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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-101 April
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0349

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Utidtlberger Ztilmig.

Kreisllerküudiguttgsblatt für den Kreis Heidelberg und amtliches Berkündigungsblatt für die Amts- und Amts-
Gerichtsbezirke Heidelberg mid Wiesloch und den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünü.


Dienftag. 4. «Pril 18SS.

Bestellungeii »uf die „Heidelberqer
Zeitung" »ebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
April 188S begonneue 2. Auartal
werden fortwährend angenommen.

Die Expedition

tztz Der bayerifch - fächfische Antüag

beimdeutschcnBunde in der schlesw.-holstein. An-
gclegenhcit hat, wie zu erwarten war, dic preu-
tzische Regierung auf daS unangenehmstc be-
rührt. So sehr auch die baherisch - sächsischen
Bestrebuugen in dicscr Angelegenhsit von der
officivsen preußischcn Presse verspottet wurdeu,
und so wenig Gewicht man auf eincn Aus-
spruch deS Bundes zu lcgen schicn — da nun
ein solcher bevorsteht und für Prcußen ungün-
stig auszufallen droht, verkennt man döch nicht
die Bedeutung dessclben! Der Bundestag ist
immerhin, wie sehr s-in Ansehen auch gesunken
sein niag, cine gesetzlich constituirte Gewalt,
und zwar die höchstc in Deutschland. Sich
mit ihr in offenen Widcrspruch zu setzen, bleibt
doch ein bedenklicher Schritt, an dem von den
5 Stinimen, die niit Preußen gehen (Hannover,
Kurhessen, Oldenburg, dic beiden Mecklenburg
und die srcic Reichsstadt). sich keine einzigc
gerue betheiligen dürste. So lange Oesterreich
und Preußen gemeinsam stch über das Bundes-
recht hinwegsetzten, kvnnte man die Bundesbe-
schlüsse freilich unbeachtct lassen; aber sobald
diese an einer der bcidcn Großmächte eine Stütze
finden, gewinnt ihr formelles Recht auch cine
materielle Tragweite. BundeSbruch wird
denn doch ein iuhaltschwercS Wort, ein Vor-
«urf, den man viclleicht mit einem Bundes-
kriege beantworten muß, wenn man ihn nicht
durch reuige llmkehr tilgen will. Der Autrag
selbst ist übrigens so gcfaßt, daß durch seine
Annahmc für Preußen keineSwegs der Anlaß
zum BundcSbruch gegeben wird. Jndcm der-
selbe nur die Erwartung auSspricht, daß
Preußen uud Oestcrreich dem Augustenburger
Holstein in eigene Vcrwaltung übergeben wollen,
wird gewissermaßen das Recht der beiden Groß-
mächte anerkannt, über die Herzogthümer zu
verfüge». Deßhalb müssen die llebertreibungen,
mit deuen der prrußischc Gesandtc von Ueber-
stürzung iu eincr Sachc spricht, die seit ir/2
Jahren hingezogen und vertrödelt-wurde, und

Wunbersame Hijloria von Lem wanLernven
Castno zu Mannhcim.

An wundersamev Dingcn
Zu Mannheim in der Stadt.

Das war ein Sckrei'n, ein Flich'n, — ol —
Nic sah man folchcn Graus:

Das wandernde Cafino
Schmiß man zum Tcmpel 'naus.

Man schricb im Februarcn
Den drciundzwanzigsten,

Da sah man fie in Schaarcn
Herein j«m Thore geh'n.

Die Meßner und dic Küster,

Die Laien und dic Priester, —

Der Iockel ging voran.

wider welche daS Organ des Hrn. v. BiSmarck
den seltsamen Vorwurf: „bundestägliche Cabi-
uetssustiz" erhebt — den Verdacht crwecken,
daß Prcußen die Gelegrnheit zum Bundesbruche
sucht. Die Schwächc, sein Rccht, auf welcheS
cS so.stark pocht, wird eS wohl sclbst genugsam
kennen, und an dassclbe nicht gar große Hoff-
nungen knüpfen. Von der andern Seitc srei-
lich jind die Aussichtcn, sie mit Gewalt dnrch-
zusetzcn, für Hrn. v. Bismarck schwach genug.
Bei dcm Zwicspalte zwischen Volk und Regie-
rung darf diesc an eincn Kricg, und vollcnds
an einen Krieg mit Deutschland nicht denken.
Wenn sie an daS Schwert schlägt, so kann sie
damit uur den Bersuch machen, Oesterreich und'
Deutschland einzuschüchtern. Schlägt dieser Ver-
such fehl, so wird sic sich bald genug zu -iner
billigen Abfindung bereit zeigen. Hoffentlich
führt der gauz ungegründete Lärm, den Preu-
ßen gegen eine bloße „Erwartung" deS Bun-
desiags crhebt, dahin, daß dieser zu einer wirk-
lichen Anerkennung deS HerzogS Friedrich schrei-
tet, und dann wird Hr. v. BiSmarck zeigen,
daß er nicht so furchtlos ist, als er fich anstellt,
und es wird dann schließlich cin Ende nehmen
mit der Mißachtung des Rechts der Herzog-
thümer, an dencn Preußen und der Bundestag
sich schou so vielfach versündigt haben.

* Politische Umschau.

