werde, als wenn dieS nicht so viel hieße, als
keinen Anschluß oder ihn unter Bcdingungen
wollcn, auf die Prcußen lüemals eingehen
könnte. Denn das ist klar, bei der jetzigen
Stimmung des Volkes würden bei einer Neu-
wahl in der Majorität Männer erwahlt wcr-
den, die den Anschluß nicht wollen. — Die
„Kieler Ztg." dagegen briugt einen Ltitartikcl
über „das politische Lcben unseres Landes",
welcher in die Folgerung auSlauft, daß sich in
den Herzvgthümern folgende vier Parteien
scheiden: 1) der Anuexionisten, wie sie in der
17er Adrefse Ausdruck gefunden hat; 2) der
Partei, welche den Anschluß (nicht die Annerion)
an Preußen fordert um jcdcn Preis; 3) dcr
Partei, welche den Anschluß an Preußen be-
sürwortet unter Wahrung der Mitbestimmung
des Landes; endlich 4) der sogen Particula-
ristcn. welche den Anichluß an Preußcn ver-
werfen. Die „Kieler Ztg." setzt hinzu: Welche
Partei die machtigste und wirksamste im Landc
sein wird, wagen wir nicht zu entscheiden; wir
zu unserm Thcil entscheiden uns ohne Kampf
für die Schattirung, welche die Befriedigung
der deutsch-nationalen Wünsche und Bedürfnisse
durch den Anschlnß an Preußen und die Wah-
rung nicht allein unserer innercn. Selbststän-
digkeit, sondern auch der Mitwirkung bei der
Festsiellung des künftigcn Verhältnisses der
Herzogthümcr zu Preußen und Dcutschland sich
um höchsten politischen Ziel sctzt!
D e u t f ch l a n d.
— Heidelberg, 6. Februar. Der „Bad.
Beobachter" ist unzufrieden mit dem officiösen
Artikel der „Karlsr. Ztg.", welcher über die
„wandernden Castno's" und die auf denselbcn
beschlossenen Adresscn und Deputationen sich
ausspricht. Zu Gunstcn der Versammlungen
beruft er stch apf daS den Katholiken, wic allen
Staatsbürgern, zu 'gut kommende Versamm-
lungsrecht, und bezüglich der Adresscn unid
Deputationen kommt ihm ein Ausspruch des
früheren Ministers Winter zu Statten, welcher
cs alö einen Vorzug Badens betrachtet, daß
hier immcr das Recht dcr Bitte, auch bei dem
Landesfürsten, geheiligt war. Allein man kann
nicht einsehen, wie dieses Alles zu einem Zeüg-
niß gegen die Regierung und ihre jüngsten
Mäßnahmen dienen könnte. Die Versammlnn-
gen dcr' ultramontanen Katholiken, so verwerf-
lich auch die Zwecke derjelben waren, stnd bis
jetzt in keiner Weise gehindert worden und
wcrden auch niemals gehindert werden, so lange
ste nicbt zu staatsgefährlichen Coalitionen auS-
arten nnd dem Strafgesetze verfallen. Ebenso-
wenig ist der Entrverfung und Nnterzeichnnng
von Aoressen, obglcich dieselben gegen ein auf
verfafsungsmäßigem Wege zu Standc gekom-
menes Gesetz gerichtet waren, ein Verbot ent-
gegengesetzt worden; und sogar die zur Ueber-
'reichnng dieser Adressen erwählten Deputatio-
nen crhielten ungehinderten Zutritt zu dem
Fürsten, dem sie cinen Verfassungsbruch zuzu-
muthen die Frechheit hatten. Nachdem aber
einmal der abgefeimte Plän zu Tage getreten
war, durch einc organisirte Rcihensolge zahl-
loser kleiner Deputationen aus allen Theilen
des Landes den langmüthigcn Fürsten unauf-
hörlich zu belästigen und ihm dadurch das ucue
Schulgesetz wo möglich recht widerwärtig zu
machen: da war der Zcitpuukt gckommen,
einer solchen Unverschämtheit endlich ein Ziel
zu setzen. Aber auch dies hätte wieder in
keiner milderen Weise geschehen könncn, als
es wirklich geschehen ist, indem mgn den De-
putationen zwar gestattete, ihre Adressen bei der
betrcffenden Stelle abzugeben, ihnen abcr den
persvnlichen Zntritt versagte. Man kann sich
nur freuen, daß eine der ersten Dcputationen,
welche von piescr Maßregel getroffen wurden,
gerade diejenige war, die aus hochstehendcn
Führern der ultramontanen Partei besiand und
von ihrem persönlicheu Eindruck auf den Für-
sten sich besonders viel vcrsprochcn haben mochte.
