Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe (10.1875)

Nr. 1<).

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Bcililatt znr Zcitschrist fiir vildcndc Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitaq ersckcinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" grati8; für sich aNein bezogen
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Iur Siicularftier Michelangelo's.

Florenz, 15. Febrnar 1875.

^ ^kin 6. März d. I. fcicrn wir dcn 400jährigen
^ ^ "Astag des Michelangelo Bnonarroti. Wic Jhrc
^0sr bereits wissen, sind die öffcntlichen Fcstlichkeitcn
l den Septcmbcr verlegt, nicht nnr der Vorbereitungen,
g. krn vornehmlich der Jahreszcit wegen. Das ganze
^gramm ist noch nicht festgestellt. Wir wissen nur,
s»> Herbst hier der italienische Architekten-Kongreß
^Etfinden wird. Anch soll vann der David des Michcl-

dclla Signoria nach dcr
^einjg geschafft wurde, in seincr rcichen Acdicnla,
dafnr errichtct wird, dcm Publikum wieder
^dax geniacht werden. Ferner soll Kastell Caprese,
^^b'langelo's Geburtsort, eine Jnschrifttafel erhalten
^ die Casa Buonarroti mit Frcsken und Sgraffitcn
„ der Hand der bestcn florentinischcn Künstler aus-
'^niückt werden.

llm aber ein bleibendes Andenkcn der Feier zu
' .^Nden, beschloß das Municipinm vor Alleni, die Pa-
nnd das Leben Michelangelo's herauszugeben. Mit
»»steren Aufgabe wurdc Cav. Gaetano Milanesi,

rch

der zweiten Commendatore Aurelio Gotti, Di-
kap^ florentiner Galericn, betraut. Beide Publi-
'nnen sind nahezu fertig und können wohl der all-
r'Nsten und freudigsten Aufnahme sicher sein.

Ich verdanke es der Zuvorkommenheit der eben
Nannten Gelchrten, dcn Lesern der Zeitschrift schon
su, ^ ^rien kurzen Einblick in die beiden Werke ver-
zu können.

^vtti giebt in der Vorredc scines Buches die Be-

weggründe an, welche ihn zur Abfassung seiner neuen
Lebensbeschreibung Michelangelo's bestimmten. Er sagt:
„Jm Archive der Familie Buonarroti wurden zahlrciche
auf das Leben und die Werke des großen Künstlers
bezügliche Dokumentc eifersüchtig znrückbehalten. Ob-
gleich der Consigliere Cosimo Buonarroti diese Doku-
mente und überhaupt das ganze Familienarchiv testa-
mentarisch der Stadt Florenz vermacht hatte, so war
doch die Sammlung der Buonarroti, wic das Archiv,
mit so vielen Klauseln umgeben, daß die Wünsche der-
jenigen nur schwer zu bcfriedigen waren, denen Condivi
und Vasari, die Zeitgenossen des Meisters, die noch
nicht den skrnpulösen und kritischen Sinn der späteren
Zeit besaßen, nicht genügten." Gotti wurde die günstige
Gelegenhcit, dic Papiere einznsehen, nnn in vollem Um-
fange zu Theil. Darauf gründet er seine neue Lebens-
beschreibung des Michelangelo. Zugänglichmachung der
neu erschlossenen Quelle ist deren Hauptzweck. „Jndem
ich (fährt dcr Autor fort) die Funde im Archive der
Buonarroti mit Condivi's und Vasari's Nachrichten
verwob, war Einfachheit der Darstellung meine erste
Pflicht, ohnc jcdc Ausschmückung nnd Deutelei. Wir
wissen ja Alle, daß die Größe eines solchen Mannes
am klarsten aus seinen Werken und eigenen Schriften
hervorleuchtet. Darum habe ich imiuer, wenn mir scinc
oder seiner Zeitgenossen Wortc zu Gebote standen, dic
Dokumcnte ganz oder im Auszuge für sich selbst reden
lassen."

Soweit ich nach den mir vorliegenden Anshänge-
bogen urtheilcn kaun, hat Gotti, indem er sich streng
an diesen Grundsatz hielt, doch die Trockcnheit, welchc
solchcn rein objektivcn Darstellungen oft eigen ist, glücklich