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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 März
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Kreisiierkiindiglmgsblatt für üen Kreis Hciüelberg unü amtliches Terkünüigungsblatt für die Amts- md Amts-
Gerichtsbezirkc Heidelbcrg und Wiesloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünü.



Freitag. >7 März


18«;

* Politische Umschau.

Der „Bund" erklärt die Angabe des Wiener
„Wanderer", der schweizerijche Bundesrath habe
in Sache der Polen direct mit GeNeral Berg
correspondirt und demselben alle Emigranten
namhaft gcmacht, alS gänzlich aus der Luft
g-gnffkn.

Die Bayer. Ztg. bringt heute einc Art Recht-
fertigung des gegen die polnischen Flüchtlinge,
welche bekanntlich vor Kurzem mit Zwangspaß
aus München ausgewieseik wurden, beobachteten
Verfahrens. Das amtliche Blatt meint, daß
wenn einmal Unterstützungen an die unglück-
lichen Flüchtlinge von der Regierung ausge-
theilt worden seien, wozu natürlich auch die
Bewilligung des Lanvtages nothwendig gcwesen
wäre, bald Hunderte von Polen als Unter-
stützungsmaterial in Bayern verblieben sein
würden. Eine solche Last aber dürfe die Ne-
gierung der Staatskasse nicht auferlegen;
habe man sich der Polen entledigen müssen. —
Die Bayer. Ztg. vergißt, daß es sich hier nicht
um dauernde Geldunterstützungcn an die polni-
schen Flüchtlinge, sondern um ein Asyl für
die Uuglücklichen handeltc, das sie in die Lage
versetzt haben würde, sich selbst zu ernähren.
Uud auf dieses hatten die Polen vermöge dcs
allgemeinen Mcnschcnrechtes Anspruch.

Der Handclsvcrtrag zwischen Frankreich und
Schweden-Norwegen ist am 10. d. vom Könige
ratifizirt worden.

Juarez hat cinc Proclamatiou an das
merikanische Volk erlassen, in der es heißt:
„Getreu meiner Pflicht und meinem 'Gewissen
werde ich meine ganze Thatkraft mit der Unter-
stützung und Mitwirkung dcr Mexikaner zur
nationaleu' Verthcidigung aufbieten und das
mexicanische Banner hochhalten." Den Kaiser
Maximilian nennt Juarez einen Usurpator und
ein Werkzeug, ein freies Volk in die Ketten
der Sclaverei zu schlagen.

Die Rede des frühern Cultusministers Rou-
land (s. Nr. 63) geht wie ein electrischxr Strom
von Fraukrcichs Hauptstadl durchs Land, und
alle Blatter sind heute voll von ihr. Nouland
gehört zu den besten Kennern dcr betrcffcnden
Rechtsfragen; cr ist gallicanischcr Katholik; die
freie Kirche im freien Staate ist nicht sein
Jdeal, im Gegentheil, sie gilt ihm für den
revolutionären Pol, den er, gleicy' dem ultra-
montanen, als eine Gefahr fürs Vaterland

Uapoleons Vorrede zum Leben Iulius Cäsars.

(Fortsetzung.)

lieh, wic dic vorwaltendc ^ee auftusucken, dte
den Menscken handeln läßt. Diesrr Richtschiiur fol-
sck"cht 'ck^ch" ^ ^ ^^^ümer derjenigen Ge-

gangencr Zeitalter sammeln, ohne fie je nacb ihrer
philosophischen Bedeutsamkeit zu ordnen, und der-
art das TadelnSwerthc verherrlichen, und dasjenige
tn Schattcn ftelleu, was Licht verlangt. Nickt eine
ins Klcine gehende Darstellung der römticken Or-
ganisation kann uns die Dauer eines so großen
Reichcs begreiflich macheu, sondern das tiefe Stu-
dium des Geistes seiner Jnstitutioncn; so kann
uns auch nicht die genaue Auftählung aücr und
der geringsten Handlungen eines hervorragenden
Menschen das Geheimniß seiner Mächtigkeit ent-
hüllen, wo^abcr das aufmerksa^me ErforscheNb der