So ist denn also auch dieser Sturm nicht nur
vollständig abgeschlagen, sondern er hat sich
auch in seinen Folgen gcgen die Urheber selber
gerichtet ,und ihnen eine Niedcrlage beigebracht,
von der ste sich schwer erholen wcrden. Dcm
„Bad. Beob." und seinen Collegen gönncn wir
es gber gern, jetzt Klagelieder anzustimmen,
nachdem ihnen der Text zu den Freudenpsalmen
abhanden gekommeu ist.
Äarlsruhe, 1. Fcbr. Wie die „Karlsr.
Ztg." schreibt, wcrden dic Befuguiffe der pro-
testantischen Kirche in Betreff der Bilduilg üer
Geistlichen irrthümlich aufgefaßt. Uutcr Bezug
auf die §§ 8, 9 und 17 des GcsctzeS vom 9.
October 1860, demzufolge der letztere § alle
mit dem Gesetz nicht vcreinbaren Gesetze uud
Derordnungen für aufgehoben erklärt, folgt mit
Unzweifelhaftigkeit, daß die Verpflichtung, ein
Prediger- oder Pricsterseminar zu besuchcn, auf
einer Vcrordnung dcs Staats nicht mehr be-
ruht, und daß frühcre Bestimmungen, welche
von der Staatsregicrung vor 1860 ergingcn,
ihren staatlichen Charakter verloren haben. Der
-Ltaat sclbst verlangt nur den Nachweis der
Vorbildung, wic sie auf Lyceen erlangt wird,
und den Besuch einiger allgemein wiffenschaft-
lichen Collegien auf der Universität. Die Er-
forderniffe der theologischen ' Fachbildung be-
stimmt die Kirchc. Die Staatsinstitute, die
daffär in Heidelberg und Freiburg bestehen, er-
hält dcr Staat in erster Reihe nur im Jnter-
effe der Kirche.
Ar-ankfurr, 2. Febr. Die in der Bundes-
tagssitzung vom 19. v. M. von Sachseu abge-
gebene Erklärung über den Entwurf eines
Nachdrucksgcsetzcs lautet wörtlich: „Die kgl.
Regierung hat in dem Entwurf im Allgemei-
nen einen zweifelloscn Forlschrilt auf dem Ge-
biet dieser schwierigen Malerie zu begrüßen,
wodurch manche Unklarheir beseitigt und manche
Lückc ausgefüllt wird. Sie ist daher bereit,
denselben unter der Voraussetzung. daß wenig-
stens ein großer Theil der für den literarischen
Verkehr wichtigen deutschen ^taaten das Gleiche
thue, anzunehmen. Jndessen wird der Ausfüh-
rung, nach ihrer Ansicht, jedenfalls noch eine
Vcrständigung der beitretenden Staaten über
zwci in dem Entwurf nicht berücksichtigte Punkte
vorausgehen müssen, deren glcichförmige ver-
tragSmäßige Erledigung von der größten prac-
tischen Wichtigkeit für den literarischen und
bnchhändlerischen Verkehr ist. Diesc beiden
Punkte sind: 1) dic allgemeinc Annahme des
in Sachseri und in Preußen practijch vollständig
bewährlen Systems der stänoigeu Sachvcrstän-
digenvereine; 2) die Errichtung einer allgemei-
nen deutschen Eintragsrolle. Die Erreichung
ciner Verftändigung über diese Punkte vor der
wirklichen Annahme des Gesetzes scheint uner-
läßlich. Wenn nun zu diesem Ende jedenfalls
eine nochmaligc Conferenz von Vertretern der
zur Annahmc im Allgemeinen bereiten Staaten
erforderlich wcrden dürfte, bei welcher man die
Theilnahme einigcr den einschlagcnden Berufs-
kreisen angehörigen Personen als förderlich zu
bezeichnen hättc, so wird es wohl auch möglich
sein, dabei noch auf einige Punkte des Entwürfs
selbst zurückzukommen, dercn Abänderung der
kgl. sächsischen Regierung sehr wünschenswerth
erscheint. Dieselben sind, neben manchen weni-
gcr wichtigen Bemerkungen, sämmtlich in dem
den Bundesregierungcn bekannten Bericht des
2lusschuffes'des Börsenvereins deutscher Buch-
händler enthalten, und es sind darunter nament-
lich solgende hervorzuheben: die Forderung, daß
die Angabe dcr Quelle eine „deutliche" sein
müsse; .die Forderung der Neuerung der Autor-
namen in Anthologieen; die Verlängerung der
Schutzfrist im § 9 von drei auf fünf Jahre.
