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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 März
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0308

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wehrt. Herr H. C. Diffcne hegte unter Bczug
auf § 22 dcs bctreffenden GesetzeS Zweifel an
dem Beschlußrecht der Versammlung in dieser
Sache, was von den Herren Gueyt und Schel-
lenberg widerlegt ward. Lctzterer bemcrkte, daß
die bekannten 98 Geistlichen ebcnfalls ihre Be-
schlüffe den Kirchengemeinderäthen zur Be-
rathung und Beschlußfaffung gesandt hätten.
Wegcn der jetzigen Auflchnung der Gegenpartei
gegen den Oberkirchcnrath bringt er deren
ftüher mit Vorliebe gebrauchten Wotte: Seid
unterthan der Obrigkeit! ins Gedächtniß. Herr
Fr. Löwenhaupt unterzog die neuesten Schritte
der Gegner einer scharfen Kritik, worüber Hcrr
Greiner sich beleidigt glaubte, welchen Zwischen-
fall der Herr Vorsitzende durch eine fcste Er-
klärung indeß abschnitt. Herr Dr. Alt sprach
sich noch zur Bejahung der Fragen: Ob der
heutige Beschluß nothwendig, ob solcher berech-
tigt und ob solcher an der Zeit? aus, worauf
der Antrag, ob heute ein Beschluß in dieser
Angelegenheit gcfaßl werden sollte, angenom-
men wurde. Nachdem die vom Kirchengemein-
dcrathc verfaßte Erklärung gegen die Flugschrift
verlescn und deren Form und Jnhalt gutge-
heißen ward, erfolgte noch der weitere Beschluß,
solche durch die öffentlichen Blätter zu allge-
mciner Kcnntniß zu bringen. (M. I.)

Berlin, 21. März. Jm Abgcordnetcnhaus
wurde die Debatte über den Generalbcricht fort-
geietzt. Nachdem die Abgeordncten Gottberg,
Collandc und Graf Wartcnsleben gegen, Mi-
chaelis, Bender, Duncker und Gneist für die
Commiffionsanträge gcsprochen, erklärt der
Kriegsminister: Die Budgctberichte haben seit
1859 für mich keine überzeugende Kraft. Per-
sönliche Angrifie auf die Minister sind wir-
kungslos. Die Ueberlegenheit der Waffen gleicht
nur in gewissem Grade die numerische Neber-
legenheit aus. Eine gewisse Zahl ist nothwcn-
dig, um dem Gegner gewachsen sein. Politische
Erwägungcn bezüglich eines westlichen Krieges
sind nicht mehr maßgcbend. Jch glaube auch
nicht, daß der wcise Herrscher der Franzosen
morgen oder übermorgen uns mit Kricg über-
zieht. Jedcnfalls aber wird er eS thun, wenn
sein Jnteresie eS verlangt. Jedes Ding hat
seine Zeit; das Landwehrsistem überlebt sie
auch. Hierin bin ich Nachfolger Bonin'S. Man
sagt, es sei Pflicht dcr Negierung, eine Ver-
ständigung herbeizuführen. Äber das Haus
nimmt heute ein jährliches Steuerbewilligungs-
recht in Anspruch, waö gegcn dic Vcrfassung
ist. Das Haus geht jährlich weiter mit seinen
Forderungen und erweitert so die Kluft. Die
Generaldiscusiion über oen Titel „Kriegsmini-
sterium" ift geschlossen.

Berlin, 21. Marz. Die „Norddeutsche All-
gemeine Zcitung" sagt: Preußen hat bekannt-
lich versprochen, durch Verhandlungen mit
Frankreich einige Tarifabänderungen hcrbeizu-
führen. Zugleich sollte ein neuer, systematisch
gewordener Tarif nach den neuen Sätzcn aus-
gearbeitet werden. Bei der Zollconferenz am
29. März handelte es sich lediglich um nach-
trägliche Billigung und desin.itive Nedaction der
getroffenen Festsetzungen.