DaS „Dresd. Z." stellt die Reise deS Hrn.
StaatSministers v. Beust nach Paris entschie-
den in Abrede, mit dem Bcifügen: Was bci
uns einen widerwärtigen Eindruck macht, daS
ist die Leichtfertigkeit, womit gewisse Blätter
derartige völlig grundlose Gerüchte zu verbrei-
ten beflisseu sind.

Die „N. fr. Pr." bringt ein Telegramm,
wonach zufolge den neuesten Berliner Jnstruc-
tionen für den preußischen BundestagSgesandten
eveutucll dcssen Abberufung von Frankfurt am
6. April zu gewärtigen sei; ebenso eine Nach-
richt auS Hamburg, nach Hvelcher Herr vou
Zedlitz in eiucm amtlichen Schreiben unter
Berufung auf höhere Befehle den Herzog von
Augnstenbnrg vor Partci-Agitationen warnt.
Ein Protestschrciben deS HerzogS ist gestern
nach Berlin abgegangen.

Die englische Rcgierung sendet drei Kriegs-
schiffe nach dem Piräus, wegen der unsichereu
Lage Griechenlands.

Nach einem Telegramm d-S Wiener „Wan-
derer" sind durch königliche CabinetSordre alle
Benrlaubungen in der preußischcn Armee
ststirt.

Mit dem t. April ist das französische Sicher-
hcitSgesetz von 1858 erloschen; die Franzosen
können mithin nicht ferner ohnc richterliches
Urtheil des Landes vcrwiesen oder dcportirt
wcrden.

Zn Frankreich wird cin Gendarmerie-Corps
von 4P0 Mann und 28 Officieren gcbildet, was
dem Kaiser von Mepiko zur Unterdrückung deS
Räuberwesens behülflich seiu soll.

Deutschland.

Karlsruhe, 1. April. Durch Allerhöchste
Ordre vom 30. v. M. wird dem in den Ruhe-
stand versetzten charakterisirten Hauptmann Wal-
ter dic unterthänigst nachgesuchte Erlaubniß zum
Tragcn der Uniform der Officiere vom Armee-
corps ertheilt; Lieutenant August Würth vom
4. Jnfanterieregiment Prinz Wilhelm erhalt
die unterthänigst nachgesuchte Entlassung aus
dem großhcrzoglichen Armeecorps.

Se. Königl. Hoheit derGroßherzog haben
Sich unterm 25. v. M. gnädigst bewogen ge-
funden, den Postpraktikanten Karl Kempf von
Karlsruhe zum Postcontroleur beim Postamt
Heidelberg zu ernennen.

<5 Vom Rhein, 26. MLrz. Schon vor
einigen Wochen war die Nachricht verbreitet
(die auch in die Spalten dieses Blattes ge-
langte), daß der Entwurf eines Handelsvertrags
zwischen dem Zollvereine und Oesterreich von
Seiten der preußischen Regierung den Vereins-
regierungen zur Begutachtung überschickt wurde.
Diese Nachricht hat sich als auf einem Jrrthum
beruhend erwiesen, welcher dadurch erklärli'ch ist,
daß in den letzten Stunden vor der Absen-
dung noch Bedenken über vie Fassung einzelner
Bestimmungen erhoben wurden; ob von preu-
ßischer oder österreichischer Seite, ist nicht ge-
nau bekannt geworden. Die Conferenz-Ver-
handlungen haben indessen ihren Fortgang ge-
nommen, und wenn die Sache nicht auf dcr
General-Conserenz endgiltig erledigt wird, be-
ginncn noch mühsamere und zeitraubendere
Verhandlungen mit den einzelnen Bundesstaa-
ten, insof^ne diese auf jener Conferenz nicht
sofort ihre Zustimmung erthcilen. Für das
Wicner Cabinct ist noch wichtiger als einzelne

Löbltcher Polizei.

Auch wollt' es nicht behagen
Den Bürgern dieser Stadt,

Sie kunnten's nit vertragen,

Nun ging das Laufen an.

Die Krumpel, so es setzte,

Herr Pfarr', bei diesem Strauß,

Die bügelt auf daö letzte
Euch keine Köchin auS.

Eins kommet zu dem andern,

So geht es, will man wandern
Und hat kein Wanderbuch.

(Frankf. Latern.)

* Literarisches.

Die soeben erschienene Märznummer der „II-
luftrirten Deutschen Monatshefte" (Braun»
schweig, George Westermann) enthält u. A.
wertbvolle Beiträge von Iakob Venebey „Klo-
renz und die Mediceer," G. Kirchhoff „dte
Sonne" und Ernst Förster, der eine Biographte
des Malers „Ehauvin" gibt. Die Novelltstik ist
durch eine Erzählung von Llaire von Glümer
„Dunkle Gaben" vertreten. Jnteressant ift ein
Artikel, welcher „die Verschwägerungen ber Herr-
scherhäuser" behanbelt, während uns ein Reise-
bericht mit höchst anschaulichen Illustrationen in
andere „höhere Regtonen" — nämlich unter die
Esktmos — führt.

Für den mit dem Aprilhefte beginnendeu neuen
Äand stehen Beiträge von Edmund Hoefer,
LevinSchücking, KarlVogt, Ludw. Nohl,
Hermann Hettner, Moriz Wagner, Iu-
lius Grosse u. A. tn Ausficht.
 
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