Daß die Frist im § 16 von drci Zahren auf
. fünf Jahre zu verlängern ist, crscheint wohl
als kaum zu bestreitende Folge der Annahme
des auf deu denselben Gegenstand bezüglichen
VertrageS mit Frankrcich durch sammtliche
Staaten des Zollvereins." (Die übrigen Punkte
sind ohne Mitthcilung dcr Wortlaute der ange-
zogencn Paragraphen des Entwurfs unverständ-
lich; sie betreffcn Zusätze, Streichung rc.) Die
Erklärung wurde dem betreffenden Ausschuß
zugewiesen.
Stuttgart, 1. Fcbr.' Es gehen bci der
Kammer m verschiedenen Landesthejlcn litho-
graphirte Bittschriften fnr Beibehaltung dcr
Todesstrafe ein. Die Bittschriftcn für und
gegen werden in nächster Woche in Verbindung
der Motion des Abg. Becher gegcn die TodeS-
strafe anf die Tagcsordnnng kommen. — Der
Abg. Fetzer brachte eine Motion auf Auchebnng
der Kreisregierungen ein.
Kafsel, 4. Febr. Einc heute Mittag in
Friedrich Oetkers Wohnuug stattgehabte Zu-
sammenkunft von 10 Personen, welche die
Gründung eines Vaterlandsvereines und den
Beitritt zum Natioualverein besprechen wollten,
ist polizeilich aufgelöst wordeu.
.Berlin, 3. Febr. Die Meistbetheiligtcn
der preußischcn Dank nahmen heute einstimmig
den Vorschlag dcs Handelsministers zur Er-
richtung von Filialbankanstalten in anderen
deutschen Städten und die dadurch bedingten
Modificationen der betreffenden Bestimmungen
der Bankordnuug, namentlich der §§ 2 und
5, an.
Hamburg, 4. Febr. Nach der heute hier
eingetroffenen „Bcrlingske Tidende" sind drei
Führer der demokratischen Partei dcr Bauern-
freunde unter Protest wegcn Nichtannahme dcr
vou Christensen vorgeschlagenen Tagcsordnung
aus dcr Reichsrathskammer geschieden. Wahr-
.scheinlich werden Andere nachfolgen, um das
Folkething unvollzählig zu machen. — Das
Befinden des Prinzen Zohann ist beffer.
Aus Meckleuburg-Schwerin, 4. Febr.
Auch bei uns beginnl es zu tagen. Zweihundert
ansäffige Maurer - und Zimmergesellen in
Schwerin haben in einer Eingabe an den
Großherzog um Einführung vollständiger Ge-
werbefreihcit und Bcseitigung aller Zunftfeffeln
gebeten. Sie haben weitläufig motivirt, daß die
Zunftrollen ihncn nur Pflichten auferlegten und
keine Nechte gewährten, und daß sie von dem
fixirten Tagelohn, selbst wenw sie volle 9Mo-
nate hindurch Arbeit hätten, nicht leben könn-
ten. Der Großhcrzog hat dcm Ministcrium des
Jnnern die Eingabe überwicsen. Die Sache
macht hier großcs Aufsehen.
K r a rr k r e i ch.
