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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-126 Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0561

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WMibkrgtr Ikiluiig.

Kreislierkündigmgsblatt sür den Kreis Hcidclberg unü amllichcs Berkündigungsblatt für üie Aints- und Amks-
Gerichtsdezirkc Heidelbcrg unü Wicsloch unü dcn Aintsgcrichtsbezirk Neckargeniünd.

N 123


Dienstag, 8« Mai



^ Auf die „Heidelberger
Zeitung" knnn inan sich
noch für deu Mvnat
Zun, mit 21 Kreuzer» abonniren bei allen Post-
stanstalten. den Boten und ZeitungSträgern,
sowie der Expedition (Schiffgafje Nr. 4).

:^: Ein Worr über erwciterte Bolks-
schulen

Jn neuerer Zeit ist ein ganz ncueS Element
in der Bolksfchulc aufgetreten: die sogenannte
„erweiterte Volksschnlc". Schulen diescr Art
bestehen in verjchicdcncn Theilen unscres Lan-
des und mehrere unter ihnen, wie die in Bühl,
Kehl, Schwctzingcn, WicSloch, nehmcn auch
nach den uns zugekommcnen Nachrichten einen
guten Fortgang. Datz solche Schulcn aUS einem
wirklichen Bcdürfnisfc hervorgegangen sind und
bei richtiger Grundlage und dcn erforderlichen
Lehrkrasten viel GuteS wirken können, unter-
liegt keincm Zwcifel und wird durch die Er-
sahrung hinreichend bcstätigt. Nur liegt bci
diesen Schulen die Gefahr nahe, daß ihr cigent-
licheS Ziel lcicht übcrschritten und auch andcrer-
seits, inSbesonderc durch Aufnahmc unreifer
Schüler und durch eine Ueberfülle an Thcil-
nehmenden, daS Ziel nur unvollständig crreicht
werde. Die gutc Qualität ciner solchen Schule
bercchnet und erweist sich nicht nach der
«chülermenge sdie vielmehr in ganz andern
Motiven ihrcn Grund habcn kann); im Gegen-
theile, je größer die Zahl der Schüler cincr
solchen gewöhnlich mit nur wenigcn Lehrcrn
und vielerlci UnterrichtSgegenständen auSge-
statteten Anstalt wäre, mit desto festerer Ge-
witzheit könnte man auf die geringeren Erfolge
ihrer Thätigkeit ichließen. DaS Wenigc und
Rechte llnd in richtiger Weise Gchandhabte ist
hier das allein Gute und zum Ziele Führcnde.
Die kleincre Zahl kann, ohne cine Zcrsplit-
terung in allzu viele Abtheilungen zu crfahren,
gchorig beschästigt, gehörig gcleitet, gehörig fort-
gebildet wcrdcn. An dicscr Fortbildung ist bei
Schulen diejer Catcgorie, die vorzugSweise dem
Bürger- und GewerbSstandc dienen, dann aber
auch in zweiter Linie gewisfen Studienintcressen
förderlich sein wollen, alleS gelegen. Und zwar
soll dieje Fortbildung in möglichst kurzer Zeit
geschehen, daher auch eine gute Reife dcr Schüler
zn ihrer Ausnahmc die Grundbedingung sein
muß. Nur Schülcr dcr obcrstcn Classe der VolkS-

** Waibstabt, 28. Mai. Heutc hattcn wir
einen schöncn, fesllubcii Tag, dte Fahnenwcidc dcs
d-diir bcstehcnden Sä n g crkran z c«. MorgcnS
4 ttdr bcgann das Fkst mit Tagrevcillc und Bol-
lcriLüsfcn. Don II—t tthr an wurdcn dic, thrils
mit dcn Bahnzögrn, theils zu Wagcn ankommen-
dcn Sängcr von dcm Fcstcomite mit Mufik cm.
psangcn und in das fcstlich gcschniüklte Städtchen
gelritrt. Um 2 Uhr sammelten fich sämmttiLe
Sängcr -°r dcm Locale uns-i-s B-rcines und
und zogcn, »°m Kesteomite und »on Mädchcn in
weißcn Kleidern und mit rothen Schärpen und
nntcr Böllerschüffcn g-führt, nuf tcn F-stplatz,
w° -uf grünein Wtcscngrund, Festbudcn aufgcschla-
g-n warcn, um di- SSngcr und dic »on dcn be-
nachbartcn Orten heibcigeströmtin Menfchcnmaffen
aufzunebmcn. Nach einer kurzen Kcstrcde und na«
Ueberreichung d-r Fadnc durch dic hicfigcn Jung-
fraucn begann d-s F-stconccrt. Es warcn anwe-
scnd und habcn Specialchor« gesungcn: dcr Hei-
delberger Liebcrlranz, dcr durch seine lustigcn,
lcdenssrohcn Mltglieder, durch ihre deitern Scherze
d-m F-fte Leben und Munterkcit verlieh und sür
dir andcrn Bercine durch scinen herrlichen Gesang