ge^unden Mensckenverstande mehr entgegen, als
thm alle Leidenschaften und Gefühle der Mittel-
mäßigkeit beizulegen? Was verkehrter, als die
Ueberlegenheit solcker bevorzugten Wesen zu ver-
kennen, die von Zeit zu Zeit in der Geschichte wie
Leuchtthurmlichter erscheinen, die Finsternisse ihrer '

scheut. Nouland ist aber der Ansicht, daß die
dcrmalige Gesetzgebuug Frankreichs dem Lünde
bei Weitem nicht zureichenden Schutz gewährc,
man daher ein neucs, schärfer gefaßteS Gesetz
machen müsse, damit die Ullramoutanen in
Zukuuft wüßten, mit den frauzösischen Rich-
tern sei nicht zu scherzen.

Deutschlnnd.

Heidelberg, 13. März. Während der
jetzigen Session des versammelten Gesammt-
reichsraths in Wien trat das Streben der par-
lamcntarischen Opposition in 2 Hauptfragen
am klarsten hcrvor, in der Budgetfrage und iu
der Frage über das Octroyiruugs - Recht dcr
Regierung. Es sind dies nur 2 Fragen, aber
sie umfassen so ziemlich das Wesentlichste von
Allem, was freistnnige Abgeordncte zum Schutze
der Verfassung zu vertreten haben, und inner-
halb der beschränkteu Competenz des öfterrei-
Gesammt-Reichsraths vertreten können. Jn der
einen Frage, welche das Octroyirungs - Recht
betrifft, handelt es sich um den Schutz der
jungen constitutionellen Einrichtungen auch zu
dcr Zeit, wo der RcichSrath nicht versammelt
ist; in dcr andcrn Fragc gilt cs die Entschei-
dung ob um den PreiS eincr raichen Berstän-
digung mit dcm Ministcrium statt der Ssiezial-
berathung über das Budgct, ohne jede weitere
Verhandlung der ministerielle Vorschlag, das
Budget nach cinem Aversal-Abstrich zu votiren,
angenommen werden solle. Jn letzterer Bezie-
hung hat sich bekanntlich das Ministerium be-
reitwillig gezcigt, das Ausgabe-Budget um 20
Millionen herabzusetzen, was jedoch vom Reichs-
rath nicht als ein Zugeständniß angenommen
wurde, und worüber dcshalb noch weitere Ver-
handlungen obschweben. — Weiter kommen in
Bczug auf Oesterreich noch in Frage die Zoll«
verhandlungen mit Preußen, die vor einigen
Wochen irrthümlich als abgebrochen erklärt
wurden. Die Unterzeichnung eines Zollvertrags
zwischen dem Zollvereine und Oesterreich soll
nun in einigen Tagen erfolgcn, sobald einige
formelle Anstände beseitigt sind. Dcr Vertrag
trägt übrigens überwicgend den Charakter eines
Zollcartells: Erhebliche Tarifänderungen enthält
er nicht, dagegen sind Unterhandlungen wegen
späterer, engerer Zolleinigung vorbehalten.

.'. Bom Neckar, 14. März. Für den
Kaiser der Franzosen ist der Verlust Moruy's

wir logisck, so werdkn wir auck gerecht sein.

Nur zu viele Gesckichtsschreibfr finden cs leickter,

... ...

ob er^ von Jugend auf nach der böcksten Gewalt
gestrebt habe. Wenn er gegen Sulla auftritt, mit
Ctcero uneins ist, fick mit Pompejus verbindet,
so thut er dies nur in Folge seiner weitfehenden
Scklauheit, welcke AlleS durchsckaut ^at^um AlleS

so thut er eS nur, um aus der Plünderung Reick- j
thümer (8uetoo 6se«sr XXll) und außerdem Sol- '