Puris, 31. Zan. Thouvenel hat an die
„Patrie" folgendes Schreiben gcrichtet:
^ „Herr Redacteur!^ Jch fühlc mich weqen^der AuS,
I t a l i e n
Turin, 29. Jan. Der Justizminister hat
folgende drei Fragen an den Staatsrath ge-
richtet: 1) Ob es den Gesetzen des Reiches
und den Vorrcchten der Krone gemäß sci, daß
die Rcgierung dcr letzten päpstlichen Encyclica
das Exequatur vcrleihe, indcm sie die Artikel
besonders bezeichnet, welche Kraft dcr crwähnten
Gesetze und Vorrechte vcrtreten werden können?
2) Ob die Bischöfe, welche die päpstliche Ency-
clica veröffentlicht und mit cinem Conunentar
begleitct haben, uoch che sie die Bewilligung
dazu erhalten, vor dem Gesetze verantwortlich
sind? 3) Ob die Vcröffcntlichung der Ency-
clica mit Berücksichtigung dcr dem Lande ge-
währten Preßfreiheit ohne Vcrletzung der ver-
faffungsmäßigen Rechte gestattet wcrden könne?
S V a n i e n
Madrid, 3. Fcbr. Nach der „Epoca"
wird Pareja von Chili wegen dessen Haltung
in der peruanischen Frage Satisfaction vcr-
langen.
A ln e r i k a.
Neuyork, 21. Jan. Der Süden, ohgleich
durch dic lctzten Erfolge des Nordens beun-
ruhigt, verräth doch keine Neigung zum Auf-
geben des Kampes. Admiral Porter bestätigt
dic Näumung des Forts Smith Seitcns der
Conföderirten. Der „Richmond Examiner"
sieht die Einnahme Wilmingtons voraus. Eine
Staatsconvention in Tcnnessee hat die Seces-
siönserklärung widerrufen und oie Abschaffung
der Sclavcrei beschloffen. Das canadische Par-
lament ist eröffnct worden.
Neuyork, 25. Jan. Die Rebellen sprcngten
die Forts Caswell, Cean und Campell in die
Luft, auch zwei Dampfer, man glaubt Chica-
manga und Talahaffa. Portdr gedenkt baldigst
Wilmington zu bcsetzen. Sherman marschirt
auf Charlestown oder Branchville. Die Bundes-
keinen Anschluß oder ihn unter Bcdingungen
wollcn, auf die Prcußen lüemals eingehen
könnte. Denn das ist klar, bei der jetzigen
Stimmung des Volkes würden bei einer Neu-
wahl in der Majorität Männer erwahlt wcr-
den, die den Anschluß nicht wollen. — Die
„Kieler Ztg." dagegen briugt einen Ltitartikcl
über „das politische Lcben unseres Landes",
welcher in die Folgerung auSlauft, daß sich in
den Herzvgthümern folgende vier Parteien
scheiden: 1) der Anuexionisten, wie sie in der
17er Adrefse Ausdruck gefunden hat; 2) der
Partei, welche den Anschluß (nicht die Annerion)
an Preußen fordert um jcdcn Preis; 3) dcr
Partei, welche den Anschluß an Preußen be-
sürwortet unter Wahrung der Mitbestimmung
des Landes; endlich 4) der sogen Particula-
ristcn. welche den Anichluß an Preußcn ver-
werfen. Die „Kieler Ztg." setzt hinzu: Welche
Partei die machtigste und wirksamste im Landc
sein wird, wagen wir nicht zu entscheiden; wir
zu unserm Thcil entscheiden uns ohne Kampf
für die Schattirung, welche die Befriedigung
der deutsch-nationalen Wünsche und Bedürfnisse
durch den Anschlnß an Preußen und die Wah-
rung nicht allein unserer innercn. Selbststän-
digkeit, sondern auch der Mitwirkung bei der
Festsiellung des künftigcn Verhältnisses der
Herzogthümcr zu Preußen und Dcutschland sich
um höchsten politischen Ziel sctzt!
D e u t f ch l a n d.
— Heidelberg, 6. Februar. Der „Bad.
