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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Zur Erinnerung an Gustav Bläser
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0246

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X- JlihrMirst.
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^danvr.C.V.Lützvw
^ie>r,Theresianumgasse
°d. andieVcrlasiSll.
Königsstr. S),
zu richten.

14. Mai

Nr. 31.
Inscratc

n 2ö Ps. snr die drei
Mal gespaltene Pctilzeilc
werden vo» jedcr Bnch-
und Kunsthandlung an-
genemnien.

1375.

Bciblatt znr Zcitschrist sür bildcnde Knnst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheincnd, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
tostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und vfterreichischen Postanstaltcn.

^^halt: Zur Erinnernng an Gustav Bläser. — Zur Kunstgeschichte Nürnbergs. — Die „Kleinen Schriften" von G. F. Waagen. — Ernst Müller -f. —
Konkurrenz mn den Düsseldorfer Theatervorhang. — Verbindung für historische Kunst. — Ausstellungen in Düsseldorf, Augsburg. — Museumsbau
in Schweriu. — Museum Minutoli in Liegnitz. — Zeitschriften. — Jnserate.

Zur Eriunerung an Gustav Lläser.

Am 20. April war es jährig, daß Gustav Bläser
Cannstatt, wohin cr sich zur Heilung cines Lungen-
^idens begeben hatte, mitten äus seinen Entwürfen und
Unvollendeten Arbeiten herausgerissen wurde, zwar nach
^nem werkthätigen Leben, aber kurz vor der Vollendung
umfangreichsten seiner Werke, des Reiterstandbildes
^önig Friedrich Wilhelm's III. für die Stadt Köln.
^ie kolossale Reitcrstatue selbst hat der Meister noch
Modell vollendet. Auf ruhig dahinschrcitendem Roß
litzt der König unbedeckten Hauptes. Von seinen Schul-
^rn wallt der Hermelinmantel herab. Die Rechte stützt
i'ns adlergekrönte Scepter auf den Schenkel, während
^ie Linke die Zügcl des Rosses gefaßt hält. Die Ent-
blvßung dcs Hanptcs ist zwar nicht motivirt; aber nur
^uf dicse Weise konute dcr Künstler dcn häßlichcn, durch-
^us unplastischen Federhut umgehen, welcher erst unter
Nachfolger Fricdrich Wilhelm's III. durch die für
bildenden Künstler immerhin besser verwendbare
^ickelhaube verdrängt wurde. Jm Jahre 1860 war
^us Programm für das im Ganzen 43 Fuß hohe Denk-
^ul aufgestellt worden. Die Konkurrenz entschied im
^ahre 1862 dahin, daß Bläser dcn Auftrag zur Statue
^hielt, während das sigurenreiche Postament und die
^eliefs Schievclbcin übertragen wnrdcn. Als letztercr
^Ui Mai 1867 starb, übernahm Bläser die Ausführung
ganzen Dcnkmals nach einem neucn Entwnrfc. Für
^iesen war Rauch's Friedrichsdcnkmal, an wclchem Bläser
^lbst mitgcarbeitet hatte, in erster Linie maßgebend.
slu der plastischcn Ausschmiickung des Sockels wähltc
jedoch Bläser eine umgekchrte Anordnung. Um den

mittleren Theil des Postaments gruppirte er sechzehn
9 Fuß hohe Figuren von Männern, welche unter der
Regierung Friedrich Wilhelm's III. eine bedeutende
Rolle gespielt, theils in Hochrelief, theils — an den
vier Ecken — rund gearbeitet. Für diese Figuren hat
der Meister kleine Hilfsmodelle und Skizzen hintcrlassen.
Hingegen hat er für die Reliefs, wclche nach dem Pro-
gramm einige Hauptmomente aus der segensreichen Thätig-
keit des Königs für die Rheinprovinzen darstellen und
den unteren Theil des Sockels schmücken sollten, keine
Entwürfe gemacht. Das Denkmal wird nach den Jn-
tentionen des Meisters, soweit sich dieselben noch er-
kennen lassen, von den Bildhauern Callandrelli und
Schweinitz vollendet. Erst nach der Vollendung wird
sich cin cndgiltiges Urtheil über das Werk eincs Künst-
lers fällen lassen, dessen Genialität sich während einer
langen und reichen Wirksamkeit vielfach und glänzend
bewährt hat.

Gustav Bläser war der Sohn eines Kölnischen
Kaufmanns. Er wurde am 9. Mai 1813 zu Düssel-
dorf geboren, wo sich seine Mutter zu einem Besuche
aufhielt. Jn Köln verlebte er seine Jugend. Bei dem
Maler Mengelberg genoß er den ersten Unterricht, dann
trat er zu einem Holzbildhauer in die Lehre und mit
dem 17. Jahre in die Werkstatt des Bildhaucrs Scholl
in Mainz. Jm Alter von 21 Jahren ging er nach
Berlin und wurde hier von Rauch in dessen Atelier
anfgenommen. Er hatte seine tcchnische Bildung bercits
vollendet und fand deshalb eine freundliche Aufnahme
bei dem Altmeister, dcr zu sagen pflcgtc: „Jch nchme
keine Studenten, sondern ich will Leute, die sich ihre
Suppe schon verdienen können." Sieben Jahre lang,
 
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