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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-126 Mai
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Könige beider Länder ausrnje». Die Sache
soll zwischen Madrid und Lisiabou ubgemacht
scin; so ciusach di-s-lbe erscheine» mag, so liegt
ihr aber doch nur ein künstlicher Gcdankc zu
Grundc. Die Fusionirung beider Länder jst
kci» in dsr Masse der Völker, jonder» nur iu
eincr verhältnißmäßig klcincn Partei wurzelu-
der Gedanke; viclmehr ist die gegeuscitige Ab-
neigung dcr bciden Vvlker fast sprichwörtlich ge-
worden. Dabei ist die Gesahr unverkennbar,
in welchc Spanicn — uach ciner zeitweisen
bcsscrn Regierung — in den ueucstcn Jahren
wieder durch nnsähige Ministcrieu versetzt wor-
den ist. Auch die Politik des jctzt am Ruder
befindlichen HcrzogS von Valencia hat sich als
nntüchtig bewiesen, Spanien aufzuhklfen; ihrc
Triumphe stud uur dic Vorboten neucr Kata-
ftrophen, uud es ist kein Zweisel, daß Spanien
wieder am Vorabende ciuer neuen Krise steht.
Weit eher wird jedoch eine Ersetzung des Mi-
nisteriums Rarvaez durch ein rein fortschritt-
licheS (progrcjsistischeS) Eabinet erfolgen, als
cin Sieg der sog. ibcrischen Partei. Die Spa-
nicr sind zu stolz und halten sich ihreu portu-
gicstschcu Brüdern viel zu übcrlegen, um stch
dcr Herrschaft dcs KönigS dcrselbe», sclbst wenn
er in Madrid residiren follte, freiwillig zu un-
tcrwerfen. Die Portugiesen sind aber viel zu
conftitutioncll regierte und wohlhabende Leute,
nm ein Gelüste zu hcgen, in die spanischen un-
ruhigen Zustände uud den spanischeu Staats-
bankerott mit hineingezogen ziz werden.

— Vom Rkcin, g. Mai. Die frauzv-
sischeu Blätter bringen die Rcise dcS KaiscrS
nach Algerien mit einem Plane defselbcn in
Verbinduug, die dcm Mecrc nahe gelegenen
Thcile der Provinz vollstandig Frankreich eiu-
zuverleibeu. dagcgen auS d-n inueren, entfern-
teren Theilen ein Vicekönigreich zu bildcn und
die Regierung desselben dem Abd-el-Kader zu
übertragcn. Dieser Plan, wenn er wirklich be-
steht, erscheint jchr plaustbel, denn cr schlicßt
daS beste Mittel in sich, jene unruhigen Stamme,
welche Frankreich schou vicl zu jchasien gcmacht
haben und sich uicmals dem Joch dcr Kremd-
hcrrschaft gcduldig untcrwerfcn werdcn, zu paci-
siciren und durch deu inneren und äußeren
Einfluß FrankreichS allmälig zu civilistren. Auch
England würde wohl daran -tbun, mit der Re-
gierung jeiuer Besitzungen in Zndien cinen der
dortigen Stammfürsten als Mcckönig zu be-
trauen; d-nn die an sich schon große Schwie-
rigkeit, so weit eutfernte Prvvinzen vom Mutter-
landc aus zu überwachen und zn beherrschen,
wird noch vermehrt durch den nationalen und
religiösen Widerwillen eineS VolkeS, welches,
der europäischcn Cultur fremd, eincn ganz an-
deren BildungSproceß durchgemacht und seine
eigenthümlichen Gewohnhciten und Sitten hat.
Jn der Türkei, die man sich sreilich nicht zum
Muster zu nehmen gewohnt ist, hat man längst
diese bessere Einsicht gcwonnen ; denn obgleich
Aegypten dieselbe Religion mit dem Mutter-
lande gcmeiu hat, so hat man doch der Stamm-
verschiedenheit gebührend Rechnung geiragen
und eincn Eingeborencn zum Vicekönig er-
hvben. Freilich ist und bleibt einc solche Ver-
bindung von Völkerschaften verschiedener Ab--
stammung immer eine unnatürlichc, die auf die
Länge nicht vorhalten wird. WaS Gvtt oder
. die Natur zusammengesügt hat, soü dcr Mensch
nicht schciden; waS aber Gott gcschicden hat,
soll der Mensch auch nicht in Eins verschmel-
zeu- Eine Verbindung aber, welche nur die
phystsche Gcwalt erzwungcn hat, wird auch die
Gewalt wieder auflösen. Unjer Zcitalter ist
im bestcn Zuge, solche llnnatürliche Verbin-
dungen zu lösen und das Princip der Natio-
nalität zur Geltung zu bringen. Darum kön-
nen wir auch dem Konigreich Griechenlaud und
dem Kaiserstaat Merico kcine lange Daucr
prognosticiren; dem österreichischcn Mexico wird
es nicht besier ergehen, als dem österreichischen
Jtalien.