schule, dic in den wcsentlichstcn Kcnntnisscn
dersclbcn bcwandert sind, erscheinen für dic „er-
weitcrte Schulc" tauglich und können Nutzcn
von ihrem Bcsuche habcn. Wohlbefähigte und
fleißige Schüler sitzen aber gewöhnlich 3 oder 4
Jahre in der obersten Classe dcr VolkSschule
biS zu ihrcr Confirmation, die jctzt nicht mchr
mit der Schulcntlassuiig zujammcnfällt. Wenn
sic die HLlfte von ihrer Zeit und noch Einigcs
darüber der „erweitertcn" Schule widmcn, dann
ist daS naturgemäße Verhältniß in der Be-
nützung beidcr Schnlen hergestellt und cS wird
ctwas Tüchtiges und Nachhaltiges gelcrnt wer-
den können. Die erwciterte Volksschulc — es
ist dicS dnrchauS festzuhalten — soll eine
Fortsetzung der einfachen Volksschule sein
und dffbei den Unterrichtskreis durch Herbei-
zichung bestimmter und zwcckmäßiger, der Volks-
schulc nicht eigenthümlichen Lehrgegenstände,
wie deS Französischen und Lateinischen, der Ge-
schichte, deS Zeichnens, des Turnens rc. er-
weitern, darf daher nicht als cine Parallcl-
schule neben der cinfachcn VolkSschulc zu
ihrer bcidcrscitigen Beuachtheiligung hergchen
oder eine gänzliche Trennung von ihr anstrc-
bcn, es sei dcnn, daß fie in eine höhere Bür-
gerschule als eine StaatSanstalt übcrgehen «ollte.

* Politische Umscha».

* Die (neulich geäußerten) Befürchtungen
eineS drohendcn französisch- oder gar europäifch-
amerikanischen KriegeS find inzwischen durch
andere bcruhigendere Nachrichten wieder besänf-
tigt worden. Einmal ist Napolcon III. wrgen
Mepico nichl so kricgSlustig, alS verschiedene
französischc Blätter auSgesagt hatten; sodann
ist auch die UnionSregierung klug genug, die
Sache nicht auf die Spitze zu treiben. Die-
selbe scheut zur Zeit wohl cbenfallS eincn Krieg
mit Europa. Denn follte die Union auf dic
Daucr nicht nur Frankreich, sondern auch Frank-
reich und England zusammen gewachsen sein,
so würde doch das Opfer ein zu enormcS sein
im Verhältniß zu den gcringeu erlittcucn Be-
leidigungen, und zu dem Jntercssc, wclcheS jene
in Merico zu vertheidigen hat. Ferner ist noch
ein anderer Punkt sehr in Betracht zu ziehen.
Zwar hat die Union gcgen Europa einen mäch-
tigen Verbündeten am atlantischen Ocean, der
den curopäischen MLchten den Krieg mit ihr
mehr crschwert, als irgend ein politischer Alliir-

rin schöncö Mustcrbild zur Nachciferung wurde,
der Licdcrkranz oon Aglastcrhauscn, AdcrSbach,
Bargcn, Ehrstäbt, Epfcnbach, Hklmstadt, Hoffen-
hcim, Mich-lfeld. MrckcShcim, Reckarbischoföheim,
Rcidenstein, Neunkirchen, Rohrbach bci SinShctm,
SinShcim und Zeutern, welchc sämmtlich vcrhält-
nißmäßig auch rccht SchöneS l-ist-ten und vielen
Brifall erndtcten. Gcgcn 7 Uhr vcrlicßcn unS mit
den Bahnzügcn ein großer Theil unseret Gäste und
zog fröhlichcn MutheS und wohl nicht bcreuend,
unser Fcst bcsucht zu haben, wkttcr. Dic übrigen
Vereine vcranstalteten spät noch cincn Zug durch
dic Stadt. Ein Ball beschloß daS vom Weiter so
herrlich begünstigte Kcst.

