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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0264

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517

Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlung.

518

^ue Kopie von Dirk Hals zu sehen, und zwar weil
v>n anderes Exemplar niit einigen Veränderungen existirt,
^as pxg Frans Hals Monogramm und die Jahrzahl
^616 trägt. Bei Frans Hals könnte nnn zunächst die
^l'istenz von zwei eigenhändigen Exemplaren derselben
^vmposition nicht befremden; in der Erfindung liegt
!eine geringste Stärke, er wiederholt sich HLnfig in seinen
^otiven. Von beiden Bildern liegen mir eben Fier-
^nts'sche Photographien vor. Diesen zufolge sind die
^vpfe der beiden vorderen Figuren, die miteinander
schäkern, auf dem Suermondt'schen Bilde ungleich geist-
^vller, lebendiger, augenblicklicher; vor allem der Kopf
ves Mädchcns, der nnr bei diesem Exemplar vom Geiste
^es Frans Hals inspirirt, auf dem andern Exemplar
kber lahm ist. Ebenso springt hier die schwache Be-
handlung ihres Kragens, ihres Unterkleides im Gegen-
^tze zu der meisterhaften, glänzenden, in stofflicher Wahr-
heit unübertrefflichen Ausführung derselben Partien im
^uermondt'schen Bilde in die Augen; in letzterem ist
vlles unmittelbar nach der Natur gemalt. Auf dem
^uermondt'schcn Bilde ist die dritte Figur cine ganz
bon vorn gesehene, schelmisch lachende Dirne, die den
^ranz mit Würsten Lber das Haupt des Mannes hält.
2luf dm, andern Exemplar ist ein kcck lachender Knabe,
ben Kopf gcgen dic linkc Schnlter gcscnkt, an ihre Stellc
Zetreten. Man empfindet sofort, daß dieses Motiv das
spätere ist, hervorgegangen aus dem Streben, dem Ganzen
Uoch mehr Bewegtheit, den Linien lebendigeren Fluß
äu geben; das Umgekehrte aber kann man sich nicht
benken. Die Verfasser des Katalogs finden die Behand-
lung des andern Exemplars „breit und frank", in dem-
^uermondt'schen „eine etwas zahmere, nicht ganz so
öUenke Hand, bei feinerer Ausführung, während die
^ärbung eine gewisse Härte hat." Jch habe das andere
^kemplar nicht gesehen, aber mir liegt der Brief eines
^vr feinsten lebenden Kenner der niederländischen Schule,
bvs Herrn Sano in Paris vor, der es im Jahrc 1868
^i Colnaghi gesehen und es nur für eine Nachahmung
halten mochte; 3500 Franks — ein für Frans Hals
!vhr mäßiger Preis — wurdcn verlangt: selbst das
!chien Herrn Sano zu theuer. Herrn Suermondt wurde
uuch dieses Exemplar einmal vom Kunsthändler Hollander
'u Brüssel sehr billig angeboten, er lehnte aber den
^auf ab. Es treibt sich, unscrcs Wissens, noch immcr
^1 Kunsthandel herum, ohne eine bleibende Stätte zu
^uden. Herr Suermondt veranstaltete im Oktober 1873
v'nen kleinen Kongreß von Kunstgelehrten und Künstlern
'u Harlem, um sein Bild mit den dortigen Frans Hals
Unniittelbar vergleichen zu lassen; Alle waren der Mei-
"urig, daß es unzweifelhaft sein Werk sci.*) Es stinimt

*) llss soussiKllss röllvis äavs Is Nvsss ä blas.rlsm ont
ovwpars s-vx osuvrss üe §rall8 üals gui s'x krouvsvt
^VUx toiles uppllrtsllant ä Ur. L. 8uermov<1t, savoir 1e

in jeder Beziehung, namentlich auch in der Farbe,
mit dem Harlemer Schützenmahle von 1616 überein.
Wenn im Kataloge Dirk Hals als Urheber gcnannt
wird, so ist das eigentlich nur gerathen. Wo sind die
Arbeiten dieses Künstlers, die hierfür einen Anhalt ge-
währen könnten? Jn Genrebildern mit kleinen Figuren
tritt er uns nachweisbar entgegen. Von zwei fast lebens-
großen Brustbildern junger heiterer Dirnen im Amalicn-
stifte zu Dcssan sagt W. Bodc: „Doch bewcisen sic,
daß dieselbe Technik, die im kleinen Maßstabe so lebendig
und geistreich ist, im großen leer und geistlos wirkt."
Kann man Aehnliches wohl bei dem Suermondt'schen
Bilde sagen? Wenn anch W. Bode den Frans Hals
zum Gegenstande seiner speziellen Studien gemacht hat,
so würden doch, wenn es auf Autoritäten ankommt, die
Stinimen von Bürger, dcr im Jahre 1869 über dies
Bild sprach, und die von Vosmaer, der es eben erst
seinem Werke über den Meister in der Radirung von
Unger einverleibt hat, in dieser Frage für uns noch
schwerer in das Gewicht fallen.

Ebenso verhält es sich bei Rembrandt, dem der
Katalog von fünf Bildern, die ihm früher beigemessen
wurden, nur eins läßt. Der Hieronymus in der Grotte,
durch die Radirung Vliet's bekannt, ist eine Jugend-
arbeit und zeigt manche Schwächen, aber es ist übereilt,
ihn für eine Kopie nach einem verschollenen Original
Rembrandt's aus dieser Zeit zu erklären; die Pentimenti
des Bildes, die auch die Verfasser des Katalogs zugeben,
sprechen deutlich genug, man darf nicht so leicht über

jöllvs sauöur äs üüts au kovllgt ü xäums blsus et 1s trio
soxeux.

6ss äsux toilss, gll'on a M sxuminsr äans uus korts
Illmisrs ont sts mises ü oöts äes tubleuux äs Uuis et
uotiimmsnt äs evlui äes urguebusiers äe 1616 st äes äsux
äe l'ulllles 1627.

II a sts oonstats xar eux äs Is. munisrs la xlus evi-
äsutö gue Iss äsux tubleullx äs la oollsotion 8uermonät
ns sont xus ssulsmöllt äs lu muin äs H. Iluls, st äs trss-
bells gualite, mais snoors trss-oaruotsristigues äans son
oouvrs.

IIs sout ä'uns oonservution pu.rks.its, Is ksoturs, Is
touobe, lu ooulsur, I'esprit äs css oeuvrss sont iäsntigus-
mevt semblsblss ü oeux äs ves tsblsuux äe §. Iluls.

IIs n'bssitönt äono pss ü äsolursr gu'ils sont ä'svis
gus I'uutbontieitö äo ess äeux tviles äo lu Aslerie 8uer-
monät ns psut vtrs oontöstss. bs trio est uns peivtllrs gui
upxurtient uu stxls äu muitrs vors 1615 ou 1616; 1o fsulls

fousur äs üuts, siAns äu wonoArumm^E Ä

äoit stro rsiiAö s I'unnüo 1627. «l_ iti

icuit ü Hsurlem Is ö Oetobro 1873. """" M

(8iAiiö) 6. Voswusr. — IV. 6. U. LiiAölbreebts, (Direotsur
äu Uusss äs psilltlirs ä'^.wstöräum). — 8. ^ltmunn,
pöwtro. — 0. §. Roos, sxpsrt. — bsopolä b'IumövA,
psintro et xruvsur.
 
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