Beobachter" ist unzufrieden mit dem officiösen
Artikel der „Karlsr. Ztg.", welcher über die
„wandernden Castno's" und die auf denselbcn
beschlossenen Adresscn und Deputationen sich
ausspricht. Zu Gunstcn der Versammlungen
beruft er stch apf daS den Katholiken, wic allen
Staatsbürgern, zu 'gut kommende Versamm-
lungsrecht, und bezüglich der Adresscn unid
Deputationen kommt ihm ein Ausspruch des
früheren Ministers Winter zu Statten, welcher
cs alö einen Vorzug Badens betrachtet, daß
hier immcr das Recht dcr Bitte, auch bei dem
Landesfürsten, geheiligt war. Allein man kann
nicht einsehen, wie dieses Alles zu einem Zeüg-
niß gegen die Regierung und ihre jüngsten
Mäßnahmen dienen könnte. Die Versammlnn-
gen dcr' ultramontanen Katholiken, so verwerf-
lich auch die Zwecke derjelben waren, stnd bis
jetzt in keiner Weise gehindert worden und
wcrden auch niemals gehindert werden, so lange
ste nicbt zu staatsgefährlichen Coalitionen auS-
arten nnd dem Strafgesetze verfallen. Ebenso-
wenig ist der Entrverfung und Nnterzeichnnng
von Aoressen, obglcich dieselben gegen ein auf
verfafsungsmäßigem Wege zu Standc gekom-
menes Gesetz gerichtet waren, ein Verbot ent-
gegengesetzt worden; und sogar die zur Ueber-
'reichnng dieser Adressen erwählten Deputatio-
nen crhielten ungehinderten Zutritt zu dem
Fürsten, dem sie cinen Verfassungsbruch zuzu-
muthen die Frechheit hatten. Nachdem aber
einmal der abgefeimte Plän zu Tage getreten
war, durch einc organisirte Rcihensolge zahl-
loser kleiner Deputationen aus allen Theilen
des Landes den langmüthigcn Fürsten unauf-
hörlich zu belästigen und ihm dadurch das ucue
Schulgesetz wo möglich recht widerwärtig zu
machen: da war der Zcitpuukt gckommen,
einer solchen Unverschämtheit endlich ein Ziel
zu setzen. Aber auch dies hätte wieder in
keiner milderen Weise geschehen könncn, als
es wirklich geschehen ist, indem mgn den De-
putationen zwar gestattete, ihre Adressen bei der
betrcffenden Stelle abzugeben, ihnen abcr den
persvnlichen Zntritt versagte. Man kann sich
nur freuen, daß eine der ersten Dcputationen,
welche von piescr Maßregel getroffen wurden,
gerade diejenige war, die aus hochstehendcn
Führern der ultramontanen Partei besiand und
von ihrem persönlicheu Eindruck auf den Für-
sten sich besonders viel vcrsprochcn haben mochte.
So ist denn also auch dieser Sturm nicht nur
vollständig abgeschlagen, sondern er hat sich
auch in seinen Folgen gcgen die Urheber selber
gerichtet ,und ihnen eine Niedcrlage beigebracht,
von der ste sich schwer erholen wcrden. Dcm
„Bad. Beob." und seinen Collegen gönncn wir
es gber gern, jetzt Klagelieder anzustimmen,
nachdem ihnen der Text zu den Freudenpsalmen
abhanden gekommeu ist.
Äarlsruhe, 1. Fcbr. Wie die „Karlsr.
Ztg." schreibt, wcrden dic Befuguiffe der pro-
testantischen Kirche in Betreff der Bilduilg üer
Geistlichen irrthümlich aufgefaßt. Uutcr Bezug
auf die §§ 8, 9 und 17 des GcsctzeS vom 9.
October 1860, demzufolge der letztere § alle
mit dem Gesetz nicht vcreinbaren Gesetze uud
Derordnungen für aufgehoben erklärt, folgt mit
Unzweifelhaftigkeit, daß die Verpflichtung, ein
Prediger- oder Pricsterseminar zu besuchcn, auf
einer Vcrordnung dcs Staats nicht mehr be-
ruht, und daß frühcre Bestimmungen, welche
von der Staatsregicrung vor 1860 ergingcn,
ihren staatlichen Charakter verloren haben. Der
-Ltaat sclbst verlangt nur den Nachweis der
Vorbildung, wic sie auf Lyceen erlangt wird,
und den Besuch einiger allgemein wiffenschaft-
lichen Collegien auf der Universität. Die Er-
forderniffe der theologischen ' Fachbildung be-
stimmt die Kirchc. Die Staatsinstitute, die
daffär in Heidelberg und Freiburg bestehen, er-
hält dcr Staat in erster Reihe nur im Jnter-
effe der Kirche.
