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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Krell, Paul F.: Das Kriegerdenkmal in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0142

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Jtlhrganst.

^citrägc

^ K.V.Lüktilv

^ ^^'Thcresiaiuuugasse
^^^""dicPcrl„gzs,.
^Ug, Königsftr, S),
-^U ticbten.

Februar

Nr. 18.
Znscratc

L 25 Pf. für die drei
Mal gefpaltene Petitzeile
werderr von jeder Buch-
und Kunsthanblung an-

1873.

Bcililtitt znr Zcitschrist sür bildendc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für dildende Kunst" gratis; für fich allein bczogen
toslel vcr Jahrgang 3 Lhlr. fowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^^halt: Das Kriegerdenkmal in Stuttgart. — Korrespondenz: Berlin. — Storck, Kunstgewerbliche Vorlageblätter; Herdtle, Flächen-Verzierungen;

Prenh, Die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes. — Prager Kunstakademie.— Strahburger Münster; Wiener Votivkirche; Erpedition nach
Samothrake.— Vom Kunstmarkt: Paris; Photographien sienesischer Knnstwerke; Vcrsteigerung der Galerie Salamanca. - Zeitschristen.—Jnseratc.

Das Äriegerdknkmal in Stuttgart.

Am Jahrestage des Sieges der Würtlemberger bei
, hampjgm), den 2. Dezember v. I., wnrde das Denkmal
die m Stuttgart beerdigten 138 dentschen Kriegcr
dem Südkirchhofe cingeweiht.

Es ist bei weitem das namhafteste der nicht ge-
^Hgen Zaht von Kriegerdenkmäkern, welche in Württem-
^g allenthalben errichtet wurden, sowie das schönste;

gehört aber auch, was harmonischen Aufbau betrifft,
^»ler die gclungenstcn derarligen Denkmäler in Deutsch-
^d überhaupt. Der Entwnrs dazu stammt von dem
^iialen, durch cine Reihe bedeutender Schöpfungen
^^sch berühmt gewordencn Stuttgarter Architekten, Pro-
s^ssvr Adolph Gnauth.

Die Komposition hat folgende Anordnung. Ueber
^Uem niedrigen Erdaufwurfe lagert sich zunächst ein
^valtigxs parallel epipedisches Basament, an den Eckcn
^ch kandelabertragende Postamente ausgezeichnet,
^slhrend in die Seitenflächcn Erztafeln mit den Namcn
Gefallcncn cingelasscn sind. Auf dem Basament
ein mächtiger Sarkophag, welcher vermittelst cines
^inen chlindrischen Aufsatzes eine iveale weibliche Figur
s^gt, die stehend, leicht übergeneigt, mit jeder Hand
^Uien Kranz darbietet.

2n frei bchandelten antiken Formen baut sich das
buntem Sandstein und Bronze zusammengcsetzte
iNviiument mit einer Klarheit und Folgerichtigkeit der
^Nzelnen Theile bei mannigfaltigstem Umriß, und einer
chönheii in den Verhältnissen auf, welche unsern un-
'i'dingtcii Beifall heranSfordert. BesonderS gelungcn
P die Ail dcr Bildnng des Sarkophages nnd wic

durch denselben aus dem breitgelagerten Basament der
Uebergang gewonnen wird zu der anfrecht stehendcn
Krönungsfigur. Ein originelles, effektvolles Hilfsmittel
bildet dabei der niedrige, von einer Draperie überhangeue
Untersatz, anf welchcm der Sarkophag steht.

Einem Vorwurfe freilich, welcher mehrfach gegen
die Komposition erhoben worden ist, dürfte dieselbe kaum
ganz entgehen, nämlich dem, daß dic weibliche Figur
auf deni Deckel des Sarkvphages selber steht. Der
Gedanke hat etwas Unangcnchmes, und man wird ihn,
wenn man ihn einmal gefaßt hat, nicht so leicht wieder
los. Es muß auch zugestanden werden, daß eine der-
artige Anordnung unter den Meisterwerken dcr früheren
Kunstperioden uicht zu finden ist; bci ihneu pflegt nur
der Berstorbene selbst nnmittelbar auf dem Sarkophag
angebracht zu sein, andere Figuren aber an oder auf
dem Gehäuse des letztern. Michelangelo hat zwar auch
bei seinen Medicäergräbern wieder zum Außergewöhn-
lichen gegriffen, inbem er die Figuren der Tagcszeiten
unmittelbar auf den Sarkophagen angebracht; aber dic-
selben sind doch wenigstens gelagert und wirken bei
ihrcm ruhigen Verhaltcn und ihrer großarligen Stili-
sirung wesentlich ornamental, während bci der Figur
unseres Kriegerdenkmales, da sie stehend und handelud
erscheint, dies weit weniger der Fall ist.

Wir haben indeß zu konstatiren, daß doch auch
Beispiele der Gnauth'schen Anordnung in einigen, wenn
auch nicht gerade hervorragenden Werken der Renaissance
sich vorfinden (s- Tosi, Nonuinönti snori o sopoloruli,
L. X6VII und 6Il).

Es ist sodann anzuerkennen, daß bei unserem Monu-
mcnte jenes bedenkliche Motiv nicht nur zu kcincr tri-
 
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