die Hartnäckigkeii dcr däiiischcn Demokralic u»d
durch die Encrgie der preußischcn Regicrung sci
die schleSwig - holsteinlsche Sache so giücklich
dnrchgesührt, daß daö Abgcordnetcnhaus jctzt
gern die Regicrnng ais die Vollslreckerin sciiier
eigencn Beschlüsse betrachten wolle; er zweifle
nicht, daß daS HauS demnächst der Rcgierung
gern die Mittel dewilligen wcrde, welche dic
Vollstreckung seincr Rcgierung erfordert habe.
Das HauS mögc sich dem Vertraucn hingcden,
daß die Regierung gewiß alle irgend möglichen
Zugeständiiisse, namentiich zur Erlcichterung
der Militärlastcn, machen wcrde, sobald erst
daS HauS dic Rcchte dcr Krone offc» aner-
kannt habe; andercrseilS aber wolle man »och
nicht vergessen, daß fallS dcr Conflict noch
länger fortdanere und wachse, die Regierung
schlicßlich nichl umhin köiincn werde, sich ihrer
Macht zu erinnern. Er bitie nicht uin die
Annahine sciner Adrcffe, dciin er wisse, daß dic
Annahme doch nicht erfotgen werde. (Heiter-
keit.) — Der Minister dcS Jnnern, Gras
Enkenburg, nimml das Wort. Er wolle eS
nicht untcrlassen, der Genugthuung AuSdruck
zu geben, welchc dic Rcgierung darübcr em-
psinde, daß die heutige Vcrhandlung durchwcg
mit so großem Anstand (große Unruhe) und
in so maßvvller Weise geführt worde»; daran
sci die Regierung nicht mehr gewöhnt, man
criunerc sich besscrer Zeiten. ES sei richlig,
daß die Miiilärsrage dcr Kuotcnpunkt des ge-
genwärtigen ConflicleS sei. Aber die Regierung
habe diesen Slreitgcgenstand vorgefunden, nicht
herbeigeführt; stc würdc.dcnselben auch nicht
herbeigeführt haben, wenn da§ jctzige Mlniste-
rium frühcr seine Sitze eingenommsn hätte.
Aber was cS vorgesunden, das habe daS Mi-
nisterium »icht aufgeben können; die Stellun-
gen, in welche Regierung und AbgeordnetcnhauS
sich hineingedrängt sähc», möchten unerwünscht
sein, dic Rcgicrung abcr könne auS der ihrigen
nicht in der Weisc heranStrelen, daß ste die
Miiitärfrage aufgebe. Wäre der augeiiblickliche
saktische Zustand bejcitigt, sv würden auch seine
Consequenzen schwinden; wie aber möge maiz
 
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