Frankfurt, 11. Mai. DaS „Frankfurter
Zournal" ist heute zum erstenmal von I. Kitz
als verantwortlichem Rcdacteur untcrzeichnet.
I. A. Hammeran bleibt nach wic vor HerauS-
gebcr. — Friedrich Hccker besuchte heutc Vor-
mittag mit seiner Familie die Paulskirche, an
die so rciche Erinnerungen sich für ihn knüpfen.

Gotda, 9. Mai. Der „Wcim. Z." wird

gcschricben: i„Der deS Mordversuchs an Seward
verdächtige G. Andr. Atzerodt, der am 20. April
auf der Farm seineS Oheims Richter verhaftet
wurde, ist jedenfalls ein Thüringer und aus
Seebach bei Langeusalza gebürtig. Jm Jahrc
1844 wandcrte namlich Heinrich Atzerodt mit
scinem Schwager Richter uach Amerika aus und
ohne Zweiscl ist der Verhaftete der Sohu des
obengenannten Atzerodt."

Lröien, 11. Mai. Frhr. v. Halbhuber
wird, in Ancrkcunung scincr Haltung als dies-
scitigcr Civilcommissär iu den Herzvgthümern,
das Großkrcuz des LeopoldsordenS erhalten.

Wien, 11. Mai. Die „Wieuer Abendpost"
glaubi gegenüber den an die Misston deS Herrn
Vegezzi in Rom geknüpften Ecrüchten aus's
Beftimmteste festsiellen zu müssen, daß nach
hier cingelangtcn Berichten die bctreffeuden Ver-
handlungcn mit Rom lediglich kirchliche Ange-
lcgenhciten zum Gegenstand hatten; es bedürse
also kciner Widerlegung der Angabe, daß der
österreichijche Botschafter, Frhr. v. Bach, au
Vcrhandlungen Thcil genommen habe, welche
daS Znteresse OesterreichS nicht berühreu.

Wien, 11. Mai. Der Großfürst Michael
Rikolajewitsch mit Gemahlin und Familie sind
heute morgen cingetroffen und wohueu in der
Hofburg. Dcr Großfürst geht fodanu nach
Darnistadt zum Kaiser von Bußlaud, die Groß-
fürstin nach Karlsruhe.

Wien, ll. Mai. Die lctztc prcußische De-
pcschc fordcrt Gestattung der Einzclverhandlung
der beidcu Mächte mit dcn schlcSwig-holsteini-
schen Ständen und die Entferiiung deS HerzogS
Friedrich von SchlcSwig-Holstein-Augusteuburg.
Oesterreich hat BcideS abgelehnt.

F r a n k r c i ch

Paris, 9. Mai. Der Kaiser will dem
kaiserlichen Prinzen den Titel cines Konigs von
Algerien verleihen. Bei der Anwesenheit des
Kaisers in Algerien finden einige Demonstra-
tionen in dieser Bezichung statt. — Der „Pa-
trie" wird aus Konstantinopel mitgetheilt, der
Emir Abd-el-Kader werde sich nach der Krim
begeben, um 'Lebastopol und die Schlachtfelder
des orientalischen Krieges zu besuchen.

Paris, !11. Mai, Abends. Der Wochen-
ausweis der Bank von Frankreich zeigt eine
Vermehrung des Baarbestandes um 9 Mill.,
der Vorschüsse auf Unterpfänder um ^/g Mill.,
des Notenumlaufs um 5^/g Mill., des Gut-
habens des Slaatsschatzes um ^ Mill. und
eine Verminderung detz Portefeuilles um 18
Millionen und des Conto-Corrents der Pri-
vaten um Mill.

Z t a l i e n.

Turin, 11. Mai. General Cialdini hat
für den Fall, dag Spanien Jtalien anerkennt,
den Auftrag erhalten, eine Verbindung zwischen
dem Prinzen Humbert mit einer Tochter der
Königin Jsabella anzubahnen.

P o r t u g a l

Liffabon, 10. Mai. Das Ministerium ge-
bietet.nicht über mehr als 20 Stimmen in der
Kammer. . Es scheint, daß entwedcr dieselbe
aufgelöst wird, oder daß das Ministerium seine
Demission einreichen' wird.

G r i e ch e n l a n d

Athen, 10. Mai. Der König Georg ist
von der Umreise, die er nach den Provinzen
unternommen hatte, in die Hauptstadt wieder
zurückgekehrt. Er hat überall eine sympathische
Aufnahme gefunden.

A m e r i k a.

