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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Sello, G.: Zum Titelholzschnitt der "Neuen Nürnberger Reformation" vom Jahre 1522
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0104

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197

Kunstliteratur.

198

^wnie fehlt, scheint mir für die allgemeine Benrthci-
""g unerheblich.

Was Lbrigens diese Flamme anlangt, so will ich
^iMerksam machen anf eine Stelle in Hosemann's
üninmns ooniuAnlis, d. i. wahre Hi-
^^'eknvtnr dcr rechten herzbrennenden ehelichen Liebe,
gebildet an deni wundcrschönen artigen Gcmälde des
"^treichen königlichen Malers Apellis, durch welchcs
uuf Begehren seines Herren, des Königs Alexandri
Wni die rechte Liebe rc. lustig affigiret rc." Magde-
"urg 161Z.

Die Quelle der benutzten Anekdote, sowie die Be-
^reibnng des Bildes von Apclles sind mir unbckannt;
^nius kennt das letztere nicht, und in Sillig's Ontn-
artitioum habc ich es vergeblich gesucht.

^ Hosemann beginnt sein Buch damit, daß nach der
, roberung Thcbens dnrch Alexander d. Gr. cine schöne
ungfran sammt ihrem Bräntigam vor ihn geführt
orden-, beide hätten nicht für ihr eigenes Leben, son-
^u für das des andern gebeten, dic Jungfrau aber
^ besonders für ihre Ehre. Der König sei dadurch
grrührt worden, daß er beide freigelassen, sie reichlich
^chenkt und dem Apelles befohlen habe, dic Liebc
rider Personen ini Bilde darznstellen.

Dieser habe nun eine schöne sittsame Jungfrau
g^nalt, nüt niedergeschlagcnen Augen, auf dem Hanpt
^uen grünen Kranz, am Hals eine Rose, in der rechten
Vaitd einen güldenen Pfenning; die Seite sei geöffnet
^esen, und habe man das Herz darin gleichsam
^ennen sehen.

Alle diese Attribute erklärt Hosemann und ver-
endet sie zur Verdeutlichung seines Jdeals der ehelichen
für uns habcn sie darum ein besonderes Jnteresse,

wir sie fast sLmmtlich bei der Dürer'schen I.ido-
u^itus wiederfindcn: die niedergeschlagenen Augen, den
^^tlz auf dem Haupt, die geöffnete Seite mit dem
seilnenden Herzen; das Gewand ist am Halse zwar
UE>t niit einer Rose, wohl aber mit einer großcn
graffe geschlossen, die man sich als eine streng stilisirte
lunie denken kann; in der rechten Hand hält die Dü-

^r sche Figur statt der einen Münze einen Beutel mit
her,

D

ausfallendem Gelde.

Hoscmann kann unmöglich seiner Schilderung den
Urer'schen Holzschnitt zu Grunde gelegt haben; es
uurß darum angenommen werden, daß sowohl er als
uuch Dürer, oder wer sonst der Künstler gewesen sein
U'W, eine allgemeine im Schwange gehende Erzählung
^uutzt haben.

Wolltc Dürer wirklich cine Inborulitus darstellen,
konnte er auf sie ganz wohl die Attribute übertragen,
Urelche sine Personisikation der treu aufopfcrndcn Licbe
'^g; uiit cincr Darstcllung des „Ueberflusses" wollen
^ sich nicht gul vertragen.

Die Frage ist nun: welcher alte Schriftsteller
schildert jenes dem Apelles zugeschriebene Bild so, wie
es Dürer und Hosemann für ihre verschiedenen Zwecke
vcrwendeten?

I)r. G. Sello.

üimstlitcratul.

I. E- Wcsscly, Die Kupferstich-Sammlung der
Königl.Museen inBerlin. Leipzig, H.Vogel.
1875. 8°.

Während alle andern Abtheilungen der Königl.
Museen zu Berlin schon lange mit speziellen Katalogen
resp. Führern versehen sind, fehlte ein solcher für das
Kupferstichkabinet bisher gänzlich. Die Folge davon
war, daß diese Sammlung nicht so benutzt werden
konnte, wie es Manchem wohl wünschenswerth war, und
daß das Ansehen derselben mit ihrem Reichthum und
ihrem innern Werthe nicht in gleichem Verhältnisse stand.

vr. I. E. Wesselh, rühmlichst bekannt durch
seine fleißigen Arbeiten auf dem Gebiete der Kupfer-
stichkunde, widmet seine Kräfte schon seit Jahren dem
Berliner Kupferstich-Kabinet und hat sich nun durch
Ausarbeitung und Publikation des vorliegenden Führers
durch dasselbe ein wesentliches Verdienst erworben.

Natürlich mußte der Katalog einer solchen Samm-
lung wesentlich anders angelegt werden, als z. B. der
Katalog einer Gemäldegalerie. Anknüpfend an die
Thatsache, daß in einem Kupferstichkabinet nur ein ganz
kleiner Theil der vorhandenen Blätter ausgestellt werden
kann, glaubte der Verfasser, auch nur einen Führer
durch die Sammlung, nicht einen Katalog derselben,
welche bei dem kolossalen Umfange der Sammlnng viele
Bände umfassen würde, geben zu dürfen. Wessely hat
daher nur die kostbarsten Blätter, Seltenheiten ersten
Ranges und besonders schöne oder sonst merkwürdige
Exernplare hervorgehoben, auch einige Ergänzungen zu
den bekannten Handbüchern und Verzeichnissen gegeben,
im Uebrigen aber, sich auf die vorhandenen gedruckten
Spezialkataloge der Werke der einzelnen Meister und
auf die Werke von Bartsch, Passavant, Andresen rc.
berufend, nur kurz angegeben, was vorhanden ist.

Das Werkchen besteht aus vier Abtheilungen:
Jncunabeln und Kupferstiche bis zum Ende des 15.
Jahrhunderts und Kunstdrucke des 16., 17. und 18.
Jahrhunderts. Jnnerhalb dieser Grenzen sind die Blätter
nach Schulen und Mcistern geordnet. Am wichtigsten
ist natürlich die erste Abtheilung, weil sie vorzüglich
die wenig bekannten Seltenheiten (zum Theil aus der v.
Nagler'schen Sammlung stammend) enthält. Die Unter-
abtheilungen sind: Holzschnitte und sogenannte Me-
tallschnitte (welche doch wohl ebenfalls Abdrücke von
Holzstöcken oder Clichäs derselben sind), Schrotblätter,
ungefähr 50 Blatt (die doch wohl auch nur Holzschnitte
 
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