Burg, 17. März. Der „Magd. Presie"
wird von hier gemcldet, daß gestern dic letzten
beiden Fabriken in Burg evenfalls die Accord-
arbeiter entlasscn und daß heute sämmtliche
Tuchmachergesellen, Spinner und Fabrikarbei-
terinnen, die allerärmstcn ausgenommen, die
Arbeit eingestellt habcn.

Altona, 21. März. Das ncueste schleswig-
holsteinische Vcrordnungsblatt enthält eine Be-
kanntmachung: Fremdc in schleswig-holsteinische
Häfen einlaufende Schiffe sind untcr Voraus-
setzung der Gegenseitigkeit bis auf Weiteres
nach Maßgabe der durch die betreffenden Staa-
ten mit dcm Königrciche Dänemark abgeschlos-
senen Verträge zu behandeln.

Flensburg, 21. März. Die „Nrdd. Z."
meldet: Heute Abend Vorfeier des Geburtstags
des Königs von Preußen: Zapfenstreich mit
Fackclzug. Jn den meisten übrigen Städten
Schleswig - Holsteins Zapfenstreich; morgen
Reveille.

Wien, 21. MLrz. Die „Generalcorrespon-
denz" bezcichnet die Londoner Mittheilung der
„Kölnischen Zeitung" bczüglich eineö ProtestcS
des Kaisers von Merico als völlig unwahr.

— NeuefteS Bulletin: DaS Allgemeinbefinden
der Erzherzogin Gisela ist in stetig fortschrei-
tender Besierung, die Gencsung nahe.

K r a n k r e i ch

Paris. 21. März. Bei Eröffnung der ge-
strigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers
stellt Vicomte Lanjuinais die Anfrage, ob ihm
und seinen Freunden gewiffe Dokumente nicht
mitgctheilt werden könnten, welche ihnen zur
Bcleuchtung der einzelnen im Adreßentwurf be-
handelten Fragcn nothwendig erscheinen. Jm
Besondern wünscht Lanjuinais officiellen Auf-
schluß über den Efsectivbestand der activen
Truppen, die sich am 1. Juni 1864 in Afrika
und in Mexico befanden. Sehr glaubwürdige
Zeugcn hatlen namlich versichert, daß, statt der
60,000 Mann. die nach Ausweis des Budgets
für 1864 in Algerien stehen sollten, kaum ein
Effcctivbestand von 30 und etlichen Tausend
Mann, beim Ausbruch des Aufstandes daselbst
vorhanden gewesen sei. Das blaue und das
gelbe Buch, die den Deputirten mitgetheilt wür-
den, enthielten Nichts über Mexico und Alge-
ricn. — Gen. Allard erwidert im Namen der
Regierung, die von Lanjuiuais begehrten Doku-
mente über den Effectivbestand der mexikanischen
und algerischen Armee befänden sich unter den
Beilagen zu dem Budget, und es könne Jeder-
mann von der Budgelkommisiion Einsicht in
dieselben begehren. Damit ift dieser Zwischen-
fall erledigt. — Die beiden Wahlen der Herren
Bravay und Andre wurden ungeachtet der dabei
vorgegangenen skandalösen Gesetzeswidrigkeiten
(wir haben darübcr s. Z. berichtet) von der
Vcrsammlung für giltig erklärt, nachdem Pelle-
tau und Glais-Bizain dieselben bekämpft hatten.
Bei der namentlichen Abstimmung über die
Wahl Bravay's enthielt sich eine ungewöhnlich
große Zahl von Deputirten, — 85 — worunter
der Präsident Schneider selbst und viele sonst
sehr entschiedene Regierungöanhänger, der Mit-
stimmung. Von der Opposition stimmten nicht
Bctryer, Darimon, Ollivier und Thiers.

