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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Groller, Balduin: Aus Wiener Ateliers
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0094

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JahiMiig.

Lciträgc

C.v.Lützuw

'E>l,Theresianumg.25)
' - an die Verlagsli.
Königsstr. 3)
!" richren.

^ Äanuai.

Nr. 12.

Znscrate

a 25 Pf. für die drei
Mal gespaltene Petitzeile
werden von jeder Buch-
nnd Kunsthandlung an-
genommen.

1875.

Beibllttt zur Zntschrist sür lttldeudc Kuust.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Adonnenlen ver „Zeitschrift für bildende Kunst" xratl«; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^ Nhg ,,

>t- Au? Wiener Ateliers. — Die k. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft zn Dresden. — Förster, Peter v. Cornelius. II. Theil; Kinkel,
P. P. Rnbens; Adler, Die Stoa des Königs Altalos zu Athen; Neindel u. Petersen, Peter Vischer's Sebaldusgrab. — Neuigkeiten des
Buchhandels. — Jnserate.

^us Wiener Äteliers.*)

Leopold Bküller ist eine der bemerkcnswerthestcn
^scheinungen unter der Wiener Künstlerschnfi. Er hat
^ae dorncnvolle Laufbahn hinter sich. Seine beste
hat er auf die Karrikatur vergeudet, mit welcher
, "cht Jahre lang den „Figaro" zum Ergötzeu der
eser dieses besten Wiener Witzblattes versah. Während
^ser ganzen Zcit kam Müller mil Pinsel und Palette
^ch tiicht in flüchtigste Berührung. Endlich rafft er
"uf, um sein Augenlicht zu retten, das durch daö

sich

^ablässigx Zeichnen auf dic Holzplatte bcreits gefährdet
und wird wieder Maler. An ihm ward das
"nder offenbar, daß ihn die Karrikatur nicht zu

ll»ar

e>n

Niit

Mit Bezug aus meinen letzten Atelierbericht hat mich
Nfir persönlich uubekannter Herr Prafessor aus Antwcrpen
^ einem Briefe beehrt, in welchem er einen Feldzug gegen
. ^ Fremdwörter überhaupt, und gegcn das Wort „Atelier"
^besonderx eröffnet. Er schreibt u. A.: „Jch frage Sie, ob
ffch selber nicht vor dcr ewig angewandten Bczeichnung
" ielier" entsetzen?" Jch kann darauf in aller Gcmüthlichkeit
, i./-)»rin" antworten; freilich beweist das noch nichts, denn
gar . >°unte ich verhärteten Gemiithes scin, nnd mich vor
At "ichis mehr entsetzen. Dennoch glaube ich, daß diese
füersrage an dieser Stelle cinmal zur Sprache gebracht
best " >»»»- »'ü»» »»ch nur, i» koustatiren, daß sie am

s-ss>

^» ungelöst bliebe. „Künstlergemach", das dcr Herr Pro-
einmal sür Atelier substituirt, klingt im Munde cincS
,7'»stlers, der von seinem eigenen Atelier spricht, sicher ma°
und „Werkstatt" ist nicht durchzubringcn, da heute
>on jeder Zahnreißer sein „Atelier" hat. Zudem wäre „Werk-
. "Ü" nicht exact bezeichnend; sie gehört nur sür Handwerker
^i» Sprachgebrauchc gemäß; cS ist HLchstens gestattct, bildlich
°» einer Wcrkstatt des GeisteS zu reden. Anm. d. Vers.

Grunde richtete; was keinem Anderen gelungen wäre,
ihm gelang es. Er hat sich trotz dcr unausgesetzten
Beschäftigung mit Zerrbildern den Sinn für reine Schön-
heit und edles Maaß bewahrt; ja er hat sogar von seiner
Karrikaturzeichner-Lansbahn Nntzen gezogen für seine
jetzige künstlerische Thätigkcit. Seine Bcobachtungsgabe
und sein ihm angeborener Sinn für schlagende Cha-
rakteristik haben sich in seinem früheren Berufc nolh-
wendiger Weise noch schärfen müssen. Diese Vorzüge,
in Berbindung mit eincr von Haus aus mitgebrachten
glücklichen Anlage für koloristische Wirkung, haben seinen
Bildern sehr bald bei allen Kennern hohcn Anwerth
verschafft. Jm vorigen Zahre machte Müller eine
Reise durch Aegypten, und die künstlerische Ausbeute
dieser Reise ist es nun, die ihn jetzt beschäfligt.

Müller ist der Ateliergenosse Makart's, der brüderlich
den Raum seines herrlichen Studio's mit ihm theilt.
Es herrscht ein erschrecklicher Mangel an Ateliers in
Wien, und wer nicht so glücklich ist, zu den vier oder
fünf Malern zu gehören, die wirklich über ein solches
zu vcrfügen haben, oder zu jenen wenigen, die bei diesen
wieder gastliche Aufnahme finden können, der ist auf
unsere gewöhnlichen Zimmer angewiesen, die ihn zu
unaufhörlichen Experimenten zwingen, mit welchen er
dem an sich meist schlechten Lichte unv dem Reflexe, der
von den Nachbarhäusern herüberzuschimmern pflegt, zu
bcgeguen sucht. — Müller's bcdeutendstes ägyplisches
Bild ist die „lagernde Karawane", an welches er eben
jetzt dic letzte Hand legt. Selbst Gerome's Bilder
stehen diesem nach an kräftigem Bortrag und an leuch-
tender Farbenpracht; die von Fromentin haben nicht
diese Kraft der Jndividualisirung für sich, und Gentz
 
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