Im Schwiebuser Wochenblatt lesen wir folgcnde
zwet Anzcigcn neben einandcr: i) M-tne licbc
Krau tst mir »erlorrn gegangen, odcr fie
hat müb böswilligcrwrise vcrlaffrn. Ich vcrsprechc
dahrr drmjcnigcn, dcr sie sindct, und ader auch
für immer behält, cinr angemcffcne Brloh-
nung. Dcr ehrlichc Finbcr und Bchaltcr mag sich
mcldcn bet >' l). in Mühlbock. — 2) Metn Ehe.
mann, drr Photograph A. Bürgcr, hat unterm

tcr dcr Union thun könnte, ja dic Union hat
nvch eincit weiteren Verbündetcn an den demo-
kratischen und industriellen Classen Frankreichs
und EnglandS; aber andererscits wird sic gc-
wiß nicht überschen, daß gerade ein Krieg mil
Europ» den eben bcsiegten Feind im eigenen
Lande so wcit zu Krästen bringen könnte, um
ihre freie Action schr zu hemmcn. Wird doch
jenseits des Mississippi don Kirby Smith und
den Texanern ohnehin noch der Versuch cincr
Verlängerung dcS WiderstandeS gemacht. —
Bci den bis jetzt erreichten Erfolgen kaun die
Union ganz gut ohne allen Schaden weitcr zu-
warten.

Ueber die Gcfangennehmung von Jefferfon
Davis meldet einc zweite »achgefolgte Dcpeschc
noch FolgendeS: „Wilson's Reiterei hat am 10.
zu TruinSville Jefferson DaviS mit seiner Frau,
seinem Bruder und seincr Schwester, ferner
Rcgan, den Director deS consöderirten Post-
wescnS, und die Obersten Harrison, Johnson,
MorriS, Sybhcck und andere StabSosficiere ge-
fangen gcnommen. Eine Depesche Wilsvn's
bcsagt, daß, als DaviS sich übcrrascht sah, er
Fraucnkleider anzog und sich in ein Gehölz
flüchtete, wohin ihn die Soldaten verfolgten. An-
fangS versuchtc cr sich mit eincm Messer zur
Wehr zu sctzen, ergab stch'jedoch alS man ihn
mit einem Pistol bedrohtc. — Die „Newpork
TimcS" versichert, cr werde in'S Fort Lafayette
gebracht werdcn, und ertheilt den Rath, ihn,
um dem Anfstande Schmach anzuthun (s), dcm
Henker zu übcrantworten. Der „Herald" glaubt
nicht, daß Davis dcm Tode cntgehen wcrde.
Die „Tribune" hofft, daß er unter dcm Schutze
dcr Würde nnd Ehre deS ainerikanischen VolkeS
alS Gefangcner (KriegSgefangcner?) behandelt
werde. — Dieselbe Depesche bringt noch folgende,
zum Theil schon bckannte Nachrichten: Dic in
dem VerschwörungSproceß vernommenen Zeugen
crklären Booth in Canada mil SaunderS in
Unterredung gesehcn zu haben. Booth soll
glcichfalls in Virginicn mit confödcrirten Offi-
ciercn geheime Unterhandlungen gehabt haben.
Alle Gcfangencn liegen in Eiscn. — Jn Loni-
stana und. in TexaS werden znr Fortsetzung
dcs KriegeS MeetingS abgehaltcn. — Die Unio-
nisten bereiten in NrworleanS eine Expedition
gegen TcpaS vor. — Die Gouverneurc Brown
von Gcorgicn und Vance von Nord - Carolina
sind verhaftet worden.

Nach der „France" wird der Kaiser Nap«-

21. Aprit c. Iedcrmann gcwarnt, mir auf scincn
Namcn -twas zu borgcn, tndcm dcrsclbe für nicht«
aufkommcn wtll. Jch rufe alle Einwohner hirfiger
Stadt znin Zeugen auf, °h ich dcnn schon etwas
gebargt habe, und ich kann nur folgern, d-ß diesc
Bckanntmachung nur cine Schwächc ist, bie nur
barin Enisckuldigung finden kann, daß p*. Bürger
vergeffrn hai, daß durch den Nachlaß mcineS Va-
ters ich zu borgcn nicht nöthig habe, vielmehr
durck mcin Erbtheil crst auS dcm Schnetder ein
Photograph geworden ift. SchwiebuS, den 28. April
1865. Frieverike Bürger, geb. Lude.

(Ein Geiermagen.) Jn Molgau wurde diescr
Tage, wie man der „Pr. Zlg." -us Kaaven schretht,
ein Geier (Vuliur kulcu») gcschoffcn, in deffcn Ma-
gen man zwei größerc scharfc Hornfteine, einc große
Menge tlctnererStcine und sechszehn spitzige Schtos-
sernägcl vvrsand.

Emtl Devrient, dcr im Königreich Sachsen »n-
geseffener RittcigutSb-fikrr tst, hat vom Herzog
von Kvburg oaS Prädtcat Oekonomicrath (!) rr-
haltrn.
 
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