Eine Deputätion loyaler Bewohner der Süd-
staatcn hatte am 24. April einc Audienz bei
dem Prästdcnten Zohnsoii. Richter Underwood
ouS Virginien hielt eme Ansprache, auf welche
der Präsident in längerer Rcde crwiderte. Er
theile — fagtc er u. A. — völlig dies Anstcht
der. Deputation, daß mit den Häuptein dcr
verbrccherischen Rcbellion nach Gerechligkeit ver-
sahren werdeu müsse. Unter den cigenthüin-
lichen UmstLndeii, welche seinen AmtSantritt
begleitet hättcn, sei seine, des Präfldcnten, Stcl-
lung eine schwicrige, uud er dankc daher der
Depulativn aus's Hcrzlichste sür die Aufmuii-

terung, welche sie ihm geboten habe. Er könne
nur wiederholen, was er schou früher ausge-
sprochen. Er glaube zu wissen, was Schonung
sei, was untcr dcm BcgnadigungSrechte zu ver-
stehen sci; denn sr habc zuvor schon eine Exe-
cutivgewalt in Häuden gehabt und sei zu großer
Milde angeklagt worden. Vou dcm Recht der
Gnade müssc man mit Vorsicht Gebrauch
machen. Schonung ohue Gkrechtigkeit sei ein
Verbrechen. Die Zeit sei gckommen, da das
amerikanische Volk den wahren Charakter des
Vcrbrechcns deS Hochvcrraths crkennen sollte.
Die Jdee habc Verbreitung gcfundcn und be-
fvnders durch die Reden der Führer der Re-
bellron, daß Verrath achtbar werde, wenn die
Verräther sich nur berühmt genug zu machen
wüßten. Solche Leute bildeten die Aristokratie
des Südens. Vor eiucr solchen Aristokratie
möge die Vorsehung das Land bewahren.

Von der Ermordung seines Vorgängers
sprechend, bcmerkte der Präsident, daß dissc
fch-ußliche That ihren Urquell habe in dcm
uniueiischlichcii Geistc. der die Rebellen durch-
wehe. Präsident Lincvln sci an sich nur eiu
Mann gcwesen, uud Ni-mand würdc leugneu
wollen, daß Derjemge, der daS Leben deS
einen Manncs gcnommen, daS cigene Leben
verwirkt habe. Um wie viel mehr müßten Die
bestraft werden, wclche ihre ruchlose und meu-
chelmörderische Hand gcgen daS Leben einer
Nation erhobeu hätten. Den Massen, welche
zur Rcbellion gczwungen.wordcii, möge man
wohl Amnestie gewähreu und ste milde behan-
deln; nicht so Dciijenigen, welche mit Berech-
nung die Rebelliou hervorgerufen und geleitet
hätten. Diesen müsie strenge Gerechtigkcil zu-
gemesicu wcrdeu. Zum Schlusic sprach der
Präsident die Hosinuug aus, daß bald die Zeit
da sein möge, da der Verrath auS dem Laude
verbanut sein werde. Er wolle AlleS thun,»wa^
in s-iuen Krästeu stehe, um bald den Frieden
hcrznstcllen.

Neueste Nachrichten.

Neuyork, 29. April, 3 Uhr Nachmittags.
Der Körper des Mörders Booth ist auf Be-
fehl des Kriegsministeriums hcimlich beerdigt
worden.

Neuyork, 29. April. Der „Richmond
Whig" vom 25. v. M. sagt, daß Jcfferson
' Davis und die Mitglieder seines Cabincts am
14. d. Greensboro verlassen und sich mit eincr
Escorte von 2000 Rcitern über Ashboro und
Cheraw nach Columbia begeben haben. Sie be-
absichtigten, durch Georgien und Alabama den
Mississippi zu erreichen.

Marfeille, 11. Mai. Der „Conrrier de
l'Algerie vom 9. zeigt an, daß der Kaiser am
Vorabende von Milianah zurückgekommen ist
und am Mittwoch sich nach dem Fort Napo-
leon im Kabylenland begeben sollte. Jn Blidah
versprach der Kaiser, wie der „Moniteur Al-
gerien" berichtet, in wenigen Tagen wiederzu-
kommen, um sich das Land näher zu besehen.
Beim Besuche von Stauelli hat der Kaiser die
Trappisten wegen der rühmlichen Umgcstaltung,
die der Boden durch fie erfahren hat, beglück-
wünscht und sie seiner Theilnahme für ihr
Werk versichert. Jeden Tag ist der Wagen des
Kaisers bei dcr Hcimkchr schwer mit Blumen
und Früchten, welche die Colonisten ihm als
Geschenke darbringen, beladen. Ueberall wird
der Kaiser mit Ovationen und landlichen Ehren-
pforten empsangen.

L Eberbach, 9 Mai. Bezug nehmend
auf den Artikel in Nr. 100 Jhres Blattes,
können wir mit Freuden die Mittheilung machcn,
daß der hiesige Gemeinderath den vier Unter-
lehrern an beiden Volksschulen eine Remune-
ration von je 25 fl. zuerkannt hat nnd aus-
bezahlen ließ. Wic anerkennenswcrth diese edle
und zeitgemäße Handlungsweise auch erscheint,
so dürftcn doch auch theilweise die Gehalte der
Hauptlehrer, welche durch die wandelbaren
Schulgeldbezüge sehr ungleich stehen, gleich-
mäßiger normirt werden. Daß dadurch ein
Sporn zur beharrlichen Ausdauer in ihrer
durch örtliche Verhältnisse theilweise sehr er-
schwerten Bcrufserfüllung gegeben würde, ist
einleuchtend. Wir geben uns übrigens gerne
 
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