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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Sammlungen nnd Ansstellnngen. — Vermischte Nachrichten.

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521

^--dividuelle, Charakteristische besitzt, aber doch die bedeutsamen
Auge herauszuqreifen und mit vielem technischen Geschicke
st'--derzugeben weiß.

„ V. Kaffel. Kaupert's Hessendenkmal, welches zum
^udcnken der unter der französischen Fremdherrschaft gefallenen
d-ssischen Patriotcn errichtet, im vorigen Herbst hier zur Auf-
st-llung kam, bildet eine neue Zierde unferer berühmten Karlsau.
^as Monument stelll cinen in kolossalem Maßstab in weißem
--rvlischen Marmvr gearbeiteten schlummernden Löwen dar und
-st von vortrefslicher Ausführung. Prvsessor Hassenpflug
d-er erhielt mit unserem Landsmann Echtcrmayer inDresdcn
größere Aufträge sür die plastische Dekoration des neuen Ga-
--riegebäudes. Ebenso wurde Bildhauer Brandt hier mit
^usführnng des fllr das Author projektirten Siegcsadlers sowie
d» zugehörigen, der Verherrlichung der jllngsten Siege die-
---nden plastischen Darstelluugeii betraut, deren Aufstellung im
^aus des Frllhjahrs erfolgen wird. — Jn der Ausstellung ist
8-genwärlig nur Pros. Hassenpflug mit einer Kindergrnppe
--- Gipz vertreteir Eine anderc, zum Theil vortrefslich aus-
g-führte Gruppe in Marmor (Goethe's „Fischerknabe") war
!---längst -m Atelier des Künstlers ansgestellt. Hassenpflug
dat durch die Ungunst der Berhältnisse nicht wenig zu leiden
U-ld im Ganzen noch selten Gelegenheit gchabt, sein hervor-
-agendcs Talent in größercn Ausgabcn zu bethätigen. Biele
stiner besten Entwllrfe fehen noch der Ausführung entgegen.
^>° auch eine fllr das hiesige Kunsthaus bestimmle Kolossal-
g-uppe der die Künste bekränzenden Minerva, dcren Ausfllhrung
-ch leider erhebliche Schwierigkeiteu iu den Weg gestellt zii
Uabcn scheinen, insofcrn es, wie mau hörte, der auftraggcbeiiden
-§-sellsä>aft bisher an den erforderlichen Geldmitteln fehlte.
^ollte dic Aussllhrung der Gruppe unterbleibeu, was jedoch
---um anzunehmen ist, so wäre dies um so mehr zu bedauern,
--Is die bereits ausgeführlen Theile derselben im besten Stil
g-.halteu sind uud unserer Stadt eine hervorragende plastische
Äl-rde in Aussicht stellten. — Unter den neu ausgestellten
-^emLlden sind zuuächst drei Arbeiten von H. Faust zu nennen,
ch-lche die Aufmerksamkeit der Kunstfreunde in erhöhtem Grade
-u Anspruch nehmen, insofern sich darin ein nicht gewöhnliches
'gchlent kundgiebt: ein Kinderporträt, ein Studienkopf und eine
g-ößere Komposition zu dcm Gedicht „Der Blunien Rache",
«Irbeiten, die sich ebenso sehr durch tiefe, poesievolle Auffassung
bes Gegenstandes, wie durch großen Geschmack und eine ge-
b-egene Farbeubehandlung auszeichnen, welche letztere uur im
A-ischlon hier und da einige Härten zeigt. Faust begann seine
---nstlerischen Studien unter der bewährten Leitung von Georg
E'och und Prosesfor Mllller hier, war Schüler der hiesigen
^kademie und machte daun mehrere Studienreisen nach den
Niederlanden und nach Jtalien, um sich durch das Studium
b-r großen Koloristen weiter auszubilden. Nachdem bereits
I-üher einzelne Arbeiten des Künstlers auf Ausstellungen in
>-rlin und Mllncheu großcs Aufseheu erregt hatteu, ist der-
--Ibe nach längerem Aufenthalt iu letzterer Stadt vor kurzem
h--rher, in seine Heimath, zurückgekehrt. Faust's künstlerische
ü-ichtung ist offenbar durch Makart bestimmt worden, ohne daß
b--run> zu sagen wäre, daß er dicsen imitire. Eine Auffassung
b-r Natur, wie sie jener Studienkvpf, oder Farbenakkorde, wie
I-h die beiden anderen Bilder zeigen, lassen auf eine durchaus
°s-ginale Anlage schließen. Da wir zumal hier im Norden
->-cht allzu reich au bedeuteudeii koloristischeu Talenten sind, so
--wllen wir uns zu diesem herzlich Glück wünschen und uns
b-r Hofsnung hingeben, daß uns der Künstler noch manches
b-freuliche ZVerk in dieser Richtung bieten werde. Außerdem
->->d noch einige tüchtige Wcrke der Münchener, Düsseldorfer
----d Weimarischen Schule zu nennen. Aus der ersteren eine
^-Abendlandschaft" von Stademann, eiu farbenprächtiges
?Z-ld von Köhnholtz, „Sciroccosturm" und ein Thierstück
r°n Lossow, „frllh erwachter Kampfesmuth". Weimar hat
d-nrebilder vou Souchon und Brütt, sowie^eine gut an-
Megte, doch im Ton etwas zu ties gehaltene Sommerland-
--hast mit Dorfkirche von Franz Arndt gesendet und Düssel-
b°rf jst p„rch eine Winterlaudschaft von Nordgreen gut ver-
--'-I-n. Endlich sind noch zu nennen: eine fein ausgefllhrte
/-Schafweide" von Stelling in Hamburg, ein Architekturbild
O. Meyer in Nürnberg, Landschaften von C. Scheitz
bs-r und Höfler, sowie zwei kleine vortrefflich durchgeführte
^-nrebilder von Friedländer in Wien (Liebesantrag) und
°°n Jrmay (Schlafendes Kind).