Marseille, 21. März. Den Journalen
von Algier ist endlich mitgetheilt worden, daß
die Unruhen in Babor an Ausdehnung gewin-
nen; die Aufständigen haben mehrere Häuser
der eingeborenen Chefs niedergebrannt, und
aus Bougie und Djigelly Zuzug erhalten. Der
Schnee verhindert in die Gebirge zu dringen,
die Ebene wird abcr gegen die Kabylen geschützt
werden. Auf Sicilien ist die Baumwollernte
gerathen. Der Brigantenchef Fucco ist in einem
Gefecht mit dcn Franzosen gefallen.

E n g l a n d

Portsmouth, 20. MLrz. . Das südstaat-
liche Kaperschiff „L-henandoah" hat in.den Ge-
wässern des Vorgebirgs der guten Hoffnung
sechs Handelsschiffe der Nordstaaten geuoinmen
und verbrannt. Die Unionscorvelte „Jro-
quols" war auf der Verfolgung des Südschiffes
begriffen.

I t a 1 i e n.

Mailand, 15. März. Gestern lrat der
König von Jtalien in sein 45. und der Kron-
prinz Umbcrto in sein 22. Lebensjahr. Die
Nation beging diesen Tag mit besonderer Fest-
lichkeit, da den Verurtheilten von Aspromonte
an demselben Amnestie angekündigt wurde. —
Die italienische Kammer machte — wie schon
vor cinigcn Tagen mitgethcilt — vorgestern einen
großen Fortschritt in der Civilisation, indem
sie die Todesstrafe abschafite. 150 Stimmen
siegten über 91. Bemerkenswerth ist dabei, daß
sämmtliche anwesende Minister, Lamarmora,
Lanza, Sella, Petitti, sowie die früheren Mi-
nister Nattazzi und Cassinis, ja selbst zwei
ToSkaner dagegen stimmlen; während Nicasoli,
der beliebtcstc untcr allen Staatsmännern, die
seit Cavour das Rudcr führtcn, für die Ab-
schaffung war.

Turin, 21. März. Jm Senat hat die DiS-
kusiion über die Civilche begonnen. Cadorna
betrachtcte dicselbe als° die Sanction der reli-
giöscn und politischen Freiheit. Fünf Bureau
dcö Senats sind gegen dic Abschaffiing der
Todesstrafc. Der Brigantenchcf Tamburini wird
von den Franzosen an Jtalien ausglicfert.

A m e r i k a.

Neuyork, II.MLrz, AbrndS. Sheridan's
Sieg ist bcstätigt, er nahm 87 Osficiire und
1100 Mann gesangen. Dcr südstaatlichc Sc-
nat hat cin NcgerconscrixtionSgcictz angcnom-
men. Es geht das Gerücht, Shcrmaü habe
Fayettcville bcsctzt. Dcr Finanznünister Mac
Culloch zcigt an, daß cr versuchcn wolle, bal-
digst die Zahlungcn in Mctall wieder »ufzu-
nchmen. Die Bundcstrupyen sind von New-
bern bei Kingston angekommen.

Reucste Racbrichten.

Darmstadt, 22. März. Wir vernehinen
auf zuverläjflge Weije, daß dic Gcncralversanim-
lung der Bank für Handel und Jndustrie auf
Dienstag, dcn 30. Mai beslimmt worden ist
und eine Dividende von 6 s>Ct. (einschließlich
Zinsen) zur Verthcilung koniinen wird.

München, 22. März. Seit der Heute
morgen erfolgten Rückkehr deS östcrreichischen
Gesandten von Wien verlautct, der bayerisch-
sächsische Antrag bczüglich der Elbherzogthümcr
werde alsbald beini Bund cingcbracht werdcn.