Ar-ankfurr, 2. Febr. Die in der Bundes-
tagssitzung vom 19. v. M. von Sachseu abge-
gebene Erklärung über den Entwurf eines
Nachdrucksgcsetzcs lautet wörtlich: „Die kgl.
Regierung hat in dem Entwurf im Allgemei-
nen einen zweifelloscn Forlschrilt auf dem Ge-
biet dieser schwierigen Malerie zu begrüßen,
wodurch manche Unklarheir beseitigt und manche
Lückc ausgefüllt wird. Sie ist daher bereit,
denselben unter der Voraussetzung. daß wenig-
stens ein großer Theil der für den literarischen
Verkehr wichtigen deutschen ^taaten das Gleiche
thue, anzunehmen. Jndessen wird der Ausfüh-
rung, nach ihrer Ansicht, jedenfalls noch eine
Vcrständigung der beitretenden Staaten über
zwci in dem Entwurf nicht berücksichtigte Punkte
vorausgehen müssen, deren glcichförmige ver-
tragSmäßige Erledigung von der größten prac-
tischen Wichtigkeit für den literarischen und
bnchhändlerischen Verkehr ist. Diesc beiden
Punkte sind: 1) dic allgemeinc Annahme des
in Sachseri und in Preußen practijch vollständig
bewährlen Systems der stänoigeu Sachvcrstän-
digenvereine; 2) die Errichtung einer allgemei-
nen deutschen Eintragsrolle. Die Erreichung
ciner Verftändigung über diese Punkte vor der
wirklichen Annahme des Gesetzes scheint uner-
läßlich. Wenn nun zu diesem Ende jedenfalls
eine nochmaligc Conferenz von Vertretern der
zur Annahmc im Allgemeinen bereiten Staaten
erforderlich wcrden dürfte, bei welcher man die
Theilnahme einigcr den einschlagcnden Berufs-
kreisen angehörigen Personen als förderlich zu
bezeichnen hättc, so wird es wohl auch möglich
sein, dabei noch auf einige Punkte des Entwürfs
selbst zurückzukommen, dercn Abänderung der
kgl. sächsischen Regierung sehr wünschenswerth
erscheint. Dieselben sind, neben manchen weni-
gcr wichtigen Bemerkungen, sämmtlich in dem
den Bundesregierungcn bekannten Bericht des
2lusschuffes'des Börsenvereins deutscher Buch-
händler enthalten, und es sind darunter nament-
lich solgende hervorzuheben: die Forderung, daß
die Angabe dcr Quelle eine „deutliche" sein
müsse; .die Forderung der Neuerung der Autor-
namen in Anthologieen; die Verlängerung der
Schutzfrist im § 9 von drei auf fünf Jahre.
Daß die Frist im § 16 von drci Zahren auf
. fünf Jahre zu verlängern ist, crscheint wohl
als kaum zu bestreitende Folge der Annahme
des auf deu denselben Gegenstand bezüglichen
VertrageS mit Frankrcich durch sammtliche
Staaten des Zollvereins." (Die übrigen Punkte
sind ohne Mitthcilung dcr Wortlaute der ange-
zogencn Paragraphen des Entwurfs unverständ-
lich; sie betreffcn Zusätze, Streichung rc.) Die
Erklärung wurde dem betreffenden Ausschuß
zugewiesen.
Stuttgart, 1. Fcbr.' Es gehen bci der
Kammer m verschiedenen Landesthejlcn litho-
graphirte Bittschriften fnr Beibehaltung dcr
Todesstrafe ein. Die Bittschriftcn für und
gegen werden in nächster Woche in Verbindung
der Motion des Abg. Becher gegcn die TodeS-
strafe anf die Tagcsordnnng kommen. — Der
Abg. Fetzer brachte eine Motion auf Auchebnng
der Kreisregierungen ein.
Kafsel, 4. Febr. Einc heute Mittag in
Friedrich Oetkers Wohnuug stattgehabte Zu-
sammenkunft von 10 Personen, welche die
Gründung eines Vaterlandsvereines und den
Beitritt zum Natioualverein besprechen wollten,
ist polizeilich aufgelöst wordeu.