Vrnnijchtr Nachiichtrn.

2) Bayerisches Nationalmuseum. Die Feuersgesahr, von
der die Schätze des bayerischen Natioualmuseums in Folge
durchaus zweckwidriger Bauführung bedroht sind, macht in
neuester Zeit wieder viel von sich reden. Das hat seinen
nächsten Grund wohl darin, daß sich eine aus Mitgliedern
beider Fraktionen der Abgeordneten-Kammer gebildete sreie
Kommission in das Museum begab, um nnter Beiziehung zweier
Sachverständiger die ost besprochenen Verhältnisse iu Augen-
schein zu nehmen. Die Bilduug der Kcmmisston, wie dereu
Besuch im Museum wurde durch deu Baureferenten der Kam-
mer der Abgeordneten, Grasen Fugger-Blumenthal, angeregt.
Der eigentliche Zweck dieser Schrilte war der, a» On und
Stelle zu erheben, ob durch die vor zwei Jahren vom Land-
tage bewilligte Summe von 59,tM0 Gulden den Uebelständen,
au welcheu das Museumsgebäude litt, und namentlich der höchst
beunruhigenden Feuersgefahr abgeholfen worden oder uicht.
Da ward denu die mit diesen Mittelu vorgenommene Ein-
wvlbung der Soutcrrains sowie die Legung von Parketbödcu
an Stelle des Cementpflasters im ersten Stockwerke beifällig
konstatirt. Dagegen mußte sich die Kommissiou zu ihrem Be-
daueru davou überzeugen, daß die Feuergesährlichkeit nicht
nur nicht beseitigt, sondern vielmehr uamhaft erhöht wordeu,
so namentlich durch die ganz unzweckmäßigen Thürmchen, welche
man an der Rllckseite des Museums in die Eckeu geklebt und
mit Schwindel erregenden kiirzgewlludenen Wendeltreppen und
blechenen Altanen versehen hat. Sie sollten uach der Jnten-
tion des Baumeisters dazu dienen, im Falle eiues Brandes
von der Rettmigsmaniischaft zur Wegschafsuug der Schätze des
Museums benützt zu werden; doch ging die Kopflosigkeit hiebei
so weit, daß man eiserne Treppen zwischen hölzernen Wändeu
anbrachte.

-2- Die Schleißheimer Gemäldesammlung hat jüngst in
dcr Presse eiue Polemik hervorgeruseu, wclche auch dic Aus-
merksamkeir der bayerischen Regierung auf sich gezogen haben
dllrfte. Es ist uun nichts weniger als meiuc Absicht, als
Vierter in diese Diskussion einzutreten, wenn ich auch wohl
vom Standpunkte der Kllnstler und Kunstsreunde den Wunsch
begreiflich genug finde, die Unbequemlichkeiten beseitigt zu
sehen, welche mit dem Besuche der Galerie in Schleißheim
trotz der Eisenbahn-Verbindung unleugbar verbunden sind,
indem ein solcher Besuch regelmäßig einen ganzen Tag in
Anspruch nimmt. Darum ist es mir auch ganz erklärlich,' daß
der Konservator dcs königl.Kupserstich-Kabinets, Hr. t)r. Schmidt,
der bekannte Kunstgelehrte, von dem Gedanken ausgeheud, daß
durch dic Uebersiedelung dcr Kunstgewerbe-Schule iu das Ge-
bäude der vormaligen kgl. Glasmalereianstalt die Räume des
alten Galerie-Gebäudes am Hofgarten frei werden, eine An-
regung in dem Sinue gebeu wollte, daß der bessere Theil der
Schleißheimer Galerie ebendahin verlegt werdeu solle. Da
jedoch die Räume der vormaligen Gcmäldegalerie am Hofgarteu
bereils der Sammlung von Gipsabgllssen antiker Kunstwerke
überwiesen wordeu, so erscheint die Debatte wcnigstenS nach
dieser Seite hiu als gegenstandslos. Jedenfalls kanu man sich
aber mit vr. Eisenmauii's Vermittelungsvorschlag vollkommeu
einvcrstanden erklären, der dahiu geht, eiue Änzahl interes-
santer uud meist gut erhaltener Bilder aus der Schleißheimer
Galerie iu die Münchener Pinakothek zu versetzen uud die
Lllckeu-in Schleißheim mit Bildern aus dieser und dem Depot
auszufllllen.

2- Münchener Künstlerhaus. Nach langen Vorberathungen
bewarb sich die Münchener Kunstgenossenschast um einen ini
Gemeinde-Eigcnthum befindlicheu Bauplatz iu der Nähe dcr
protestantischeu Schule. Das Geiuch ward bald mehrfach be-
kämpst, zunächst von Leuachbarten Haiiseigeuthümcrn, deneu
iusbesondere die im Künstlerhause zu installirende Gastwirth-
schaft ein Dorn im Auge war. Jn Folgc dessen erklärte sich
der Magistrat bercit, dcr Kunstgenosseiischast einen dem ersten
ganz nahe gelegenen Platz in der Nähe der Westendhalle ab-
zutreten. Da gab es aber einen andern Anstand; der Platz
liegt nämlich so tief (im alteu Stadtgraben), daß die dadurch
nothwendig werdenden Grundbauten einen sehr beträchtlichen
Theil der verfügbaren Mittel aufgezehrt haben würden. An-
gesichts dessen blieb der Kunstgenossenschaft leider nichts übrig,
als das Anerbieten des Magistrates abzulehnen, Nuu ruhte
 
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