Beriin, 22. März. Die „Provinzialcorre-
fpondenz" meldet: Den preußischen Truppen in
dcn Elbhcrzogthümern ist gcstattct, in den
Elbherzogthümern gebürtige Zndividuen zu
srciwilligcm Militärdienst anzunchmen, ohne
die Erwcrbung dcr Eigcnschaft eineS preußischcn
llnterthanS zu verlangen. Wcitsr mcldet die-
sclbe: die Hauptjubelfeier der Vercinigung dcr
Rheinprovinz mit Preußen findet am 1k>. Mai
unter Betheiligung deS Königs in Aachen statt,
da die Absicht, die Jubelscicr iu Köln zu be-
gehcn, uach dcm Borgehen der dortigen Stadt-
verordneten aufgcgebcn ist. Doch wird dic Ein-
weihung des Denkmals Friedrich WilhclmS lll.
unter Bctheiligung des KönigS dort stattfinden.
— Dic „Nordd. Allg. Ztg." bcrichtet: Dcr
zwijchen den Bevollmächtigten Oesterreichs und
deS Zollvercins vcrcinbartc Vertragsentwurf geht
dcn Zollver-inSrcgierungen zur Erklärung zu.

Wien, 22. März. Jm Untcrhaus wurde
der Antrag deS FinanzauSschusses, übcr dcn
Antrag des Grafcn v. LrintS in Betrcff der
Budgetbehandlung zur Tagcsoidnung überzn-
gehen, ohnc Dcbatte angenommen. Der StaatS-
minister v. Schmcrling erklärtc. dic Regierung
wünsche, daß möglichst rajch und mit thun-
lichstcr Abkürzung an die Berathung des Bud-
gets gcgangcii werde. Der Antrag dcS Finanz-
auSschusscS, daS Budget von 188k sofort einem
besondcrcn Ausschnsse zuzuweiscn, wclcher nach
Bcendigung deS Budgets von 1885 Bericht vor-
zulegcn hat, wird gleichfalls angcnommcn.

Wien, 22. März. Das NnterhauS bc-
schloß in geheimer Sitzung. dic gcrichtliche Vcr-
fvlgung deS Abgcordnctcn Rygcr wegcn dcs Ver-
gehenS der Ehrenbcleidigung z» gestatten.

Wien, 22. März. Dic Antwort aus PariS
ist nun ebenfallS eingctroffen: Frankreich er-
kennt dic schleswig-holstcinische JntcrimSflagge
ebcnfalls an, uud zwar unter Vorbehalt der
Nechte dcs Bundes. Die Fortbcwilligung der
vormals mit dcr dänijchen Flagge getheilten
Vortheile bleibt vorerst Gegenstand weiterer Er-
wägiing. (Postjtg.)

Aus Baden. Dem von Sr. Durchl. dem
Hrn. Fürsten Karl Egon von Fürstenberg auf
die Pfarrei Aasen, Dckanats Villingcn, präsen-
tirtcn bisherigen Pfarrvcrweser von Altdorf,
Wilhelm Wagncr und dem von Sr. Durchl.
dem Hrn. Fürstcn Ernst von Leiningen auf
die Pfarrei Haßmersheim, Dekanats Waibstadt,
präsentirten biShcrigen Pfarrer von Bargen, Fr.
Seb. Moßbacher wurde die kirckl. Einsetzung
ertheilt. — Jn einem Orte des Oberlandes
wurde lctzten Sonntag, wie aus Freiburg ge-
mcldet wird, förmlicher Aufruhr von der Kanzel
gcpredigt. Untcr Anderem kam vor: Nicht die
Religion ist mchr in Gefahr! nein, sondcrn
Euer Vermögen und Euer Lcbeu. Manche der
Gläubigen bekamcn Furcht und jammerten über
die Last der Einquartierung. — Das Großh.
Ministerium dcs Jnnern hat verordnet, daß
die Bürgermeister für die von ihnen erlasicnen
Polizeistrafbefehle keinerlei Sportel oder Ge-
bühr ansetzcn dürfen. — Wie früher im Sinne
 
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