ein harter und eS dürfte besondcrS schwer fallen,
ihn in seiuer Stelle eines Präsidenten des ge-
setzgebenden Körpers zu crsetzen. Morny nahm
bekanntlich einen sehr thätigen Anthcil an dem
Staatsstreich, zu deffen Ausführung er in
der Nacht vom 1. auf den 2. Dccember zum
Miuistcr des Jnnern ernannt wurde. Außer
. dem Marschall Niagnan , der damals Ober-
commaudant von Paris war und Maupas, dcr
als Polizeipräfect figurirte und Byera, der,
ohne gerade in alle Geheimnisse eingeweiht zu
sein, alS Chef dcs Generalstabs der National-
garde eine wichtige Nolle spielte, siud nunmehr
nacb dem Tode beS Herzogs von Morny alle
Persönlichkeiten, die bei der gewaltsamen
Geburt des zweiten Kaiserreichs eiue hervor-
rageude Rolle spielten. für immer dahin ge-
gangen. — Jn den Tuilerien wird diese Woche
ein großes Fest stattfinden. Man will näm-
lich den Geburtstag des kaiserlichen Prinzen,
der in sein zehntcs Jahr tritt, mit großem
Glanze seiern. — Die französischen LancierS
sollen jetzt solche Lanzen erhalten, wie sie in
Mexico üblich sind. Man hat nämlich dort
Gelegenhcit gehabt, die Vortrefflichkeit dieser
mexicanischen Waffe kennen zu lernen. Das
gelbe Fieber und die Strapazen, denen viele
Tausende erlagen, waren aber nicht vortrefflich.

Aus der Pfalz, 13. März. Die General-
versammlung des protestantischen Vereins dcr
Pfalz hat am 3. Dez. v. I. eine auf daS
Werk L-cheukels: „Das Charakterbild Jesu"
bezügliche Resolution crlaffen, wodurch die An-
erkennung und Zustimmung Seitens der weit
überwiegenden Mehrheit der pfälzer Protestan-
ten in kräftigen, warmen Worten ausgesprochen
wurde. Zwer und neunzig fromme Pfarrer der
Pfalz hielten sich vor ein Paar Tagen für be-
rufen und berechtigt, durch eine Art von Bann-
fluch gegen Profeffor Schenkel dem protestan-
tischen Verein der Pfalz auf seiue Resolulion
zu erwidern, indem sie Herrn Dr. Schenkel
seiner Stelle als Lehrer der Theologie für un-
würdig und sein Werk für eine „Schmach
Christi" erklärten. Haben denn diese frommen
Herren Pfarrcr in ihrem geistlichen Uebermuth
uud ihrem weltlichen Uumuthe über ihre
Niederlagen in unserem Kircheustreite verges-
sen, Laß sie durch ihreu Protest gegen das Buch
Schenkel's einen der Grundpfeiler des Prote-
stautismus, das Necht der freien Forschung,
zu vernichten. alS umgckehrte Prometheusse oas

daten zu erlangen, dic seincn Planen ergeben find;
i wenn er das Meer übersckreitet, nm die Adler
i Roms in ungekannte Länder zu tragen, deren
! Eroberung aber diejenige Galliens sicker stellen
soll, so soll er dies thun, um Perlen zu sucken,
die, wie man wähnte, die Meere GroßbritannienS
bargen. Wenn er nack dem Siege über die furckt-
baren Feinde Italiens jenseit der Alpen einen
Feldzug gegen die Parther beabsichtigt, um die
Niederlage ecs Craffus auszuwetzen, so thut er
dies, wie gewissc Sckriftsteller sagen, weil Thätig-
keit seinem Wesen entsprach und er fich im Kclde
gesunder fühlte; wenn er vom Senate als Dank
einen Lorbeerkranz annimmt und ihn mit Stolz
trägt,^so thut er dies, um seinen kahlen Scheitel

weil er fich zum Könige macken wollte, als vb rr
für seine Zeitgenossen, wie für die Nachwelt, nicht
größer gewesen wäre, als alle Könige. DaS sind
scit Sueton und Plutarck die böswilligen Aus-
Kgmigen^die man mit Wohl^fa^en den edelstcn

(Schluß folgt.)
 
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