.Berlin, 3. Febr. Die Meistbetheiligtcn
der preußischcn Dank nahmen heute einstimmig
den Vorschlag dcs Handelsministers zur Er-
richtung von Filialbankanstalten in anderen
deutschen Städten und die dadurch bedingten
Modificationen der betreffenden Bestimmungen
der Bankordnuug, namentlich der §§ 2 und
5, an.
Hamburg, 4. Febr. Nach der heute hier
eingetroffenen „Bcrlingske Tidende" sind drei
Führer der demokratischen Partei dcr Bauern-
freunde unter Protest wegcn Nichtannahme dcr
vou Christensen vorgeschlagenen Tagcsordnung
aus dcr Reichsrathskammer geschieden. Wahr-
.scheinlich werden Andere nachfolgen, um das
Folkething unvollzählig zu machen. — Das
Befinden des Prinzen Zohann ist beffer.
Aus Meckleuburg-Schwerin, 4. Febr.
Auch bei uns beginnl es zu tagen. Zweihundert
ansäffige Maurer - und Zimmergesellen in
Schwerin haben in einer Eingabe an den
Großherzog um Einführung vollständiger Ge-
werbefreihcit und Bcseitigung aller Zunftfeffeln
gebeten. Sie haben weitläufig motivirt, daß die
Zunftrollen ihncn nur Pflichten auferlegten und
keine Nechte gewährten, und daß sie von dem
fixirten Tagelohn, selbst wenw sie volle 9Mo-
nate hindurch Arbeit hätten, nicht leben könn-
ten. Der Großhcrzog hat dcm Ministcrium des
Jnnern die Eingabe überwicsen. Die Sache
macht hier großcs Aufsehen.
K r a rr k r e i ch.
Puris, 31. Zan. Thouvenel hat an die
„Patrie" folgendes Schreiben gcrichtet:
^ „Herr Redacteur!^ Jch fühlc mich weqen^der AuS,
I t a l i e n
Turin, 29. Jan. Der Justizminister hat
folgende drei Fragen an den Staatsrath ge-
richtet: 1) Ob es den Gesetzen des Reiches
und den Vorrcchten der Krone gemäß sci, daß
die Rcgierung dcr letzten päpstlichen Encyclica
das Exequatur vcrleihe, indcm sie die Artikel
besonders bezeichnet, welche Kraft dcr crwähnten
Gesetze und Vorrechte vcrtreten werden können?
2) Ob die Bischöfe, welche die päpstliche Ency-
clica veröffentlicht und mit cinem Conunentar
begleitct haben, uoch che sie die Bewilligung
dazu erhalten, vor dem Gesetze verantwortlich
sind? 3) Ob die Vcröffcntlichung der Ency-
clica mit Berücksichtigung dcr dem Lande ge-
währten Preßfreiheit ohne Vcrletzung der ver-
faffungsmäßigen Rechte gestattet wcrden könne?
S V a n i e n
Madrid, 3. Fcbr. Nach der „Epoca"
wird Pareja von Chili wegen dessen Haltung
in der peruanischen Frage Satisfaction vcr-
langen.
A ln e r i k a.
Neuyork, 21. Jan. Der Süden, ohgleich
durch dic lctzten Erfolge des Nordens beun-
ruhigt, verräth doch keine Neigung zum Auf-
geben des Kampes. Admiral Porter bestätigt
dic Näumung des Forts Smith Seitcns der
Conföderirten. Der „Richmond Examiner"
sieht die Einnahme Wilmingtons voraus. Eine
Staatsconvention in Tcnnessee hat die Seces-
siönserklärung widerrufen und oie Abschaffung
der Sclavcrei beschloffen. Das canadische Par-
lament ist eröffnct worden.
Neuyork, 25. Jan. Die Rebellen sprcngten
die Forts Caswell, Cean und Campell in die
Luft, auch zwei Dampfer, man glaubt Chica-
manga und Talahaffa. Portdr gedenkt baldigst
Wilmington zu bcsetzen. Sherman marschirt
auf Charlestown oder Branchville. Die Bundes-