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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Richter, J. P.: Aus den Katakomben Roms
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Ankäufe für das Museum in Sigmaringen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0128

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Ankäufe für das Museum in Sigmaringen.

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. ^Ü'N, dvrt kvrrespondirenden Darstellung umnöglich und
^ nichrr damit um ein Bedcutendes dic Schwierigkeit
^ ^rklärung des Ganzen. Der Charakter der Zeich-
""g wie auch der Stil und die Form der Jnschrift
Eranlassen uns, das Fresko dem vierten Jahrhundert

^^uschreibm.

I. P. Richtcr.

^ukäufe für das Museum iu Sigmaringen.

Von den Acquisilivnen, welche das fürstlich Hohen-
^ rrnschc Museum im Verlaufc des letzten Jahres ge-
^ ucht hat, dürften die folgenden auch in weitern Krei-
Jnteresse finden:

, i. Gemälde von Paolo Veneziano vom Jahre
E 08, welchcs aus einer jetzt als Kohlenmagazin benutzten
,, u^üe in der Nähc von Navenna stammt, später dcm
. ^fen Baccinetti gehörte, im Jahre 1867 im Besitze
^ Kunsthändlers I. Maillinger in München war,
nr dic Händc des Malers Franz Reichart daselbst

da>m

über

rgjng, non welchem es an das hiesige Mnseum kam.
^'r I. Bkaillinger hielt über dasselbe im Münchener
^rthumsvercin am 25. Febr. 1867 eincn Vortrag,
in den „Sitzungsberichten" dieses Vereins, Heft I
ünchen, Theodor Ackermann 1868) gedruckt vorliegt

der

und

welchem eine Photographie des Bildes beige-
Men ist.

Dasselbe stellt die Krönung Mariä dar. Auf
^Neni Doppelthrone mit hoher Rücklehne, die bis zu
öhe durch einen gemusterten Teppich verhängt,
? ein Säulchen in der Mitte getheilt ist und oben
zwci Giebcln abschließt, sitzt Christus (hcraldisch)

halber

durch

niit

l-nks

ter

° neben Maria. Christus, gekrönt, mit einem Scep-
^ »I der linken Hand, setzt mit der Rechtcn seincr Mnt-
' die sich niit auf der Brust gekreuzten HLnden leise
^3^n ihn ncigt, die Krvne anf. Beide Figurcn habcn
'llp' ^ Rimben, goldgesticktc Untergewänder und blauc
. nntel mit grünem, gvldgesticktem Futter. Der rechte
nß Christi ruht auf der Sonne, der Mariens auf dcm
' 'wide. Neben dcr Rücklchne des Throncs stehen rcchts
links je ein Engel mit einec kleinen Orgel. Ober-

halb

der Giebel singcn und musicircn auf verschicdencn

^sti'unienten vierzehn anderc Engelchen. Auf dem
aiid ser Basis des Thrones ist die Jnschrift zu lesen:

OLUI DLTI.U.L I.HVI^. OVM
U'Utvitzl'i 0IIIlI8TVN UOL'l'IllU Vl.OOVOV.
"lerhalb des Thrones haben sich die Künstler gcnannt:
U'OOOVIII .IOIIL.UI«V8 IllVjSj
^VOVtzOVLI VII,IVj8j 1'I8LLV'I'IIOOOI>jV8j
^ Änsckwiften sind unzweifelhaft ächt, wie übcrhaupt
i i^ viel Restauralion erlittcn hat. Das-

^ ^ ist auf Holz gemalt, hat Goldgrund und ist 1,10
' h°ch, 6,68 M. breit.

Jn Zeichnung und Farbe im Allgemeinen noch
bhzantinisirend, sucht der Künstler doch schon von dem
streng Typischen sich loszuringen und namcntlich bei dcn
Engelsköpfchen zu individualisiren. Näheres über Paolo
Veneziano, seine Söhne und andere bezeichnete Ve-
netianer des 14. Iahrhunderts, deren Anzahl bekannt-
lich nicht groß ist, wolle man in dem erwähnten Aufsatze
nachlesen.

2. Ein Gcmälde von Tiberio d'Assisi, welches
ebenfalls die Krönung Mariens darstellt. Dasselbe gehörte
zuletzt dem Kassirer des K. Bayerischen Nationalmuseums,
Herrn A. Neubauer in MLnchen und ging durch Ver-
mittlung des Konservators, Herrn Prof. Ilr. Kuhn, an
das hiesige Museum über. Es ist ebenfalls auf Holz
gemalt und 0,64 M. hoch, 0,48 M. breit.

Jn einer in der Mitte gelben, nach außen roth-
gelben Mandorla mit breitem blauen Rahmen, auf wel-
chem acht Cherubsköpfchen mit bunten Flügelchen sym-
mctrisch vertheilt sind, sitzt Christus (heraldisch) links
neben Maria auf einer lichten Wolke und hält mit der
rdchten Hand eine goldcne Krone über das Haupt seiner
Mutter, welche sich mit auf der Brust gekreuztcn Hän-
den gegen ihren Sohn neigt. Die linke Hand hält
Christus geöffnet vor sich in der Höhe der Brust. Die
Füße beider Figuren ruhen ebenfalls auf Wolken, die
wie die Sitzwolke zu beiden Seiten den Rahmen der
Mandorla durchschneiden. Das Untergewand Christi ist
bräunlich violett, sein Mantel hochroth, beide mit gol-
denen Säumen geschmückt, während Marir in lackrothes
Untergewand und blauen, grüngefütterten Mantel gehüllt
ist, welch letzterer über den Hinterkopf genommen, noch
einen schmalen Streisen des weißen Schleiers, der das
Gesicht umrahmt, sehen läßt. Links und rechts neben
dem obern Theil der Mandorla, von deren Mittelpunkt
aus golvene Strahlen hinter den Figuren symmetrisch
nach allcn Seiten über den Rand hinwegschicßen,
schweben je zwei Cherubsköpfchcn, die den oben ge-
nannten gleichen, eins über dem andern in der hcllen
Luft. Dies die obere Partie des Bildes, die mehr als
die Hälfte dcr Tafel einnimmt. Die Scene gcht im
Himmel vor sich, daher der lichte Ton der Luft und
der Wolken, die festlichen und bunten Farben der Ge-
wänder und Engelsflügel, das viele Gold, womit die
Lichter gehöht sind, die golvstrahlenden Wundmale, die
goldenen Sterne auf dem linken Knie Christi, auf dem
rechten Knie und der rechten Schulter Mariens u. s. w.
Jm Kontrast hiczu ist auf der uutern Partie des Bil-
des die Erde durch eine bescheiden gehaltene Landschaft
in umbrischen Charakter mit Frühmorgenstimmung rc-
präscntirt, in deren Vordergrund (heraldisch) rechts St.
Johannes der Täufer, links Sa. Katharina von Siena
stehen. Beide haben Tellernimben, der erstere trägt in
der linken Hand den goldenen Kreuzesstab und in der
 
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